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Die Zahl der in Mitteleuropa vorkommenden Flechtenarten wird auf etwa 2.000 geschätzt. Dabei sind Baumflechten gar keine Pflanzen, sondern eine enge Symbiose zwischen einem Pilz und einer Alge. Dabei ist der Pilz verantwortlich für Farbe und Struktur der Flechte. Diese symbiotischen Lebensgemeinschaften können selbst extreme Witterungsbedingungen wie Hitze, Trockenheit und Kälte überstehen. Optisch können sie in der Regel nicht wirklich beeindrucken, sodass viele sie lieber heute als morgen loswerden möchten, auch wenn sie für den Baum selbst gar nicht schädlich sind.
Ursachen für Moos- und Flechtenbewuchs an Bäumen
Baumflechten treten vor allem an der Rinde von Laubbäumen wie Holunder, Pappel, Esche, Spitzahorn, Birke sowie an Obstgehölzen auf, machen aber grundsätzlich auch vor anderen Bäumen nicht Halt.
- Baumflechten sind keine eigenständigen Organismen
- treten meist zusammen mit Algen und Moos auf
- Lebensbedingungen sind denen vom Moos sehr ähnlich
- gute Entwicklung an schattigen, luftfeuchten Plätzen
- nach besonders niederschlagsreichen Jahren
- auch an sehr dicht gewachsenen Bäumen zu finden
- mögliches Indiz dafür, dass es dem Baum nicht gut geht
- sind aber nicht die Ursache dafür
- betroffene Bäume meist schon sehr alt, nicht mehr so vital
- Flechtenarten mit Vorliebe für alte und geschwächte Pflanzen
- auch völlig gesunde und vitale Bäume werden besiedelt
Es ist weithin bekannt, dass Flechtenbewuchs an Bäumen ein Indikator für saubere Luft ist. Sie sind auf eine gute Luftqualität angewiesen und reagieren auf Schadstoffe meist sehr empfindlich. Sie verbinden sich nicht mit dem Baum, sondern nutzen ihn lediglich als Haftunterlage. Auch Moose, die zu den wechselfeuchten Pflanzen gehören, sind auf eine feuchte Umgebung angewiesen und gedeihen bei entsprechend feuchter Witterung optimal.
Schädlich für den Baum?
Grundsätzlich sind Flechte und Moos nicht schädlich für Bäume, denn es sind keine Parasiten. Sie haben keine schädigende Wirkung, da sie nicht ins Innere des Baumes vordringen.
- Baumflechten kein Indiz für schlechten Zustand des Baumes
- gute Selbstversorgung dank ihrer symbiotischen Fähigkeiten
- entziehen dem Baum weder Nährstoffe noch Mineralien
- siedeln sich nur auf der Baumrinde an
- keine Behinderung des Baumwachstums
- Entfernen von Flechten in den meisten Fällen nicht notwendig
- in Einzelfällen indirekte Schädigung des Gehölzes möglich
- etwa bei zu starker Ausbreitung
- Umschließen ganzer Baumstämme unter Umständen möglich
- Behinderung der Atmung des Baumes
- Bäume atmen nicht nur über die Blätter
- Atmung auch über sogenannte Korkporen oder Lentizellen an der Borke
Darüber hinaus kann ein übermäßiger Bewuchs mit Flechten und Moosen die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Baumkrone erhöhen, die Rinde trocknet schlechter ab, was die Ansiedelung schädigender Pilze begünstigt. Des Weiteren können sie Schädlingen als Unterschlupf dienen. Teilweise kann es auch vorkommen, dass sie die Knospen von Gehölzen überwuchern, sodass diese am Austreiben gehindert werden.
Baumflechten entfernen
Bei normalem Bewuchs ist in der Regel kein Entfernen erforderlich, denn wenn die Bedingungen für den Baum optimal sind, ist ein übermäßiger Bewuchs nicht zu befürchten. Ganz im Gegenteil, diese niederen Gewächse dienen zahlreichen Kleintieren und Nützlingen wie Raubwanzen als Nistmaterial und Nahrungsquelle. Darüber hinaus gilt mehr als die Hälfte der heimischen Flechten als gefährdet. Das Entfernen dient in den meisten Fällen eher der Optik, als der Vermeidung von Baumschäden. Es ist aber möglich.
Abschaben oder Abbürsten
Abschaben ist eine Möglichkeit, Flechtenbewuchs von Bäumen zu entfernen. Bei stark befallenen, älteren Bäumen empfiehlt sich im Winter eine entsprechende Stammpflege. Das Frühjahr ist für diese Maßnahme weniger gut geeignet, denn dann sind meist schon die ersten Blüten angesetzt. Bevor es losgeht, ist es ratsam, eine Folie unter dem Baum bzw. um den Stamm herum auszubreiten, auf der die Reinigungsabfälle aufgefangen werden.
Danach werden Stamm, sowie betroffene Äste und Zweige mit einer speziellen Baumbürste, die man im Handel käuflich erwerben kann, gründlich abgebürstet. Dabei lassen sich Moose und Flechten mit den darunter überwinternden Schädlingen entfernen. Eine herkömmliche Drahtbürste ist ungeeignet und würde mehr Schaden anrichten als nutzen.
Schnittmaßnahmen
Entsprechende Schnittmaßnahmen können eine übermäßige Ausbreitung von Blatt-, Krusten- oder Strauchflechten und Moosen eindämmen oder diese wirksam bekämpfen.
Dazu kann je nach Ausmaß des Befalls, das Ausdünnen der Baumkrone bereits ausreichen oder ein kräftiger Verjüngungsschnitt vonnöten sein. Durch regelmäßiges Auslichten der Baumkrone bleibt diese offen, wird gut belüftet und kann nach einem Regenguss schnell wieder abtrocknen, sodass sich kaum Flechten dort ansiedeln. Äste und Zweige, die stark mit Flechten bedeckt sind, können auch komplett herausgeschnitten werden.
Kupfersulfat und Kalkschwefel
Im Handel werden Präparate zum Spritzen angeboten, mit denen man die Flechten bekämpfen bzw. abtöten kann. Dazu gehören Kupfersulfat und Kalkschwefel.
- Kupfersulfat kann den Pilz in der Flechte bekämpfen bzw. abtöten
- der Pilz macht etwa die Hälfte dieses Organismus aus
- bester Zeitpunkt zum Sprühen: spätes Frühjahr – Frühherbst
- zu niedrigere Temperaturen unter Umständen negativ für Anwendung
- auch Kalkschwefel wirkt tödlich auf den Pilz
- Spritzlösung: sollte weder auf die Blätter noch die Wurzeln des Baumes gelangen
- könnte Baum direkt schädigen
- Wurzelbereich durch Folie schützen (bereits vor dem Sprühen)
Kalkanstrich
Eine weitere Möglichkeit, Baumflechten zu entfernen oder zu bekämpfen ist ein Kalkanstrich. Vor dem Anstrich werden lockere Rindenteile mit einem Spachtel entfernt und gegebenenfalls auch die Flechten abgebürstet. Nun man kann sie aber auch direkt überstreichen.
Der Kalkanstrich verdrängt Baumfechten innerhalb der nächsten Wochen. Man streicht sowohl den Stamm als auch die stärkeren Äste mit einem Pinsel ein. Bester Zeitpunkt für einen Kalkanstrich ist im Januar, idealerweise bei trockenem und mildem Wetter. Sobald der Kalkanstrich verblasst ist, kann er erneuert werden.
Vorbeugen
Um einem starken Bewuchs mit Flechten und Moosen entgegenzuwirken, sollte man bereits bei der Pflanzung auf den richtigen Standort achten. Helle, luftige und eher trockene Standorte werden von Flechten, Moosen und Algen weitestgehend gemieden.
Dagegen wird ihr Wuchs durch windgeschützte und luftfeuchte Standorte begünstigt. Bei der Pflege sind neben einer bedarfsgerechten Bewässerung und ausgewogenen Pflanzenernährung, regelmäßige Schnittmaßnahmen wichtig, um die Krone des Baumes, zwecks ausreichender Belüftung, offen zu halten.
Häufig gestellte Fragen
Können Baumflechten das Wachstum von Bäumen beeinträchtigen?
Schäden entstehen vorwiegend an überalterten, schwach wüchsigen Bäumen mit rissiger Rinde. Das liegt allerdings nicht an den Flechten, wie oft fälschlicherweise angenommen, denn sie siedeln sich auf Gehölzen an, die bereits schlecht wachsen. Zudem hat der pH-Wert der Baumrinde einen Einfluss auf den Bewuchs. Abhilfe können eine Stärkung betroffener Gehölze, regelmäßige Bodenpflege und eine bedarfsgerechte Düngung schaffen. All das kann den Flechtenansatz reduzieren.
Muss man Flechtenbewuchs entfernen?
Bei normalem Bewuchs müssen weder Moose noch Flechten entfernt werden, denn einem gesunden Gehölz können sie in der Regel nichts anhaben. Gegenmaßnahmen sind nur selten erforderlich, beispielsweise bei zu starkem Auftreten aufgrund eines ungünstigen Standortes oder aus Gründen der Optik. Mit einer speziellen Baumbürste lässt sich das Ganze aber ganz gut entfernen. Spritzungen mit Kupfersulfat oder Kalkschwefel bieten sich nur in besonders hartnäckigen Fällen an. Um künftig einer vermehrten Ansiedlung derartiger Gewächse entgegenzuwirken, kann eine Kalkung sinnvoll sein.
Sind Baumflechten für den Menschen giftig?
Vergiftungen von Menschen durch Baumflechten sind nicht bekannt, wobei speziell Baummoos starke Allergene enthält, die bei empfindlichen Personen Allergien auslösen können. Im Gegensatz dazu können einige Flechtenarten vor allem für Wildtiere wie Füchse und Wölfe giftig sein. Darunter die sogenannte Wolfsflechte, die vorwiegend auf Nadelbäumen wie der europäischen Lärche oder der Zirbelkiefer wächst. Im heimischen Garten spielt das aber kaum eine Rolle.