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Kellerasseln sind faszinierende Urzeit-Tiere und für den Menschen absolut ungefährlich, außerdem wichtige Nützlinge, sie stellen Humus her. Kein Grund also, wegen Kellerasseln im Haus in Panik zu verfallen, auf jeden Fall nicht wegen der Tiere. In den Garten gehören sie sowieso, sie “machen Ihren Gartenboden”, ins Haus allerdings weniger. Dort ist ein Befall mit Kellerasseln im Zweifel ein Alarmzeichen, sie leben bei Luftfeuchtigkeit von mindestens 70 %, und das ist für Innenräume deutlich zu hoch. Hier muss also die Ursache beseitigt werden, bevor sie wirksame Hausmittel gegen die Kellerasseln einsetzen.
Steckbrief
- Kellerasseln gehören zu den Landasseln
- Landasseln sind ein gutes Stück weniger abstoßend, wenn man weiß, dass es Krebse sind
- Sogar “Höhere Krebse”, wie Langusten z. B., und von denen die einzigen, die immer an Land leben können
- Weltweit gibt es 3500 Arten Landasseln, in Deutschland nur rund 50 Arten
- Eine davon ist die Kellerassel, mit den “Kollegen” Mauerassel und Rollassel
- Die vierte der häufigen Asseln, die Klippenassel, lebt am Meer
- Sie ist nachtaktiv und geht am liebsten bei Ebbe Algen weiden
- Dies sind alle Asseln, die Sie in Nähe menschlicher Behausungen sehen werden
Die Kellerasseln haben aber eigentlich auch Besseres zu tun, als Ihren Keller aufzuräumen, sie nehmen nämlich wichtige Aufgaben in der Natur wahr:
Natürlicher Lebensraum
Nach dem obigen Steckbrief ist Ihnen die Kellerassel hoffentlich schon ein gutes Stück sympathischer, und noch sympathischer wird sie Ihnen sicherlich, wenn Sie wissen, dass die Kellerassel den ganzen Tag angestrengt für uns Menschen arbeitet. Kellerasseln arbeiten nämlich in der Abfallbeseitigung, jede einzelne Kellerassel ist eine kleine biologische Abfallaufbereitungsanlage. Kellerasseln ernähren sich von abgestorbener organischer Substanz und sind damit ein unverzichtbarer Teil der Bodenbildung (Humifizierung), anders ausgedrückt: Sie stellen Humus her.
Der natürliche Lebensraum einer Kellerassel ist denn auch eigentlich da, wo sie ihre typischen Nahrung findet: Im Freien, in der Falllaubschicht, unter Steinen, in der Nähe von Totholz und Gebüschen, in Gärten, Komposthaufen, Ställen und Gewächshäusern…
Ihr wissenschaftlicher Name “Porcellio scaber” gibt diese Lebensumgebung uncharmant, aber treffend wieder, das Schweinchen (lateinisch: porcellus) bewegt sich im Unsauberen (lateinisch: scaber), und weil es auch noch ein gutmütiges Eselchen ist (lateinisch asellus = Esel, wurde zu Assel), arbeitet dieses Schweinchen solange, bis aus dem Unsauberen sauberer, duftender Humus geworden ist.
Leider ist von Gärten, Ställen und Gewächshäusern der Weg bis zu den Kellern nicht mehr weit, und überhaupt sind manche Gärten wie geleckt, ohne jeden vernünftigen Pflanzenrest, und/oder schmecken ganz komisch, überhaupt nicht nach Natur, und man muss ja zusehen, wie man was in den Magen bekommt … Schwups ist die im klinisch rein gehaltenen, Chemie-geschwängerten Garten halbverhungerte Kellerassel im Vorratskeller gelandet und findet dort köstliche Vorräte in Form von Obst und Gemüse und vielleicht noch eine so richtig schön feuchte Umgebung, wovon man eben als Krebstier immer noch des Nachts heimlich träumt …
Mal so aus der Sicht der Kellerassel betrachtet, werden Sie ihr den Besuch in Ihrem Keller wahrscheinlich kaum übelnehmen können – was aber nicht heißt oder andeuten soll, dass Sie ihnen Ihren Keller als neuen Komfort-Wohnpark überlassen sollen … Dazu später, vielleicht hat sich die Kellerassel in Ihrem Heim ja auch ganz woanders angesiedelt (und tut Ihnen damit im Grunde einen Gefallen, siehe gleich unten).
Lebensräume im Wohnbereich
Die Kellerasseln leben am liebsten in der Nähe ihrer Nahrung, und die ist typischerweise schön feucht (ab 70 % Luftfeuchtigkeit) und am besten noch ein wenig gammlig. Deshalb wird sie auch in Ihren Räumen nur dort anzutreffen sein, wo es schön feucht und am schlimmsten schon ein wenig gammlig ist.
Das was feucht ist, sollte auch weich und organisch sein, eine Edelstahlschüssel mit Wasser würde eine Kellerassel ziemlich kalt lassen. Sie braucht ja auch Nahrung, die sie im Feuchten sucht, wobei sie in dieser Beziehung nicht sonderlich wählerisch ist (wie gesagt, 60 Millionen Jahre, was meinen Sie, was Kellerasseln schon alles gekostet haben). Kellerasseln fressen feuchte Hölzer, feuchtigkeitshaltige Lebensmittel wie Obst und Kartoffeln (die ihnen am besten schmecken, wenn sie schon ein wenig vor sich hin modern), feuchten Erdboden usw.
Massenbefall ist ein Alarmzeichen
Wenn Kellerasseln sich irgendwo in Innenräumen einfinden, wo keine Vorräte vor sich hin modern, muss die Luftfeuchtigkeit woanders herkommen, was entweder an dauerhaft zu hoher Luftfeuchtigkeit im Wohnbereich liegen kann (recht häufig) oder an einem Schaden im betroffenen Raum. In beiden Fällen hat Ihnen die Kellerassel mit ihrer Einwanderung in diesem Fall im Grunde einen Gefallen getan, denn Sie müssen dringend der Ursache der Feuchtigkeit auf den Grund gehen und diese abstellen, sonst könnten Bauschäden die Folge sein. Wenn die Ursache für die übermäßige Feuchtigkeit beseitigt ist, geht es an die Ausbürgerung der Kellerasseln.
Aussetzen im Garten
Wie Sie oben gelernt haben – oder als gestandener Gärtner lange wissen – gehören Kellerasseln zu unseren besten Humusherstellern, wenn Sie Interesse an einem gesunden Gartenbodden haben, werden Sie die Kellerasseln also dringend Einsammeln und im Garten wieder freilassen wollen. Sie sind grundsätzlich einverstanden, fragen sich aber, ob sich solche Aktionen mit Blick auf die Lebensdauer der kleinen Tierchen lohnen? Auf jeden Fall, die Kellerasseln sind zwar sehr kleine Krebstiere, aber faszinierend hoch entwickelt: Sie leben etwa zwei Jahre, die Weibchen tragen ihren Nachwuchs fast zwei Monate aus, fast wie bei einer Schwangerschaft in einer flüssigkeitsgefüllten Blase an der Bauchseite, diese brauchen drei Monate, bis sie ausgewachsen sind und 14 Häutungen, bis sie geschlechtsreif sind (14 x Pubertät? Die Armen!). Also gut, Einsammeln und im Garten aussetzen – und wie?
Kellerasseln haben seit rund 60 Millionen Jahren ihre Gewohnheiten nicht sehr wesentlich verändert und werden sicher nicht gerade jetzt und in ihrem Keller damit anfangen. Deshalb haben Sie es recht leicht – Kellerasseln sind Krebse, sie bestehen darauf, und Kellerasseln lieben alles, was feucht ist, z. B. ein feuchtes Handtuch, das ist auch noch eine richtig kuschlige Höhle. Einfach auf dem Boden auslegen, wenn Sie inzwischen dabei sind, mit einem Bautrockner die Umgebung trockenzulegen, täglich besprühen, und die Kellerasseln werden sich gerne darin versammeln. Dann Kellerassel-Versammlung in den Garten tragen, ausschütteln – und Sie haben eine neue Armee Bodenbearbeiter.
Einem guten Schluck sollen sie auch nicht abgeneigt sein, braucht man sicher auch ab und zu, wenn man schon 60 Millionen Jahre auf dieser Welt weilt. Dazu können Sie sie mit einigen Behältern einladen, in denen Sie vorher einen Teelöffel Weingeist (Äthanol, Spiritus, Sprit, reiner Alkohol, aber wahrscheinlich können Sie auch den Klaren aus der Hausbar nehmen) geschwenkt haben, und die so hingelegt werden, dass die Kellerasseln hinein- aber nicht mehr so leicht hinauskrabbeln können. Also z. B. eine Flasche, deren Öffnung wirklich auf dem Boden aufliegt, ein Joghurtbecher nur, wenn Sie schnell sind und die Kellerasseln hinausbefördern, während sie noch ihren Rausch ausschlafen.
Eine Mahlzeit wird auch gerne angenommen, in Form einer ausgehöhlten Kartoffel oder Rübe oder einem Sammelbehälter mit angegammeltem Obst, feuchten Laub, feuchter Komposterde. Wenn die Kellerasseln sich versammelt haben, tragen Sie sie in den Garten und lassen sie dort frei, wo die Erde so richtig gut durchgearbeitet werden soll, z. B. im Gemüsebeet.
Anwendung chemischer Mittel
Chemische Mittel gegen Kellerasseln gibt es natürlich, wenn auch keine, die für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen sind, aber besonders wenn Sie eine Firma beauftragen, wird diese mit hochwirksamem und hochgiftigen Insektiziden ankommen. Wer dabei letztendlich den Kürzeren zieht, wenn dieses Gift im Haus verstreut wird, der Mensch oder die schlappe 59,8 Millionen Jahre länger auf dieser Erde lebende Kellerassel, sollte allerdings vorher bedacht werden …
Abgesehen davon ist es wirklich nicht notwendig, Kellerasseln sind so harmlos und so leicht einzusammeln, dass es wirklich keinen Grund gibt, und Sie schaden sich selbst und anderen Menschen auf dieser Erde, wenn Sie das ohnehin arg strapazierte Gleichgewicht der Natur auch noch mit Chemie gegen Nützlinge schädigen.
Häufig gestellte Fragen
Gibt es Feinde, die gegen Kellerasseln eingesetzt werden können?
Feinde ja, eingesetzt werden können nein. Die Feinde sind Kröten und Singvögel, beide finden Kellerasseln köstlich, aber beide lassen sich nur selten vom Menschen zu gezieltem Einsatz überreden. Wenn Sie einen naturnah gestalteten Garten haben, in dem sich viele Wildtiere freiwillig ansiedeln, arbeiten diese ganz von selbst für Sie und halten jede ausufernde Population von Kellerasseln in Ihrem Garten in vernünftigen Ausmaßen.
Sind Kellerasseln gesundheitsschädlich?
Wenn man sie nicht gerade esse, sei es kein Problem, lautet eine Antwort im Internet. Aber selbst das ist zu bezweifeln, andere Krebstiere (Langusten, Hummer, Flusskrebse und Garnelen) essen wir sogar ziemlich gerne … Nein im Ernst, sogar essen würde nichts schaden, soll aber keiner, und ansonsten sind sie als Krebstiere nicht in der Lage, irgendetwas zu übertragen, was dem Menschen schaden könnte (diese Organismen stehen wahrscheinlich einfach nicht so auf Krebse, Sie haben ja schließlich auch keine Angst, sich bei einer Garnele mit irgendetwas anzustecken).