Unkraut

Giersch loswerden – so bekämpfen Sie das Unkraut

Giersch - Aegopodium podagraria

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Gibt es ein Unkraut, das einen schlechteren Ruf hat als der Giersch? Wahrscheinlich nicht, sogar die sonst so gelassenen Naturgärtner beobachten die üppige Wuchskraft des Gierschs mit eher angespannter Aufmerksamkeit. Ein ungebremster Giersch wird sich immer daran machen, Ihren Garten zu übernehmen – und trotzdem gibt es schlauere Methoden, den Giersch zu bekämpfen, als den Garten durch den Einsatz von Chemie in eine Schadstoff-Deponie zu verwandeln. Denn Giersch ist nicht nur ein Unkraut, sondern ein Kraut – mit Schwachstellen, und mit ungeahnten Talenten, die Sie nutzen können, vor dem Bekämpfen.

Aus der Gartenrat Mediathek

Steckbrief

  • Der Giersch gehört zu den Aegopodiae
  • Die Aegopodiae oder Geißfüße sind eine Gattung aus der Familie der Doldenblütler
  • Zur Gattung gehören fünf bis sieben Arten
  • Von denen kommt nur der Giersch in Europa vor
  • Giersch heißt botanisch Aegopodium podagraria

Ein Wunder an Wuchskraft

Der Giersch entstammt der Familie der Doldenblütler, die im Hinblick auf Wuchskraft und Wuchsentfaltung einige außergewöhnliche Leistungen zu bieten hat: Der Riesen-Fenchel Ferula communis, der rasend schnell mehrere Meter hoch wächst, oder die zwar nur wenige Zentimeter hohe Polsterpflanze Azorella, die es dafür schafft, in der Antarktis zu wachsen. Der Giersch kann es mit diesen beiden gut aufnehmen, wenn auch in einer eigenen Disziplin: Der Giersch lebt seine Talente vor allem bei der Fortpflanzung und einer sehr langwierigen Strategie für die Überlebenssicherung aus, und auf diesem Gebiet macht ihm so schnell keiner was vor.

“Unser” Giersch ist der einzige der fünf bis sieben Arten der Gattung, der in Europa vorkommt, vielleicht legt er sich deshalb so ins Zeug. Ins Zeug legen tut er sich auf jeden Fall, und zwar mit allem, was er an vermehrungsfähigen Pflanzenteilen zu bieten hat:

  • Nahaufnahme einer Giersch-BlüteGiersch bildet Wurzelausläufer
  • Diese Ausläufer verbreiten sich im Garten in alle Richtungen
  • Wurzelausläufer können bis über einen halben Meter tief in der Erde liegen
  • Weiter bildet der Giersch Sprossausläufer
  • Diese wachsen in etwa 5 bis 10 cm Bodentiefe
  • Sie bewurzeln sich und bilden viele Tochterpflanzen
  • Diese werden spätestens in der dritten Saison zu einem eigenständigen Giersch
  • Außerdem vermehrt sich der Giersch auch durch Samenbildung
  • Dieser Samen verteilen sich über den Garten und mischen sich in den Boden
  • Sie bleiben über viele Jahre keimfähig

All diese Strategien zusammen haben leider zur Folge, dass der Giersch sich recht ungern daran hindern lässt, sich auf seinem Spezialgebiet der Ausbreitung in einem bestimmten Areal zu beweisen, noch nicht einmal von dem ihm doch eigentlich (hoffentlich, die Wissenschaft entdeckt ja immer neue “kognitive” Talente bei Pflanzen und Tieren) weit überlegenen Menschen.

Tipp: Giersch auszurotten ist ein wenig so, wie ein in hingebungsvoller Renitenz befindliches Kleinkind von der Quengelware im Supermarkt zu entfernen (und wahrscheinlich hat Sisyphos in Wirklichkeit Giersch auf dem Berghang geerntet und nicht einfach nur einen Stein den Berg hochgerollt) – für alle Menschen mit Interesse an einem ausgeglichenen Gemüt ist der wichtigste Tipp zum Umgang mit dem Giersch sicher, die eigene Einstellung zu dem Überlebenskünstler zu verändern: Giersch lässt sich nicht ausrotten, nur eindämmen, wenn Sie nicht irgendwann Amok laufen wollen.

Lebensgrundlage entziehen

Der erste Schritt im Kampf gegen den Giersch ist, ihm soweit wie möglich die Lebensgrundlage zu entziehen. Am besten mit Doppelnutzen:

  • Blaukissen als Bodendecker im BeetNehmen Sie dem Giersch soweit wie möglich das Licht
  • Auf den Beetflächen funktioniert das durch Anpflanzung von Bodendeckern
  • Im Gemüsegarten können Sie eine Mischkultur anlegen, die den Boden fast durchgehend bedeckt
  • In beiden Fällen tun Sie nicht nur etwas gegen den Giersch
  • Sondern betreiben mit den Bodendeckern gleich Bodenpflege
  • Und unterstützen das Gemüse beim Gedeihen
  • Vergessen Sie auch nicht, die Doldenblüten des Giersch vor der Samenreife abzuschneiden
  • Wenn Sie den Giersch an der Ausbreitung hindern möchten, bitte nicht auf den Kompost geben
  • Besser macht sich die Doldenblüte in diesem Fall auf dem Salat, dazu siehe gleich unten

Tipp: Der häufig propagierte “Panikplan”, die gesamte Erde mit schwarzer Mulchfolie abzudecken, ist kein sehr guter Tipp: Erstens ist ein mit Folie ausgelegter Garten kein Garten mehr, sondern einfach hässlich. Zweitens hilft die Abdeckung genau für die aktuelle Saison, und Giersch-Rhizome und Samen haben durchaus mehrere Jahre Geduld, bis wieder lichte Zeiten kommen…

Wie von Zauberhand: Unkraut wird Gemüse

Wenn Sie jemand fragt, ob Sie in Ihrem Garten das ultimative Super-Gemüse haben möchten, das:

  • Giersch - Aegopodium podagrariaohne jede Pflege völlig von alleine wächst
  • das ganze Jahr über geerntet werden kann
  • vom frühen Frühjahr bis zum späten Herbst oder milden Winter ständig frisch austreibt
  • essbare Blätter, Blüten und Samen hervorbringt
  • in der Küche als Salat, Wildgemüse und Gewürz eingesetzt werden kann
  • mit seinen vielen Vitaminen und Mineralien super gesund ist
  • Gicht, Rheuma und Arthritis lindert
  • mit seinem hohen Vitamin-C-Gehalt jede Erkältung eindämmt
  • und auch noch als Mulche und Biomasse für guten Kompost verwendet werden kann

– was würden Sie dann sagen? Nein, will ich nicht, ich vergifte dieses Super-Gemüse lieber mit Pflanzenschutzmitteln und die Pflanzen Drumherum, den Boden und zahlreiche Kleintiere gleich mit? Können vernunftbegabte Gärtner erklären, warum Sie genauso mit dem Giersch verfahren, der exakt dieses Super-Gemüse darstellt? Wahrscheinlich nicht, zumindest dann nicht, wenn ihnen oben aufgeführte Gedanken einmal nahegebracht wurden.

Also: “Alles eine Frage der Perspektive”, wie schon Jack Sparrow in “Fluch der Karibik” so treffend beobachtete. So ist es beim Unkraut überhaupt, das für die Einen ebenso wenig ein Kraut ist, wie ein Untoter tot ist, für die Anderen als meist wild wachsendes Kraut aber gerade den Inbegriff eines Krauts darstellt, so wie die Unmenge eben auch eine besonders große Menge ist. So ist es besonders beim Giersch, der bei uns schon seit dem Mittelalter als Nutzpflanze angebaut wird und nach dem sich Gourmets mit unverstelltem Blick die Finger lecken.

Ernten Sie Ihren Giersch am besten einfach ab und geben Sie junge Blätter in Ihren Salat oder einen Dipp, schmoren Sie ältere Blätter (ohne die bitteren Stiele, mit Zwiebelchen, in Butter) zu einem außerordentlich schmackhaften Wildspinat und trocknen Sie vor dem Winter genügend Gierschblätter, dass Sie über den Winter genügend leckeres Wildkräutersalz zur Verfügung haben.

Bei Ihnen wächst so viel Giersch, dass sie ganze Mannschaften verköstigen könnten? Dann sollten Sie ihn eindämmen:

Stressfreie Bekämpfung

Giersch lässt sich mit verschiedenen Strategien soweit bekämpfen bzw. eindämmen, dass er zumindest so viel weniger wird, dass andere Pflanzen eine Chance bekommen. Diese Strategien sind für verschiedene Bereiche des Gartens mehr oder weniger gut geeignet, Sie können sich jeweils die bequemste Gegenwehr heraussuchen:

  • Unkraut jäten im BeetEinzelne Giersch-Bestände zwischen anderen Pflanzen einfach regelmäßig Jäten
  • Erst einmal “Grund reinbringen”, das geht am besten, wenn die Erde nach starkem Regen schön weich ist
  • Dann alle nachwachsenden jungen Giersch-Triebe bei jedem Vorbeigehen rausziehen
  • Diese jungen Giersch-Triebe schmecken übrigens im Salat am besten
  • Möglichst viel Gartenboden nach Entfernung des Giersch mit Bodendeckern bepflanzen
  • Am besten vorgezogene, kräftige Pflanzen setzen, die sich des Gierschs gut erwehren können
  • Zur Giersch-Abwehr sollten Sie auch nur Pflanzen für genau diese Standorte setzen und keine Experimente wagen
  • Wo Sie gut mit der Grabgabel rankommen, warten, bis es kräftig regnet und danach Giersch-Wurzeln ausgraben
  • Danach abdecken, mit Rasenschnitt in dicker Schicht oder Bodendeckern, bis die Fläche bepflanzt ist
  • Wählen Sie für eine Giersch-Folge-Bepflanzung möglichst mindestens eine Saison lang starke Konkurrenten
  • Welche das sind, wird gleich unten bei “Häufige Fragen” erörtert

Tipp: Wenn Sie es mit einem Garten mit Giersch-Flächen zu tun haben, bei deren Ansicht jeder Gedanke an Jäten die Augen tränen lässt, gibt es ein Mittel, um den Giersch wirklich zu vertreiben: Eine sogenannte Mineralmulche, bei der die Pflanzfläche mit mineralischem Material wie Gesteinssplitt, Ziegelsplitt, Kies und Sand abgedeckt wird. Das haben Sie vermutlich auf einer öffentlichen Beetfläche bereits gesehen, es funktioniert aber natürlich auch im Hausgarten: Dieses anorganische Mulchmaterial bleibt lange unverändert liegen, weil kein Abbau durch Bodenorganismen erfolgt, und durch eine dicke Schicht Splitt kommt eben auch keine Gierschpflanze mehr ans Licht, nur für die gewollten Pflanzen wird ein Stückchen Erde freigelegt. Dieses Verfahren bietet sich manchmal optimal an – wenn Sie nämlich Ihren Garten von Giersch befreien wollen und gleichzeitig in ein paar Jahren irgendeine Baumaßnahme im Garten planen, bei der Sie den Splitt dann verwenden können.

Chemie? Nicht unbedingt empfehlenswert

Wenn Ihr Giersch Sie schon lange richtig ärgert, und Sie gerade keine Baumaßnahmen planen, bei denen Sie Mineralmulch gebrauchen können, werden Sie sicher irgendwann einmal in die Versuchung kommen, den Giersch einmal und für alle Zeit mit Pflanzenschutzmitteln zu stoppen. Diesen Versuch dürfen Sie grundsätzlich wagen, auch im Haus- und Kleingartenbereich, unter den dort zugelassenen Unkrautvernichtern sind jede Menge, die gegen einkeimblättrige und zweikeimblättrige Unkräuter eingesetzt werden dürfen, und dazu gehört auch der Giersch. Ein Unkraut ist nämlich jedes Gewächs, das irgendwo wächst, wo es stört, und eine zweikeimblättrige Pflanze ist jede Pflanze, die mehrere links und rechts von einem Stängel abgehende Blätter hervorbringt, demnach ist störender Giersch ein zweikeimblättriges Unkraut.

Empfehlenswert ist jedoch die Bekämpfung dieses zweikeimblättrigen Unkrauts mit Pflanzenschutzmitteln ehrlich gesagt nicht, und das ganz abgesehen davon, dass zum Hauptinhaltsstoff der meisten Unkrautvernichter, Glyphosat, immer mehr kritische Berichte auftauchen, wie schädlich er langfristig sei. Nein, es geht um etwas ganz anderes: Wenn Sie Ihren Garten mit einem solchen Unkrautvernichter behandeln, kann dieser leider nicht herausfinden, was für Sie Unkraut ist (was Sie stört). Er unterscheidet nicht zwischen den Pflanzen, Rasen ist für ihn ein einkeimblättriges Unkraut, Lavendel ein zweikeimblättriges Unkraut, und diese Pflanzen macht er alle mit platt, wenn er in ihre Nähe kommt.

In der Regel macht er diese Pflanzen auch noch viel schneller nieder als den vorbildlich widerstandsfähigen Giersch. Außerdem gibt es selbst bei einer praktisch eigentlich unmöglich durchzuführenden Einzelfallanwendung nur auf den Giersch noch den kleinen Haken, dass die systemisch wirkenden Unkrautvernichter beim Giersch schon deshalb in der Regel versagen, weil sie nicht bis in den letzten Wurzelausläufer gelangen, sie können nämlich erst angewendet werden, wenn der Giersch rund 20 cm Blattmasse entwickelt hat, und so lange können sich dann auch die Wurzelausläufer in Ruhe vor sich hin ausbreiten – und sie hat den etwas größeren Haken, dass die systemisch wirkenden Unkrautvernichter gegen im Boden ruhende Samen überhaupt nichts ausrichten.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es Pflanzen, die dem Giersch ernsthaft Konkurrenz machen können?
Ja, es gibt einige Pflanzen, die Sie dem Giersch als Gründüngung bzw. Konkurrenz “vor die Nase setzen können”: Storchschnäbel und Frauenmäntel sollen dem Giersch ziemlich zu schaffen machen, Kartoffeln sollen ihm so erfolgreich Licht, Nährstoffe und Wasser streitig machen, dass es meist der Giersch ist, der aufgibt, und vom Beinwell wird das Gleiche behauptet.

Es ist viel zu hören von den wundersamen Inhaltsstoffen des Giersch, was hat er denn eigentlich so Tolles zu bieten?
Ne’ Menge, er enthält Kalium, Magnesium, Calcium, Mangan, Zink, Kupfer, Vitamin A und Vitamin C, ätherisches Öl, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren und ist damit einfach einmal kräftig gesund.

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Tipps für Schnellleser

- Giersch loszuwerden, ist fast unmöglich, wenn Sie Ihr Leben nicht dem Bekämpfen des Unkrauts widmen wollen
- Der Doldenblütler ist ein Wunder an Wuchskraft mit mehreren Fortpflanzungsstrategien
- Der wohl schlauste Tipp ist wohl, ihn einfach aufzuessen, er schmeckt im Salat und als Wildspinat und getrocknet im Kräutersalz
- Giersch ist sehr gesund, er enthält Vitamine und Mineralstoffe und entzündungshemmende Stoffe
- Sie können ihn eindämmen, indem Sie ihm die Lebensgrundlage entziehen
- Das funktioniert durch Anpflanzung von Bodendeckern und Mischkultur im Gemüsegarten
- Ansonsten hilft nur immer wieder jäten und Wurzeln ausgraben und danach bepflanzen oder abdecken
- Wo es sich anbietet, kann Abdeckung mit Mineralmulche (Splitt) dem Giersch endgültig den Garaus machen
- Chemie ist nicht unbedingt empfehlenswert, weil eigentlich ziemlich wirkungslos