Greifvögel wirken eine besondere Faszination auf den Menschen aus. 13 heimische Greifvogelarten können Sie in Deutschland über das Jahr beobachten, die Ihnen in diesem Artikel vorgestellt werden.
Was genau sind Greifvögel?
Greifvögel in Deutschland gehören zu 2 spezifischen Familien innerhalb der Ordnung Accipitriformes, die Habichtartigen (Accipitridae) und Fischadler (Pandionidae). Die Raubvögel jagen und töten Beutetiere mit ihren krallenbesetzten Füßen, die ebenfalls zum Greifen und Verschleppen der Beute dienen. Je nach Gewicht und Schnelligkeit des Vogels reicht der Angriff aus der Luft bereits aus, um das Beutetier zu lähmen und anschließend mit den Krallen zu töten.
13 heimische Greifvögel
Fischadler (Pandion haliaetus)
- einziger Vertreter der monotypischen Gattung Pandion
- bevölkert Küstengebiete und große Binnengewässer mit viel Nahrung
- fast weltweit anzutreffen, in Deutschland hauptsächlich in den neuen Bundesländern
- Flügelspannweite von bis zu 174 cm bei einer Körperlänge von 50 bis 65 cm
- dunkelbraune Oberseite, weiße Unterseite, weißer Kopf, dunkelbrauner Augenstreifen, dunkles Brustband, schwarzer Schnabel
- Ruf: ü-iilp (Balz), starkes pjüpp, pfeifendes kju-kju-kju
- Langstreckenzieher (Afrika)
- jagt hauptsächlich mittelgroße Fische, seltener andere im Wasser lebenden Beutetiere wie Schildkröten oder Krebse
- gefährdet nach der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands
Gänsegeier (Gyps fulvus)
- bevorzugter Lebensraum umfasst trockene Regionen mit Klippen, großen Felsen und Felswänden
- in Deutschland ausschließlich in den Alpen zu finden
- große Greifvögel mit einer Flügelspannweite von bis 240 bis 270 cm bei einer Körperlänge von 90 bis 110 cm
- zu erkennen an weißer Halskrause und dem Kopf, hebt sich deutlich vom braunen Gefieder am Körper ab
- Flügel mit dunklem Rand, gelblicher bis grüngeblicher Schnabel, blassgraue Basis
- Ruf: keckerndes ge-ge-geg oder te-te-tet, seltener kak-kak
- Teilzieher, Standvogel
- ernähren sich ausschließlich von Aas
Habicht (Accipiter gentilis)
- bevölkert offene Kulturlandschaften und geschlossene Waldgebiete
- in ganz Deutschland heimisch, selbst in urbanen Gebieten anzutreffen
- Greifvögel haben eine Flügelspannweite von etwa 120 cm, die Körperlänge schwankt zwischen 45 und 65 cm
- Weibchen deutlich größer als Männchen
- zu erkennen an graubraunem Rückengefieder und weißen Brustfedern mit schwarzen Bändern
- Schwanzenden sind rund, langer Hals, weißes Band über roten Augen verlaufend, schwarzgelber Schnabel
- Ruf: weit vernehmbares gik-gik-gik
- Standvogel
- Nahrung sind Vögel und Kleinsäuger (Maximalgewicht: 1 kg)
- nicht zu verwechseln mit dem Sperber
Kornweihe (Circus cyaneus)
- in offenen Gebieten wie Kulturlandschaften oder Mooren anzutreffen
- überwintert in Mitteleuropa, Brutvögel sicher auf den Nordsee-Inseln heimisch oder sehr selten in ganz Deutschland anzutreffen, gilt daher als weitgehend ausgestorben (im mitteleuropäischen Binnenland)
- die Flügelspannweite beträgt 95 bis 120 cm, der schlanke Körper wird 40 bis 55 cm lang
- das kleinere Männchen ist an grauem Federkleid mit weißer Unterseite zu erkennen, schwarze Flügelenden
- Weibchen mit 5 abspreizenden Federn an den Flügelenden, weißer Bürzel, durchgehend braunes Federkleid mit Muster
- Ruf der Männchen: tschuk-uk-uk, tschukukerr-kerruk-tschuckerukeruk, ke-ke-ke-ke
- Ruf der Weibchen: tschit-it-it-it-et-it
- Teilzieher
- Beute sind Kleinsäuger wie Hasen und Vögel vergleichbarer Größe, seltener Reptilien und Amphibien
Mäusebussard (Buteo buteo)
- Lebensraum umfasst kleine Wälder, müssen angrenzend zu offenen Kulturlandschaften mit Beuteaufkommen liegen
- heimisch in ganz Deutschland
- erreicht eine Flügelspannweite von 110 bis 130 cm bei Körperlängen von 50 bis 57 cm
- weißes bis schwarzbraunes Gefieder (äußerst variabel), stark gemustert, Schwanzfedern bebändert
- schwarzer Schnabel, Iris grau bis gelb
- Ruf: lautes hiääh
- Standvogel, Teilzieher, Langstreckenzieher (Subsahara-Afrika)
- jagt Kleinsäuger, seltener Insekten, Amphibien, Reptilien und Würmer, auf Nahrungssuche im charakteristischen Segelflug
- zählt zu den häufigsten Greifvogelarten in Deutschland
Rohrweihe (Circus aeruginosus)
- bevölkert Röhrichte und Schilf und deren Verladungszonen, seltener bestellte Felder mit Raps oder Weizen
- in ganz Deutschland heimisch und brütend
- die Flügelspannweite beträgt etwa 130 cm bei Körperlängen von 45 bis 65 cm
- zu erkennen sind die größeren Weibchen am hellbraunen Federkleid, dem weißen Kopf- und Schulterbereich, sowie dem braunen Augenstreifen
- Männchen sind komplett rostbraun gefärbt, der Kopf in hellem Grau, weiße Flügelunterseiten mit schwarzen Spitzen
- Ruf: hijäe (selten)
- Kurzstreckenzieher, Langstreckenzieher (Afrika)
- jagt Klein- und Wasservögel, seltener Kleinsäuger, Amphibien, Fische und Insekten
- gehören zu den akrobatischsten Greifvögeln, vor allem während der Balz
Rotmilan (Milvus milvus)
- lebt hauptsächlich in allen offenen Landschaften, seltener in Wäldern, Mooren und Heiden
- kommt in ganz Deutschland vor (über 50 % des globalen Bestands)
- eine Flügelspannweite von bis zu 160 cm bei einer Körperlänge von 60 bis 75 cm
- zu erkennen am roten Gefieder, mit schwarzen Längsstreifen am Bauch, grau gefärbter Kopf
- Schwanz gegabelt, rostrot gefärbt, Unterseite der Flügel mit weißer Fläche und schwarzen Spitzen und Armschwingen
- gelber Schnabel, schwarze Spitze
- Ruf: schrilles wiiieeh, kann variieren
- Standvogel, Kurzstreckenzieher, Mittelstreckenzieher
- nicht wählerisch in Bezug auf Nahrung (Opportunist), frisst in seltenen Fällen selbst Aas
- auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten
- nicht zu verwechseln mit dem etwas kleinerem Schwarzmilan
Schreiadler (Clanga pomarina)
- naturnahe Gebiete, bevorzugt große Waldstücke
- in Nordosten Deutschlands und kleinen Teilen Bayerns anzutreffen
- erreicht Flügelspannweiten von bis zu 160 cm bei Körperlängen von 55 bis 70 cm
- komplett braun gefärbt, hellbrauner Kopf, helle Flecken am Bürzel und an der Handbasis
- Schnabel intensiv gelb, schwarze Spitze
- Ruf: häufig wiederholtes tjück, langes wiiik (Balzruf)
- Langstreckenzieher (Afrika)
- nicht wählerisch in Bezug auf Nahrung (Opportunist), bevorzugt bodenbewohnende Beutetiere
- gilt als kleinste Adlerart in Deutschland
- vom Aussterben bedroht
Schwarzmilan (Milvus migrans)
- Lebensraum umfasst hauptsächlich Gebiete nahe verschiedenster Gewässer
- in ganz Deutschland anzutreffen, ansonsten in Europa, Asien, Afrika und Australien
- die Spannweite der Flügel reicht von 150 bis 160 cm bei einer Körperlänge von etwa 55 cm, Weibchen größer und deutlich schwerer
- zu erkennen an braunem Gefieder in verschiedenen Variationen und grauem Kopf
- Schwanz der Greifvögel nicht so stark gegabelt wie beim Rotmilan
- Schwarzmilane sind stimmlich sehr variabel, am häufigsten sind trillernde Rufe zu hören, Paare singen zusammen
- Standvogel, Kurzstreckenzieher, Langstreckenzieher (Afrika)
- jagt hauptsächlich Fische, seltener Amphibien, Reptilien, Insekten, Würmer, Schnecken und selbst Kleinsäuger
- nicht mit dem Rotmilan zu verwechseln
Seeadler (Haliaeetus albicilla)
- bevölkert Küstengebiete und größere Seen, idealerweise mit angrenzenden Waldflächen
- in Nord- und Ostdeutschland heimisch
- es handelt sich um die größten Greifvögel in Deutschland
- imposante Flügelspannweite von bis zu 280 cm bei einer Körperlänge von 75 bis 95 cm
- deutlich am massiven Körper zu erkennen, durchgehend braun gefärbt mit heller Brust, ockergelb aufgehellter Kopf-, Hals- und Rückenbereich
- weißer Schwanz, großer Schnabel in intensivem Gelb
- Ruf: rick-rick-rick, klü-klü-klü-klü, Paare rufen zusammen
- Standvogel
- Beute sind Wasservögel und Fische, seltener Aas oder Kleinsäuger
Sperber (Accipiter nisus)
- Nadelwälder, Laubwälder, selbst in urbanen Gebieten anzutreffen (aufgrund schwindender Lebensräume)
- fast weltweit anzutreffen, in Deutschland hauptsächlich in den neuen Bundesländern
- Flügelspannweite der kleinen Greifvögel beträgt etwa 75 bis 80 cm bei Körperlängen 25 bis 80 cm
- Weibchen größer und an graubrauner Oberseite erkennbar, Unterseite schwach orange, deutlich sichtbare Bänderung an Körper- und Flügelunterseite, nach hinten verlaufender Augenstreifen
- Männchen gleich gefärbt, nur deutlich stärkere Farben, Gefiederoberseite graublau anstatt graubraun
- schwarzer Schnabel, blaugraue Basis
- Ruf: ki-ki-ki-ki, seltener Laute wie ein Habicht
- Standvogel
- Nahrung besteht aus kleinen Vögeln und seltener Säugetieren, Reptilien sind eine Ausnahme
- nicht zu verwechseln mit dem Habicht
- äußerst wendig im Flug
Wespenbussard (Pernis apivorus)
- bevorzugt Landschaften mit zahlreichen Wäldern, Lichtungen sind gern gesehen
- in ganz Deutschland heimisch
- erreichen eine Flügelspannweite von bis zu 140 cm, 50 bis 60 cm Körperlänge
- Oberseite und Kopf graubraun (Männchen) oder braun (Weibchen), Unterseite braun quergebändert auf weißem oder hellem Grund, dunkle Handflecken
- kleiner, schwarzer Schnabel
- gehört zu den stilleren Greifvogelarten, meist ein flötendes bliüi-joid-joid oder flieuw vernehmbar
- Langstreckenzieher (Afrika)
- frisst gerne Larven der Kurzkopfwespen (Vespula), daher der Name, ansonsten Jungvögel, Kleinsäuger, andere Insekten, Frösche, Amphibien, ganz selten Aas
- gefährdet nach Roter Liste der Brutvögel Deutschlands
- gehört zu den wenigen Greifvogelarten, deren Füße ebenfalls zum Graben geeignet sind (hilft bei Nahrungssuche)
Wiesenweihe (Circus pygargus)
- bevölkert offene Kulturlandschaften, Steppen, Felder, Wiesen, seltener Gebiete mit geringen Baumbeständen
- in ganz Deutschland anzutreffen
- erreicht Flügelspannweiten von etwa 95 bis 115 cm bei Körperlängen von 40 bis 50 cm
- Weibchen deutlich schwerer und größer als Männchen
- Männchen mit grauem Gefieder, hellere Unterseite, rot gestreift, schwarzes Band aus Flügeloberseite, ebenso schwarze Flügelspitzen
- Weibchen braun mit Muster an Unterseite
- mit 4 abspreizenden Federn an den Flügelenden, gelber Schnabel mit dunkler Spitze
- Ruf: nasales kä-kä-kä
- Langstreckenzieher (Afrika)
- jagt hauptsächlich Mäuse und andere Kleinsäuger, kleine Vögel, große Insekten, seltener Aas oder Reptilien
- stark gefährdet nach Roter Liste der Brutvögel Deutschlands
Häufig gestellte Fragen
Zu den heimischen Falkenarten gehören der Baum-, Rotfuß-, Turm- und Wanderfalke innerhalb der Ordnung der Falkenartigen (Falconiformes). Zusammen werden diese häufig mit den Eulen und Greifvögeln zur Gruppe der Raubvögel zusammengefasst. Dennoch sind Falken keine Greifvögel, da es sich um Bisstöter und nicht um Greiftöter handelt. Das heißt, sie erledigen ihre Beute mit einem Biss in die Schädeldecke oder Halsschlagader, nicht mit scharfen Klauen. Zudem bauen sie keine Nester.
Nein, Eulen gehören wie die Falken nicht zu den Greifvogelarten. Der bedeutende Unterschied zwischen den Eulen und Greifvögeln ist nicht etwa das Jagdverhalten, Eulen jagen ausschließlich nachts, sondern die Ordnung. Eulen (Strigiformes) stellen wie die Greifvögel (Accipitriformes) eine eigene Ordnung innerhalb Vögel dar, wodurch es noch zahlreiche, weitere Unterschiede zwischen ihnen gibt. Zehn Eulenarten können Sie in Deutschland begegnen, darunter dem Uhu (Bubo bubo) und der Schleiereule (Tyto alba).
Falls Sie sich für die Haltung eines heimischen Greifvogels interessieren, müssen Sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört nicht nur ein Falknerschein, sondern eine Ausnahmevorschrift, die Sie nur mit den notwendigen Fähigkeiten erhalten. In diesem Fall dürfen Sie ausschließlich Habichte, Sperber, Wanderfalken und Steinadler in Paaren halten. Nicht in Deutschland heimische Arten dürfen mit dem notwendigen Fachwissen ohne Falknerschein gehalten werden.