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Sie trauen sich nicht so richtig an den verflixten Hang vor Ihrem Haus, der bestimmt eine Hangbefestigung braucht, und Sie können Ihr neues Haus und Grundstück überhaupt nicht so richtig genießen, weil Sie keine Ahnung haben, wie Sie den Hang sicher befestigen sollen? Bitte entspannen Sie sich, ein Hang vor dem Haus hat viele Vorteile – Sie haben einen tollen Ausblick und viel mehr Möglichkeiten zur Gartengestaltung als ein Grundstückseigentümer, der ein flaches Stück Land gestalten muss – und zur Hangbefestigung gibt es unheimlich viele Ideen, wie Sie nachfolgend erfahren werden.
Plan für schöne Hanggestaltung
Es gibt Standardlösungen zur Befestigung eines Hanges, die Ihnen meist zuerst vorgeschlagen werden, diese einfachen Mittel aus der Baumarktwelt werden unten kurz vorgestellt. Außer dieser Befestigung mit monotonen, immer gleich aussehenden Betonbollwerken gibt es jedoch andere Methoden der Hangbefestigung, die sich viel harmonischer in das Umfeld einfügen. Lassen Sie sich also etwas Zeit mit der Planung Ihrer Hangbefestigung, informieren Sie sich in Ruhe, vielleicht finden Sie eine einfachere und gleichzeitig natürlichere Lösung für die Oberflächengestaltung auf Ihrem Grundstück. Hier im Artikel werden Sie einige Ideen kennenlernen, wie Sie einen Hang gartengerecht, natürlich und mit viel Phantasie gestalten und sichern können.
Sicherungsbedarf
Der Sicherungsbedarf folgt aus mehreren Parametern, von denen die Hangneigung die wichtigste Größe ist. Die Hangneigung ist der Neigungswinkel zwischen dem Hang und dem Geoid. Das Geoid ist eine durch Definition festgelegte Erdoberflächenhöhe, die ungefähr dem Meeresspiegel entspricht (aber auf dem Land – unter Bergen und Hügeln hindurch – weitergeht). Das Geoid wird als Bezugsgröße z. B. zu Vermessungszwecken eingesetzt, wie eben hier zur Bestimmung der Hangneigung. Bei einem Hang wird die Neigung in Grad (°) angegeben, während Sie sie von Straßenschildern als Prozentangabe kennen. Die Prozentangabe lässt sich wieder in Grad umrechnen, mit einer komplizierten mathematischen Formel oder durch Eingabe auf der Website jumk.de/calc/winkel.shtml.
Auch wichtig ist die so genannte Exposition, die Richtung also, in die der Hang abfällt. Wenn die Exposition des Hanges nach Süden geht, bedeutet das z. B. meistens lange und intensive Sonneneinstrahlung im oberen Teil. Außerdem kommt es auf die Art und Tiefe des Bodens an, ev. schon vorhandene Vegetation, die Durchsetzung mit Gestein und dessen Porosität, alles zusammen bestimmt, wie sehr ein Hang zu Erosion neigt und welcher Sicherungsbedarf vorliegt.
Die Hangneigung ist die entscheidende Größe, wenn es darum geht, ob ein Hang nur durch eine Bepflanzung gesichert werden kann oder ob es baulicher Sicherungen bedarf – die Erosionsneigung steigt mit dem Anstieg der Neigung im Quadrat.
Sanfter Hügel
Wenn Ihr Architekt/Bauträger Ihnen versichert hat, dass der sanfte Hügel vor Ihrer Haustür gerade einmal eine Steigung von ein paar Grad hat und eine Bepflanzung, die das Erdreich gut durchwurzelt, allemal ausreicht, um den Hang sicher zu befestigen (und er Ihnen genau das auch schriftlich gegeben hat), können Sie den sanften Hügel auch “sanft sichern”:
- Bei geringem Höhenunterschied und ausreichender Grundstücksgröße kann der Hang natürlich in den Garten auslaufen
- Er wird dann mit einer geeigneten Bepflanzung stabilisiert
- Meist soll vor dem Haus zunächst eine ebene Fläche hergestellt und zur Terrasse ausgebaut werden
- Von deren Rand aus sollte der Hang dann möglichst sanft abwärts führen, mit im Endzustand möglichst wenig nacktem Boden
- Wenn der Hang begangen werden soll, bietet sich Rasen als Hangbepflanzung an, der am besten als Rollrasen angelegt wird
- Die Rasenbahnen werden auf gut durchfeuchtetem Untergrund senkrecht den Berg hoch gelegt
- Die Bahnen müssen einzeln gut angedrückt und nochmals bewässert werden, frühestens nach zwei Wochen sollte der Rasen begangen werden
- Ein Zierhang kann mit Bodendeckern bepflanzt werden
- Viele Pflanzen bilden ausreichend kräftige Wurzeln, um eine Erosion des Hanges zu verhindern
- Zum Beispiel Dickmännchen und Efeu, Johanniskraut und Mispeln, Spindelsträucher und Steinkräuter, Storchenschnäbel und Waldsteinien
Steiler Hang: Terrassierung?
Je steiler der Hang aufsteigt oder die Böschung abfällt, desto sinnvoller ist es, vor jeder Hangsicherung das gesamte Gelände zu terrassieren. Sicher, bis das gesamte Gelände in ordentlichen Terrassen zum Haus aufsteigt, muss viel Erde bewegt werden – Sie ersparen sich jedoch im Zweifel unheimlich komplizierte Berechnungen zur Auswahl der erforderlichen Hangbefestigung und vielleicht auch eindrucksvolle Bauwerke mit enormen Mauerhöhen. Die Terrassen müssen zwar auch wieder abgestützt werden, zur Abstützung sind aber nur sehr viel kleinere Bauwerke erforderlich, was den nötigen Aufwand und die Kosten um Potenzen minimieren kann. Zur Sicherung der Terrassen können fast alle nachfolgend genannten Ideen und Baumaterialien verwendet werden, die je nach Hangneigung auch alleine für die Hangsicherung sorgen können:
Natürliche Hangbefestigung
Vor allem im Garten, wo die Optik eine so große Rolle spielt, ist eine natürliche Hangsicherung eine schöne Lösung. Dazu gibt es viele traditionelle Lösungen:
1. Weidenruten-Geflecht sichert Bepflanzung
Eine bewährte Lösung mit langer Tradition ist die Hangbefestigung mit Weidenruten. Dabei werden von Kopfweiden geschnittene Weidenruten von bis zu 3 m Länge zunächst entblättert und getrocknet. Diese Weidenruten werden nun mit Hölzern zu Mini-Zäunen verbaut, die die Bepflanzung sichern:
- Sie brauchen angespitzte Pflanzstäbe von ca. 60 cm Länge
- Im Holzhandel werden oft fertig angespitzte junge Fichtenstämme verkauft
- Meist müssen Sie diese teilen und Teile mit Bandschleifer, Axt oder Handsäge selbst anspitzen
- Die Stäbe werden über den Hang verteilt als Mini-Zäune in die Erde geschlagen
- Immer drei nebeneinander, sie sollen zu zwei Dritteln in der Erde verschwinden
- Wie viele dieser “Zäunchen” Sie über den Hang verteilen, hängt von der Beschaffenheit des Hanges ab
- Am besten fragen Sie einen mit den Bodenverhältnissen am Ort vertrauten Gärtner, ob er Ihnen einen Tipp geben kann
- Um die überstehenden 20 cm werden nun die Weidenruten geflochten
- Das Erdreich dazwischen wird mit winterharten Gewächsen bepflanzt
- Bis Pflanzstäbe und Weidenruten nach einigen Jahren verrottet sind, haben die Pflanzen sich fest verwurzelt und befestigen den Hang
2. Die Spreitlage
Die Spreitlage ist ebenfalls eine sehr alte Methode der Hangsicherung, die hocheffizient und ökologisch wertvoll ist und im geeigneten Umfeld sehr reizvoll aussehen kann. Hier werden ebenfalls Weidenruten und Holzpflöcke eingesetzt, aber diesmal austriebsfähige Weidenruten, die nach dem Einflechten fixiert und meist mit einer dünnen Erdschicht überdeckt werden. Denn bei der Spreitlage sollen die Mini-Zäune zum Bewuchs werden, die Weidenruten werden nach drei bis sechs Monaten Wurzeln schlagen und anschließend austreiben. Hier züchten Sie also ein Gebüsch heran, eine Spreitlage wird deshalb eher an den Rändern eines Hanges angelegt.
3. Faschinen
Faschinen sind Zweigbündel aus dünnen Zweigen mit insgesamt rund 30 cm Durchmesser und stattlichen drei bis vier Meter Länge. Ob tote oder lebendige, austriebsfähige Zweige (die im Untergrund wurzeln werden) zur Faschine gebunden werden, hängt davon von ab, wo Hangbewuchs geplant ist. Auf jeden Fall werden die Faschinen wie die Mini-Zäune über den Hang verteilt (längs liegend, in kleinen Gräben) und mit durch sie hindurch geschlagenen Pfählen befestigt, dazwischen wird die sonst geplante Bepflanzung angesiedelt.
Hangsicherung mit Fertigteilen aus dem Baustoffhandel
Die gängige Hangbefestigung wird immer noch mit Beton vorgenommen – nicht unbedingt einsichtig, weil die Lösung aus dem Baustoffhandel erheblich mehr Kosten verursacht und dem Garten ein gutes Stück Natur genommen wird – aber natürlich müssen Sie die Möglichkeiten kennen, um abwägen zu können. Die Beton-Formteile werden in unzähligen Ausfertigungen hergestellt, von denen sich bestimmte Formteile zu Gruppen zusammenfassen lassen:
- Es gibt Mauersteine, Formsteine, Spaltsteine, die speziell für den Einsatz am Hang geformt werden
- Häufig werden Palisaden zur Hangsicherung eingesetzt, kleine Pfähle/Säulen aus Holz oder Beton, die Hänge oder Terrassen im unteren Bereich abstützen
- Palisaden können manchmal freistehend verbaut werden, häufiger werden sie jedoch in ein Betonfundament (Drainage erforderlich) gesetzt
- Ebenfalls beliebt sind Beton-Winkelelemente und Pflanzringe, die beide in verschiedensten Größen auch zur Hangbefestigung eingesetzt werden können
Häufige Fragen
Ich gestalte Teile meines Gartens mit Gabionen, kann ich die auch zur Hangbefestigung einsetzen?
Ja, allerdings eignen sich nur bestimmte, sehr feste und massive steingefüllte Stahlgitterkörbe zur Bebauen von Hängen. Trotzdem oft eine recht kostengünstige Lösung für eine Böschungssicherung, die schnell und ohne Betonfundament errichtet werden kann und anstehendes Wasser gut ablaufen lässt. Wenn die Gabionen begrünt werden, sorgt das für zusätzlichen Halt, außerdem fügen sie sich sehr schön natürlich in die Landschaft ein.
Natürliche Hangsicherung finde ich toll, aber woher bekomme ich Weidenruten?
Weidenruten bekommen Sie in manchen Baumschulen, die zu diesem Zweck extra Plantagen mit Hanfweiden (= Korbweiden, Flechtweiden) angelegt haben, geschnitten wird meist im Januar/Februar. Sie können auch Ihr Umfeld erkunden, an Gewässern werden die Ufer häufig mit Weiden-Faschinen geschützt, von denen Sie auf Nachfragen bei der Gemeinde etwas abbekommen können.