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Viele Menschen, die Rhabarber in ihrem Garten züchten, sind sich unsicher, ob sie der Pflanze auch im blühenden Zustand noch zu Leibe rücken sollten. Das Gerücht, man dürfe sie ab diesem Zeitpunkt aufgrund der giftigen Oxalsäure nicht mehr anrühren, hält sich bis heute hartnäckig. Darüber hinaus herrscht nicht selten auch Unklarheit darüber, wann und wie man die Stangen am besten erntet. All diesen Details gehen die folgenden Absätze genauestens auf den Grund und bringen Licht ins Dunkel.
Blütezeit
Rhabarberpflanzen beginnen Jahr für Jahr im Juni, ihre wunderschönen Blüten auszubilden. Der Anblick ist wahrlich ein Genuss – aber dennoch werden die Gewächse von den meisten Hobbygärtnern eher skeptisch betrachtet. Letztere vermuten, die Rhabarberblüten implizierten eine unverträgliche bis giftige Wirkung.
In der Folge bleiben die Stangen der Pflanzen häufig den gesamten Sommer über an Ort und Stelle und wachsen ungebremst weiter. Die Hobbygärtner verzichten darauf, noch einmal eine Ernte vorzunehmen, sobald der Rhabarber die ersten zarten Blüten austreibt.
Nun kommt das große “Aber”: Ist diese Vorgehensweise auch tatsächlich richtig und notwendig? Stimmt es wirklich, dass die Rhabarbersaison bereits im Juni endet?
Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, das Gerücht hält sich zu Unrecht. Dennoch sollten Sie einige Dinge in Bezug auf die Ernte und den Verzehr von Rhabarber beachten.
Zunächst ist anzumerken, dass der 24. Juni (Johannistag) seit jeher als “Stichtag” gilt. Ab diesem Zeitpunkt, so die (falsche) Vermutung, sei Rhabarber nicht mehr genießbar. Man darf annehmen, dass es sich bei der Zeitangabe um einen überlieferten Aberglauben handelt, an dem vor allem die Oxalsäure “Schuld” hat, die im Rhabarber enthalten ist.
Oxalsäure
Rhabarber begeistert durch einige wertvolle Vitamine und andere gute Nährstoffe, die er in sich trägt. Für weit weniger Freude sorgt hingegen die Oxalsäure, die man ebenfalls in dem Knöterichgewächs findet. Kein Wunder, schließlich ist der Stoff schädlich: Beispielsweise verhindert er die Aufnahme von Eisen im Körper. Dies kann insbesondere bei kleinen Kindern und nierenkranken Menschen schwerwiegende Probleme nach sich ziehen.
Außerdem bindet Oxalsäure Kalzium im Organismus, was ab einer gewissen Menge die einwandfreie Funktionstüchtigkeit des Herz-Kreislauf-Systems gefährdet. Nicht zu vergessen, dass die Säure den Zahnschmelz angreift.
Wenn man sich die ganzen Horrorszenarien so vorstellt, kann einem der Appetit auf Rhabarber ganz schnell (komplett) vergehen. Dafür gibt es allerdings keinen triftigen Grund, denn: Zu derartigen Dramen kommt es nur bei einer extrem hohen Dosis Oxalsäure.
Hier die Fakten im Überblick:
- Eine giftige Dosis ist erst bei 5.000 Milligramm Oxalsäure erreicht (wissenschaftliche Erkenntnisse).
- 100 Gramm frischen Rhabarbers enthalten circa 180 bis 765 (Maximalwert) Milligramm Oxalsäure.
Heißt im Klartext: Ein Mensch, der etwa 60 Kilogramm auf die Waage bringt, müsste sich sage und schreibe 36 Kilogramm frischen Rhabarbers einverleiben, um sich zu vergiften. Es versteht sich von selbst, dass es zu solch einer Situation unter normalen Umständen nicht kommen kann.
Zwischenfazit: Sie brauchen sich nicht zu sorgen, was den Oxalsäuregehalt in der Rhabarberpflanze angeht.
Oxalsäuregehalt nimmt nach und nach zu. Der Oxalsäuregehalt baut sich im Laufe der Vegetationsphase auf – er steigt von Monat zu Monat. Demnach enthält Rhabarber im April den geringsten Anteil des schädlichen Stoffes. Bis Ende Juni wächst die Pflanze sehr stark.
Dennoch ist die Oxalsäure auch dann weiterhin in einem überschaubaren Maße enthalten. Damit einhergehend sei auch angemerkt, dass die Blüten faktisch keinen Einfluss auf den Oxalsäuregehalt haben. Die Säure befindet sich hauptsächlich in den Blättern – und die werden sowieso nicht verzehrt.
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass Rhabarber im Sommer genauso genießbar ist wie im Frühjahr. Sie können ihn nach der Blüte bedenkenlos und mit guten Gewissens zu sich nehmen.
Zusammenhang zwischen Zeit und Geschmack
Sie wissen nunmehr, dass Rhabarber jederzeit verträglich ist. Doch schmeckt er auch immer gleich (gut)? Diese Frage hat schließlich auch eine große Bedeutung – und kann sogleich mit “Nein” beantwortet werden.
Hinsichtlich Geschmack noch ein Rat: Bauen Sie Rhabarber an einem feuchten und schattigen Standort an. So erwirken Sie Stangen, die wesentlich intensiver schmecken als solche, die unter trockenen und sonnigen Einflüssen wachsen. Übrigens können Sie die Blütezeit des Rhabarbers auch hinauszögern oder ganz verhindern. Dazu müssen Sie die hübsche Pflanze im Frühjahr unter einer schützenden Folie ziehen.
Praktische Ernte-Tipps
Zum Abschluss dieses Infotextes gibt es noch einige praktische Tipps zur speziellen Rhabarberernte:
- Schneiden Sie die Stangen nicht einfach über der Erde ab.
- Drehen Sie sie stattdessen ganz langsam und vorsichtig mit dem unteren Ende aus dem Boden, um sie zuletzt an der dünnsten Stelle abzubrechen.
Grundsätzlich wichtig: Entfernen Sie die ersten Rhabarberblüten möglichst gleich nach ihrem Auftreten. Dies hilft, eine rege Blüte zu verhindern. Nur so ist die Pflanze in der Lage, all ihre Kraft dem Austrieb der Stangen zu widmen.
Das führt dazu, dass der Rhabarber auch nach dem Monat Juni noch füllig wächst – was Ihnen wiederum die Chance gibt, im Sommer weiterhin köstliche Stangen zu ernten und entsprechend leckere Rhabarbergerichte zu zaubern.
Lassen Sie die Pflanze hingegen ungehindert blühen, wird sie zunehmend schwächer. Das Resultat des Prozesses sind sehr dünne und nicht mehr sonderlich schmackhafte Stangen.