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Haselnusssträucher stehen bereits seit vielen Jahrzehnten in den hiesigen Gärten, sie gelten auch als eine der ältesten Obstsorten in unseren Breitengraden. Gerade wegen der vielen enthaltenen Vitamine und ungesättigten Fettsäuren ist die Haselnuss auch so beliebt. Wer einen oder mehrere Sträucher im Garten stehen hat, sollte diese regelmäßig jährlich zurückschneiden. Die Sträucher können bis zu sieben Meter hoch werden und eine Breite zwischen vier und fünf Metern erreichen. Werden sie nicht geschnitten, wird es im Inneren zu dunkel und es werden keine Nüsse mehr angesetzt. So wird durch den Schnitt hingegen eine ertragreiche Ernte garantiert. Wie die Sträucher Idealerweise geschnitten werden und wann hierfür der richtige Zeitpunkt ist, wird im folgenden Artikel erklärt.
Kurzsteckbrief
- Corylus avellana
- Familie der Birkengewächse
- sommergrüner Strauch
- kann auch zum Baum erzogen werden
- bis zu 100 Jahre alt
- rundliche Blätter mit Härchen
- männliche und weibliche Blüten am selben Strauch
- bildet männliche braune Kätzchen
- unscheinbare weibliche Blüten
- im Herbst reife Haselnüsse
Der richtige Zeitpunkt
Der richtige Zeitpunkt für den Schnitt des Haselnussstrauches ist in der Regel der späte Herbst bis zum frühen Frühjahr. Das hat die folgenden Gründe:
- bereits im März Blüten voll ausgebildet
- im Frühjahr daher nicht zurückschneiden
- im Oktober ist der Strauch abgeerntet
- im Herbst verliert die Haselnuss die Blätter
- innere Äste können erkannt werden
- Äste sind trocken
- Pflanze kann nicht verbluten
So sind der Oktober und der November die richtigen Monate, um den Strauch zurückzuschneiden. Für den Schnitttag sollte ein bedeckter, trockener und frostfreier Tag gewählt werden.
Die verschiedenen Schnitte
Es gibt verschiedene Schnitttechniken, mit denen ein Haselnussstrauch wieder in die richtige Form gebracht werden kann. Wird er dem Wildwuchs ausgesetzt und über mehrere Jahre nicht geschnitten, dann hat dies zur Folge, dass ins Inneres des Strauchs kein Licht mehr gelangt und hier dann auch keine Nüsse mehr angesetzt werden und die Erträge abnehmen. Der Haselnussstrauch ist jedoch sehr schnittverträglich und verzeiht auch einen radikalen Rückschnitt. Besser ist es jedoch, in jedem Jahr einen Form-, Erhaltungs- oder Auslichtungsschnitt durchzuführen.
Formschnitt
Der Formschnitt dient dazu, dass der Haselnussstrauch sich nicht ungehindert im Garten ausbreiten kann. Denn die Haselnuss wächst auch gerne in die Breite und kann so andere Pflanzen in ihrer direkten Umgebung sehr behindern. Beim Formschnitt wird wie folgt vorgegangen:
- gewünschte Triebe einkürzen
- zwischen 15 cm und 50 cm zurückschneiden
- auf die passende Form achten
Auslichtungsschnitt
Der Auslichtungsschnitt sollte ab dem vierten Jahr regelmäßig erfolgen. Hierdurch wird verhindert, dass der Strauch im Inneren vollständig zuwächst. Dann gelangt kein Licht mehr hinein und es bilden sich keine Blüten mehr für eine spätere Ernte der Nüsse. So sollte bei dem Auslichtungsschnitt auf das Folgende geachtet werden:
- alte und abgestorben Triebe entfernen
- direkt an der Basis kappen
- zu dicht stehende Triebe schneiden
- kreuzende Triebe kappen
- Zweige die ins Strauchinnere wachsen entfernen
- alle Triebe auf eine Länge einkürzen
- nur sechs bis acht Triebe stehen lassen
- hierzu die kräftigsten wählen
Direkt aus der Basis bildet der Strauch neue junge Triebe, das Innere bleibt lichtdurchlässig für eine reichhaltige Haselnussernte im nächsten Jahr.
Verjüngungsschnitt
Wurden Haselnusssträucher über längere Zeit gar nicht zurückgeschnitten, dann benötigen sie einen Verjüngungsschnitt. Die fehlende Pflege kommt häufig dann vor, wenn ein Garten mit altem Bestand neu übernommen wird und der Vorbesitzer sich nicht mehr gekümmert hat. Bei diesem Schnitt wird der Strauch “auf den Stock gesetzt”. Dies bedeutet einen radikalen Rückschnitt. Der Verjüngungsschnitt kann aber auch über drei Jahre erfolgen. Hierbei wird wie folgt vorgegangen:
- im ersten Jahr 1/3 der Triebe kürzen
- auf 50 cm über Boden zurückschneiden
- im zweiten Jahr die Hälfte der weiteren Triebe schneiden
- im dritten Jahr die letzten Triebe kappen
- immer direkt über einer Knospe schneiden
- den Schnitt leicht schräg ansetzen
Auf diese Weise kann ein Radikalschnitt vermieden werden, nach drei Jahren ist die Haselnuss komplett verjüngt und kann in den folgenden Jahren regelmäßig geschnitten werden, um die Ernte zu steigern.
Radikaler Rückschnitt
Der Haselnussstrauch ist sehr schnittverträglich und verzeiht auch einen radikalen Rückschnitt. Gerade, wenn der Strauch über mehrere Jahre gar nicht mehr geschnitten wurde, kann es schwer werden, diesen auszulichten und wieder in Form zu bringen. In einem solchen Fall kann der radikale Rückschnitt notwendig werden.
Dieser wird wie folgt durchgeführt:
- Strauch bis auf die Basis zurückschneiden
- hiervon sind alle Zweige und Triebe betroffen
- komplett auf 20 cm über dem Boden schneiden
- Haselnuss treibt aus den Augen hier wieder aus
Erhaltungsschnitt
Damit der Haselnussstrauch vital bleibt und eine hohe Blühfreudigkeit zeigt, werden bei dem Erhaltungsschnitt abgestorbene, schwache und veraltete Äste entfernt. Auch Triebe, die zu dicht gewachsen sind oder sogar über Kreuz wachsen, werden geschnitten. Alle diese Triebe werden im Inneren des Strauches direkt an der Basis abgeschnitten. Über den Strauch verteilt werden dann weitere, dicke Triebe um die Hälfte eingekürzt.
Hecke schneiden
Wenn eine Haselnusshecke als Sichtschutz oder Begrenzung angelegt wurde, dann muss auch diese regelmäßig zurückgeschnitten werden. Auch hier werden die einzelnen Schnitte angewendet, wie dies bei dem als Solitär gesetzten Haselnussstrauch der Fall ist.
Zudem werden für die ansprechende Heckenform alle aus der Hecke wachsenden Triebe abgeschnitten. Um dies zu erreichen, kann auf der Höhe sowie auch an den Seiten auf der Länge eine Kordel gespannt werden, an der entlang geschnitten wird. So wird alles gleichmäßig und gerade.
Zum Baum erziehen
Jeder Strauch, so auch die Haselnuss, kann auch zu einem Baum mit einem Hochstamm und einer Krone erzogen werden. Hierbei wird wie folgt vorgegangen:
- bei der jungen Pflanze einen Mitteltrieb wählen
- dieser wird erhalten und später zum Stamm
- alle anderen Triebe an der Basis schneiden
- die Spitze des Haupttriebes einkürzen
- rund um die Spitze fünf bis sechs Triebe stehen lassen
- hieraus bildet sich die Krone
- alle anderen Triebe direkt am Stamm schneiden
- keine Stummel stehen lassen
Da die Haselnuss regelmäßig neue Triebe auch direkt aus der Basis bildet, müssen diese ständig entfernt werden, um einen Baum zu erhalten. Diese Triebe dürfen aber auch außerhalb der Schneidesaison über das ganze Jahr entfernt werden. Die Krone hingegen wird wie beim Strauch auch im späten Herbst zurückgeschnitten. Tote, vertrocknete, nach Innen und übereinander wachsende Triebe werden ebenfalls geschnitten. Lange Triebe, die aus der Krone wachsen werden auf die richtige Länge gebracht.
Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet Verjüngungsschnitt bei meiner Haselnuss?
Gerade wer einen alten Garten mit alten Beständen neu übernimmt, hat oft viel Arbeit. So können hier auch Haselnusssträucher stehen, die über längere Zeit nicht mit einem Schnitt gepflegt wurden. Dann muss ein Verjüngungsschnitt durchgeführt werden, damit mit dem Strauch wieder eine reichhaltige Ernte erzielt werden kann. Hierbei kann ein Radikalschnitt oder ein Schnitt über drei Jahre helfen. Danach wird der Strauch wieder Früchte tragen.
Kann ich eine Haselnusshecke im Garten anlegen?
Die Haselnusshecke wird genauso gepflegt und geschnitten, wie ein einzelner Haselnussstrauch. Daher sind die Haselnüsse auch für Hecken, allerdings nur für den Sommer, gut geeignet. Wer auch im Winter einen Sichtschutz möchte, sollte besser einen immergrünen Strauch wählen. Beim Schnittzeitpunkt der Haselnusshecke ist vor allem auf das Naturschutzgesetz zu achten. Bei Nichtbeachtung kann es je nach Gemeinde sehr teuer werden, wenn außerhalb der erlaubten Zeiten geschnitten wird.
Wie oft sollte ich meinen Haselnussstrauch schneiden?
Idealerweise erhält der Strauch einen jährlichen Rückschnitt. Hierbei handelt es sich dann meist um einen Auslichtungs- und Formschnitt. So bleibt er ertragsreich und dekorativ. Spätestens alle drei Jahre muss dieser Schnitt auf jeden Fall durchgeführt werden. Wird länger gewartet, dann bringt der Strauch keine Früchte mehr und verkahlt von Innen. Dies führt irgendwann unweigerlich zu einem Verjüngungs- oder sogar radikalen Rückschnitt, der durch den regelmäßigen Schnitt vermieden werden kann.