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Hegen Sie den Wunsch nach einer ganzen Schar prachtvoller Flieder? Dann offeriert Ihnen der duftende Blütentürmer gleich 2 gangbare Optionen. Das gilt insbesondere für die üppigen Edelsorten, da hier keine Wurzelausläufer sprießen mit fix und fertigen Jungpflanzen im Gepäck. Die generative Vermehrung nutzt dabei das Saatgut, mit dem Ihr Flieder Sie reichlich beschenkt. Hierbei offenbart sich das Ergebnis freilich erst, wenn sich die ersten Blüten entfalten. Die vegetative Methode verwendet Stecklinge und punktet mit einem zuverlässig vorhersehbarem Resultat. Die folgende Anleitung mit Bildern erläutert Ihnen praxisorientiert, wie Sie Flieder vermehren durch Samen und Stecklinge.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Ölbaumgewächse (Oleaceae)
- Gattung: Flieder (Syringa)
- Mehr als 20 Arten mit zahlreichen Sorten
- Beheimatet in Europa und Asien
- Sommergrüner Blütenstrauch, selten ein kleiner Baum
- Wuchshöhe in Kultur 100 bis 500 cm
- Reich blühend mit intensivem Duft von Mai bis Juni
- Häufige Blütenfarben: Violett, Blau, Rot und Weiß in zahlreichen Nuancen
- Samenstände als Kapselfrüchte ab September
Die in Europa als Ziergehölze kultivierten Flieder stammen mehrheitlich ab vom einheimischen Gemeinen Flieder (Syringa vulgaris). Die reine Wildart wird auf der Schwarzen Liste geführt als invasive Pflanze, aufgrund des intensiven Ausbreitungsdrangs mit Wurzelausläufern. An Hybriden ist dieses Charakteristikum weitgehend eliminiert, zumindest dann, wenn als Unterlage nicht die Wildart verwendet wird.
Vermehren durch Samen
Damit ein Flieder Früchte hervorbringen kann, dürfen verwelkte Blüten nicht vorzeitig abgeschnitten werden. Bis zum Herbst reifen in den braunen, holzigen Kapseln die Samen heran. Nach der Ernte halten Sie somit Saatgut in Händen, aus dem Sie ein ganzes Geschwader an Jungfliedern heranzüchten können. In diesen Schritten gehen Sie fachgerecht vor:
Ernte
Unter normalen Witterungsbedingungen sind die Samenstände im Oktober ausgereift. Damit die Kapseln nicht unkontrolliert aufplatzen und die wertvollen Samen im Garten verwehen, stülpen Sie kleine Säckchen darüber aus licht- und luftdurchlässigem Stoff. Erst wenn die Samenkapseln braun und knistertrocken sind, dürfen Sie auf keimfreudiges Saatgut hoffen. Sammeln Sie die Früchte in einem Eimer, um sie mit den Händen zu zerreiben. In der Folge sieben Sie das Gemisch so oft, bis die Samen übrig bleiben.
Stratifikation
Da es sich bei Fliedersamen um Kühlkeimer handelt, bedürfen sie einer zwei- bis dreimonatigen Kälteperiode. Wahlweise findet diese statt im Kühlschrank oder unter freiem Himmel. Beide Varianten erklären wir im Kurzüberblick:
Kühlschrank
- Eine Plastiktüte füllen mit feuchtem Sand und Fliedersamen
- Fest verschlossen im Gemüsefach des Kühlschranks deponieren
- Bei Temperaturen zwischen – 4 und + 4 Grad Celsius für 2 Monate aufbewahren
- Regelmäßig kontrollieren auf eine ausreichende Feuchtigkeit
Im Freien
- Eine Tonschale füllen mit Anzuchterde
- Darauf die frischen Samen ausstreuen, dünn übersieben und gießen
- Am schattigen, kühlen Standort bis Januar im Garten platzieren
- Bei Trockenheit die Erde regelmäßig wässern
Es ist kein Grund zur Besorgnis, wenn die Saatschale im Garten einschneit. Vielmehr ist dieser Einfluss der Winterwitterung von Vorteil, da der schmelzende Schnee einen ergänzenden Beitrag dazu leistet, die Keimhemmung zu überwinden.
Aussaat
Haben die Samen den Kälte-Impuls erhalten, mündet die Aussaat in die bewährte Verfahrensweise für Normalkeimer. Füllen Sie Anzuchterde in Multitopfplatten oder Einzeltöpfe – je nach vorhandener Platzkapazität und angestrebter Anzahl von Jungpflanzen. Darauf säen Sie die stratifizierten Samen aus und übersieben diese maximal 0,5 cm hoch mit Sand, Substrat oder Vermiculite. Um einen guten Bodenschluss zu gewährleisten, drücken Sie die Samen bitte leicht an. Befeuchten Sie zum guten Schluss das Saatgut mit feiner Brause. Die Saatgefäße verbringen Sie daraufhin für 2-4 Wochen an einen hellen Standort mit kühlen 8-12 Grad Celsius. Im weiteren Verlauf dürfen die Temperaturen dann steigen auf angenehme Zimmerwärme.
Pflege nach der Keimung
Über die Dauer der Keimzeit lässt sich keine definitive Aussage treffen. Mit ein wenig Glück sprießen die ersten Keimblättchen innerhalb weniger Wochen. Mitunter wird Ihre Geduld über mehrere Monate strapaziert. Wichtig zu beachten ist, dass die Saat konstant leicht feucht bleibt, da Trockenheit jegliche Hoffnung auf Fliedersämlinge zunichte macht. Nach erfolgter Keimung setzt sich das Pflegeprogramm so fort:
- Am hellen, nicht vollsonnigen Standort regelmäßig gießen
- Zunächst noch keinen Dünger verabreichen
- Keimlinge mit mehr als 2 Blattpaaren in Einzeltöpfe pikieren
Herrscht unter Ihren Zöglingen drangvolle Enge, ist es an der Zeit für den Wechsel in einen größeren Einzeltopf. Verwenden Sie hierzu bitte spezielle Pikiererde, die leicht vorgedüngt ist. Als Alternative magern Sie gute Kübelpflanzenerde mit Sand ab. Über der Bodenöffnung legen Sie eine Tonscherbe, bevor das Substrat zu drei Viertel eingefüllt wird. Mit dem Pikierstab oder einem Holzlöffel bohren Sie das Pflanzloch vor. Erst dann heben Sie einen kräftigen Flieder-Sämling mit dem Pikierholz aus der Erde und setzen ihn bis knapp unterhalb der Keimblätter in das frische Substrat. Den Schlusspunkt der Prozedur bildet ein reichlich bemessenes Angießen. Ab jetzt verabreichen Sie bis zum Auspflanzen alle 2-3 Wochen einen verdünnten Flüssigdünger. Beginnen Sie mit dieser Nährstoffzufuhr etwa 4 Wochen nach der Vereinzelung, wenn die Vorräte in der Pikiererde aufgebraucht sind.
Stecklinge
Für Hobbygärtner mit einem Faible für unkomplizierte Verfahrensweisen, ist die Stecklingsvermehrung ganz nach ihrem Geschmack. Neben der einfachen Handhabung, überzeugt diese Methode mit Jungpflanzen, die ihrer Mutterpflanze zum Verwechseln ähnlich sehen. Neben dem Gemeinen Flieder (Syringa vulgaris), eignen sich hierzu der Chinesischen Flieder (Syringa chinensis), Ungarische Flieder (Syringa josikaea) sowie der Bogen-Flieder (Syringa reflexa). Ein Edel-Flieder kommt nur bedingt infrage, da von durchschnittlich 10 Stecklingen nur 1 Exemplar bewurzelt. Diese Anleitung zeigt, wie es geht:
Schneiden
Inmitten der Blütezeit pulsiert im Flieder das Leben bis in die Triebspitzen. Somit gelten die Monate Mai und Juni als idealer Termin für den Schnitt von Stecklingen. So machen Sie es richtig:
- Nicht blühende, unverholzte, 20 cm lange Kopfstecklinge abschneiden
- Die Schere unterhalb eines Blattknotens ansetzen
- Jeden Steckling in der unteren Hälfte entlauben
- Eventuell vorhandene Knospen entfernen
Nehmen Sie einen entlaubten Steckling nochmals zur Hand, um einen Verwundungsschnitt anzusetzen, der die Bewurzelung vorantreiben kann. Hierzu ziehen Sie mit einem scharfen Messer seitlich ein 2 cm langes, schmales Rindenstück ab. Ergänzend tunken Sie jeden Steckling in Bewurzelungspulver, wie Neudofix von Neudorff.
Setzen und pflegen
Für jeden Flieder-Steckling füllen Sie einen Topf mit mindestens 1 Liter Fassungsvermögen. Als Substrat eignen sich Pikiererde, mit Sand abgemagerte Blumenerde oder Einheitserde. Geben Sie bitte etwas Algenkalk oder Gesteinsmehl hinzu. Darin setzen Sie den Trieb bis zum unteren Blattpaar ein und gießen an. Um ein förderliches, feucht-warmes Mikroklima zu erzeugen, stülpen Sie eine transparente Haube über, wie eine Plastiktüte, abgestützt mit Holzstäbchen. Am warmen, hellen Standort gießen Sie regelmäßig und lüften die Abdeckung täglich einige Minuten. Im Herbst räumen Sie die Stecklinge ein ins frostfreie, helle Winterquartier. Während der kalten Jahreszeit setzen Sie das Pflegeprogramm fort, wobei nach wie vor kein Dünger verabreicht wird. Treibt ein Steckling aus, hat die Haube ihre Aufgabe erfüllt und wird entfernt. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die junge Pflanze eine Dosis Flüssigdünger alle 2 bis 3 Wochen gerne an. Erst wenn sich ein kräftiges, vitales Wurzelsystem gebildet hat, ist ein Flieder-Steckling ausgereift genug für die Pflanzung ins Beet.
Häufig gestellte Fragen
An meinem Edelflieder treiben Ausläufer aus. Kann ich diese für die Vermehrung nutzen?
In Baumschulen werden Fliedersorten mitunter veredelt auf einer Unterlage aus Wildflieder, um die Widerstandskraft der Hybriden zu stärken. Somit entstammen die Ausläufer an Ihrem Exemplar einem Syringa vulgaris. Sie können diese natürlich abtrennen und für die Vermehrung nutzen. Im Resultat entwickelt sich daraus freilich kein Edelflieder, sondern wiederum ein Gemeiner Flieder.
Ich möchte eine gemischte Naturhecke anlegen, die unter anderem mehrere Flieder enthält. Welche Gehölze könnte ich darüber hinaus integrieren?
Oberste Prämisse für eine gelungene Naturhecke ist die Kombination einheimischer Gehölze mit unterschiedlichen Blütezeiten. Empfehlenswerte Arten sind Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus), Bauernjasmin (Philadelphus coronarius), Schlehe (Prunus spinosa), Kornelkirsche (Cornus mas), Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) und Feldahorn (Acer campestre). Die beiden letztgenannten begeistern nicht zuletzt mit einer furiosen Laubfärbung im Herbst.