Ein Feigenbaum, bot. Ficus carica, ist mit seinen formschönen Blättern eine Zierde für jeden Garten. Doch es ist schade, wenn er nur ein grünes Dasein führt. Seine Früchte können sich auch in unseren Breitengraden zu köstlichen Delikatessen entwickeln. An einjährigen und diesjährigen Trieben werden sie gebildet. Diese gilt es zu fördern.
Damit die vorhandene Energie für die Reifung ausreicht, müssen sie zugleich auf ein vernünftiges Maß begrenzt werden. Ein Rückschnitt nach der Pflanzung bringt ein tragendes Gerüst hervor. Danach wartet der alljährliche Erhaltungsschnitt. Mit unserer Anleitung gelingt Ihnen jeder Schereneinsatz.
Kübel und Freiland
Der Feigenbaum ist von Natur aus kein Riese. Erst recht nicht außerhalb seiner warmen Heimat. Die Feige entwickelt sich zudem nur langsam zu ihrer vollen Größe. Diese beiden Umstände machen den Anbau in einem großen Kübel attraktiv. Neben diversen Zitrusgewächsen kann so auch dieser Baum ein mediterranes Flair auf Balkone und Terrassen verbreiten.
Ein im Topf gedeihender Feigenbaum muss ebenso einen regelmäßigen Schnitt erhalten, wie Feigenbäume, die in der Gartenerde wurzeln. Wenn er irgendwann zu groß für den größten Topf wird, muss sein Besitzer ihn sogar noch beherzter zurückschneiden.
Optimale Schnittzeit
Ein Feigenbaum wird im zeitigen Frühjahr geschnitten. Am besten eignen sich die Monate Februar und März. Da die Zweige des Baumes noch nackt sind, ist der Kronenaufbau gut zu erkennen. Suchen Sie sich für den Rückschnitt einen trockenen und frostfreien Tag aus, damit die Schnitte gut verheilen können.
Im Sommer kann ein zweiter Schnitt notwendig sein, damit der Baum nach der ersten Ernte seine Energie nicht für eine erneute Fruchtbildung verschwendet. Diesen Früchten stehen ohnehin nicht genügend warme Tage bevor, um die Reifung zu vollenden.
Erziehungsschnitt
Kaum jemand macht sich die Mühe, selbst Feigenbäume aus Samen zu ziehen. Auch für die Stecklingsvermehrung muss bereits ein größerer Feigenbaum vorhanden sein. So wird zumeist ein kleines Bäumchen im Fachhandel gekauft.
Während einige Exemplare preisgünstig als Miniformat daherkommen und erst noch kräftig austreiben müssen, haben andere bereits einen Erziehungsschnitt hinter sich. Daran kann der neue Besitzer aufbauen. Ziel eines Erziehungsschnittes ist es, ein gut verzweigtes Astgerüst zu bekommen, aus dem in den darauffolgenden Jahren tragendes Fruchtholz austreibt.
Anleitung
Der Erziehungsschnitt muss so früh wie möglich beginnen. Natürlich lässt er sich nur durchführen, wenn das Bäumchen schon über einige geeignete Triebe verfügt. Das kann manchmal erst im zweiten Jahr der Pflanzung oder gar später der Fall sein.
Ausgepflanzte Feigenbäume sollten Sie mit 3-5 bodennahen Trieben erziehen. Die Ficus carica wächst so eher wie ein Busch als wie ein Baum. Suchen Sie für das Gerüst die kräftigsten Triebe aus, die zudem gut nach außen wachsen und sich nicht gegenseitig kreuzen. Entfernen Sie alle anderen Triebe.
Wenn ein Containerbäumchen bereits über einen Stamm verfügt, lassen Sie beim Erziehungsschnitt nur etwa fünf kräftige Triebe übrig. Einer davon sollte die Mitte bilden, während sich die anderen möglichst gleichmäßig drumherum verteilen.
Erhaltungsschnitt
Ein jährlicher Erhaltungsschnitt ist bei Ficus carica nicht zwingend erforderlich. Der Baum kann nach dem Erziehungsschnitt einfach sich selbst überlassen werden. Wenn er verkahlt oder andere Pflanzen stört, kann sein Besitzer korrigierend zur Schere greifen. Fachleute empfehlen jedoch, die Krone des Feigenbaums nicht zu vernachlässigen, stattdessen jedes Frühjahr einen Rückschnitt vorzunehmen. Das sichert eine durchgehend gut geformte Krone und einen zufriedenstellenden Früchteertrag.
Anleitung
Junge Bäume müssen erst noch eine Krone entwickeln, deswegen werden Sie nur bescheiden zurückgeschnitten. Bei älteren Bäumen dagegen dürfen mehr Äste geopfert werden. Der Sinn von Erhaltungsschnitten ist unter anderem, dass der komplette Baum im Sommer von allen Seiten genügend Licht bekommt.
- Besorgen Sie rechtzeitig geeignetes Schneidwerkzeug. Für dünne Zweige reicht eine Gartenschere aus, während dickere Äste mit einer Säge oder Astschere entfernt werden.
- Reinigen und desinfizieren Sie das Werkzeug vor dem Schneiden. Zum Beispiel mit hochprozentigem Alkohol.
- Entfernen Sie zuerst evtl. erfrorenes Holz.
- Leiten Sie verzweigte Gerüsttriebe auf tieferstehende, einjährige Seitentriebe um.
- Kürzen Sie ältere Seitentriebe auf 5-10 cm lange Zapfen ein, während alle 15-20 cm ein einjähriger Trieb stehen bleiben darf.
- Lenken Sie verzweigte Fruchttriebe auf einjährige Triebe um.
- Entfernen Sie zudem alle Zweige, die nach innen wachsen oder andere Zweige kreuzen.
- Halten Sie die Anzahl der Bodentriebe auf ca. fünf Stück, indem Sie neue, schwächere Triebe ggf. komplett zurückschneiden.
Sommerschnitt
Der Feigenbaum ist jedes Jahr bereit, uns eine zweite Fruchtgeneration zu schenken. Das hiesige Klima ist jedoch so ungünstig, dass selbst in warmen Jahren höchstens einige wenige Herbstexemplare ausreifen. Die restlichen Früchte erfrieren. Damit der Baum nicht unnötig seine Energie verschwendet, ist ein zweiter Erhaltungsschnitt im Sommer anzuraten.
- im August zurückschneiden
- diesjährige Triebe einkürzen
- auf etwa 6 bis 8 Blätter
Die so eingekürzten Triebe bilden überwinternde Knospen, die uns mit etwas Wetterglück im folgenden Sommer mit köstlichen Früchten versorgen.
Verjüngungsschnitt
Wenn ein in die Jahre gekommener Feigenbaum zunehmend vergreist, kann er durch den richtigen Schnitt wieder verjüngt werden. Nicht nur die Krone wird wieder dichter verzweigt und belaubt. Auch Früchte lassen sich in höherer Anzahl blicken. Diese Maßnahmen helfen, den Baum jung zu halten:
- Verjüngungsmaßnahmen beim Frühjahrsschnitt durchführen
- dabei alle 5 bis 10 Jahr alte Bodentriebe entfernen
- durch junge Bodentriebe ersetzen
- die neuen Bodentriebe werden dabei nicht eingekürzt
Wenn der Baum stark verkahlt ist, sollte ein Radikalschnitt erfolgen. Die Feige treibt dann frisch aus und muss mit neuen Gerüsttrieben wieder erzogen werden. Dieser Radikalschnitt geht auch radikal an die Substanz des Baumes, weswegen er nicht jedes Jahr durchgeführt werden darf. Stellen Sie sich darauf ein, dass nach einem Radikalschnitt ein fruchtloses Jahr folgt.
Kübelexemplare schneiden
Auch Feigen, die dauerhaft in einem Kübel wachsen, sollten regelmäßig zurückgeschnitten werden. Für den optimalen Zeitpunkt, Schnittwerkzeug und Vorgehen gelten dieselben Regeln wie bei ausgepflanzten Feigenbäumen. Aus dem Gerüst werden jährlich neue Fruchttriebe erzogen. Wenn der Baum mit den Jahren zu groß für seinen Topf wird und ein Umtopfen nicht mehr möglich ist, muss er ggf. allein aus Platzgründen stärker zurückgeschnitten werden.
Häufig gestellte Fragen
Beim Schneiden meines Feigenbaumes tritt an den Schnittstellen immer ein milchiger Saft aus. Kann ich das irgendwie verhindern?
Dass beim Schneiden einer Ficus carica an den offenen Schnittwunden milchiger Saft austritt, ist normal. Besprühen Sie die Schnittstellen mit Wasser, dann wir der Milchfluss gestoppt.
In diesem Jahr habe ich an meinem Feigenbaum Blattläuse bemerkt. Muss ich die befallen Zweige jetzt deswegen zurückschneiden?
Nein, das entfernen befallener Triebe ist nicht immer zwingend erforderlich. Gerade bei der Bekämpfung von Blattläusen stehen uns viele natürliche, umweltfreundliche und vor allem effektiv wirksame Bekämpfungsmittel wie zum Beispiel Seifenlauge oder Brennnesselsud zur Verfügung. Versuchen Sie es zuerst damit, bevor Sie unnötig zur Schere greifen. Im Freien können Sie einen Großteil der Läuse mit einem Wasserstrahl von den Zweigen spritzen.
Ich habe irgendwo gelesen, dass man Feigenbäume auch im Herbst zurückschneiden kann. Stimmt das?
Dieser Baum könnte zwar im Herbst zurückgeschnitten werden, es ist jedoch besser, damit bis zum Frühjahr zu warten. Im Herbst würde der Baum viel zu viel vom Milchsaft verlieren, also “verbluten”.