Pflanzenlexikon

Feuerradbaum, Stenocarpus sinuatus – Anzucht & Pflege

Feuerradbaum - Stenocarpus sinuatus

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Ein ganz neuer Baum! Zumindest bei uns, die australischen Aboriginis kennen ihn schon lange, sie gaben dem prächtigen Gehölz wegen seiner feuerroten Blütenräder den Namen Feuerradbaum. Weil der Feuerradbaum in Australien beheimatet ist, kann er bei uns nur im Haus kultiviert werden. Dort kann der immergrüne Baum mit den aparten, ungewöhnlich großen Blättern und “flammenden Blüten” zu einem aufsehenerregenden Gewächs heranwachsen … wenn er sich so weit entwickelt … die Anzucht klappt meist noch gut, danach braucht der Feuerradbaum jedoch eine sehr aufmerksame Pflege.

Aus der Gartenrat Mediathek

Steckbrief

  • Der Feuerradbaum kommt aus Australien
  • Stenocarpus sinuatis ist der botanische Name
  • Damit gehört er zur Familie der Silberbaumgewächse, Gattung Stenocarpus
  • In dieser Gattung gibt es 25 Stenocarpi, alle sehr interessante Erscheinungen
  • Für Exotensammler gibt es im Internet hier also noch einiges zu entdecken

Anzucht

Feuerradbaum - Stenocarpus sinuatus Feuerradbaum-Jungpflanzen werden schon bei uns gezogen, sind aber noch rar und auch nicht gerade preiswert. Samen sind problemlos erhältlich, die Anzucht soll gewöhnlich ohne Schwierigkeiten gelingen. So gehen Sie vor:

  • Samen über Nacht in zimmerwarmem Wasser vorquellen
  • Mit Keimnase (Verdickung) nach unten 1 cm tief in angefeuchtete Anzuchterde geben
  • Ganz leicht mit Substrat bedecken
  • Als Anzuchterde eignen sich luftdurchlässige, nährstoffarme Substrate
  • Kokohum oder käufliche Anzuchterde, der Sand oder Perlite beigemischt wird
  • An warmem und hellen Ort bei Temperaturen von 22 bis 25 °C aufstellen
  • Mit lichtdurchlässiger Folie oder Glasscheibe abdecken
  • Aussaatgefäße gleichmäßig feucht halten, aber nicht durchnässen
  • Mindestens alle 3 Tage lüften, damit die Erde nicht schimmelt
  • Bis Samen keimen, kann es dauern, meist kommen sie nach 3-4 Wochen
  • Je nach Wuchskraft können Sämlinge 4 – 8 Wochen nach Austrieb pikiert werden

Der Keimling “kraucht” aus einer Samenschale hervor – auch wenn das mühsam aussieht, sollten Sie ihn das möglichst selbsttätig tun lassen. Vermutlich zieht er Nährstoffe aus der Schale, und bei jedem Ziehen schädigen Sie ganz schnell die feinen Wurzeln … wenn die Schale nach Wochen immer noch dranhängt, können Sie mal ganz sanft zupfen. Der junge Feuerradbaum wird noch einige Zeit im Hellen ohne direkte Sonne gehalten und dann vorsichtig an Sommersonne im Freien gewöhnt.

Häufig werden Sie lesen, dass Samen- Anzucht im Haus das ganze Jahr über möglich sei. Denkbar, aber eigentlich nicht logisch – die Keimlinge kommen vielleicht mit wenig Licht aus, die kräftige Jungpflanze erwartet dann aber australische Lichtintensitäten, die können Sie ihr bei uns gerade einmal im Sommer ansatzweise bieten … Das weist auf den späten Frühling als besten Aussaat-Zeitpunkt hin, dieser Keimling wird die meiste kräftigende Sommersonne genießen können.

Das Substrat

Die Feuerradbäume wachsen im australischen Regenwald, in nährstoffarmem wasserdurchlässigen Boden. Dass der Boden im Regenwald nährstoffarm sein soll, erstaunt viele Menschen, oft wird von üppigem Nährstoffreichtum ausgegangen. Diese Irrglaube an einen “reichen Regenwald-Boden” könnte sogar der Grund für das Ableben manch hiesiger Regenwaldpflanze sein, die von wohlmeinenden, falsch informierten Pflegern überversorgt ihr Leben aushaucht.

Dabei ist für sämtliche Böden in den immerfeuchten Tropen tatsächlich ein eher geringes natürliches Nährstoffangebot charakteristisch, mit geringer Austauschkapazität, geringer Basensättigung und recht niedrigem Humusgehalt. Feuerradbäume brauchen nährstoffarmen wasserdurchlässigen Boden, den können Sie z. B. aus Einheitserde herstellen, die Sie mit zwei Dritteln Perlite oder grobem Sand mischen. Weder in handelsüblicher Blumenerde (vorgedüngt, wahrscheinlich zu viele/die falschen Nährstoffe) noch in reinem Seramis (zu wenig Nährstoffe?) sollen Feuerradbäume gut wachsen.

Pflanztopf

Der Feuerradbaum entwickelt in heimischen Gefilden dichte Wurzelbüschel, mit denen er dem Boden mit hoher Effizienz die wenigen vorhandenen Nährstoffe und Mineralien entziehen kann. Wenn Sie ihn auch hier im gewohnten nährstoffarmen Boden kultivieren, wird er das auch tun, diese kurzen Wurzeln bilden sich dicht unter der Erdoberfläche. Der Pflanztopf sollte also nicht zu klein und nicht zu klein im Durchmesser gewählt werden, diese Wurzeln ähneln einem “unterirdischen Strauch”.

Teilweise ist zu lesen, dass der Feuerradbaum einen sogenannten “Lignotuber” entwickelt, eine verholzte Wurzelknolle, mit der Pflanzen in Buschbrand-Regionen aus tiefstem Untergrund neu auszutreiben, die einen sehr tiefen Topf bräuchte. Eine Bestätigung für diese These war jedoch nicht zu finden, wissenschaftlich belegt ist der Lignotuber nur bei einem anderen Silberbaumgewächs, der Banksia. Klingt auch logischer, Banksien wachsen im Gegensatz zum Feuerradbaum nicht nur im Regenwald, sondern haben sich über ganz Australien verbreitet, auch in Regionen, in denen häufig Buschbrände vorkommen.

Standort

Feuerradbaum - Stenocarpus sinuatus Der australische Regenwald geht vom gemäßigt klimatisierten New South Wales bis ins tropische Nordqueensland, mit ganzjährigen Tagestemperaturen zwischen 24 °C und 30 °C, Nachttemperaturen zwischen 20 °C und 26 °C und 6 bis 8 Sonnenstunden pro Tag.

Dass es bei uns kühler ist, wissen Sie, damit Sie die Lichtmenge einschätzen können, hier ein Vergleich mit Deutschland: Kiel hat es 2014 durchschnittlich auf 4,7 Sonnenstunden pro Tag gebracht, Offenbach am Main auf 4,4 Sonnenstunden, Augsburg auf nur 4,3 Sonnenstunden. Das ist also einfach mal rund zwei Drittel bis knapp die Hälfte weniger Licht als in Australien, und die Lichtintensität ist dort auch noch erheblich höher.

Deshalb muss der Feuerradbaum bei uns im Sommer möglichst ins Freie, zwischen April/Mai und Oktober, vor allem, wenn er im Haus überwintert. Die Alternative ist ganzjährige Haltung an einem hellen Standort im beheizbaren Wintergarten, wahrscheinlich die schlechtere Alternative, weil die Lichtintensität hinter Glas mächtig abnimmt.

Das Platzangebot nach oben sollte großzügig sein, in Australien werden Feuerradbäume um 30 Meter hoch, in einem Kübel immer noch 4 Meter, wenn sie gutgelaunt wachsen. Die Krone bleibt jedoch dicht, der Feuerradbaum wächst eher schlank und platzsparend in die Höhe.

Die Anzucht des Feuerradbaums gelingt meist recht problemlos, danach beginnen oft die Schwierigkeiten: Kleine Feuerradbäume gehen gerne unvermutet und ohne klärenden Abschiedsgruß ein, so schnell, dass “der Verlassene” noch nicht einmal etwas über die Ursachen dieses plötzlichen Abschieds berichten kann … Falls Ihnen die kleinen empfindlichen Feuerradbäume schneller eingehen, als Sie die Grundbedürfnisse/Pflegefehler finden konnten, sollten einer Serie von Jungpflanzen nacheinander testen, was an der Pflege nicht stimmt.   Ältere Feuerradbäume sollen einfach zu halten sein …

Gießen

Im australischen Regenwald fallen Niederschlagsmengen zwischen 70 und 120 mm im Monat, im Sommerhalbjahr mehr als im Winter. Das ist in Deutschland ganz genauso, aber der Jahresdurchschnitt liegt insgesamt niedriger, von Nord nach Süd: In Kiel fielen 2014 durchschnittlich 65 mm Niederschlag pro Monat, in Offenbach am Main 60 mm, in Augsburg 57 mm. Wahrscheinlich zeigt sich der australische Regenwald damit weniger feucht, als Sie vermutet haben, das deutsche Wetter liegt immerhin schon am unteren Rand dessen, was dort als Niederschlags-Minimum aufkommt.

Rund ein Drittel des Regens bleibt im mehrschichtigen Blätterdach des Regenwalds hängen, in Bäumen und in den Blättern auf Bäumen wachsender Epiphyten und Lianen, und verdunstet von da oben aus unmittelbar. Wenn man das weiß, ist nicht mehr verwunderlich, dass auch bei Regenwald-Pflanzen immer wieder zu mäßigem Gießen geraten wird und geraten werden muss. Regelmäßig wässern sollten Sie schon, aber immer erst, wenn die Erde wieder angetrocknet ist … Im Regenwald kommt der Regen oft schwallartig als Gewitterschauer herunter, der Feuerradbaum verträgt deshalb im Sommer durchaus mal eine trockenere Phase.

Dass ein Rund ein Drittel des Regens im Regenwalds verdunstet, hat andere Folgen: Die Luft ist ständig mit viel Wasserdampf durchsetzt, im Regenwald herrscht hohe Luftfeuchtigkeit. Zumindest in den oberen Etagen, älteren Feuerradbäume könnte demnach ein Wassergefäß neben dem Pflanztopf und etwa Besprühen gefallen, jüngeren eher nicht …

Düngen
Zwischen April bis September können Sie dem Feuerradbaum jeden Monat etwas Kübelpflanzendünger geben, aber mit möglichst geringem (keinem) Phosphatanteil, den kennt er aus der Heimaterde nicht.

Feuerradbaum - Stenocarpus sinuatus Blüte
Seien Sie nicht enttäuscht, wenn “die Feuerräder nicht sofort durch Ihre Wohnung rollen”, der Feuerradbaum blüht erst, wenn er erwachsen (geschlechtsreif, fortpflanzungsfähig) ist. Das dauert ein paar Jahre … Irgendwann im Sommer ist es dann soweit, die ersten Blütenknospen erscheinen – die solange geschlossen bleiben, wie es ihnen zu kalt ist, zur Not über Monate. In nasskalten Sommern könnte die Übersiedlung ins warme Haus eher zur Entfaltung der Blüten führen als der Standort im Freien, aber die Sommer werden ja immer wärmer …

Überwintern

Der Feuerradbaum ist normalerweise immergrün; wenn er ganzjährig im beheizten Wintergarten durchkultiviert wird, liegt die beste Wintertemperatur um 15/20 °C. Er sollte dann weiter konstant leicht feucht gehalten werden. Für Überwinterung im Haus empfiehlt sich für die weniger hellen Räume eine etwas geringere Temperatur um 12 °C, je wärmer und heller, desto mehr Feuchtigkeit braucht die Pflanze. Dünger bekommt der Feuerradbaum im Winter in keinem der beiden Fälle.

Es wird berichtet, dass der Feuerradbaum in kalten Regionen Australiens sein Laub abwerfen soll. Das würde die Möglichkeit einer kühlen und dunklen Überwinterung ohne Bewässerung eröffnen, mit Laubfall und Neuaustrieb im Frühjahr. Vielleicht ist das sogar die bessere Möglichkeit der Überwinterung, wenn Sie Ihrem Feuerradbaum kein Winterquartier mit wirklich viel Licht bieten können, denn gerade junge Feuerradbäume sollen mit lichtarmer Überwinterung im warmen Wohnzimmer nicht sehr gut zurechtkommen. Das wäre auszuprobieren, es soll angeblich auch die Entwicklung der Blüten fördern.

Die Gattung Stenocarpus hat nicht nur den “Firewheel Tree” zu bieten, sondern noch mehrere andere schöne Gewächse, von denen sich neugierige Zimmergärtner heutzutage über das Internet Samen beschaffen können: Den “Stenocarpus augustifolius”, der weiße “Kringelblüten” am ganzen Zweig entlang trägt, den “Stenocarpus cryptocarpus”, der so heißen soll, weil er seine Früchte “kryptisch verbirgt” und den “Stenocarpus salignus”, der in Englisch Scrub Beefwood (struppiges Fleischkraut) heißt, und genauso aussieht.

Häufig gestellte Fragen

Mein Feuerradbaum bekommt braune Blätter, die irgendwann abfallen – was tun?
Wenn er das während der Überwinterung tut, steht er zu warm für das vorhandene Licht, lassen Sie ihn einfach, im Frühjahr treibt er wieder aus. Wenn er in der Wachstumssaison “zickt”, liegt es meist an Feuchtigkeits-Übersorgung – der Regenwald ist gerade in den unteren Etagen weniger feucht, als den meisten Zimmergärtnern bewusst ist.

Ich habe gerade einen Feuerradbaum geschenkt bekommen, mit ziemlich kleinen und kaum gelappten Blättern, ist das eine andere Art?
Wenn der Feuerradbaum schon recht groß ist, haben Sie wahrscheinlich einen ziemlich alten Baum geschenkt bekommen. Der trägt nämlich nur in der Jugend tief eingeschnittene Blätter, an alten Bäumen werden die Blätter kleiner und geschlossener.

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Tipps für Schnellleser

- Der Feuerradbaum ist ein sehr dekoratives Gewächs aus Australien
- Bei uns kann der Stenocarpus sinuatus als Zimmerpflanze gehalten werden
- Mit sommerlichem Standort im Freien, damit er Licht tanken kann
- Die Überwinterung erfolgt im Haus, kühl und hell
- Die Anzucht eines Feuerradbaums schaffen Sie leicht selbst
- Als Jungpflanze schwächelt er gerne und braucht sehr sorgfältige Pflege
- Der ältere Feuerradbaum ist dann in der Pflege weniger anspruchsvoll