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Als Unkraut mag sie im Garten lästig sein, als Sud, Tee oder Jauche ist die Brennnessel jedoch ein wunderbares, biologisches Düngemittel und bestens zur Schädlingsbekämpfung geeignet. Wird Brennnesseljauche selbst angesetzt, müssen dabei allerdings einige Regeln beachtet werden. Denn in der falschen Konzentration oder bei übermäßigem Einsatz erweist sich die Pflanzenjauche als schädlich. Von dem richtigen Start über Dauer und Konzentration – hier erfahren interessierte Hobbygärtner, wie sie das natürliche Mittel sinnvoll anwenden können und wann besser zu Sud oder Tee gegriffen werden sollte.
Jauche ansetzen
Wer Brennnesseljauche als Dünger selber ansetzen möchte, benötigt hierfür nicht viel. Notwendig sind:
- Ein Kunststoffeimer oder Holzbottich
- Passenden Deckel oder engmaschiges Gitter
- Weiches Wasser, möglichst gesammeltes Regenwasser
- Handschuhe
- Schere
- Stab
- Brennnesseln
Für die Pflanzenjauche können junge und alte Triebe verwendet werden, jedoch weder Wurzeln noch Blüten. Die Brennnessel sollte also gerade nicht blühen. Zudem kann die Pflanze ganz belassen oder kleingeschnitten werden. Danach wird wie folgt verfahren:
- Die Brennnessel wird in das Gefäß gelegt, sodass keine Teile herausschauen. Auf zehn Liter Wasser sollte etwa ein Kilogramm Pflanzenmaterial gerechnet werden. Das Zerkleinern oder Zusammendrücken der Brennnesseln empfiehlt sich bei dieser Menge.
- Das Gefäß wird mit einem Gitter oder Deckel abgedeckt, um das Hereinfallen von Tieren und Fremdkörpern zu verhindern.
- Soll die Brennnesseljauche schnell zum Einsatz kommen, muss sie an einen möglichst sonnigen oder warmen Platz gestellt werden. Steht sie kühl dauert der Prozess länger.
- Die Mischung wird täglich mit einem Stab umgerührt und das so lange, bis keine Bläschen mehr aufsteigen. Mit dem Ende der Gasbildung ist auch die Gärung abgeschlossen und die Brennnesseljauche kann als Dünger verwendet werden.
Je nach Temperatur kann der Gärprozess bereits nach einer knappen Woche oder aber erst nach über drei Wochen vollständig abgeschlossen sein. Je wärmer das Wetter, desto schneller ist die Brennnesseljauche einsatzbereit.
Inhaltsstoffe
Brennnesseljauche enthält hauptsächlich Stickstoff und Kalium, aber auch Eisen, Vitamine und Gerbstoffe. Da diese aus pflanzlicher Quelle stammen und durch die Gärung besser nutzbar gemacht werden, können sie von den gedüngten Gewächsen schnell aufgenommen werden.
Eignung
Brennnesseljauche als Dünger eignet sich im Grunde für jedes Gewächs, vom Rasen bis zum Obstbaum. Zimmerpflanzen eingeschlossen. Vor allem Starkzehrer profitieren von dem organischen Mittel. Hülsenfrüchte und Zwiebelgewächse, wie beispielsweise Knoblauch, bilden hierbei die Ausnahmen. Diese gehen zwar nicht direkt ein, vertragen die Pflanzenjauche jedoch schlechter und sollten daher nicht mit ihr gegossen werden. Auch bei anderen Pflanzen kann es durch eine falsche Dosierung oder zu hohe Konzentration allerdings zu Schäden kommen.
Konzentration
Das Ansetzen von zehn Litern Brennnesseljauche mag nicht nach viel klingen, die vergorene Lösung ist jedoch überraschend ergiebig. Die geringste gängige Konzentration ist das Verhältnis 1 zu 50. Gemeint ist hier ein Teil Brennnesseljauche auf 50 Teile Wasser. Also beispielsweise ein Liter Jauche auf 50 Liter Wasser. Oder, etwas praktikabler, 200 Milliliter auf zehn Liter Wasser.
Wer sich nicht mit einem Messbecher behelfen möchte, kann sich mit einem handelsüblichen Wegwerf-Trinkbecher und einem Wassereimer behelfen. Diese entsprechen genau den erforderlichen Mengen. Geeignet ist dieses Mischverhältnis für sehr junge Triebe, Pflanzen mit geringem Nährstoffbedarf und den Rasen.
Für Mittelzehrer wie Blattsalat, Spinat, Karotten und Kohlrabi darf die Konzentration etwas höher sein. Hier empfiehlt sich ein Verhältnis von 1 zu 20. Also etwa zweieinhalb Becher auf einen Eimer. Starkzehrer, wie beispielsweise Tomaten, Gurken, Kartoffeln und Kohl aber auch Gehölze und andere große Gewächse vertragen ein Verhältnis von 1 zu 10.
Häufigkeit
Die Häufigkeit der Düngung richtet sich weniger nach der Konzentration der Brennnesseljauche, als nach dem Bedarf der jeweiligen Pflanze. Für Starkzehrer darf es ruhig eine Gabe aller zwei Wochen sein, bei Schwachzehrern reicht eine Düngung pro Monat oder aller sechs Wochen.
Anwendung
Auch wenn die Brennnesseljauche ein natürlicher Dünger ist, falsch angewendet kann sie durchaus Schaden anrichten. Wie bei anderen Mitteln auch, sollte die Lösung niemals pur eingesetzt werden. Die obig beschriebene Verdünnung im Gießwasser ist ein Muss. Anderenfalls können die hohen Nährstoffkonzentrationen die Wurzeln zerstören. Es kommt zu sogenannten chemischen Verbrennungen.
Als Alternative zum Gießen kann auch schlicht ein Regenfall abgewartet werden. Auf die Blätter sollte die Jauche übrigens nicht in hoher Konzentration gelangen. Zudem sollte Brennnesseljauche nicht in dem Glauben verwendet werden, viel helfe viel. Auch die Vorstellung, weil die Pflanzenjauche rein natürlich ist, können sie problemlos großflächig im ganzen Garten zum Einsatz kommen, ist falsch. Bei ihr gilt – wie bei jedem anderen Mittel auch – so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Denn zu viel Stickstoff im Boden tut weder den Pflanzen noch der Umwelt gut. Aus diesem Grund kam es in Frankreich im Jahr 2010 sogar zu einem Verbot der Brennnesseljauche als Dünger. Die gegorene Lösung war hier zu hoch konzentriert und in zu großen Mengen zum Einsatz gekommen.
Dosierung
In Brennnesselbrühe oder -sud wirkt das Nesselgift, das auch für die Schmerzen bei der Berührung der Pflanze sorgt. Daher wird es nicht zum Gießen eingesetzt, sondern zum Besprühen der Pflanze. Oder besser: Zum Besprühen der Schädlinge. Um alle Parasiten zu vernichten reicht es jedoch nicht aus, das Mittel nur einmal aufzutragen. In der Regel sind drei Anwendungen an aufeinanderfolgenden Tagen ideal. Bei Bedarf sollte die Maßnahme so oft wiederholt werden, bis keine Schädlinge mehr sichtbar sind.
Dabei muss allerdings beachtet werden, dass der Brennnesselsud nicht in der prallen Sonne aufgesprüht wird. Ebenso wie Wassertropfen könnte die Brühe in Verbindung mit Licht zu Verbrennungen führen. Besser ist es daher, die Anwendung auf die frühen Morgenstunden oder den Abend zu legen. Auf diese Weise hat die Flüssigkeit ausreichend Zeit zu verdunsten.
Haltbarkeit
Steht die Brennnesseljauche nach der Gärung dunkel und einigermaßen kühl, kann sie sich problemlos mehrere Monate oder sogar ein Jahr halten. Für Zimmerpflanzen, die warm überwintert werden und daher auch in der kalten Jahreszeit Dünger benötigen, kann also vorgesorgt werden.
Sud ansetzen
Bei dem sogenannten Brennnesselsud handelt es sich nicht um ein Düngemittel, sondern ein natürliches Insektizid. Besonders wirksam zeigt es sich gegen Blattläuse, Schildläuse und Spinnmilben. Da der Brennnesselsud – der auch als Brennnesselbrühe bezeichnet wird – nicht unangenehm riecht, kann er problemlos bei Zimmerpflanzen Verwendung finden.
Und so wird er angesetzt:
- Frische Brennnesseln werden ganz oder in Stücken in einen Eimer oder ein Gefäß aus Glas gelegt. Ob sie blühen oder nicht ist hierbei unerheblich.
- Das Gefäß wird mit Wasser aufgefüllt. Sowohl weiches als auch hartes Wasser kann verwendet werden.
- Bereits nach 12 spätestens aber nach 24 Stunden kann der Brennnesselsud zum Einsatz kommen. Die Brühe darf keinesfalls anfangen zu gären, bilden sich in ihr Bläschen, ist sie als Insektizid nicht mehr geeignet. Wird der Sud bei niedrigen Temperaturen aufbewahrt, beispielsweise im Kühlschrank, bleibt er bis zu drei Tage haltbar.
Tee zubereiten
Brennnesseltee aus getrockneten Blättern hat eine medizinische Wirkung, er kann jedoch auch als Basis für Brennnesseljauche verwendet werden. Dazu müssen allerdings die Blätter im Tee verbleiben und zum Aufgießen darf kein kochendes, sondern lediglich warmes Wasser verwendet werden. Die Zubereitung unterscheidet sich von hier ab nicht von der der Brennnesseljauche aus frischen Pflanzen.
Brennnesseltee aus frischen Pflanzen hat hingegen die gleiche Wirkung wie Brennnesselsud, kann jedoch schneller zum Einsatz kommen. Auch hierfür darf weder kochendes noch heißes Wasser zum Einsatz kommen, warmes Wasser reicht aus. Nach sechs Stunden ist der Sud bereits fertig. Bei kühler Lagerung unterscheidet sich seine Haltbarkeit nicht von der des kalten Aufgusses.
Einsatzmöglichkeiten
Die Anwendungsmöglichkeiten des Brennnesseltees sind abhängig vom Zustand der Pflanzen. Wurde getrocknete Brennnessel verwendet, ist dieser Aufguss nach der Gärung ein natürliches Düngemittel. Der Brennnesseltee aus frischem Pflanzenmaterial kann als schnelles Insektizid eingesetzt werden.
Schnittgut
Wer keine Lust darauf hat, Brennnesseljauche als Dünger anzusetzen und auch für die insektizide Wirkung von Sud und Tee keine Verwendung hat, muss die Brennnesseln im Garten dennoch nicht verschwenden. Auch die gesamte Pflanze oder Schnittgut von dieser kann – ohne großen Aufwand – sinnvoll eingesetzt werden. Ausgelegt auf brachliegenden Flächen oder sogar auf bepflanzten Beeten geben die Brennnesseln beim Verrotten ihre Nährstoffe frei. Dazu müssen sie noch nicht einmal in die Erde eingearbeitet werden, das können sie jedoch. Auch auf dem Kompost sind die Nesseln daher gut aufgehoben.
Häufige Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Brennnesseljauche, -Sud und -Tee?
Gerade die Begriffe Brennnesseljauche, -Sud und -Tee werden häufig synonym gebraucht, dabei gibt es bei Herstellung und Anwendungsgebieten deutliche Unterschiede. Bei der Brennnesseljauche handelt es sich um einen gegorenen Aufguss aus getrockneter oder frischer Brennnessel. Nach Abschluss der Gärung, die je nach Temperatur einige Tage oder mehrere Wochen in Anspruch nimmt, wird die Jauche als Dünger verwendet. Beim Sud wirkt das Nesselgift, daher muss als Basis frische Brennnessel verwendet werden. Der Sud, auch als Brühe bekannt, wird als Insektizid eingesetzt. Als Brennnesseltee wird schlicht der warme Aufguss bezeichnet. Darf dieser gären, wird er zur Jauche. Wird er aus frischen Brennnesseln hergestellt, kann er schneller als Insektizid eingesetzt werden.
Ist mit Brennnesseljauche eine Überdüngung möglich?
Der Nährstoffgehalt der Brennnesseljauche ist zwar durch den der Pflanzen begrenzt, bei hohen Konzentrationen oder zu häufigen Gaben ist eine Überdüngung aber dennoch möglich.