Pflanzenlexikon

Frauenschuh-Orchidee, Paphiopedilum – Pflege-Anleitung

Frauenschuh-Orchidee - Paphiopedilu

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Orchideen der Gattung Paphiopedilum werden auch Frauenschuh oder Venusschuh genannt. Der Name ist von ihrer Blütenform abgeleitet, denn das untere Blütenblatt (die Lippe) erinnert an einen offenen Schuh oder Pantoffel. Die einzelnen Arten sind in ihrer Form und Größe wie auch in ihrer Blütenform und -farbe sehr unterschiedlich. Durch Kreuzungen der verschiedenen Spezies sind heute bereits Tausende von Hybriden dieser ganz besonderen Orchideen auf dem Markt. Ihre Kultivierung benötigt etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

Aus der Gartenrat Mediathek

Steckbrief

  • botanischer Name: Paphiopedilum
  • Trivialnamen: Frauenschuh, Venusschuh
  • gehört in die Familie der Orchideen
  • Topf-/Zimmerpflanze, Blütenzierpflanze
  • Blütezeit: Herbst und Frühjahr, die Hybriden auch ganzjährig
  • Wuchshöhe: zwischen 15 und 40 Zentimeter
  • Blüten in den unterschiedlichsten Farben und Formen
  • charakteristisches Merkmal: unteres Blütenblatt in Pantoffelform
  • nicht frosthart

Arten und Vorkommen

Frauenschuh-Orchidee - Paphiopedilum micranthum
Paphiopedilum micranthum

Der Frauenschuh, auch Venusschuh genannt, gehört in die Familie der Orchideen und ist im südostasiatischen Raum zwischen Nepal, Indien und Thailand bis hin nach Sumatra und Neuguinea beheimatet. Er kommt in etwa 100 verschiedenen Arten und Unterarten vor. Eindeutiges Merkmal für den Frauenschuh ist das untere Petalum (Blütenblatt), das sich im Laufe der Evolution zu einer schuh- oder pantoffelähnlichen Form entwickelt hat. Paphiopedilum wachsen fast zu 100% auf dem Erdboden (terrestrisch). Häufige Arten sind:

Frauenorchidee-ArtBlüteWuchshöhe/Merkmale
Paphiopedilum armeniacumkräftig gelb
6 bis 8 Zentimeter
etwa 15 Zentimeter
Paphiopedilum barbatum var. nigritumviolett/grün/weiße Schattierungenetwa 20 bis 25 Zentimeter
Paphiopedilum bellatulum‘album’: reinweiße Blüte
‘Red Fusion’: weiß mit dunkelroten Tupfen
‘rosea’: mit rosa Punkten
Paphiopedilum callosumtiefroter Schuh
Rest der Blüte in Schattierungen von dunkelrot, weiß und grün
Paphiopedilum charlesworthiibraunroter Schuh
oberes Blatt rosa
heller Standort
Kalkfelsen
Paphiopedilum concolor var. striatumhellgelb
bis zu 7 Zentimeter
etwa 20 Zentimeter
Paphiopedilum delenatiirosa Schuh
strahlend weiß
bis zu 6 Zentimeter
einfache Blütenform
maximal 15 Zentimeter
niedrige, kompakte Wuchsform
Paphiopedilum esquiroleiauffällig geformt
gelb/rosa/braun
um die 10 Zentimeter
etwa 30 Zentimeter
Paphiopedilum exulgelbweiß mit wenigen braunen Tupfenbis zu 30 Zentimetern
Paphiopedilum henryanumvioletter Schuh
weißlich bis gelb mit dunkelbraunen Tupfen
Paphiopedilum leucochilumreinweißer Schuh
Blütenblätter weiß mit violetten Sprenkeln
6 bis 8 Zentimeter
Paphiopedilum micranthumbläulich-rosafarbener Schuh
gelblich-rot
viele Variationen
Paphiopedilum rothschildianumrötlich-braun
sehr filigran
reagiert empfindlich auf schwankende Temperaturen
Häufige Paphiopedilum-Arten

Standort

Die einzelnen Arten des Frauenschuhs stellen recht unterschiedliche Ansprüche an ihren Standort und ihre Lebensbedingungen. Allgemein kann gesagt werden, dass keine Art die pralle Sonne verträgt und lieber etwas absonniger steht. Kühle Temperaturen werden nicht toleriert.

  • Lichtbedarf: halbschattig bis schattig
  • Luftfeuchtigkeit: mindestens 50-70%, noch höher wäre besser
  • Substrat: Moos oder Orchideensubstrat
  • pH-Wert: 5-6,5

Als einfache Regel gilt: Handelt es sich um eine geflecktlaubige und mehrblütige Art, sollte die Pflanze etwas heller stehen (halbschattig). Grünlaubige Arten müssen schattig stehen (Nordfenster). Einige Arten vertragen auch die direkte Sonne am frühen Morgen oder späteren Nachmittag wie Paphiopedilum charlesworthii. Mittagssonne und zugige Standorte sollten allerdings immer vermieden werden.

Temperatur und Ruhezeit

Frauenschuh-Orchidee - Paphiopedilu

Einige Arten von Paphiopedilum benötigen eine Absenkung der Temperatur in der Nacht, wenn ihre Wachstumsperiode abgeschlossen ist. Nur so können in der neuen Vegetationsphase wieder Blüten gebildet werden. Bei den Frauenschuhen unterscheidet man zwischen Gruppen, die unterschiedliche Ansprüche an ihre Umgebungstemperatur stellen.

GruppeBezeichnungSommertemperaturenWintertemperaturen
1geflecktlaubige Arten mit ganzjährig warmen Temperaturen20 bis 25 Grad Celsius16 bis 22 Grad Celsius
2grünlaubige Arten mit schmalen Blättern, die im Winter nachts Temperaturabsenkungen benötigen20 bis 22 Grad Celsius (tagsüber)
17 bis 19 Grad Celsius (nachts)
20 bis 23 Grad Celsius (tagsüber)
13 bis 16 Grad Celsius (nachts)
3mehrblütige Arten mit durchgängig warmen Bedingungen20 bis 23 Grad Celsius18 bis 22 Grad Celsius
4rein grünlaubige Arten mit breitem Laub, ganzjährig warm18 bis 25 Grad Celsius16 bis 20 Grad Celsius
Temperaturansprüche der Frauenschuh-Arten

Hinweis: Wer einen Frauenschuh im Fachhandel kauft, sollte sich deshalb unbedingt nach den Ansprüchen bezüglich der Temperatur und Lichtverhältnisse seiner Pflanze erkundigen.

Gießen

Wie alle Orchideen möchte der Venusschuh gerne kräftig gegossen werden. Üblich ist es auch, den gesamten Topf für ein paar Minuten in das Gießwasser hineinzustellen (tauchen), damit sich das Substrat voll Wasser saugen kann. In den folgenden Tagen kann das Substrat dann langsam abtrocknen und die Feuchtigkeit an die Wurzeln der Orchidee abgeben. Das Substrat darf niemals ganz austrocknen.

Staunässe mag die empfindliche Pflanze allerdings noch weniger als Trockenheit. Werden Paphiopedilum zu nass gehalten, faulen ihre Wurzeln rasch. Auch Pilze siedeln sich dann gerne an und infizieren die Pflanze. Gegossen wird immer nur auf das Substrat, es darf kein Wasser über die Blätter laufen, denn dann sammelt es sich möglicherweise in den Blattachseln. Das mag der Frauenschuh gar nicht. Ein Besprühen ist nur an wirklich warmen Tagen mit extrem niedriger Luftfeuchtigkeit notwendig. Dabei muss darauf geachtet werden, dass kein Wasser zum Blattansatz hin läuft und dort stehen bleibt.

Düngen

Frauenschuh-Orchidee - Paphiopedilu

Orchideen wie der Frauenschuh haben keine Ruhephase im eigentlichen Sinn. Deshalb werden sie auch über das ganze Jahr hinweg gedüngt. Verwendung finden handelsübliche Orchideendünger in der auf der Packung angegebenen Konzentration.

  • Düngung im Sommer: etwa alle 2-3 Wochen
  • Düngung im Winter: etwa alle 4-6 Wochen

Besonders weiß blühende Arten profitieren davon, wenn dem Substrat regelmäßig Kalk in fester Form zugesetzt wird. Kalk fördert das Wachstum der Pflanze. Damit aber nicht der pH-Wert steil nach oben steigt, werden am besten zerstoßene Muscheln zugegeben. Diese wirken dann wie ein Langzeitdünger und müssen nicht ständig neu zugefügt werden.

Hinweis: Nicht vergessen: Beim Kalken mit Muscheln vor dem Zerstoßen eventuell vorhandenes Meersalz abwaschen!

Schneiden

Wenn die unteren Blätter welken, sollten sie wegen der Infektionsgefahr (Pilze, Viren, Bakterien) nicht abgeschnitten werden. Mit der Zeit vertrocknen die Blätter von ganz alleine und können dann einfach mit der Hand herausgelöst werden. Ist nach dem Verwelken der Blüten der Blütenstiel ganz trocken, kann er abgeschnitten werden. Manchmal kommt es vor, dass durch zu viel Gießwasser die Wurzeln faulen. Diese müssen unbedingt so schnell wie möglich entfernt werden. Am besten wird hierzu ein steriles Messer verwendet und die Schnittstelle mit Kohlepulver desinfiziert.

Vermehrung

Venusschuh - Paphiopedilu

Orchideen wie den Frauenschuh aus Samen zu vermehren, gestaltet sich unglaublich schwierig und wird nur von Fachleuten im Labor angewendet. Sehr viel einfacher ist eine vegetative Vermehrung. Die Orchidee entwickelt mit zunehmendem Alter viele neue Vegetationspunkte über Rhizome. Sind mindestens sechs dieser Triebe oder Vegetationspunkte vorhanden, kann die Pflanze beim nächsten Umtopfen geteilt werden.

  • Zeitpunkt: Ende der Blütezeit
  • Pflanze vorsichtig aus Topf ziehen
  • Substrat aus Wurzeln rütteln
  • Verbindung (Rhizom) zwischen zwei Pflanzenteilen durchtrennen
  • Werkzeug: steriles Messer
  • je Teilstück müssen mindestens zwei Blattbüschel erhalten bleiben
  • Teilstücke in neue Töpfe pflanzen
  • in erster Zeit häufig besprühen (die Erde, nicht die Blätter!)
  • Vorsicht vor Wasser in Blattachseln

Umtopfen

Es ist wichtig, dass die Wurzeln des Frauenschuhs immer genügend Luft und Wasser erhalten. Deshalb muss die Orchidee von Zeit zu Zeit umgetopft werden. Den Zeitpunkt dafür erkennen Sie an folgenden Merkmalemn:

  • Blätter nehmen gesamte Topfoberfläche ein
  • im Topf an der Außenseite kein Substrat, sondern nur noch Wurzeln erkennbar
  • Wurzeln wachsen schon unten aus Topf heraus
  • Substrat (Holz) beginnt schon zu verrotten

Zudem können sich im Substrat Salze ansammeln, die ungünstige Bedingungen für die Wurzeln des Frauenschuhs darstellen (wie Kalkablagerungen). Orchideen, die mit Leitungswasser gegossen werden, müssen daher häufiger mit frischem Substrat versorgt werden als solche Pflanzen, die enthärtetes Wasser oder Regenwasser bekommen.

  • Pflanze vorsichtig aus Topf ziehen
  • falls dies nicht einfach möglich ist, lieber Topf zerschneiden
  • altes Substrat abschütteln
  • beschädigte Wurzeln großzügig abschneiden
  • Wurzeln in größeren Topf einsetzen
  • in Zwischenräume Substrat einfüllen
  • zwischendurch immer einmal wieder Topf fest auf Boden stellen
  • dadurch sackt Substrat nach unten
  • nach Umtopfen für ein paar Minuten in Gießwasser tauchen

Damit der Topf im unteren Bereich nicht im überschüssigen Wasser steht, sind Orchideentöpfe mit einem erhöhten Bodenwulst ausgestattet. Werden normale Blumentöpfe verwendet, können diese auf ein paar Kiesel oder Holzklötzchen in den Übertopf gestellt werden.

Substrat

Venusschuh - Paphiopedilum

In den Gebieten, in denen der Frauenschuh normalerweise vorkommt, ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass die Pflanzen das Wasser nicht über die Erde, sondern über die Luft aufnehmen können. Kommen die Wurzeln der Orchidee also dauerhaft mit Wasser in Kontakt, beginnen sie innerhalb kürzester Zeit zu faulen. Trotzdem benötigen sie sehr viel Wasser. Da es bei uns kaum möglich ist, die Luftfeuchtigkeit dauerhaft so hoch zu halten, dass der Frauenschuh ausreichend Flüssigkeit bekommt, werden die Pflanzen in Substrat gesetzt, das Wasser gut aufnimmt und langsam wieder abgibt, ohne dabei Staunässe zu produzieren.

Normale Blumenerde hat diese Eigenschaften nicht, deshalb dürfen Orchideen keinesfalls in Blumenerde eingepflanzt werden. Ein gutes Substrat für den Frauenschuh hat große Zwischenräume und besteht aus verschiedenen Komponenten:

  • organisches Material (Hauptbestandteil): Holz, Rinde, Bast, Kokosfasern, Moos
  • Füllmaterial für gute Durchlüftung: Styropor oder anderes Füllmaterial
  • ein wenig Holzkohle (wirkt desinfizierend)

In einem guten, käuflichen Orchideensubstrat sind diese Komponenten bereits enthalten.

Hinweis: Auch die Größe der Substratstücke ist entscheidend: So benötigen junge oder kleinbleibende Paphiopedilum ein feineres Substrat als größere und ältere Pflanzen.

Überwintern

Der Venusschuh verträgt keine kalten Temperaturen oder Fröste. Einzig die Arten aus der Gruppe 2 (einige grünlaubige Arten mit schmalen Blättern) benötigen eine Ruhepause von etwa 2-3 Monaten, in denen die nächtlichen Temperaturen auf etwa 13-16 Grad abgesenkt werden müssen. Paphiopedilum micranthum hält sogar kurzfristige Absenkungen auf etwa 5 Grad aus. Die übrigen Spezies können Sommer wie Winter bei etwa gleichbleibenden Temperaturen von etwa 20 Grad gehalten werden. Der Frauenschuh sollte im Winter allerdings nicht gerade auf einer Fensterbank im Wohnzimmer (mit eingeschalteter Heizung) stehen. In diesen Fällen sinkt die Luftfeuchtigkeit stark ab und bildet somit ungünstige Bedingungen für die Orchidee. Besser ist es, die Pflanze in einen etwas kühleren Raum (wie Schlafzimmer) zu stellen, in dem sie zwar relativ hell steht aber keine direkte Sonne bekommt.

Krankheiten und Schädlinge

Bei Pflegefehlern wie einem zu nassen Standort oder Frischluftmangel kommen häufig Pilzinfektionen vor. Diese sind an Blattflecken und Fäulnis (im Wurzelbereich und an den Blättern) zu erkennen. Die Pflanze muss dann dringend von der feuchten Erde befreit werden. Alle fauligen Pflanzenteile vorsichtig abschneiden (steriles Messer) und in frisches Substrat umtopfen.

Außerdem bevorzugen Schildläuse Orchideen. Gelegentlich kommen bei schlechten Standortbedingungen auch Spinnmilben oder andere Parasiten vor. Dies ist meist der Fall, wenn die Pflanze durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit oder zu wenig Luft an den Wurzeln geschwächt ist.

Häufig gestellte Fragen

Bei meinem Frauenschuh bleiben die Blütenansätze stecken und entwickeln sich nicht weiter. Woran kann das liegen?

Paphiopedilum reagieren recht empfindlich auf ständig nasse Wurzeln und Wasser in den Blattachseln. Folge daraus kann ein Verfaulen sein, in milderen Fällen bleiben auch die Blütenansätze in den Blütenscheiden stecken. Der Wurzelballen sollte in Zukunft nicht mehr gegossen, sondern etwa einmal in der Woche getaucht werden, dann nicht mehr gegossen. Wasser nach dem Tauchen gut ablaufen lassen.

Kann man einen Frauenschuh im Sommer nach draußen stellen?

Ins Freie dürfen nur grünlaubige Arten. Natürlich sollte der Standort mit Bedacht ausgewählt werden, denn zu sonnige Plätze verträgt der Frauenschuh nicht. Eine schattige, windgeschützte Stelle an einer warmen Mauer zwischen Juni und August wäre empfehlenswert; die Pflanze blüht dann auch besser.


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Tipps für Schnellleser

- einzelne Arten haben sehr unterschiedliche Ansprüche
- geflecktlaubige Arten müssen etwas heller stehen (halbschattig)
- grünlaubige Arten mögen es schattig
- Boden: Orchideensubstrat (leicht sauer, gut wasserdurchlässig)
- die meisten Arten können Sommer wie Winter bei gleichbleibenden Temperaturen gehalten werden
- einige Arten benötigen im Winter nachts eine Temperaturabsenkung auf etwa 13-16 Grad
- beim Kauf nach diesen Bedingungen fragen
- hohe Luftfeuchtigkeit (über 60%)
- Gießen: gleichmäßig feucht halten
- Düngen: alle 2-3 Wochen (Sommer), etwa einmal im Monat (Winter)
- Vermehren: durch Teilung (größere Pflanzen), Rhizome
- Krankheiten: sehr empfindlich gegen Pilze, Viren und Bakterien
- Schädlinge: im Winter häufig Schildläuse oder Spinnmilben
- Umtopfen: wenn die Wurzeln den Topf gut füllen (alle 1-2 Jahre)