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Habanero, lass’ uns die Jalapenos fangen – Was nach Wilder Westen pur klingt, ist eher ein Gespräch unter leidenschaftlichen Chili-Freunden, die gerade die Sorten zum selber Anbauen auswählen. Zu diesen Chili-Sorten gehören die Jalapenos und Habanero, und als wohl prominenteste Vertreter aller Chili-Sorten werden sie bei jedem Anbau-Vorhaben sicher dabei sein. Nachfolgend erfahren Sie, wie das funktioniert.
Steckbrief
- Jalapenos und Habaneros sind Sorten aus der Welt der Chilis
- Die Welt der Chilis ist botanisch die Welt der Paprika
- Die Gattung Paprika (botanisch Capsicum) wird in 5 von 33 Arten seit Ewigkeiten kultiviert
- In jeder der 5 Arten werden runde Paprika, lange Paprika und kleine scharfe Paprika geerntet
- Die je nach Anbaugebiet und Geschmack der Art/Sorte als Paprika, Peperoni oder Chili gehandelt werden
- Unter den Chilis werden dann Jalapenos und Habaneros u. a. unterschieden
- Jeweils wiederum in unzähligen Zuchtsorten
- Die Sie alle selber anbauen können
Vorstellung: Die Dicke und die Scharfe
Auf die ganze Welt bezogen dürften Jalapenos und Habaneros die wichtigsten Zuchtformen mit seit langer Zeit feststehenden ausgeprägten Charakteristika sein:
Jalapeños werden um 8 cm lang, um 2 cm dick, sind unreif meist grün (ein paar Zuchtformen legen lieber Farbenspiele in schwarz, weiß, dunkel-violett vor) und zeigen mit Reife ein kräftiges Rot. Sie sind pikant scharf, weil sie wie alle Chilis mehr Capsaicin enthalten als Paprikas. Pikant scharf bedeutet: Zwischen 2.500 und 8.000 Einheiten auf der zur Schärfebestimmung verwendeten Scoville-Skala, schon ganz ordentlich.
Aber nichts gegen einen Habanero, der zweiten der hier vorgestellten Sorten: Habaneros zeigen zunächst grüne Früchte, die gelb, orange, rot werden, mal klein und rundlich und mal größer und länglich geformt. Und sie sind “ein wenig schärfer” als Jalapenos, die Durchschnitts-Habanero bringt es auf 250.000 bis 300.000 Scoville-Einheiten, Spezialzüchtungen schaffen bis 500.000 Scoville.
Aussaat
Jalapenos und Habaneros werden angebaut wie normales Gemüse, brauchen nur sehr viel mehr Wärme als Durchschnitts-Gemüse. Wobei es nicht um die Höhe der Temperaturen geht (ab 20 °C frieren Chilis nicht mehr), sondern um die Anzahl der warmen Tage. Unsere Sommer sind für Chilis sehr kurz, deshalb kann die eigene Ernte nur mit sorgfältigem Zeitplan gelingen. Wenn es bei uns draußen schön warm wird (und einen hoffentlich sonnigen Sommer so bleibt), sollten die Chili-Pflanzen bereits fertig zum Auspflanzen bereit stehen.
Was konkret bedeutet: Aussaat 8 Wochen vor dem geplanten Auspflanzen – wegen der Eisheiligen heißt das in den meisten Regionen Deutschlands: 8 Wochen vor dem letzten Frost. Denn die Chilis brauchen vom Auspflanzen bis zur Ernte (Reife) mindestens 60 bis höchstens 120 Tage. Zwei bis vier Monate, je nachdem, wie schnell eine Sorte fruchtet, wie warm der Sommer insgesamt ist, wie häufig ein paar kalte Tage die Reife verzögern oder eine Hitzeperiode die Reife forciert … Je nach Region beginnt die Chili-Anzuchtzeit daher bereits Mitte Januar, Mitte Februar, spätestens Mitte März.
So gehen Sie vor:
- Aufstellplatz für die Anzucht: Mind. 22 °C oder mehr, heller warmer Platz z. B. auf der Fensterbank mit Heizung darunter
- Anzuchtschalen: Z. B. Zimmergewächshaus aus Pflanzschale mit transparentem Aufsatz und regulierbarer Lüftung
- Anzuchterde aus humusreicher Gartenerde (ohne Dünger) + Sand mischen oder fertig kaufen
- Bei 200 °C für 30 min im Backofen sterilisieren
- Alternative: In der “Gärtnerei um die Ecke” nach sterilisierter Erde fragen
- Alternative: Käufliche Anzucht-Tabletten, die vor Verwendung in Wasser aufquellen müssen
- Samenkorn zum Brechen der Winterruhe einige Stunden in warmem Wasser quellen lassen.
- Viele Chilis: 2 bis 3 Saatkörner pro Anzucht-Topf oder -Feld ausbringen
- Wenige Chilis: Jedes Saatkorn einzeln aussäen, erspart später das Pikieren
- Dunkelkeimer mit dünner Erdschicht (3-5 mm) bedecken
- Anzuchterde vorsichtig mit lauwarmem Wasser angießen
- Transparenten Deckel Anzucht-Gefäß schließen
- Lüftungsklappen öffnen oder Streichholz zwischen Ober- und Unterteil klemmen
- Warten, bei 30 °C brauchen Chili-Samen ca. 8 Tage, bei 10 °C ein paar Wochen (Mindesttemperatur, darunter keimt kein Chili)
- Wenn die Keimlinge aus der Erde schauen, brauchen sie zum Wachsen Licht und Sonne
- Anzuchtschalen mit Samen an vorgesehenen hellen, warmen Platz stellen
- Ggf. mit Styropor, Heizmatten, Heizkabel etc. für “warme Füße” sorgen
- Keimlinge beobachten, mickriger Drehwuchs ist ein Zeichen für Lichtmangel
- Dann können spezielle Pflanzenlampen helfen (15 – 20 cm Abstand zur Pflanze, täglich 12 – 14 Stunden anschalten)
Pikieren (Umsetzen)
Wenn die Samen aufgegangen sind, dürfen sie wachsen, bis sie zwei Blattpaare entwickelt haben. Dann wird pikiert, bei eng ausgesäten Pflanzen Voraussetzung für gesunde Wurzelbildung. So geht das Pikieren am Einfachsten vonstatten:
- Eine gute Hilfe ist ein Pikierstab, zu ersetzen durch Ess-Stäbchen (China-Restaurant)
- Mit dem Stab wird die Erde um die Wurzeln gelockert, bis die Wurzel “in die Hand springt”
- Vorsichtig in neue Töpfe setzen und gute Blumenerde drumherum verteilen
- Chilis tief setzen, der gesamte Stiel bis zum ersten Blattpaar soll verschwinden, um neue Wurzeln zu bilden
Aufziehen und Abhärten
Jetzt müssen die kleinen Chili-Pflanzen wachsen und währenddessen auf ihr Leben in der Freiheit vorbereitet werden:
- Ab Außentemperaturen von ca. 8 – 10 °C werden sie gelegentlich zum Abhärten nach draußen gestellt
- Zum Beispiel in die Vormittagssonne, schön windgeschützt, und durch Sie beschützt vor Vogelfraß und Sonnenbrand (mittags reinholen)
- Manche Chili-Gärtner geben schon jetzt phosphorhaltigen Flüssigdünger in sehr schwacher Konzentration
- Der soll das jetzt so wichtige Wurzelwachstum noch ein wenig “puschen”
Standort im Garten vorbereiten
So sieht der optimale Standort für die Chilis aus:
- Sonnig und windgeschützt
- pH-Wert: 6,0 – 6,5 (Sandboden: 5,0 – 5,5, Tonboden 6,5 – 7,5)
- 8 bis 10 Tage vor Auspflanzen Erde vorbereiten
- Nährstoffarmen Boden mit etwas Kompost und/oder Stallmist aufbessern
- In zu lockeren Böden verbessert Kompost die Wasserspeicherung, in zu dichten die Drainage
- Besonders nach stark zehrenden Pflanzen 40 – 80 g Volldünger pro qm geben
- Beet eventuell zum Vorwärmen mit schwarzer Folie abdecken
Auspflanzen
Rund einen Monat später, wenn die Tag- und Nachttemperaturen im Garten um 18 – 20 °C liegen, dürfen die Chili-Pflanzen in den Garten umziehen:
- Pflanzloch so groß graben, dass die Wurzel ohne Anstoßen eingesetzt werden kann
- Chili so tief setzen, dass das obere Ende des Wurzelballens ca. 1 cm bedeckt ist
- In Abstände von mindestens 30 bis 40 cm
- Einzelne Sorten brauchen mehr Platz
- Mulch auf der Erde verringert die Verdunstung und unterdrückt Fremdbewuchs
- Kleine Pflanzen gut angießen
- Langzeitdünger nach Anweisung Hersteller anmischen und gleichmäßig verteilt ausbringen
- Nach der Aussaat Erde in unmittelbarer Umgebung des Samens gut feucht halten
- Dazu am Anfang nur direkt um den Stamm herum gießen
- Später wird die Erde leicht feucht, aber nicht nass eingestellt
- Dazu Radius des Gießens rund um den Stamm nach und nach vergrößern
Sichere Ernte
Wenn Sie viele Chilis stressfrei zur Reife bringen wollen, empfiehlt sich Kultur im Gewächshaus (Wintergarten), was allerdings nur etwas bringt, wenn diese Räume geheizt werden.
Je mehr Licht Sie zu bieten haben, desto wärmer können Sie die Chilis heranziehen:
- Tageslicht Frühjahr = 20 °C
- Tageslicht Frühjahr + künstliche Beleuchtung = 24 °C
- Südseite mit viel Sonne, ungefilterte UV-Einstrahlung durch Spezialglas = 28 °C
Je mehr Licht und Wärme, desto größer die Chance, viele vollreife, aromatische Chili-Früchte zu ernten …
Die hohe Luftfeuchtigkeit, die sich bei Anzucht einer “ganzen Chili-Farm” zwangsläufig einstellt, stört erst einmal nicht. Sie müssen nur häufig lüften und sorgfältig auf Anzeichen von Schädlings-Schimmelbefall achten.
Jalapenos oder Habanero selber anbauen wäre damit geschafft – im Garten viel Spaß mit der Hege, Pflege, Ernte und Vermehrung der Chilis, beim Lesen viel Spaß bei Auswahl der Sorten:
Jalapenos: Sorten
Jalapenos werden aus der Chilis-Art Capsicum annuum gezogen, ursprünglich nur in ihrer Heimat Mexiko. Mit jedem “Original mexikanischen BBQ”, das mit dem Massentourismus neue Horizonte eroberte, kam auch die Jalapeno ein wenig weiter herum – heute ist die Mexikanerin eine Berühmtheit, weltweit eine der bekanntesten und am meisten verzehrten Chilis. Hier die Liste der bekanntesten Jalapeno-Varianten, mit Angabe des Schärfegrads von 1 (mild) bis 10 (höllenscharf):
- Early Jalapeno: Robuster Jalapeno für Regionen mit kurzen Sommern, Schärfe 6
- Jalafuego F1: Neue Zucht für Gewächshäuser, resistent gegen diverse Krankheiten, Schärfe 7
- Jalapeno #4: Mexikanischer Klassiker mit Schärfe 4
- Jalapeno Conchos (F1): Neu und auf hohen Ertrag gezüchtet, Schärfe 5
- Jalapeno Craig’s Grande: Craig kennen wir nicht, aber Grande stimmt, mit Schärfe 7
- Jalapeño Dulce: Süß nun nicht gerade, aber bei Schärfe 1 muss man genau hinschmecken …
- Jalapeño Farmers Market Potato: Mild und kartoffelähnlich verkorkt, ein Spaß in Schärfe 2
- Jalapeño Gigantia: Sehr große Früchte mit sehr viel Schärfe (7)
- Jalapeno Jaloro: Form Jalapeno, Farbe Orange, Schärfegrad 7
- Jalapeño Multi-Color reift tatsächlich in allen Regenbogenfarben, Schärfe 6
- Jalapeno NuMex Primavera: Volles Aroma ohne volle Schärfe – Genuss für sensible Gaumen in Schärfe 3
- Jalapeno NuMex Vaquero: Neue vom “Chile Pepper Institute” entwickelte Jalapeno, Schärfe 7
- Jalapeño piccante: Klassischer Begleiter von TexMex-Leckereien mit erträglicher Schärfe 6
- NuMex Jalapeno Lemon Spice: Zitronenfarbene Kreuzung mit Schärfe 7
- NuMex Jalapeno Orange Spice: Leuchtend orange Schärfe 7
- NuMex Jalapeno Pumpkin Spice: Kürbisförmige Schärfe 7
- Purple Jalapeno: Erstaunliche lila Farbe, erstaunliche Schärfe 7
Habaneros: Sorten
Habaneros werden aus der Chilis-Art Capsicum chinense gezogen und zeigen eine ziemliche Varianz innerhalb ihrer Sorten. In Mexiko werden auf der Halbinsel Yucatan fast nur gelbe und orange Habaneros angebaut, aus der Karibik kommen knallrote Habaneros; das typisch tropisch-fruchtige Aroma haben sie alle. Und vor allem sind sie scharf, fast alle wirklich unfassbar scharf. Hier die Liste der bekanntesten Habanero-Sorten:
- Habanero Bianco: Weisse Habanero Chili mit “unschuldigem” Schärfegrad 10
- Habanero Cappuccino: Neue Habanero Sorte, bei der nicht nur die Schärfe anregt?
- Habanero Caribbean Red: Karibische Habanero mit viel Aroma
- Habanero Datil: Lang, schmal, geschmackvoll, Schärfe 6
- Habanero Dulce, milde Schärfe 1, deutlich rauchiger Habanero-Geschmack
- Habanero Ebony Giant, Teufelsschärfe in großen dunkelbraunen Früchten
- Habanero Franzisca; unbekannte Schwester der Massensorte Red Savina
- Habanero Galapagos Isabella Red kommt tatsächlich von den Galapagos Inseln
- Habanero Lemon: Vielseitige Lemon-Variante mit Extremschärfe 10+
- Habanero Martinique: Viel Aroma von der Insel
- Habanero Naranja, ungewöhnlich reich tragende Habanero-Variation
- Habanero Pastel trägt pastelfarbene Früchte in Schärfe 6
- Habanero Red: Traditionelle rote Habanero aus Mexiko
- Habanero Uganda: Kompakt wachsende rote Variante aus Afrika
- Habanero Umba: Groß, rot, scharf, typisch Habanero
- Habanero White Giant: Noch so eine weiße Unschuld mit Höllenschärfe in der Hinterhand …
- Habanero Morado, eine der schärftsten Habaneros überhaupt
- Tropical Red Habanero: Roter Klassiker mit deutlichen Fruchtakzenten
Die Angabe von Schärfegraden war hier überflüssig, bis auf die benannten Habaneros für Sensibelchen haben Habaneros immer Schärfegrad 10 “auf der Uhr”.
Häufig gestellte Fragen
Kommen Habaneros aus Kuba?
Sie meinen, “Habanero” wie “aus Havanna stammend”? Behaupten sie zwar, wurde aber anders erforscht: Habanero kommen von der mexikanischen Halbinsel Yucatán, wo sie auch heute noch zu 100 % mehr angebaut werden als auf Kuba …
Gibt es noch weitere Chili-Sorten außer Jalapenos und Habaneros, die als eigene Zuchtlinien bekannt sind und in diversen Zuchtsorten gezogen werden?
Oh ja, eine ganze Menge: Zu den neben Jalapenos und “Habbies” bekannteren Sorten zählen noch Cayenne, die “Scharfe Rote aus dem Cayenne-Pfeffer”, und Tabasco, auch eher kulinarisch als botanisch vom “eigenen Produkt” Tabasco-Sauce bekannt. Kennern bekannte Zuchtlinien sind z. B.: 7 Pot, Aji Amarillo, Bhut Jolokia, Carolina Reaper, Chipotle, Kirschpaprika, Lemon Drop, Naga Jolokia, Peter Pepper, Piment d’Espelette, Piri Piri, Poblano (Ancho), Rocoto, Scotch Bonnet, Serrano, Thai Chili und Trinidad Scorpion.