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Der Judasbaum gehört zu den Frühlingsblühern, eigentlich könnte man sagen, er ist der König der Frühlingsblüher, denn er entwickelt nicht nur an den Jungtrieben eine Blüte neben der anderen, sondern auch an seinen älteren Ästen, ja sogar am Stamm – mehr Blüten gibt’s nicht auf dieser Welt. Dazu ist er angenehm pflegeleicht, ein gutes und frühes Nährgehölz für alle möglichen Insekten und kleine Tiere und außer dem Cercis siliquastrum noch in vielen, hausgartengeeigneten Sorten verfügbar – ein tolles Gehölz für den Garten, für das Sie nachfolgend eine umfassende Pflege-Anleitung erhalten.
Steckbrief
- Die Judasbäume bilden eine eigene Gattung der Cercis
- Sie gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
- Vier Arten wachsen in Nordamerika, sechs in Asien und eine in Europa
- Der Gewöhnlicher Judasbaum Cercis siliquastrum ist die europäische Art
- Seine natürliche Verbreitung reicht von Südeuropa über die Mittelmeerländer bis nach Vorderasien
- Auch mehrere der anderen Arten wachsen als Zierpflanzen im deutschen Garten
Wuchsform
Der Judasbaum “Cercis siliquastrum” wächst als sommergrüner Strauch oder kann zum kleinen Baum erzogen werden. Bei uns wächst er ziemlich langsam und bildet irgendwann eine recht breite Form und als Baum eine leicht schirmartige Krone aus. Die Endhöhe des Cercis siliquastrum liegt bei etwa sechs Metern.
Eine außergewöhnliche Besonderheit des Judasbaums ist der Sitz seiner Blüten: Sie entwickeln sich büschelweise, und zwar nicht nur an den Zweigen, sondern auch am Stamm und an den älteren Ästen. Dieses biologische Phänomen wird Kauliflorie (Stammblütigkeit) genannt, ein Trick der Pflanze, um kriechenden Insekten und Kleinsäugern komfortablen Zutritt zur Bestäubung und Verbreitung der Samen anzubieten. Wenn die Blüten (noch vor den Blättern) erscheinen, heißt das im Ergebnis einfach: Mehr Blütenfülle ist nicht denkbar, wenn die Blüten nicht irgendwo in der Luft um den Baum erscheinen sollen (und das klappt leider nur in einem Animationsfilm).
Die zweite Besonderheit sind die ausdrucksstarken braunen bis rotbraunen Fruchthülsen, die sich aus den Blüten entwickeln, sie erreichen eine Länge von einigen Zentimetern und bleiben lange am Baum.
Standort
Der Cercis siliquastrum braucht Wärme und Sonne, unter den unten aufgeführten Arten finden sich jedoch auch Judasbäume für halbschattige Standorte. Bei der Standortwahl sollte bedacht werden, dass der Cercis siliquastrum eine imposante Größe erreichen kann, andere Arten der Judasbäume werden noch größer (siehe unten Arten). Es gibt aber auch “echte Zwerge” unter den Arten, die im kleinsten Vorgarten oder im Kübel ihren Platz finden.
Substrat und Boden
Der Gewöhnliche Judasbaum wächst in jedem normalen, lockeren Gartenboden, bevorzugt jedoch kalkhaltige Böden. Es gibt aber auch Judasbäume, die einen breiten pH-Bereich oder eher saure Böden tolerieren, im Zweifel bei der Sortenauswahl erkunden. Am Naturstandort ist der Judasbaum es gewohnt, humusarme Rohböden zu besiedeln, Sie können einen Judasbaum also auch in einen ziemlichen Sandboden setzen, wenn der durchlässig genug ist – ohne dass Sie viel Kompost untermischen müssten, dazu siehe gleich bei “Düngen”.
Gießen und Düngen
Das vielleicht Angenehmste am Judasbaum: Er ist absolut kein Kandidat für die tägliche Tour mit dem Sprenger, denn er ist eine aus dem Süden stammende, an Trockenheit angepasste Art. Diese möchte während der Blüte, des Austriebs und kräftigen Wachstums bei Saisonbeginn genügend Feuchtigkeit zur Verfügung haben, was aber nur bei längerer Trockenheit zusätzliche Bewässerung bedeutet. Ab Ende Juli/Anfang August sollten die kälteempfindlicheren Arten wie der Cercis siliquastrum am besten überhaupt nicht zusätzlich bewässert werden (oder nur, wenn die Blätter schon richtig hängen), sie sollen jetzt nicht mehr wachsen, sondern Kraft tanken, die sie im Winter brauchen werden.
Der Judasbaum braucht in einem normal mit Nährstoffen versorgten Boden überhaupt nicht gedüngt werden, vor allem nicht mit Stickstoff. Den stellt er nämlich selbst her – er zählt zu den sogenannten Leguminosen, die Bakterien “beschäftigen”, die Stickstoff aus der Luft in pflanzenverfügbare Form umwandeln. Von außen zugeführter Stickstoff wäre also sofort eine Überdüngung, allenfalls könnten Phosphor und Kalium zugeführt werden, mit denen der Judasbaum gut versorgt sein möchte. Aber das bitte auch erst nach Bodenanalyse, unsere Böden sind mit beidem in der Regel eher zu gut versorgt. Bei Sandboden, der nicht selten sauer ist, sollte der pH-Wert bis in den neutralen bzw. leicht alkalischen Bereich aufgekalkt werden.
Schneiden
Sie müssen den Judasbaum nicht unbedingt in Form schneiden, wenn der Platz vorhanden ist, können Sie die Schnittmaßnahmen auf den regelmäßigen Pflegeschnitt (tote und beschädigte Zweige entfernen) beschränken. Ein Judasbaum erneuert sich immer wieder von selbst, wenn er ungehindert wachsen darf.
Zur Erziehung einer schönen Strauchform ist ein regelmäßiger Schnitt jedoch empfehlenswert, und zur Erziehung eines kleinen Baumes mit einer schönen Krone ist er notwendig. Wie Sie die jeweilige Form am besten erziehen können, können Sie speziellen Schnitt-Anleitungen entnehmen, bei der Strauchform ist es einfacher, aber Sie haben mehrere Möglichkeiten, ein Baum ist am Anfang etwas komplizierter zu erziehen. Wenn es Ihnen nicht um schnellen Höhengewinn geht, können Sie die Triebe bis zu einem Drittel einkürzen, der Judasbaum wird dann vielleicht ein wenig später mit der Blüte anfangen (er blüht am mehrjährigen Trieb), Sie erziehen ihn aber zum stabilen und robusten Gehölz.
Der Hauptschnitt des Judasbaums sollte kurz vor der Blüte durchgeführt werden (keine Angst, Sie schneiden die Blüte nicht weg, der Judasbaum blüht überall), leichte Korrektur-Schnitte können Sie jederzeit vornehmen, nur nicht bei großer Hitze. Wenn ein Judasbaum außer Form geraten ist und stärkere Korrekturen notwendig sind, verträgt er das gut, dieser Rückschnitt sollte dann aber nach der Hauptfrostperiode im Februar/März vorgenommen werden (nicht bei Temperaturen unter Null).
Überwintern
Ausgerechnet der Gemeine Judasbaum Cercis siliquastrum, der bei uns seit rund 400 Jahren angebaut wird, ist in der Jugend frostempfindlich – er hat auch in dieser langen Zeit nicht vergessen, dass er eigentlich aus dem Mittelmeer-Gebiet kommt.
In einer durchschnittlich kalten Gegend Deutschlands ist das kein Problem, der Judasbaum braucht dann nur in den ersten Jahren einen Winterschutz. Er gewöhnt sich beim Aufwachsen an Kälte, die ausgewachsenen Pflanzen sind dann robust genug für den deutschen Winter (nur bei Extrem-Temperaturen bekommen sie nach wie vor Unterstützung).
Arten und Sorten
Zur Gattung Cercis gehören rund ein Dutzend Judasbäume, von denen alle Arten außer dem Cercis siliquastrum in Nordamerika und in Asien ihre größte Verbreitung gefunden haben. Auch deren Heimat liegt jedoch in den mediterranen Gebieten der Nordhalbkugel, sie wachsen also sehr gerne bei uns (in der “alten Heimat”), Sie haben damit einige Sorten Judasbäume zur Auswahl:
1. Chinesischer Judasbaum (Cercis chinensis): Dieser Strauch erreicht nur Wuchshöhen um 2,5 m und entwickelt wunderschöne Blüten, die bei der Sorte “Avondale” deutlich reichlicher als beim Cercis siliquastrum erscheinen sollen. Braucht als junge Pflanze Winterschutz.
2. Aufrechter Judasbaum, Cercis glabra oder C. yunnanensis: Mit Winterhärtezone 6 bis 8 (deckt damit genau die Winterhärtezonen ab, die in Deutschland vorkommen), aufrechtem, langsamem Strauchwuchs und einer Endhöhe zwischen 3 und 4,5 m ein schöner Judasbaum für den deutschen Hausgarten.
3. Cercis occidentalis oder Cercis canadensis var. orbiculata (Cercis orbiculata): Strauch mit Wuchshöhen von bis zu 4,5 m, der von Kalifornien bis Arizona wächst, Sonne bis Halbschatten, braucht Winterkälte, um zwischen März bis Mai viele hellvioletten Blüten zu entwickeln, an Sonnenstandorten rote Herbstfärbung, junge C. occidentalis sind aber nur bis rund minus 7 Grad winterhart. Verträgt jeden pH-Wert von 5,5 bis 8.
4. Gewöhnlicher Judasbaum, Cercis siliquastrum: “Unser” Judasbaum und damit hier der bekannteste Judasbaum, wird in mehreren Zuchtformen gehandelt:
- C. siliquastrum “Alba” entwickelt strahlend weiße Blüten
- C. siliquastrum “Bodnant” hat sehr dunkelrosa Blüten
- C. siliquastrum “Rubra” trägt dunkelrote Blüten
5. Kanadischer oder Östlicher Judasbaum (Cercis canadensis), wird in mehreren Varianten kultiviert:
- Cercis canadensis var. canadensis: Großer Judasbaum mit einer Höhe zwischen 4 und 10 m, der gut im Halbschatten gedeiht, dunkelrosa Blüte im März, wächst in ganz Nordamerika und Kanada, bei uns absolut winterhart, blüht im März
- Cercis canadensis var. texensis, Cercis texensis (mitunter auch Cercis occidentalis var. texensis): Mittelgroßer Judasbaum mit einer Endhöhe zwischen 3 und 6 m, kann als großer Strauch oder kleiner Baum kultiviert werden, unterscheidet sich neben der kleineren Statur von dem mehr östlich verbreiteten “var. canadensis” durch kleinere, glänzendere und dichter behaarte Blätter mit gewellten Kanten, mehr rote Samenkapseln und eine größere Trockenheitstoleranz, verträgt Sonne bis Halbschatten, blüht im März/April.
- Cercis canadensis var. mexicana oder Cercis mexicana: Kleinwüchsige Variante zwischen 1,5 und 3,6 m, wächst im Süden der USA und in Mexiko und hält dementsprechend noch mehr Trockenheit als die texanische Variante aus, braucht viel Sonne, blüht zwischen Februar und April.
Es werden noch weitere fünf Arten Judasbäume kultiviert, besonders große, früh blühende, Blütenketten bildende, großblättrige … Judasbäume können fast jeden Wunsch erfüllen.
Häufig gestellte Fragen
Mein Judasbaum “Forest Pansy” schwächelt trotz gutem Winterschutz?
Die rotlaubige Zuchtsorte “Forest Pansy” wird im Handel meist als winterhärter als der gewöhnliche Cercis siliquastrum verkauft, die durchschnittliche, in Foren berichtete Erfahrung geht aber eher in Richtung “empfindliche Diva”. Düngen Sie Ihren “Forest Pansy” nur mit Phosphor und Kalium (keinen Stickstoff), und auch das nur bis Juli, damit die Neutriebe bis zum Winter ausreifen können. Wenn er sich dann nicht langsam abhärtet, sollten Sie sich von dem “Forest Pansy” verabschieden und sich einen “Cercis canadensis var. canadensis” zulegen, der schreckt vor kanadischen Wintern nicht zurück und vor deutschen erst recht nicht.
Die Stammblütigkeit fasziniert mich – gibt es noch mehr solche Gehölze für deutsche Gärten?
Ja, Sie können ihrem Cercis einen immerhin nach ihm benannten “Cercidiphyllum japonicum” zugesellen, einen Kuchenbaum. Dessen winzige Blüten sind zwar noch nicht einmal dann sehr beeindruckend, wenn sie am Stamm wachsen, aber er ist immerhin ein Stammblüter – neben dem Judasbaum der einzige unter unseren Gartengehölzen. Der Kuchenbaum fällt aber eigentlich durch ein anderes, witziges und außergewöhnliches Talent auf: Wenn seine Blätter langsam welk werden, strömen sie köstlichen Lebkuchen aus, gerade rechtzeitig zum Appetit anregen, wenn im September das erste Weihnachtsgebäck in den Supermärkten auftaucht.