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Der Walnussbaum wird schon sehr lange bei uns angebaut, kommt aber ursprünglich aus wärmeren Gefilden und ist hier “nur gerade so winterhart”. Frostschäden sind deshalb bei einer Walnuss nicht selten, sie können bei Jungbäumen und geschwächten Altpflanzen ernsthafte Schäden anrichten. Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über die Einschätzung der Schäden und die anstehenden Maßnahmen:
Begrenzt winterhart
Der Walnussbaum hat sich ursprünglich im östlichen Mittelmeergebiet, auf der Balkanhalbinsel und in Vorder-/Mittelasien entwickelt. Wir wissen zwar, dass schon die Römer auf dem Gebiet des späteren Deutschland Walnüsse kultiviert haben, allerdings beschränkt auf den wärmeren Süd-Westen. Verwilderte Walnüsse sind bei uns auch nur in den eher freundlichen Regionen zu finden, zum Beispiel in den Auwäldern des Rheins.
Die ursprünglich warme Herkunft der Walnuss macht sich auch heute noch in einer deutlichen Empfindlichkeit gegen Winterkälte und Spätfrost bemerkbar, am besten gedeihen Walnüsse in Deutschland in wintermilden, nicht zu niederschlagsarmen Lagen wie zum Beispiel den Weinbaugebieten. Aus all dem ergibt sich, dass die deutschen Wintertemperaturen die Toleranzgrenzen eines Walnussbaumes berühren und in kälteren Regionen auch überschreiten können.
Typische Frostschäden an Walnussbäumen
Dabei gibt es einige typische Konstellationen, in denen sich die Frostschäden an den Walnüssen häufen:
1. Zu kalter Standort
In den kälteren Ecken Deutschlands hat ein Walnussbaum eigentlich nichts zu suchen, weil sie zur Winterhärtezone 6 gehören (Deutschland: WHZ 6-8) und Juglans regia (botanischer Name der Echten Walnuss) nur Winterhärtezone 7 bis 9 verträgt. Wenn Sie den Walnussbaum bei einem seriösem Händler erworben haben, ist er über diese Tatsache informiert und hat sie angesprochen, um mit Ihnen zu prüfen, ob der neue Standort der Walnuss einen Stellplatz mit freundlichem Mikroklima bietet, an dem die Walnuss gute Chancen hat. Bei veredelten Walnussbäumen wird Ihnen der Händler außerdem zum Erwerb einer Walnuss raten, die nicht auf Juglans regia, sondern auf die Schwarznuss Juglans nigra veredelt wurde, da sich diese Veredelungen als frosthärter erwiesen haben.
Aber selbst dann gilt: Wenn die Walnuss an einem kalten Standort ungeschützt den Wetterunbilden ausgesetzt wächst, ist sie in jedem Winter frostgefährdet. Wie Sie das Ausmaß der jeweiligen Frostschäden ermitteln und den Walnussbaum behandeln, erfahren Sie im weiteren Verlauf dieses Artikels; hier geht es zunächst um etwas anderes:
- Ein Walnussbaum an einem für ihn zu kalten Standort wird dort auf Dauer nicht glücklich werden
- Im Gegenteil, der Baum wird durch jeden Frost etwas mehr geschwächt
- Bis eine Saison nicht mehr reicht, um die Frostschäden auswachsen zu lassen, und die Walnuss ihr Leben vorzeitig beendet
- Wenn irgendwie möglich, sollte diese prekäre Situation deshalb geändert werden
- Vielleicht steht die Walnuss erst seit letztem Herbst an diesem Standort und kann noch umgesetzt werden
- Verpflanzen von Walnüssen gilt als schwierig, aber nicht bei frisch gepflanzten Bäumen
- Der Grund liegt im Pfahl-Herzwurzel-System der Walnüsse, im oberen Bereich in alle Richtungen sprießende Herzwurzeln, darunter eine kräftige Pfahlwurzel
- Die sich tief in den Boden streckt, allerdings erst nach etlichen Jahren erwähnenswerte Tiefen erreicht
- In der Baumschule ist das Umsetzen der jungen Walnüsse sogar ein selbstverständlicher Teil der Baumerziehung
- Bis zum 4. Lebensjahr zieht Umsetzen normalerweise keine Schwierigkeiten nach sich
- Baum mit großzügigem Wurzelballen ausgraben
- Unbedingt im Spätsommer/Herbst umpflanzen, weil die Walnuss zu allen anderen Zeiten zu sehr blutet
- Wenn dem Baum vor dem Winter noch genug Zeit zum erneuten Einwurzeln bleibt, liegt der optimale Termin kurz nach dem (sehr frühen) Blattfall
- Die Wachstumssaison davor kann der Baum gut gebrauchen, um den Frostschaden zu überwinden
- Er hat nichts dagegen, wenn Sie ihm mit besonders guter Pflege dabei helfen
- Wenn Umsetzen nicht möglich ist (oder nichts bringt, weil im Garten kein Standort mit besserem Mikroklima zu finden ist), ist Kreativität gefragt
- Möglicherweise kann “rund um den Baum” ein besseres Mikroklima geschaffen werden (Fachmann fragen)
- Vielleicht ist ohnehin ein Gartenhäuschen geplant, das am richtigen Standort auch gleich die Walnuss schützt
- Vielleicht reicht eine Trockenmauer an der Windseite oder das Pflanzen eines schnellwüchsigen Baumes, in dessen Windschatten die Walnuss erwachsen werden kann
- Auf jeden Fall sollten Sie dem Walnussbaum die nächsten Jahre einen guten Winterschutz angedeihen lassen
- Der Frostschaden selbst wird behandelt wie unter 2. beschrieben
2. Zu später Spätfrost
Als wenn die Walnuss wüsste, dass ihre großen grünen Blätter nicht gerne frieren, ergrünt sie im Frühjahr als letzte noch nach der Eiche (und wirft dafür im Herbst als erste die Blätter ab). Dieser späte Austrieb schützt die Walnuss in den freundlicher temperierten Regionen Deutschlands, normalerweise betreffen späte Frostschäden im Frühjahr auch eher die Regionen, die für ihre späten Fröste “berühmt” sind (und in denen auch alle anderen Pflanzen tunlichst erst nach den Eisheiligen gesetzt werden sollten).
Es gibt jedoch Wetterkonstellation, in denen Walnussbäume auch in freundlichen Regionen sehr häufig Frostschäden erleiden: Ein früher Frühling verlockt mit herrlichem Wetter zum Austrieb, dann folgt einer längere Kälteperiode, der die gerade erschienenen jungen Triebe schutzlos ausgesetzt sind.
Besonders gefährdet sind in dieser Hinsicht natürlich wieder die jungen Walnussbäume, wobei “jung” beim Walnussbaum eine ziemliche Zeitspanne umfassen kann. Wenn Sie einen aus Samen gezogenen Walnussbaum erworben und gesetzt haben, sind die ersten Nüsse nach 10 bis 15 Jahren zu erwarten, bis zu dieser Fruchtreife dauert auch die Jugend dieses Sämlings Baumes. Im Massenhandel werden heute meist veredelte Walnussbäume verkauft (weil diese kleiner bleiben und so besser auf die heute üblichen Mini-Grundstücke passen), deren erste Früchte erscheinen schon nach zwei bis drei Jahren, eine ziemlich verkürzte Jugend. Was nicht heißt, dass die veredelte Walnuss dann schon im vierten Jahr jeden Frost abkann, “in Holz ausgedrückt” gilt ein junger Walnussbaum als erwachsen, wenn der Haupttrieb durchgehend verholzt ist.
Das wiederum geht einher damit, dass er eine ausreichende Menge von Kronenästen und “auf der anderen Seite” ein kräftiges Wurzelwerk gebildet hat. Erst dann – bei Veredelungen in der Regel im vierten oder fünften Lebensjahr, bei den langsamer reifenden Samenaufzuchten ein bis zwei Jahre später – ist der Baum physiologisch in der Lage, genug Reserven für Existenzkrisen wie Frost anzulegen. Bis es soweit ist, ist ein junger Baum schon durch starken Winterfrost gefährdet, in Kombination mit starkem Wind kann der bewirken, dass Teil der jungen Walnussveredelung von der Spitze her abfrieren.
Am gefährlichsten sind aber die Spätfröste, die den Baum nach einem sehr früh einsetzenden Frühjahr überraschen. Beim jungen Baum besteht in diesem Fall die Gefahr, dass ein großer Teil des Haupttriebes mitsamt der jungen Kronenäste erfriert, weil diese noch nicht ausreichend verholzt sind. Da Sie es im Garten aber nicht mit einjährigen Bäumen zu tun haben, sondern in der Regel mindestens drei Jahre alte Jungbäume erwerben, die umgepflanzt und an Kälte gewöhnt wurden, haben Sie gute Chancen, dass auch Ihr Jungbaum bereits ein kräftiges Wurzelwerk entwickeln und einige Notfall-Reserven anlegen konnte.
Sie können also davon ausgehen, dass sich ihr junges Walnussbäumchen wieder erholen wird, sollten allerdings im Fall von Frostschäden gerade beim jungen Baum ziemlich schnell tätig werden:
- Möglichst unmittelbar nach der Frostnacht alle erfroren Blätter entfernen
- Die Triebe selbst bleiben unbehelligt am Baum
- Junges Holz weist in der Regel genug austriebsbereite Augen auf, aus denen sich schnell (oft nach wenigen Tagen) wieder neuer Austrieb entwickelt
- Wenn dieser Austrieb solide Größen erreicht hat, stärksten Trieb des Neuaustriebs als neuen Leittrieb aufbauen
- An den frostgeschädigten Trieb oder an einen Stab binden, damit er schön senkrecht nach oben wächst
- Je nach Witterung hat der neue Leittrieb nach ca. drei Monaten eine Höhe von rund 1,5 m erreicht
- Dann kann der alte, forstbeschädigte Trieb vorsichtig nah am neuen Haupttrieb weggeschnitten werden
- Nah bedeutet, dass am Haupttrieb eine glatte kleine Schnittfläche ohne “Kleiderhaken” (kleine Stummel) entsteht
- Wichtig, “Kleiderhaken” sind für den Baum eine Aufforderung zum Austrieb, was hier nicht gewünscht ist
- Nach dieser Behandlung kann der junge Walnussbaum bereits Mitte der Saison wirken, als wenn ihm nie etwas Unangenehmes passiert wäre
3. Ernteschaden am erwachsenen Walnussbaum
Erwachsene, gesunde Walnussbäume halten Frostspitzen von bis zu minus 30 °C aus. Mit dem Winterfrost haben sie deshalb in der Regel auch in den kältesten Regionen Deutschlands kein Problem. Anders sieht es mit den Spätfrösten im Frühling aus: Sie können den gesamten Fruchtansatz der Walnuss schädigen, sodass der Baum in der nächsten Saison keine Walnüsse entwickeln kann. Denn so sehr wir die Pflanzen mitunter darum beneiden, dass sie Ihre Bestandteile nachwachsen lassen können – sofort funktioniert das auch bei den Pflanzen nicht, besonders die Blüteninduktion ist ein komplizierter Vorgang, der schon lange Zeit läuft, bevor auch nur die Knospenansätze zu erahnen sind.
Die Behandlung der Walnuss:
- Besteht erst einmal aus Nichtstun
- Denn ein Frühjahrs-Schnitt sollte bei Walnüssen dringend unterlassen werden (mehr dazu im nächsten Absatz)
- Das Abfallen vertrockneter Fruchtansätze kann durch Schütteln etc. etwas beschleunigt werden
- Wenn der Frost auch einige ältere Blätter erwischt hat, siehe bit.ly/2sYIS0i, können Sie diese händisch absammeln (falls Sie Wert darauf legen, dass jede Pflanze ordentlich aussieht)
- Ansonsten darf der Baum von Frühling bis Spätsommer ganz in Ruhe seine Frostschäden auswachsen lassen.
Sollten Ernteschäden oder sonstige Frostschäden eine Schnittkorrektur des Walnussbaumes erfordern, können Sie die Schnittmaßnahmen im Spätsommer ansetzen. Etwa zur Zeit der Süßkirschenernte, zu dieser Zeit blutet die Walnuss am wenigsten und kann die Schnittwunden am schnellsten heilen.
Vorsicht bei vorgeschädigten Bäumen
Wenn ein erwachsener Walnussbaum im besten Alter nach einem Frostschaden ein Erscheinungsbild zeigt, das dem einer altersgeschwächten Pflanze sehr ähnlich ist, wird er meist unter Bedingungen kultiviert, die ihn schwächen. Zum Beispiel:
- Schnitt zum falschen Zeitpunkt
- Wenn die Walnuss in die übliche Schnittrunde im Frühjahr integriert wurde, hat sie durch den Beschnitt entscheidend gelitten
- Dem Frühjahrsschnitt folgt bei der Walnuss starker, lang anhaltender Saftfluss (Verbluten)
- Auch zu tiefer Schnitt ins alte Holz wird von einem Walnussbaum nicht gut vertragen
- Vielleicht konnte der Baum durch Fehlen anderer Pflegemaßnahmen nicht genug Frost-Reserve einlagern:
- Bei großer Hitze und langanhaltender Trockenheit braucht auch ein großer Walnussbaum Bewässerung
- Und der Boden muss natürlich dauerhaft den Ansprüchen eines Walnussbaumes genügen
- Aus “tiefgründig” kann “Verdichtung” geworden sein
- Zugeführter Kalk und Lehm können ausgeschwemmt worden sein
- Die Nährstoffe erneuern sich gerade unter einem Walnussbaum auch nicht von selbst
- Die Bodenorganismen bekommen auf der unbewachsenen Baumscheibe wenig Nachschub an organischem Material
- Bauarbeiten, z. B. bei einer Neuanlage des Garten, können die Wurzeln eines alten Walnussbaums schädigen
- Krankheiten (Pilze, Bakterien, Viren) können dem Baum so zusetzen, dass er nicht genug Winterreserven sammeln kann
- Manche Bäume sind so stark mit Efeu bewachsen, dass sie keine Chance haben, durch vernünftige Fotosynthese Reservestoffe anzulegen
Solche geschwächten Bäume sind anfälliger für Stress, und Frost im Frühjahr ist Stress für den Baum. Bei an unser Klima angepassten Bäumen stirbt bei einem Frostschaden nur ein Teilbereich ab; nicht gut an unser Klima angepasste Walnussbäume können heftiger reagieren. Hier kann es sogar passieren, dass der Baum von einem Jahr zum anderen abstirbt. Um den Walnussbaum zu retten, können Sie zunächst wie beim Jungbaum möglichst viel der vertrockneten Blattmasse entfernen, danach hilft nur noch das Abwarten, ob der Baum wieder austreibt.