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Gärtner lieben Hortensien – völlig zu Recht, große Blütenbälle in sanften Farben können verzücken. Viele Gärtner haben aber auch großen Respekt vorm Schneiden und Überwintern der Hortensien. Auch zu Recht, unsere häufigsten Hortensien werden ausgerechnet aus Arten mit sehr warmer Heimat gezüchtet, sind bei uns nur “gerade so” winterhart und im Beschnitt auch nicht ganz unkompliziert. Dabei gibt es eine ganze Gruppe von Hortensien, die viel besser für kaltes Klima geeignet sind und auch einfacher zu beschneiden sind. Lesen Sie nachfolgend die Anleitung, zum Schneiden und Überwintern der verschiedensten Hortensien-Arten.
Schnittgruppe 1
Die vielen Arten Hortensien lassen sich grob in zwei Schnittgruppen einteilen, von denen zunächst die Schnittgruppe vorgestellt wird, mit der Sie es am Häufigsten zu tun haben:
1. Garten-Hortensien
Unsere bekannteste Hortensie ist die Garten-Hortensie “Hydrangea macrophylla”, die in unserem Kulturraum seit dem Jahr 1790 in Zucht ist, angefangen in England. Dabei wurden zwei der in Japan bekannten Varietäten eingeführt und weitergezüchtet, die in zwei Gruppen unterschieden werden:
- Die bekanntesten Garten-Hortensien stammen von der “Hydrangea macrophylla var. macrophylla” ab, das sind die Hortensien mit den gleichförmigen bunten Blütenbällen, alles unfruchtbare Scheinblüten, die aus vergrößerten Kelchblättern bestehen, die winzigen fruchtbaren Blüten wurden meist vollkommen weggezüchtet. In England wird diese Gruppe “mopheads” (Moppkopf, Puschelkopf) genannt, bei uns haben sie keinen besonderen Namen, sie werden als Gartenhortensien/Bauernhortensien/Ballhortensien verkauft.
- Die bei uns weniger verbreitete zweite Zuchtgruppe geht von den “Hydrangea macrophylla var. normalis” aus. Diese Gruppe wird bei uns Kelchblatt-Hortensie genannt, auf Englisch heißen sie etwas besser passend “lacecaps” (Kappen mit Borte, Schmuckband), mit Blütenzentrum aus winzigen fruchtbaren Blüten umgeben von einem Schmuckband aus großen Schaublüten.
2. Tellerhortensien
Ebenfalls in fast jedem Gartencenter zu finden sind die Teller-Hortensien, aber nicht unbedingt in einer Art mit einem Namen: Bei den Teller-Hortensien streiten sich schon die Botaniker, ob sie eine eigene Art “Hydrangea serrata” oder eine Unterart der Hydrangea macrophylla (var. serrata) ist. Im Handel können Sie deshalb auf Teller-Hortensien aus Hydrangea macrophylla mit oder ohne Zusatz “Lacecap-Typ”, H. serrata oder aus anderen Hortensien-Arten stoßen, siehe 3.
3. Weitere Sorten dieser Schnittgruppe
Die bei uns angebotenen (oder über das Internet im Ausland zu bestellenden) Hortensien-Arten werden immer zahlreicher, folgende Hortensien könnten Ihnen heute angeboten werden, die ebenfalls zur ersten Schnittgruppe gehören:
- “Hydrangea anomala petiolaris”: Kletterhortensie
- “Hydrangea aspera”: Fell-Hortensie oder Teller-Hortensie
- “Hydrangea heteromalla”: Gebirgs-Hortensie, auch als Teller-Hortensie im Angebot
- “Hydrangea involucrata”: Strauch-Hortensie oder Kugel-Hortensie, manchmal auch als Teller-Hortensie angeboten
- “Hydrangea quercifolia”: Eichenblatt-Hortensie
- “Hydrangea sargentiana”: Samt-Hortensie
- “Hydrangea seemannii”: Immergrüne Kletterhortensie
- “Hydrangea villosa”: Samt- oder Fell-Hortensie, auch als Teller-Hortensie angeboten
So schneiden Sie Gartenhortensie & Co.
Alle gerade aufgeführten Hortensien-Arten haben eines gemeinsam: Diese Hortensien blühen aus jedem Trieb, auch am mehrjährigen Holz. Und sie bereiten in der laufenden Saison den Austrieb für das nächste Jahr vor, unter der gerade abgeblühten Blüte ist bereits der Ansatz der nächsten Blüte im Entstehen. Das hat Folgen für den Schnitt:
- verblühte Blütenstände einfach stehen lassen
- wirken ein wenig als Winterschutz bei diesen eher kälteempfindlichen Arten
- Entfernen des alten Blütenstands erst im zeitigen Frühjahr
- genau über bereits sichtbarer neuen Knospe
- richtige Zeitpunkt für Schnitt, wenn sicher kein Frost mehr zu erwarten
- dabei auch abgestorbene Triebspitzen wegschneiden
- brauchen darüber hinaus eigentlich keine umfassende Schnittpflege
- so wenig wie möglich beschneiden, da sie auch aus mehrjährigen Zweigen Blüten entwickeln
- Ausnahme: Kletterhortensien beobachten
- Triebe nicht zu weit von Spitzen entfernen lassen
- Gefahr des “Übergewichts” nach vorn
Schnittgruppe 2
Gerade haben wir die bekannteren, aber eigentlich recht empfindlichen Hortensien genannt, beliebter werden bei uns gerade zwei unverwüstliche Hortensien-Arten, die eine eigene Schnittgruppe bilden:
1. Berg- und Wald-Hortensien
“Hydrangea arborescens” sind die Berg-Hortensien oder Wald-Hortensien, von denen bei uns vor allem die Variante H. arborescens subsp. arborescens im Handel ist, z. B. als bekannte Schneeball-Hortensie “Annabelle”.
2. Rispenhortensien
Diese werden botanisch als “Hydrangea paniculata” bezeichnet und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, z. B. wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Abgase und andere Luftverschmutzungen – wobei sicher bezweifelt werden kann, ob es wirklich der richtige Weg ist, anstatt Abstellen einer Luftverschmutzung widerstandsfähige Pflanzen einzusetzen …
So schneiden Sie Rispen- und Wald-Hortensien
Die Rispen-Hortensien und die Wald-Hortensien haben ein ganz anderes Austriebsverhalten als die erste Schnittgruppe – das ihre Schnittpflege für uns erleichtert, aber auch grundlegend ändert:
- entwickeln Blüten am Austrieb der aktuellen Saison
- nach Blüte beschneiden
- Stutzen aller Triebe bis auf ein Augenpaar im Herbst sorgt für Verzweigung
- Hortensien auf etwa zwei Drittel des neuen Austriebs zurückschneiden
- nur so buschiges und blütenreiches Wachstum
- Unterlassen der Verjüngung durch Schnitt führt zu Verkahlung
- Auslichten bei zu dichter Verzweigung
- schwächste und am ungünstigsten wachsenden Triebe aussortieren
- Beschneiden direkt nach der Blüte in milden Regionen lässt bei einigen Sorten Blüten nachkommen
- in kalten Gegenden besser erst zu Frühjahrsbeginn schneiden
- altes Laub als Winterschutz
Überwintern
Hortensien, die in kleineren Kübeln gehalten werden, sollten besser frostfrei überwintern, Hortensien in größeren Kübeln (um 40 cm) werden mit Winterschutz an einen windgeschützten Ort im Freien gestellt.
Bei den Freiland-Hortensien ist vor allem die Gruppe 1 bei uns eigentlich nicht so richtig winterhart. Sie brauchen Winterschutz im Wurzelbereich, je kälter die Gegend, desto dicker. In harten Wintern sollten Sie auch die Kronen schützten, weil sonst viele Triebe absterben. Der Schnitt im Frühjahr sollte erfolgen, wenn keine Fröste mehr zu befürchten sind, Spätfrost schädigt die jungen Triebe mit den Blütenansätzen. Wenn unvermutet später Forst auftritt, sollten Sie die jungen Triebe über diese Zeit durch eine Abdeckung schützen.
In Bezug auf die Winterhärte gibt es ansonsten Unterschiede von Art zu Art, hier eine Übersicht:
- “Hydrangea anomala petiolaris” wächst natürlich im Himalaya-Gebirge, hat auch wegen ihrer Wuchskraft keine Probleme mit Frost
- “Hydrangea aspera” aus der Mitte Chinas ist “gut winterhart”, also gerade so, in rauen Gegenden besser Winterschutz aufbringen
- “Hydrangea heteromalla” wächst in der Natur bis ins Himalaya-Gebirge und ist deshalb gut winterhart
- “Hydrangea involucrata”: kälteempfindliche japanische Art, braucht einen sehr geschützten Platz, um gut über den Winter zu kommen
- “Hydrangea macrophylla”: kommt aus Südost-Japan und Süd-Brasilien, in beiden Varianten nur mäßig winterhart
- “Hydrangea quercifolia”: Herkunft aus dem Südosten der USA und damit bei uns gewöhnlich winterhart
- “Hydrangea sargentiana”: kommt aus dem Westen Chinas, leicht spätfrostempfindlich, treiben nach aber Schäden wieder durch
- “Hydrangea seemannii” kommt aus Mexikos Sierra Madre hat damit Schwierigkeiten mit unserem kalten Klima, braucht guten Schutz und möglichst einen Standort gen Süden
- “Hydrangea serrata”: in einigen Sorten winterfest, aber nur mit Schutz winterhart, in einigen Sorten recht gut winterhart, stammt aus Japan und Korea
- “Hydrangea villosa”: ist eigentlich eine “Hydrangea aspera” der Villosa-Gruppe, gleiche Ansprüche wie diese
Die Hortensien der Schnittgruppe 2 sind sehr gut winterhart bei uns:
- “Hydrangea arborescens” stammt aus dem östlichen Nordamerika und ist unproblematisch frosthart, “Annabelle” soll sogar Winterhärte-Zone 3a und damit -39.9 °C aushalten
- “Hydrangea paniculata”: wegen Blüte an diesjährigen Zweigen würde Frost nichts schaden, aber mit Herkunft von der Ostküste Russland, China ohnehin gut winterhart
Zuchtsorten
Bei den vielen Zuchtsorten der Hortensien richten sich Schnitt und Überwinterung nach der Abstammung. Wenn Sie genau wissen, aus welchen “Eltern” eine Zuchtsorte entstanden ist, können Sie also einfach oben nachlesen.
Leider ist das sehr häufig nicht der Fall: Die Zuchtsorten, die keinen botanischen Namen wie “anomala petiolaris” usw. tragen, sondern einfach Hydrangea heißen, direkt gefolgt von einem Sortennamen wie “Amsterdam” oder “Saxon”, sind manchmal aus bekannten Elternsorten gezogen, über die Sie aber nur in einem Fachbetrieb aufgeklärt werden können, ansonsten können Sie höchstens aus dem äußeren Erscheinungsbild die Abstammung erraten. Manchmal wurden aber auch in einem Genlabor die verschiedensten Arten bunt gemischt, dann müssen Sie sich auf die Händler-Angaben zur Winterhärte verlassen, die erfahrungsgemäß nicht immer sehr genau sind (verlassen können Sie sich jedoch darauf, dass im Zweifel Ihnen die Schuld zugewiesen wird, wenn eine Hortensie nicht durchhält).
Häufig gestellte Fragen
Auf der offiziellen “Endless Summer”-Website www.hortensie-endless-summer.de können Sie das nachlesen, dort steht unten auf der Seite “The Original” Hydrangea macrophylla ‘Bailmer’ PP15,298 (= Nummer des US-amerikanischen Pflanzen-Patents). Also eine Zucht aus “Hydrangea macrophylla”, was eigentlich bedeuten würde, dass diese Sorte in rauen Gegenden gut Winterschutz gebrauchen kann. Nach Händler-Angaben soll sie aber Frost bis -30 °C vertragen und am neuen Holz blühen, wenn dieses nicht vom Spätfrost erwischt wird, dürfte sie mit deutschem Klima eigentlich keine Probleme haben. In Foren finden sich jedoch Erfahrungsberichte, nach denen ganz normale Bauernhortensien mit Spätfrösten (und anschließendem Rückschnitt) besser zurechtkommen, während die Zuchtsorte lange dünne Triebe mit ganz wenig Blüten zeigt …
Oh ja, alle Pflanzenteile der Hortensien sind ziemlich giftig, sie enthalten verschiedene Glycoside wie Saponine und Cyanogene Glycoside, die bei ihrer Zersetzung u. a. Blausäure bilden. Verspeisen bzw. Kosten von Hortensien ist also nicht zu empfehlen, sogar ein intensiver Kontakt kann sich bei empfindlichen Menschen in allergischen Symptomen äußern.