Obwohl in Deutschland nur eine Art heimisch ist, scheint es, als müsste es mehrere Eichhörnchenarten geben, da Tiere mit unterschiedlichen Fellfarben unterwegs sind. Was das bedeutet, erklärt dieser Artikel.
Eichhörnchenarten in Deutschland
Allein vom Aussehen her könnte man schätzen, es müsste viele verschiedene Eichhörnchenarten geben. So gibt es rotbraune, dunkelbraune oder schwarzbraune Tiere, mit mehr oder weniger starker Behaarung, mit oder ohne Ohrpinsel und mit mal mehr, mal weniger buschigem Schwanz. Auch die weiße Bauchzeichnung kann sich unterscheiden. Trotz dieser großen Vielfalt handelt es sich immer um die gleiche Art.
Das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)
Diese Eichhörnchenart ist als einzige der gesamten Gattung in Europa natürlicherweise heimisch. Deshalb wird es auch als Europäisches Eichhörnchen bezeichnet. Weitere Namen für das Tier können regional abweichen. Es gehört zu den baumbewohnenden Nagetieren.
Aussehen
- Kopfrumpflänge 20 bis 25 cm
- Schwanz 15 bis 20 cm, sehr buschig
- Gewicht 200 bis 400 g
- keine offensichtlichen Geschlechtsunterschiede
- sehr lange Hintergliedmaßen
- Krallen an Zehen
- Ohren teilweise auffällig behaart (Ohrpinsel)
- Fellfarbe stark unterschiedlich, meist rotbraun, dunkelbraun, schwarzbraun
- Bauchseite weiß bis cremefarben
- zweimalige Fellwechsel pro Jahr
- Lebenserwartung liegt bei rund 3 Jahren in Natur
Verbreitung
- beinahe ganz Europa
- auch auf europäischen Inseln
- Nordasien (Russland) bis Ostasien (China)
- fehlt in großen Teilen des Mittelmeer- und Balkangebietes
- Lebensraum meist Nadelwälder, aber auch in Laub- und Mischwäldern, Parkanlagen und Gärten
Ruhe- und Schlafplätze
- Eichhörnchen baut verschiedene Kobel (hohlkugelförmig)
- manchmal dienen verlassene Vogelnester als Grundlage
- meist hoch oben in Astgabeln von Bäumen
- können beträchtliche Ausmaße annehmen (bis 50 cm Durchmesser)
- bestehen aus Zweigen, Nadeln, Blättern
- sind ausgepolstert, überwiegend wasserdicht und halten gut Wärme
- außerdem werden Spechthöhlen genutzt
Fortbewegung
- tagaktiv, kein Winterschlaf, bei extremer Kälte Winterruhe
- fast immer in Bäumen, nur selten auf Boden (meist zur Futtersuche oder um Futter zu verstecken)
- geschickter Kletterer (auch kopfüber) und Springer
- überwindet dabei auch größere Abstände zwischen Bäumen
- Schwanz hilft beim Balancieren
- Fortbewegung selten fließend, mehr sprung- und ruckweise
Ernährung
- Allesfresser
- Nahrung kann mit Jahreszeiten wechseln
- in Nadelwäldern überwiegend Zapfen
- ansonsten auch Beeren, Nüsse, Samen, Würmer, Vogeleier und Jungtiere, Rinde, Knospen, Pilze, Flechten
- legt Wintervorräte in Baumspalten oder Löchern am Boden an
- nicht jedes Versteck wird wiedergefunden, dadurch erfolgt Samenverbreitung
Verhalten untereinander
Obwohl das Sciurus vulgaris überwiegend einzelgängerisch lebt, bildet es keine Reviere. Zuweilen lebt es auch in kleineren Gruppen zusammen, die dann ihre Kobel miteinander teilen.
Fortpflanzung
- erste Paarungszeit beginnt teilweise schon Ende Januar oder im Februar (bei genügend Nahrung)
- zweite liegt im Spätfrühling
- je nach Paarungszeit erfolgen Geburten im März oder April oder zwischen Mai und August
- Weibchen zieht Jungtiere allein auf
- wirft bis zu sechs Junge, die Nesthocker sind
- ist aktueller Kobel gefährdet, zieht Mutter mit Jungtieren um
- nach acht bis zehn Wochen sind Jungtiere überwiegend selbstständig
Unterschiede zwischen Winter- und Sommerfell
Da das Eichhörnchen zweimal im Jahr das Fell wechselt, entstehen viele unterschiedliche Fellvarianten. Das Winterfell ist zum einen dichter als das Sommerfell, weil es besser vor Kälte schützen muss. Auch der Schwanz wird buschiger, die Ohrpinsel länger und dicker. Während im Sommer die Fußsohlen nackt sind, sind sie im Winter behaart. Das Winterfell ist meist dunkler als das Sommerfell, es kann auch eine gräuliche Färbung aufweisen.
Bedrohung durch das Grauhörnchen
Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) ist in Europa nicht heimisch. Es gehört zu den Eichhörnchenarten, die als Neozoon bezeichnet werden. Das bedeutet, seine unkontrollierte Ausbreitung kann einheimische Arten (nicht nur Eichhörnchenarten) gefährden.
Insbesondere seine Fähigkeit sich an Vorräte gut erinnern zu können, verdrängt Sciurus vulgaris zusehends, da das Grauhörnchen die bessere Überlebensstrategie im Winter hat. Dies gilt zumindest in Lebensräumen, die nicht nur von Nadelbäumen bewachsen ist, da die Eichhörnchen dort kaum Wintervorräte anlegen und die Fichtenzapfen als Futterquelle nutzen.
Aussehen
- Kopfrumpflänge bis 30 cm
- Schwanz bis 20 cm
- Gewicht 400 bis 700 g
- Fellfarbe immer grau in verschiedenen Variationen
- keine Pinsel an den Ohren
- dafür weiße Schwanzränder
Verbreitung
- ursprünglich aus Nordamerika
- inzwischen in Großbritannien, Irland und Italien
Lebensweise und Verhalten
- ähnelt europäischem Eichhörnchen
- auch Ernährung und Fortpflanzung annähernd gleich
- gegenüber Menschen weniger scheu
Häufig gestellte Fragen
Ja, das tun sie, besonders wenn das Vogelfutter in der Nähe von Bäumen ausgelegt wird. Sie fressen sowohl die Samen, die für Vögel bestimmt sind, als auch Nüsse oder Früchte.
Damit Eichhörnchen gut durch den Winter kommen, kann ihnen bei der Vogelfütterung extra Futter ausgelegt werden, zum Beispiel Hasel- oder Walnüsse. Wichtig ist eine zuverlässige Wasserversorgung, ohne die Gefahr ertrinken zu können. Aufgefundene verletzte Eichhörnchen oder noch nackte Jungtiere werden zu einer entsprechenden Pflegestation gebracht, die sie wieder aufpäppelt.
Der Baummarder kann Eichhörnchen im Schlaf überraschen, da er nachtaktiv ist. Tagsüber drohen Gefahren durch Greifvögel oder Katzen.