Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Wenn Erdbeeren ihren hübschen Blüten keine saftigen Früchte folgen lassen, haben die Pflanzen ihren Lebensmut verloren. Selten liegt die Ursache offenkundig auf der Hand. Um den Auslöser für die Misere zu ermitteln, werden alle Rahmenbedingungen auf den Prüfstand gestellt. Ein breit gefächertes Spektrum möglicher Gründe erstreckt sich von widrigen Witterungsverhältnissen und Schädlingsbefall über falsche Nährstoff- und Wasserversorgung bis hin zu Bodenmüdigkeit. Dieser Ratgeber beleuchtet die häufigsten Ursachen mit Hinweisen für effektive Gegenmaßnahmen. Das ist zu tun, wenn Erdbeeren nach der Blüte keine Früchte tragen.
Ursache: Trockenstress
Das ist zu tun: ausreichend gießen
Im Verlauf der Anwachsphase sowie bei trockener Witterung sind Erdbeerpflanzen angewiesen auf eine kontinuierliche Wasserversorgung. Aus botanischer Sicht zählen Erdbeeren zu den Sammelnussfrüchten. Auf dem gewölbten Blütenboden ihrer weißen Blüten befinden sich zahlreiche Fruchtblätter, die sich nach der Befruchtung in die ersehnten, saftigen Scheinbeeren verwandeln.
Um diesen Prozess erfolgreich zu durchlaufen, darf es nicht am Wasser mangeln. Unter Trockenstress entfalten sich die Knospen zu weißen oder gelblichen Blüten. Nach den fleischigen, saftig-süßen Früchten werden Sie vergeblich Ausschau halten. So handeln Sie richtig:
- Beeterde oder Topfsubstrat konstant leicht feucht halten
- immer dann gießen, wenn die Oberfläche antrocknet
- während der Blütezeit mulchen mit Stroh, getrocknetem Grasschnitt oder Rindenmulch
Vor und während der Blütezeit befindet sich der Wasserbedarf auf höchstem Niveau. Kontrollieren Sie in dieser Phase täglich den Zustand des Bodens, um bei Trockenheit zeitnah zu gießen. Drücken Sie Zeigefinger oder Daumen einen Zentimeter tief in die Erde. Ertasten Sie keine Feuchtigkeit, sollten Sie Ihre Erdbeeren unmittelbar auf die Wurzelscheibe wässern.
Ursache: Befall mit Erdbeerblütenstecher
Das ist zu tun: ab April täglich kontrollieren, infizierte Blüten entfernen
Verweigern Erdbeeren nach der Blüte die roten Früchte, treibt häufig der Erdbeerblütenstecher sein Unwesen. Es handelt sich um einen 3 bis 4 Millimeter kleinen, dunklen Rüsselkäfer. Pünktlich zum Beginn der Blütezeit sind die Weibchen zur Stelle, um in Blüten und ungeöffnete Knospen jeweils ein Ei abzulegen.
Im Anschluss stechen die Schädlinge den Blütenstiel an, die Blüte welkt und fällt ab. Als Gegenmaßnahme sollten Sie Ihre Erdbeerpflanzen ab Anfang April alle paar Tage kontrollieren und abgeknickte Knospen oder welkende Blüten entfernen. Ein Einsatz von Insektiziden ist nicht nötig.
Ursache: fehlerhafte Nährstoffversorgung
Das ist zu tun: richtig düngen
Im guten Glauben, das Wachstum kräftig anzukurbeln, verabreichen unerfahrene Hausgärtner im Frühjahr einen Stickstoff-reichen Dünger. Daraufhin bildet sich ein dichtes Blätterkleid, über dem vereinzelte Blüten thronen. Dabei bleibt es in der Regel auch, weil die betroffenen Erdbeerpflanzen unter einem Mangel an Phosphor und Kalium leiden. Diese Nährstoffe sind wichtig für den Fruchtertrag.
Fernerhin ist das Frühjahr nicht der richtige Termin für eine sachkundige Nährstoffversorgung von Erdbeerpflanzen. Zu diesem Zeitpunkt laufen Düngemaßnahmen ins Leere, weil die Blütenknospen bereits im Vorjahr angelegt werden. Mit diesem Düngeplan lassen Erdbeeren ihren Blüten saftige Früchte folgen:
- Erdbeeren mit Kompost und Hornmehl oder organischem Beerendünger düngen
- einmal tragende Sorten: nach der Ernte mit 3-5 Litern Kompost und 50 Gramm Hornmehl je Quadratmeter düngen
- immertragende Sorten: alle 2 Wochen mit 5 Gramm Beerendünger je Pflanze düngen
- remontierende Erdbeeren im Blumenkasten alle 2 Wochen mit flüssigem Beerendünger düngen
Als Waldpflanzen reagieren Erdbeeren empfindlich auf Kalk und Mineralsalze. In herkömmlichem Gartenkompost ist zumeist ein Übermaß an Salzen enthalten, was die Fruchtbildung beeinträchtigen kann. Das gilt ebenso für organische Guano-Dünger. Verwenden Sie als Dünger im Erdbeerbeet vorzugsweise Rindenkompost oder reinen Laubhumus.
Ursache: Spätfrost an frühen Erdbeersorten
Das ist zu tun: abdecken mit Vlies, späte Sorten pflanzen
Die frühe Blütezeit von Erdbeeren macht die Pflanzen anfällig für Spätfrost. Fallen die Temperaturen unter die 0-Grad-Marke, erleiden Knospen und Blüten so erheblichen Schaden, dass sich keine Früchte daraus entwickeln können. Soweit muss es nicht kommen, wenn Sie ab Anfang April den Wetterbericht verfolgen. Sagen die Meteorologen nächtlichen Frost voraus, schützen Sie Ihre Erdbeeren mit einem wärmenden Vlies.
In winterrauen Regionen sind frostige Temperaturen bis Mitte Mai die Regel. Hier kann zumeist erst nach den Eisheiligen Entwarnung gegeben werden. Um Frostschäden aus dem Weg zu gehen, empfehlen wir, späte Erdbeersorten zu pflanzen. Empfehlenswerte Gartenerdbeeren sind:
- Symphony
- Salsa
- Eliany
- Florence
Ebenfalls zu den spätblühenden Erdbeeren zählen alte Sorten, wie “Mieze Schindler”, “Direktor Paul Wallbaum” oder “Königin Luise”. Bitte beachten Sie, dass es sich bei historischen Liebhabersorten zumeist um nicht selbstfruchtende Erdbeeren handelt, weil sie ausschließlich weibliche Blüten tragen. Als Befruchter eignen sich alle handelsüblichen, modernen Sorten, vorzugsweise “Hansa” und “Weiße Ananas”.
Ursache: Bodenmüdigkeit
Das ist zu tun: alle 4 Jahre Fruchtwechsel durchführen
Botanisch zählen Erdbeeren zu Rosengewächsen. Die umfangreiche Pflanzenfamilie ist geprägt durch das Phänomen der Bodenmüdigkeit. Gedeihen die Pflanzen mehrere Jahre am gleichen Standort, lässt die Vitalität deutlich nach. Wissenschaftler vermuten, dass der Entzug immer gleicher Nährstoffe den Boden verarmen lässt.
Fernerhin sammeln sich Schädlinge im Erdreich an. Im fortgeschrittenen Stadium entfalten sich zwar noch die Blüten, für einen Fruchtbehang sind die Erdbeerpflanzen allerdings zu erschöpft. Ein rechtzeitiger Fruchtwechsel bringt neuen Schwung in Blühfreudigkeit und Ertragskraft. So machen Sie es richtig:
- Standzeit auf einen Zeitraum von 3 bis 4 Jahren begrenzen
- für maximalen Ertrag und Früchte in Premium-Qualität alle 2 Jahre das Beet wechseln
- frühestens nach 4 Jahren im Beet erneut Erdbeerpflanzen setzen
Einzige Ausnahme gilt für die Sorten “Florika” und “Spadeka”, die in der Regel erst nach 8 Jahren Symptome von Bodenmüdigkeit zeigen. Mangelt es im Garten an Beetfläche für einen regelmäßigen Fruchtwechsel, mildern eine geeignete Gründüngung oder Zwischenkultur die negativen Folgen von Bodenmüdigkeit.
Säen Sie vor der Pflanzung Lupinen, Wicken, Sperlis Bodenkur oder Rotenburger Kombigemenge aus. Vorteilhaft wirken sich Raps, Lauch und Senf als Vorkultur aus, damit an Ihren Erdbeeren die Blütezeit mündet in eine reiche Ernte saftiger Früchte.
Ursache: mangelhafte Bestäubung
Das ist zu tun: Insekten-freundliche Gartengestaltung
Die beliebtesten Gartenerdbeeren gedeihen mit zwittrigen Blüten und sind selbstfruchtbar. Die Blüten einer Pflanze reichen folglich aus für die Befruchtung und eine reiche Ernte. Zuständig für die Bestäubung sind Wind, Schwerkraft und Insekten.
Wissensdurstige Botaniker fanden heraus, dass eine Bestäubung durch Hummeln und Bienen die effektivste Form der Befruchtung ist. Die Insekten transportieren Myriaden von Pollen und sorgen für eine optimale Verteilung, weil sie permanent auf den Erdbeerblüten umherkrabbeln. Wenn Erdbeeren blühen und keine Früchte bilden, liegt des Rätsels Lösung in fehlender Präsenz von geflügelten Pollenboten. Mit folgenden Maßnahmen gestalten Sie Ihren Garten einladend für Bienen und Hummeln:
- keine giftigen Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger verwenden
- nektarreiche Bienentrachtpflanzen anbauen, wie Taubnessel oder Flieder
- Rückzugsorte anbieten, wie Insektenhotels, morsche Äste, Trockenmauern oder Laubhaufen
Sie verwandeln Ihren Garten in ein Paradies für Bienen und Hummeln mit Blütenhecken und Mischhecken, in denen heimische Wildgehölze dominieren, wie Weißdorn (Crataegus monogyna), Schlehe (Hippophae rhamnoides), Felsenbirne (Amelanchier) oder Schwarzer Holunder (Sambucus nigra). Den Verlockungen heimischer Wildstauden können emsige Bestäuberinsekten nicht widerstehen, wie Dunkle Akelei (Aquilegia atrata), Bienenfreund (Phacelia) oder Färberkamille (Anthemis tinctoria).