Gartenheidelbeeren und Waldheidelbeeren haben nicht allzu viele Gemeinsamkeiten. Die Kulturheidelbeere, wie die Gartenheidelbeere auch genannt wird, stammt ab von der nordamerikanischen Heidelbeere (Vaccinium corymbosum). Es gibt zahlreiche Sorten, die recht unterschiedliche Reifezeiten haben. Das ermöglicht eine lange Erntezeit, über Monate hinweg. Da diese Blaubeeren große und vor allem hohe Sträucher bilden, bis etwa 1,5 m hoch, können die Beeren einfach gepflückt werden, man muss sich nicht bücken. In der Natur hat das auch den Vorteil, dass die Beeren nicht vom Fuchsbandwurm infiziert sein können, wie das bei den Waldheidelbeeren leider vorkommt.
Waldheidelbeeren sind nicht so ertragreich, weshalb sie kaum angebaut werden. Auch werden die Sträucher nicht so groß. Sie breiten sich mehr flächendeckend aus, man muss also Platz haben. Waldheidelbeeren sind ausgesprochen gesund. Sie haben auch einen deutlich intensiveren Geschmack. Wer diese Beeren mag, ist selten von den Kulturheidelbeeren wirklich begeistert. Diese lassen sich dafür leicht anbauen und ernten, verfärben die Zähne nicht, haben eine lange Erntezeit (bei verschiedenen Sorten) und man muss die teuren Beeren nicht mehr kaufen. Dafür muss man dann eben hinnehmen, dass sie in Punkto Geschmack und Vitaminreichtum nicht mit den Waldheidelbeeren mithalten können.
Kulturheidelbeeren – Sorten
- Bluecrop – ca. 120 cm hoch, große, feste Früchte, Ernte ab Ende Juli/Anfang August, etwa 4 Wochen, ertragreich
- Elisabeth – große Früchte, toleriert neutralen Boden
- Hortblue Petite ® – kleiner Strauch, ca. 1 m hoch, Ernte Juli bis Oktober, zweimal tragend
- Hardyblue – kann über 2 m hoch werden, reichtragend, Ernte Juli bis September, robust
- Patriot – ca. 1 m hoch, hoher, regelmäßiger Ertrag, Ernte Ab Juli
- Poppins – Ernte Anfang Juli, reiche Ernte, gute Resistenz gegenüber Krankheiten, gut für Gefäße
- Puru – ca. 1 m hoch, große, aromatische Früchte ab Mitte Juli bis Mitte September, mittelstarker Wuchs, sehr robust
- Reka – ca. 170 cm hoch, mittelgroße, platzfeste Früchte, sehr aromatisch, reichtragend, auch für neutrale Böden
- Goldtraube – ca. 125 – 150 cm hoch, starkwüchsig, gesunde Sorte, große, feste Früchte, ab Juli bis September
- Northland – ca. 150 cm hoch, Ernte Juli bis August
- Duke – ca. 150 bis 180 cm hoch, große, aromatische Früchte
Kulturheidelbeeren im Garten anbauen
Kulturheidelbeeren erreichen erst nach sechs Jahren ihren höchsten Ertrag. Sie benötigen außerdem zwei bis drei Jahre, bis sie sich so entwickelt haben, dass sie anfangen mehr Beeren zu produzieren. Wichtig dafür sind ein guter Standort und vor allem ein passendes Substrat. Bei diesem sind die Beerensträucher etwas heikel. Sie benötigen ausreichend Wasser, umso sonniger sie stehen, umso mehr und auch etwas Dünger. Ansonsten muss man sich nicht viel um die Sträucher kümmern.
Standort
Die meisten Sorten der Kulturheidelbeeren bevorzugen einen eher halbschattigen Standort. Sie kommen aber auch mit Sonne aus, wie man bei den Heidelbeerplantagen häufig sehen kann. Allerdings muss dabei auf die Sortenauswahl geachtet werden. Nicht alle mögen die Sonne.
- Halbschatten oder Sonne
- Luftfeuchter Standort bietet Vorteile
- Gut durchlüfteter Platz, damit das Laub nach Nässe gut abtrocknen kann
- Bei der Sortenauswahl auf Standortbedingungen achten, nicht alle mögen Sonne
Substrat
Blaubeeren benötigen einen besonderen Boden, auch die Kulturheidelbeeren. Er muss eher sauer und auf alle Fälle kalkfrei sein. Im Gefäß ist das leicht zu bewerkstelligen, bei der Auspflanzung muss der Boden meist großflächig ausgetauscht werden. Ideal für die Sträucher ist Rhododendronerde. Wichtig ist, dass der Boden nicht zu trocken ist. Die Pflanzen bevorzugen einen eher leicht feuchten Platz.
- Kalkfreier Boden, ansonsten kümmern die Pflanzen. Kalk verhindert, dass die Wurzel Nährstoffe aufnehmen kann.
- pH-Wert zwischen 4,0 und 5,0
- Humusreich
- Ideal ist Rhododendronerde, der etwas Sand untergemischt wird, um sie durchlässiger zu machen.
- Alternativ Moorbeeterde, allerdings auch mit Sand mischen
- Nicht zu trockenes Substrat
- Keine Dauernässe
- In den Plantagen häufeln sie die Pflanzen mit Sägespänen an. Sie sollten von Nadelgehölzen stammen.
Pflanzen
Da die Sträucher einen bestimmten Boden benötigen, ist die Vorarbeit wie eben beschrieben wichtig. Außerdem sollte ein ordentlicher Pflanzabstand eingehalten werden. Günstig ist, den Boden zu mulchen. Das bringt einige Vorteile. Bei Gefäßkultur ist eine Drainage empfehlenswert, damit überschüssiges Wasser gut ablaufen kann.
- Beste Pflanzzeit – Frühjahr
- Pflanzabstand 1 m bis 1,5 m
- Pflanzloch eher breit als tief
- Erde großflächig tauschen, vor allem in die Breite, da die Pflanzen eher breit als tief wurzeln
- Wer keinen Torf verwenden möchte, kann dem Gartenboden, der nicht zu lehmig sein sollte, Fichtennadelkompost und Sägemehl untermischen.
- Ballen vor dem Pflanzen gut Wässern
- Gleich Hornspäne mit ins Pflanzloch geben.
- Boden mulchen, mit Rindenmulch oder getrocknetem Grasschnitt, alternativ gesundes Laub
- Mulch verhindert das schnelle Austrocknen des Bodens und das sich Unkraut bildet. Außerdem ist so die flache Wurzel besser vor Frost geschützt.
- Unterpflanzen mit Preiselbeeren
Gießen und Düngen
Beim Gießen kommt es etwas auf den Standort an. Je sonniger die Beerensträucher stehen, desto mehr Wasser benötigen sie. Besonders zwischen Juli und September ist auf eine ausreichende Wasserversorgung zu achten. Als Dünger eignen sich ausschließlich kalk- und salzarme Produkte.
- Kein kalkhaltiges Wasser!!!
- Am besten Regenwasser verwenden.
- Nicht völlig austrocknen lassen
- Am besten regelmäßig gießen, aber oberste Erdschicht immer erst etwas abtrocknen lassen. Dazu unter die Mulchschicht schauen.
- Düngen vor der Blüte und nach der Ernte
- Bei spätem Ernteende nur noch Patentkali düngen, keinen Stickstoff mehr, damit die Triebe nicht weiterwachsen und ausreifen
- Geeigneter Dünger – Beeren-, Erdbeer-, Rhododendron- und Azaleendünger, möglichst organisch, denn man will die Beeren ja essen
- Biodünger – kompostierte Fichten- oder Tannennadeln, Rindenmulch
Schneiden
Ein regelmäßiger Schnitt ist nicht notwendig. Im Bedarfsfall, z.B. wenn die Gehölze einfach zu groß werden, ist er aber möglich. Empfehlenswert ist, ab einem Alter von etwa vier Jahren einen regelmäßigen Verjüngungsschnitt vorzunehmen, da junge Triebe erfahrungsgemäß besser tragen, als alte.
- Direkt nach der Blüte auslichten
- Verjüngungsschnitt in der laublosen Zeit, nicht bei Frost und nicht bei Sonne
- Dafür Triebe, die älter als 4 Jahre sind, herausnehmen, um Platz für neue zu schaffen
- Es reicht, wenn ca. 6 kräftige Triebe übrigbleiben
- Triebe, die nicht richtig blühen und fruchten herausschneiden, am besten markiert man sie schon im Sommer
- Auslichtung der Seitentriebe, um mehr Sonne ins Strauchinnere zu bekommen
- Direkt am Ansatz schneiden
- Verblühtes Belassen für Beeren
- Bei Blaubeerhecken kann ein Formschnitt vorgenommen werden, am besten im Herbst, wenn alle Blätter abgefallen sind
- Die Triebe können gleich als Stecklinge genutzt werden
Überwintern
Die Überwinterung im Freiland erfolgt problemlos. Kübelpflanzen sollten besser frostfrei, aber kalt überwintert werden. Da die Sträucher ihr Laub verlieren, können sie auch dunkel überwintert werden. In sehr winterkalten Gegenden und bei sehr zugigem Standort die Sträucher mit Mulch, Vlies und Tannenschnitt schützen
- Ausgepflanzte Exemplare sind in der Regel ausreichend winterhart
- Günstig ist, junge Pflanzen zu schützen
Vermehren
Gartenheidelbeeren lassen sich auf unterschiedliche Art und Weise vermehren. Stecklinge wachsen meist ohne Probleme an. Auch Absenker gelingen leicht. Bei der Aussaat muss damit gerechnet werden, dass die Ergebnisse nicht sortenrein sind. Außerdem dauert es lange, bis sich da eine Pflanze entwickelt.
Absenker
- Einen Zweig in Bodennähe so herunterbiegen, dass er kurz vor seinem Ende den Boden berührt
- An dieser Stelle einen kleinen Einschnitt vornehmen
- An der Berührungsstelle den Zweig beschweren und mit etwas Erde bedecken
- An der Kontaktstelle bilden sich Wurzeln. Wenn dies geschehen ist, kann der Trieb abgetrennt und die neue Pflanze umgepflanzt werden
Stecklinge
- Beste Zeit – der Herbst, ideal um Stecklinge vom Rückschnitt zu verwenden
- 10 bis 15 cm lange Stecklinge schneiden
- Relativ tief in saures Substrat stecken
- Gut anfeuchten und dann mit Folie oder einer Tüte für hohe Luftfeuchte sorgen
- In den ersten Wochen für gleichbleibende Feuchtigkeit sorgen
- Wurzeln in der Regel bis zum Frühjahr
- Möglichst vor dem Austrieb an ihren Bestimmungsort pflanzen
Krankheiten und Schädlinge
Gartenheidelbeeren sind bei gutem Standort und Pflanzsubstrat und bei entsprechender Pflege sehr robust. Krankheiten können aber trotzdem auftreten. Im Ertragsanbau nehmen sie in den letzten Jahren zu. Besonders Pilzbefall (Anthraknose) und Graufäule treten dort auf. Seltener kommen Colletotrichum-Fruchtfäule, Godronia-Triebsterben und Monilia vor. Bei den Schädlingen sind es vor allem der Frostspanner, Vögel, Blatt- und Schildläuse und Spinnmilben. Viele Krankheiten können durch einen regelmäßigen Schnitt vorgebeugt werden. Dieser sorgt dafür, dass nach Regen oder Tau die Büsche schnell abtrocknen. Nässe auf dem Laub fördert Pilzkrankheiten.
- Anthraknose – Pilzerkrankung, zeigt sich durch dunkle, eingesunkene Brennflecken, nur mit Fungiziden zu bekämpfen
- Grauschimmel – Pilz, der die Blüten und Früchte befällt, zu erkennen an grauem Pilzrasen, greift zügig um sich und befällt mehr und mehr Blüten, verklumpt sie miteinander. Nachdem der Blütenstiel auch befallen ist, wird ebenfalls der Trieb infiziert. Bei den Früchten ist der Pilz daran zu erkennen, dass sie braun werden und absterben. Zu bekämpfen mit entsprechenden Fungiziden, die für den Freizeitgartenbau zugelassen sind. Vorbeugen durch Schnitt.
- Monilia-Triebsterben – Pilzbefall, der Holz und Blüten befällt. Pilz überwintert in Fruchtmumien und infiziert nach Knospenaufbruch auch die Triebe. Diese welken, verfärben sich braun und knicken ab. Spritzungen helfen, müssen aber zur richtigen Zeit sein und wiederholt werden
- Godronia-Triebsterben (Zweigkrebs) – Pilzerkrankung, verursacht das Absterben von Trieben. Triebe verfärben sich zunächst rotbraun. Läsionen hauptsächlich in Bodennähe, befallene Triebe entfernen und vernichten, Fungizidbehandlung
- Blattläuse – häufig die Gelbliche Heidelbeerblattlaus, die ebenfalls aus Nordamerika stammt. Sie ist schwer zu bekämpfen. Außerdem die Röhrenblattlaus, aus Amerika eingeschleppt, die viel Honigtau produziert und zu Rußtaubefall sorgen kann. Sie überträgt Viruserkrankungen. Läuse mit einem scharfen Wasserstrahl abspritzen, alle zwei bis drei Tage wiederholen, ansonsten Pflanzenschutzmittel verwenden, aber besser nur im Notfall
- Spinnmilben – zu erkennen an hellen Sprenkelungen auf den Blättern, diese verfärben sich mit der Zeit bronzefarben, Bei starkem Befall auch Blattabfall möglich, luftfeuchte Lage ist gut als Vorbeugung
- Frostspanner, hauptsächlich der Kleine Frostspanner – aus Nordamerika eingeschleppt, Raupen bohren sich in die Knospen, mit Bacillus-thuringiensis-Präparaten bekämpfen, Fressfeinde fördern, z.B. Kohlmeisen
- Gallmücke (Triebgallmücke) – saugt an den Triebspitzen, diese rollen sich ein und sterben am Ende ab. Larven häufig an Blatträndern zu finden, zu bekämpfen mit einer Frühjahrsspritzung
Häufig gestellte Fragen
Wie kann man feststellen, ob die Beeren reif sind?
Die Früchte reifen, je nach Sorte, ab Anfang Juli. Reife Beeren sind dunkelblau und prall. Beim Pflücken lassen sie sich durch leichten Druck leicht abreißen.
Sind alle Kulturheidelbeeren selbstfruchtend?
Soviel ich weiß, sind sie das. Allerdings stehen sie trotzdem nicht gern allein und mehrere Pflanzen zusammen sorgen für einen besseren Blüten- und Fruchtansatz.