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Den winterlichen Garten in ein weißes Blütenmeer aus Christrosen zu verwandeln, verlangt einen tiefen Griff in die Geldbörse. Sparfüchse unter den Hobbygärtnern vermehren Schneerosen in Eigenregie. Eine einzige Mutterpflanze genügt, um mit der generativen Samen-Methode eine ganze Schar prächtiger Jungpflanzen zu züchten. Im Gegenzug wird die gärtnerische Geduld auf eine harte Probe gestellt. Die vegetative Teilung punktet mit schnellen Resultaten, erzeugt indes eine überschaubare Anzahl junger Helleborus niger. Dieser Lehrpfad rund um die erfolgreiche Vermehrung von Christrosen erklärt die zwei besten Möglichkeiten, einschließlich praxiserprobter Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Aussaat – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Zielen Sie mit der Vermehrung ab auf eine möglichst große Anzahl neuer Christrosen, rückt die Aussaat von Samen in den Fokus. Sofern es sich um die reine Art Helleborus niger handelt, gedeihen daraus hervorgegangene Jungpflanzen mit ebenso prächtigen Attributen, wie die Mutterpflanze.
Entstammt das Saatgut einer Sorte mit zwei verschiedenen Elternpflanzen, ist im Vorfeld nicht zu prognostizieren, welche Eigenschaften sich in der Nachkommenschaft durchsetzen. Das ist nicht unbedingt als Nachteil zu sehen. Schöne Christrosen-Hybriden sind auf diesem Weg entstanden.
Samen ernten
Im Frühjahr ist die beste Zeit, um die Samen von Christrosen zu ernten. Am Ende der Blütezeit tragen die Winterblüher zahlreiche Früchte mit reifen Samen. Je frischer das Saatgut, desto kürzer die Keimzeit. Vorzeitig eingesammelte Samen reifen nicht nach und werden nicht keimen.
Den richtigen Zeitpunkt für die Samenernte identifizieren Sie am Zustand der Balgfrüchte. Balgfrüchte bilden sich aus einem einzelnen Fruchtblatt mit einer eindeutig erkennbaren Bauchnaht. Eine reife Frucht ist braun, trocken und beginnt damit, sich entlang der Naht zu öffnen. Ernten Sie Christrosen-Früchte mit vollständig geschlossenen Früchten, sind die Samen noch nicht reif. Warten Sie zu lange, reißen die Balgfrüchte auf und verteilen das Saatgut auf Nimmerwiedersehen im Garten.
So meistern Sie die Samenernte an Helleborus niger:
- Zeitfenster für Samenernte öffnet sich im Frühsommer, wenn die Blüten eingetrocknet sind
- reifende Früchte umhüllen mit Beutelchen aus atmungsaktivem Material, wie leere Teebeutel
- eingesammeltes Saatgut sieben, um Samen und Fruchtschalen zu trennen
Unmittelbar nach der Samenernte sollte die Aussaat beginnen. Je länger die Samen einer Schneerose gelagert werden, desto länger wird die Keimung in Anspruch nehmen.
Vorbereitungsarbeiten
Saubere Arbeitsmaterialien und eingeweichte Samen optimieren die Erfolgssichten, wenn Sie Christrosen mittels Aussaat vermehren. Die folgenden Vorbereitungen sind empfehlenswert:
- Samen nach der Ernte im Sieb mit klarem Wasser überbrausen
- für einen halben Tag in lauwarmem Kamillentee einweichen
- Saatschale mit heißem Wasser spülen
Verwenden Sie handelsübliche Saaterde oder einen Mix aus Sand und Humus für die Aussaat, können sich darin pathogene Erreger verbergen. Indem Sie Anzuchtsubstrat im Backofen oder in der Mikrowelle desinfizieren, gehen Sie diesem Risiko aus dem Weg.
Füllen Sie das Substrat in eine geeignete Schale, besprühen es mit Wasser und legen einen Deckel locker auf. Im Backofen ist die Erde bei 150 Grad Ober- und Unterhitze nach 30 Minuten frei von Verunreinigungen. Schneller geht es in der Mikrowelle bei 700 bis 800 Watt innerhalb von 10 Minuten. Vollständig abgekühlt ist die Saaterde verwendungsfertig.
Samen aussäen – Anleitung für die Wärmephase
Christrosen-Samen sind mit einer Keimhemmung ausgestattet. Zur Aufhebung dieser Hemmschwelle sollte das Saatgut zunächst eine 6-wöchige Wärmephase durchlaufen bei 22 bis 25 Grad Celsius. Daran anschließend absolvieren die Samen eine Kältephase bei Temperaturen zwischen – 4 und + 4 Grad Celsius, woraufhin die Keimung einsetzt.
Die folgende Vorgehensweise für die Wärmephase der Aussaat stellt sicher, dass Sie sich später über munter keimende Samen freuen können:
- Saatschale oder kleine Töpfe zu drei Viertel befüllen mit desinfizierter Anzuchterde
- eingeweichte Samen im Abstand von 1 cm auf das Substrat legen und leicht andrücken
- Wichtig: Lichtkeimer nicht mit Erde bedecken, sondern hauchdünn mit Sand übersieben
- für mindestens 6 Wochen aufstellen am hellen Standort bei 22 bis 25 Grad Celsius
Zum Angießen feiner Christrosen-Samen verwenden Sie bitte einen Zerstäuber. Plätscherndes Wasser aus der Tülle einer Gießkanne könnte das Saatgut aus der Erde heben. Sofern Sie eine verschließbare Saatschale verwenden, legen Sie den transparenten Deckel auf. Töpfe umhüllen Sie mit einer Klarsichttüte, die Sie oben mit einer Wäscheklammer verschließen.
Der Vorteil einer Abdeckung liegt darin, dass sich ein feucht-warmes Mikroklima bildet, das die Keimlaune von Christrosen-Samen verbessert. Lüften Sie die Haube täglich, damit sich kein Schimmel bildet. Trocknet das Substrat an, besprühen Sie es mit zimmerwarmem Wasser.
Kältephase weckt die Keimfreudigkeit
Folgen Sie bei der Aussaat dem Lauf der Natur, steht am Ende der Wärmephase der Herbst vor der Türe. Damit Christrosen-Samen möglichst unkompliziert die Kältephase ableisten, stellen Sie die Saatgefäße nach draußen. Zuvor tauschen Sie die Abdeckung gegen einen engen Maschendraht, um pickende Vögel fernzuhalten. Am hellen, nicht vollsonnigen Standort verweilen die Samen für sechs bis acht Wochen.
Kontrollieren Sie die Anzuchtgefäße regelmäßig, um bei dem Erscheinen der ersten Keimblätter die nächste Phase der Aussaat einzuleiten. Durchschnittlich keimen Helleborus-Samen innerhalb von acht Wochen bei + 4 Grad Celsius. Es ist kein Grund zur Beunruhigung, wenn sich eine Schneedecke auf das Saatgut legt. Im Gegenteil leistet die eindringende Feuchtigkeit einen wertvollen Beitrag zur Überwindung der Keimhemmung.
Pflege nach der Keimung
Signalisieren erste Blattspitzen, dass sich Christrosen-Samen zur Keimung entschlossen haben, kann die Kältephase beendet werden. Befinden Sie sich noch inmitten der Winterzeit, setzen Sie den Vermehrungsprozess hinter Glas fort.
Vorteilhaft für das weitere Wachstum ist eine sukzessive Anhebung der Temperaturen. Stellen Sie die Keimlinge idealerweise in einem ungeheizten Raum ans helle Fenster, wie im Schlafzimmer oder im leicht temperierten Wintergarten. So pflegen Sie keimende Christrosen richtig:
- nach der Kältephase für 2 bis 3 Wochen hell und kühl aufstellen bei 10 bis 12 Grad Celsius
- anschließend an einen halbschattigen Fensterplatz bei normalen Zimmertemperaturen umsiedeln
- Substrat konstant leicht feucht halten
Im Verlauf der Aussaat bis zur Keimung erhalten Sämlinge keinen Dünger. Magere Rahmenbedingungen fördern das Wachstum von Wurzeln. Fügen Sie dem Gießwasser bitte keinen Flüssigdünger hinzu.
Sämlinge pikieren
Verlaufen Aussaat und Keimung in geregelten Bahnen, sprießen zu Beginn zwei Keimblätter, gefolgt von echten Laubblättern. Begleitend wässern Sie das Substrat regelmäßig, ohne Staunässe zu verursachen. Früher oder später herrscht in Schale oder Topf drangvolle Enge, sodass eine Vereinzelung der Sämlinge unumgänglich ist. So pikieren Sie Christrosen-Keimlinge richtig:
- Sämlinge mit mindestens 2 Blattpaaren vereinzeln
- Pikierholz (hier: der Bleistift) oder Löffel reinigen, desinfizieren und griffbereit legen
- kleinen Topf befüllen mit Pikiererde (zuvor im Backofen desinfiziert)
- mittig im Substrat eine kleine Mulde anlegen als Pflanzloch
- Christrosen-Sämling aus dem Saatgefäß heben und ins Pflanzloch setzen
Achten Sie bitte darauf, die zarten Wurzeln gerade auszubreiten und nicht zu stauchen oder zu beschädigen. Verschließen Sie die Mulde mit Pikiererde, die Sie rundherum mit dem Pikierholz oder Löffel leicht andrücken. Zum guten Schluss wässern Sie jeden pikierten Sämling mit zimmerwarmem Wasser. Am halbschattigen Standort gießen Sie regelmäßig. Nach etwa vier Wochen sind die Nährstoffvorräte der Pikiererde verbraucht. Verabreichen Sie einen Flüssigdünger für Blühpflanzen in halber Konzentration.
Teilung – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die Vermehrung durch Teilung erzeugt eine begrenzte Anzahl von Jungpflanzen. Im Gegenzug können Sie sich darauf verlassen, dass die vegetative Methode junge Christrosen hervorbringt, die ihrer Mutterpflanze zum Verwechseln ähnlich sehen. Fernerhin können Sie bereits im Jahr der Teilung mit der ersten Blütezeit rechnen, wohingegen sich aus Samen vermehrte Christrosen bis zu drei Jahre Zeit nehmen.
Wurzelballen vorbildlich teilen
Bester Zeitpunkt für die Teilung des Wurzelballens ist im August. In der Praxis gut bewährt hat sich die Verwendung einer Grabegabel, um die Christrose aus der Erde zu heben. Schieben Sie die Grabegabel unter den Wurzelballen. Mit Hebelbewegungen lockern Sie Erde und Wurzeln rundherum auf. Daraufhin heben Sie die Pflanze aus dem Boden.
Legen Sie den Ballen mit seinen schwarzen Wurzeln auf einen festen Untergrund. Mit einem scharfen Spatenblatt oder scharfen Messer zerteilen Sie die Pflanze. Ein Segment sollte über mindestens vier Triebe mit Wurzelsträngen verfügen, damit es später wieder anwächst.
Richtig einpflanzen – darauf sollten Sie achten
Für jedes Segment einer geteilten Christrose bereiten Sie am halbschattigen Standort eine Pflanzgrube vor. Den Aushub reichern Sie an mit reifem Kompost, Hornspänen und einer Handvoll Algenkalk. Pflanzen Sie ein Teilstück genauso tief ein, wie es zuvor im Boden stand. Die Erde drücken Sie mit beiden Händen an und gießen großzügig bemessen mit normalem Wasser an.