Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Fichten zählen zweifellos zu den Superstars unter den Nadelbäumen. Dank der glänzend-grünen oder blau-grauen Nadeln, einer straff aufrechten Silhouette, dem zügigen Wachstum und der genügsamen Anspruchslosigkeit, rangiert die Picea mit ihren 50 Arten unter den Lieblingsbäumen in der privaten und öffentlichen Landschaftsgestaltung. Darüber hinaus stellt die Gattung mit der Blau-Fichte einen der populärsten Weihnachtsbäume fürs Wohnzimmer. Nicht zuletzt dominiert das Kieferngewächs in der Holzindustrie die Möbel- und Papierherstellung. Wie unkompliziert sich Fichten und Fichtenbäume in ihren Ansprüchen an die Pflege im Garten geben, finden Sie hier heraus.
Steckbrief Fichte
- Pflanzenfamilie: Kieferngewächse (Pinaceae)
- Gattung: Fichten (Picea)
- Mehr als 50 bekannte Arten in der nördlichen Hemisphäre
- Einzige einheimische Art: Gemeine Fichte (Picea abies)
- Immergrüner Nadelbaum mit rotbrauner Rinde
- Wuchshöhe 20-70 Meter
- Blüte alle 3-6 Jahre von April bis Juni
- Rosafarbenen, später dunkle Zapfen bis 20 cm Länge
- Lebenserwartung: bis 500 Jahre
Im Volksmund wird die Fichte aufgrund ihrer rötlichen Rinde als Rottanne bezeichnet, obgleich keine botanische Verwandtschaft mit der Tanne besteht. Erst in jüngerer Vergangenheit fand eine dezidierte Differenzierung zwischen Tannen und Fichten statt.
Standort und Bodenstruktur
Die Wahl des Standortes stellt die Weichen für das Wachstum, die Gesundheit und den Pflegeumfang einer Fichte. Gehen Sie bei der Bodenbeschaffenheit Kompromisse ein, entwickelt sich der Nadelbaum zu einem Windwurf-gefährdeten Flachwurzler. Im optimalen Erdreich hingegen sendet das Gehölz in jungen Jahren zusätzliche Senkerwurzeln aus, mit denen es sich im Boden richtiggehend festkrallt. Siedeln Sie einen Fichtenbaum daher in diesen Lagen an:
- Sonniger bis halbschattiger Standort
- Vorzugsweise in einer kühlen Nordlage des Gartens
- Humoser, gut durchlässiger und frisch-feuchter Boden
- Lehmig bis leicht sandig und locker
- Idealerweise mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6,5
In schattiger Lage wirft eine Fichte im Winter ihre Nadeln in einem Durchgang ab, was in der Regel in einem zügigeren Wachstum mündet, als den durchschnittlichen 30 Zentimetern pro Jahr im immergrünen Zustand. Unter hellen bis sonnigen Lichtverhältnissen tauscht der Baum alle 7 Jahre sein Nadelkleid im fortlaufenden Turnus aus.
Gießen
Die ausreichende Versorgung mit Wasser nimmt in der fachgerechten Pflege eine Schlüsselfunktion ein. Ungeachtet ihrer robusten Winterhärte und flexiblen Standorttoleranz, will die Fichte nicht mit Trockenstress konfrontiert werden. Gießen Sie daher den Nadelbaum, sobald die Erdoberfläche antrocknet. Von Vorteil erweist sich die Verwendung von gesammeltem Regenwasser oder entkalktem Teichwasser, um dem Wunsch der Pflanze nach einem leicht sauren Boden entgegenzukommen. Kultivieren Sie eine Zwergsorte, wie die Zuckerhutfichte, oder einen Jungbaum in den ersten Jahren im Kübel, wird ein Untersetzer nach spätestens 20 Minuten entleert, damit sich keine schädliche Staunässe bilden kann.
Frisch gepflanzte Fichtenbäume werden in den ersten Wochen alle 2-3 Tage durchdringend gewässert, um die Verwurzelung im Boden zu unterstützen. Bei trockener Witterung prüfen Sie am besten täglich den Feuchtigkeitsgehalt der Erdoberfläche per Daumenprobe, um bei angetrocknetem Boden umgehend zu gießen.
Düngen
Ab dem zweiten Standjahr in Beet und Kübel erhält eine Fichte regelmäßige Gaben von Dünger. Gut geeignet sind handelsübliche Koniferendünger mit zusätzlich Magnesium, die als Langzeitdünger einmalig im März/April verabreicht werden, bei Bedarf ergänzt durch eine weitere Dosis im Juni/Juli.
Favorisieren Sie die organische Nährstoffversorgung, arbeiten Sie von März bis August alle 3-4 Wochen Kompost und Hornspäne in das Substrat ein. Ab Juli/August sollten keine Düngemittel mehr verabreicht werden, damit das Gehölz vor dem Winter ausreifen kann. Der Nadelbaum zeigt sich überdies dankbar für eine permanente Mulchschicht aus saurem Laubkompost, Grasschnitt oder Rindenmulch.
Schneiden
Da eine Fichte aus ihrem alten Holz nicht mehr austreibt, hält sich die Schnittverträglichkeit dieser Konifere in Grenzen. Zur Sichtschutzhecke sind Fichtenbäume nur dann geeignet, wenn sie im Laufe der Zeit problemlos ihren raumgreifenden Habitus entwickeln können. Selbst mit einem konsequenten Rückschnitt in jedem Jahr, lässt sich das Größenwachstum auf Dauer nur bedingt im Zaum halten.
Für kleine Gärten sollten daher vergleichsweise klein bleibende Zwergfichten in Erwägung gezogen werden, wie die Zuckerhutfichte (Picea glauca ‘Conica’) mit 2 bis 4 Metern Höhe oder die kissenförmige Kaukasusfichte (Picea orientalis) ‘Nana’ mit 1 Meter Höhe. So schneiden Sie eine Fichte richtig:
- Der beste Zeitpunkt für den Schnitt ist kurz vor dem neuen Austrieb
- Einen Tag wählen mit frostfreier, bedeckter Witterung
- Nicht ins alte Holz schneiden mit braunen Nadeln
- Totholz und verkümmerte Äste an der Basis auslichten
Mit einem regelmäßigen Rückschnitt im Frühjahr unterstützen Sie an einer jungen Fichte die weitere Verzweigung. Da diese einzig an den äußeren Zweigenden stattfindet, kann mit dieser Pflegemaßnahme im zweiten Jahr bereits begonnen werden.
Überwintern
Wenngleich die Fichte ein immergrünes Nadelkleid trägt, stellt sie dennoch im Winter die Photosynthese nahezu vollständig ein. Stattdessen sind während der kalten Jahreszeit die nadelförmigen Blätter mit einem natürlichen Frostschutzmittel gefüllt, sodass selbst Temperaturen von – 30 Grad Celsius und kälter dem Baum keinen Schaden zufügen können. Im Pflanzjahr und im Kübel sind gleichwohl folgende Vorkehrungen empfehlenswert:
- Den Wurzelbereich junger Fichtenbäume anhäufeln mit Lauberde, Stroh oder Nadelreisig
- Die jungen Triebe sowie den Stamm mit Schilfmatten schützen vor intensiver Wintersonne
- Kübel mit Noppenfolie ummanteln und auf Holz stellen
- Das Substrat bedecken mit Laub, Sägemehl oder Nadelkompost
Unabhängig vom Alter, werden Fichten bei Kahlfrost an milden Tagen mit Wasser versorgt. Bei Kahlfrost herrschen tiefe Minustemperaturen, ohne dass Schnee fällt. Als Flachwurzler geraten Fichtenbäume angesichts dieser winterlichen Witterung schnell unter Trockenstress. Gießen Sie daher mit kalkarmem Wasser sowohl im Beet als auch im Pflanzgefäß.
Umpflanzen
Bis zu einem Alter von 5 Jahren tolerieren Fichtenbäume einen Standortwechsel ohne Murren. In späteren Jahren droht hingegen ein Totalausfall. Die größten Aussichten auf eine gelungene Umpflanzung bestehen während der Saftruhe. Wählen Sie daher einen Termin zwischen Mitte Oktober und Ende März. Beenden Sie spätestens im Juni die Gabe von Dünger und nehmen die Nährstoffversorgung erst im darauf folgenden Frühsommer wieder auf. In diesen Arbeitsschritten gehen Sie vor:
- Den Wurzelballen rundherum mit dem Spaten abstechen
- Der Radius entspricht der Wuchshöhe
- Mit der Grabegabel die Wurzeln lockern
- Mit dem Spaten die Fichte aus der Erde heben
Behalten Sie am neuen Standort die bisherige Pflanztiefe bei. Gießen Sie in den ersten Wochen regelmäßig und durchdringend. Eine Mulchschicht unterstützt die Etablierung des Fichtenbaumes zusätzlich.
Krankheiten und Schädlinge
Wird eine Fichte geschwächt durch Versäumnisse in der Pflege, sind sogleich Pilzsporen und Schädlinge zur Stelle, um dem Nadelbaum das Leben schwer zu machen. Die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge im Überblick mit Tipps zur Bekämpfung:
Omorikasterben
In erster Linie die Serbische Fichte (Picea omorika), aber auch andere Fichtenbäume werden in jungen Jahren Opfer des Omorikasterbens. Restlos geklärt sind die Ursachen für diese Krankheit noch nicht. Verstärkt sterben die Fichten ab unter extremen Witterungsbedingungen, wie einem heißen, trockenen Sommer oder in verdichtetem, lehmbetonten Boden. So beugen Sie wirksam vor:
- Den pH-Wert ermitteln und bei Bedarf mit Bittersalz regulieren
- Bei sommerlicher Trockenheit regelmäßig und ausgiebig gießen mit kalkarmem Wasser
- Gezielt speziellen Koniferen-Dünger verabreichen mit Magnesium
- Keinen Stickstoff-betonten Dünger applizieren
Pflanzen Sie Fichten vorzugsweise in Beeterde, die lockerem, humosem Waldboden möglichst nahekommt. Im Zweifel optimieren Sie die Erde mithilfe von Bodenhilfsstoffen, wie Nadelkompost, Lauberde, Sand oder Rindenhumus. Verwenden Sie im Kübel keine billige Blumenerde mit reichlich Torf, da derartige Qualitäten innerhalb kurzer Zeit verdichten. Investieren Sie besser in eine hochwertige Kübelpflanzenerde, die strukturstabil beschaffen ist.
Rotfäule
Die wichtigste Krankheit an Fichten wird ausgelöst durch den Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum). Der Pilz siedelt sich vorzugsweise in jungen Stämmen an und verursacht eine intensive Kernfäule, die im Laufe der Jahre den Baum absterben lässt. Da die Symptome zumeist erst dann erkannt werden, wenn es zu spät ist, spielt die Prävention eine wichtige Rolle im Kampf gegen Rotfäule.
In der biologischen Bekämpfung setzt das Präparat Rotex auf den natürlichen Gegenspieler des Erregers, sodass die Krankheit im Keim erstickt wird. Werden Schnittwunden, Verletzungen der Rinde oder der Wurzeln sogleich mit dem Mittel behandelt, haben die Erreger keine Chance, sich anzusiedeln. Insbesondere in Regionen mit bekannten Rotfäule-Infektionen an Fichten in der Nachbarschaft, ist diese Vorsichtsmaßnahme zu empfehlen.
Buchdrucker
Der Borkenkäfer Buchdrucker (Ips typographus), hat sich auf Fichten spezialisiert. Die bis zu 5 mm langen, braunen Käfer nisten sich unter der Rinde ein, um sich dort explosionsartig zu vermehren. Bis zu 25.000 Käfer wurden an befallenen Nadelbäumen gezählt. In einem gesunden Fichtenbaum mit reichlich fließendem Saftstrom haben die Schädlinge indes keine Chance und ertrinken. Eine gute Pflege, Gießen bei Trockenheit, Vermeidung von Staunässe und Verletzungen von Wurzeln und Rinde, halten den Buchdrucker somit auf Abstand.
Treten Symptome auf, wie verfärbte Nadeln, eine braune Krone und Bohrmehl, locken Sie mit einem synthetisch hergestellten Pheromon die Käfer auf die falsche Fährte bzw. in die Klebefalle. Unter hohem Befallsdruck kommt einzig eine unverzügliche Fällung infrage, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden.
Fichtengallenlaus
Sind die Triebe ab Mai übersät mit bis zu 5 mm großen Gallen, die optisch an Ananas erinnern, hat die Fichtengallenlaus (Sacchiphantes viridis) zugeschlagen. Schreiten Sie jetzt umgehend mit einem Paraffinöl-haltigen Spritzmittel ein, sterben die Zweige im Laufe des Sommers nicht absterben. Stark befallene Äste werden besser an der Basis abgeschnitten. Regelmäßiges Mulchen mit angewelktem Grasschnitt wirkt ebenso vorbeugend, wie eine umsichtige Pflege insgesamt. Im naturnah bewirtschafteten Garten kümmern sich Schlupfwespen, Marienkäfer, Florfliegen und andere Nützlinge darum, die Ausbreitung der Fichtengallenlaus unter Kontrolle zu halten.