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Wenn Ihr Garten in einer wirklich rauen Gegend Deutschlands liegt, wollen Sie diesen Artikel vielleicht gar nicht lesen, weil Sie einfach “die Nase voll haben” von erfrierenden Hortensien. Tun Sie es trotzdem, überhaupt sollten alle noch nicht endgültig befriedigten Liebhaber prächtiger Blüte im Garten den Artikel über die Schneeballhortensie Annabelle lesen – mehr Blütenfülle ist kaum denkbar, und das auch noch mit einer ungewöhnlich langen Blütezeit zwischen Juni und September. Auch die Pflege ist erfreulich simpel, nur Züchter brauchen andere Sorten der Ballhortensie, die im Artikel ebenfalls vorgestellt werden.
Steckbrief
- Hortensien stellen die Gattung Hydrangea der Familie der Hortensiengewächse
- In der Gattung gibt es 70 bis 80 Arten, von denen mehrere Arten als Ziersträucher kultiviert werden
- Die Schneeballhortensie Annabelle ist eine Zuchtform der Art “Hydrangea arborescens”
- Als Schneeballhortensien werden einige Sorten dieser Waldhortensien oder Berghortensien bezeichnet
- Sie haben diesen Namen wegen ihrer großen weißen Blütenbälle bekommen, die an Schneebälle erinnern
- Die Schneeballhortensie Annabelle ist für ihre reichliche Blüte und außergewöhnliche Winterhärte bekannt
- Es gibt jedoch noch andere schöne Sorten der Schneeballhortensien, die ganz ähnlich zu pflegen sind
- Viele Hydrangea arborescens können auch gut im Kübel gezogen werden
Standort
Waldhortensien haben sich im östlichen Teil der USA entwickelt, wo sie (nach dem Namen nicht überraschend) Wälder besiedeln, der optimale Standort im Garten bietet also einen ähnlich lichten Schatten wie ein Standort im Wald. Die Schneeballhortensien können also sehr gut als Unterbewuchs gepflanzt werden und kommen ansonsten prima mit jedem Standort zurecht, an dem sie morgens oder abends von der Sonne beschienen werden. Volle Sonne vor allem in der Mittagszeit mögen Waldhortensien nicht so sehr. Wenn der schönste Standort für eine Hortensie in Ihrem Garten ziemlich in der Sonne liegt, können Sie die Waldhortensie zwar dorthin pflanzen, Sie müssten dann aber sehr genau auf die Bodenfeuchtigkeit achten bzw. entsprechend ausdauernd gießen.
Aber wahrscheinlich ist es Ihnen nur genehm, dass eine Waldhortensie an schattigeren Standorten gedeiht, an denen zeigen nämlich viele andere blühende Pflanzen kein einziges schön gefärbtes Blättchen, das nach Blüte aussieht. Die Schneeballhortensie erweitert die gärtnerischen Gestaltungsmöglichkeiten erheblich – Sie können beginnen, sonst ziemlich karg bewachsene Gartenareale in blühende Landschaften zu verwandeln, und es wird Ihnen m Gegensatz zu einem berühmten Politiker sogar gelingen.
Ein guter Standort für Hortensien sind z. B. die wenig grünen Flächen unter Bäumen. Es sollte sich allerdings um Tiefwurzler handeln, damit die Hortensien ihren Anteil Nährstoffe und Wasser abbekommen. Die Hortensie steht gerne unter weit ausladenden Baumkronen, die sie vor starker Sonneneinstrahlung schützen und kräftige Regengüsse abmildern, sodass die Blüten der Hortensie nicht geschädigt werden.
Boden
Die Waldhortensien fühlen sich nicht von ungefähr unter Bäumen wohl, der größte Teil der rund 70 Arten hat sich auf Waldböden entwickelt, als Unterbewuchs hoher Bäume. Dem entsprechen die Ansprüche der Hortensien an den Boden, sie wachsen in jedem Boden, der einem Waldboden ähnelt, was allerdings sowieso kein Wunder ist: Ein Boden, der einem Waldboden ähnelt, ist ein phantastischer Boden, der gesunde Waldboden gehört zu unseren besten Böden überhaupt, mit rund 20 Prozent Humusgehalt (Wiesenböden enthalten 5 bis 10 Prozent Humus, Ackerböden nur etwa 2 Prozent) und mit etwa 45 Prozent mineralischen Bodenteilchen, die über einen langen Zeitraum durch Verwitterung von Gestein entstanden. Diese Humusstoffe sorgen dafür, dass die restlichen Bestandteile, Luft und Wasser, den Boden derart durchsetzen, dass Feuchtigkeit gebunden wird und Nährstoffe für das Pflanzenwachstum zur Verfügung stehen.
In einem sauren Boden leidet genau diese Zusammensetzung, weil viele Bodenlebewesen in einem solchen Boden ihre wichtige Zersetzungsarbeit kaum mehr leisten können. Deshalb stimmt die immer wieder propagierte Empfehlung nicht, dass Hortensien “sauren Boden brauchen” (den “brauchen” nur die Hortensien, die entgegen ihrer Natur blau blühen sollen, dazu siehe unten bei Dünger). Die Hortensien sind vielmehr nur so anspruchslos, dass ihnen der pH-Wert des Bodens ziemlich egal ist. Am liebsten mögen sie (wie alle normalen Pflanzen) Boden-pH-Werte zwischen dem biologischen Neutralwert um 5,5 und dem physikalischen Neutralwert um 7, die eine optimale Nährstoffverfügbarkeit garantieren.
Gießen
Hortensien wollen fast alle reichlich gegossen werden, vor allem die Schneeballhortensie Annabelle braucht einen durchgehend gut durchfeuchteten Boden – sie gehört zu den wenigen Gewächsen, die Sie schon wieder bewässern dürfen/sollten, wenn die Erdoberfläche noch leicht feucht ist. Die Schneeballhortensie Annabelle verträgt pH-Werte von 5.6 (leicht sauer) bis 7.5 (neutral), sie braucht also nicht unbedingt immer Regenwasser, das hat bei uns pH-Werte um 5 und würde damit vor allem im Kübel die Erde für die Schneeballhortensie schnell zu sauer machen.
Unser Trinkwasser (Leitungswasser) darf sich laut Trinkwasserverordnung in einem Bereich zwischen den pH-Werten 6,5 und 9,5 bewegen. Mit der Wasserhärte steigt zwar auch der pH-Wert, aber selbst das recht harte Berliner Wasser weist nur pH-Werte zwischen 7,20 – 7,80 auf. Das bedeutet also, dass Sie Schneeballhortensie in einem Boden mit gesundem pH-Wert sehr lange mit Leitungswasser gießen können – bis die Kübelerde zu kalkhaltig geworden ist, haben Sie schon längst umgetopft.
Düngen
Wenn die Schneeballhortensien in einem ziemlichen Sandboden wachsen sollen, brauchen sie gelegentlich etwas Dünger. Am besten Volldünger mit wenig Phosphor (vielleicht sogar überhaupt keinen Phosphor, die meisten Böden bei uns sind eher übersättigt, im Zweifel empfiehlt sich eine Bodenanalyse). Da Schneeballhortensien ohnehin in jedem einigermaßen nährstoffreichen Boden gedeihen, können Sie der Berechnung der richtigen Düngermenge auch ganz entgehen, indem Sie auf organische Düngung umstellen, die mit regelmäßiger Verabreichung von reifem Kompost und organischen Düngemitteln wie Mist und Hornspänen und Pflanzenjauchen arbeitet. Diese Dünger werden im Boden ganz gemächlich abgebaut, Überdüngung ist kaum denkbar.
Schneiden
Während die meisten Hortensien mit wenig Schnittpflege auskommen, brauchen die Waldhortensien im Winter/Frühjahr einen starken Rückschnitt. Sie bilden nämlich ihre Blüten am einjährigen Holz, also am Holz der kommenden Saison. Deshalb sollten Sie kurz vor dem Neuaustrieb schneiden, der je nach Region ab März zu erwarten ist, dabei sollten Sie die Triebe rundum bis auf Handlänge über dem Boden zurückschneiden. Nach dem Austrieb sollten Sie nur noch Geiltriebe (zu lange, dünne Triebe) wegschneiden, bis zum Schnitt vor der nächsten Saison bleiben selbst die verwelkten Blütenstände als Winterschutz an der Pflanze – was mit Reif oder Schnee sehr dekorativ aussehen kann.
Überwinterung
Die Urform der Waldhortensien, der Vorfahr der Schneeballhortensie Annabelle, kommt aus dem USA, wo sie bis hoch nach Kanada wächst, und da ist es richtig kalt. Mit einer Annabelle werden Sie also im Winter bei uns keine Probleme haben. Bei einem Kübel müssen Sie dafür sorgen, dass dieser nicht komplett durchfriert, das verträgt keine Pflanze, also gut einpacken oder kühl im Haus überwintern. Auch im Winter darf die Pflanze nicht völlig austrocknen, sie wird also immer dann etwas gegossen, wenn sie frostfrei steht, egal ob drinnen oder draußen.
Arten und Sorten
Die Gattung der Hortensien oder Hydrangea ist eine umfangreiche Pflanzengattung der Familie “Hortensiengewächse”, von denen bisher 70 bis 80 Arten entdeckt und beschrieben wurden. Zu diesen Arten gehört die Wald-Hortensie mit wissenschaftlichem Namen “Hydrangea arborescens”, von der drei Unterarten unterschieden werden:
- 1. Hydrangea arborescens subsp. arborescens, wird in fruchtbarer Naturform und in mehreren bekannten Zuchtsorten angeboten:Die bekannteste Zuchtsorte ist unsere “Annabelle”: Sehr große (15 bis 25 cm) schneeweiße Blütenbälle, die nur aus sterilen Scheinblüten bestehen, Winterhärte-Zone 3a (-39.9 °C) bis 9b (-3.8 °C). Unter den “Geschwistern” der unfruchtbaren Annabelle gibt es fruchtbare Sorten, und interessante Neuzüchtungen in anderen Farben, auch die Sorten “Invincibelle Spirit”, “Bounty”, “Grandiflora” und “Hayes Starburst” sind also unbedingt einen näheren Blick wert.
- 2. Hydrangea arborescens subsp. discolor bringt in unterschiedlichem Aussehen zu den “subsp. arborescens” neben der Naturform z. B. die Sorten “Sterilis” und “Pink Pin Cushion” hervor.
- 3. Hydrangea arborescens subsp. radiata mit weißfilzig behaarten Blattunterseiten gibt es u. a. als fruchtbare Naturform und in den Sorten “Terry Greer”, “Samantha”.
- 4. Weiter gibt es zahlreiche Hybriden ohne Angabe der genauen Unterart. Das liegt entweder an fehlender Information des Händlers oder daran, dass diese Sorten durch Mehrfachkreuzungen entstanden sind, die keinen Rückschluss auf ein Elternpaar erlauben. Dazu gehören Sorten wie “Abetwo”, Astrid Lindgren”, “Dardom”, “Hills of Snow”, “Ncha1”, “Picadilly”, “Piihai”, “Puffed Green”, “Riven Lace”, “Sheep Cloud” und “Winterthur”.
Häufige Fragen
Ich habe gerade im Gartencenter eine Ballhortensie gesehen, die nur als “mäßig winterhart” angegeben wurde?
Wenn Sie im Handel “Ballhortensien” finden, handelt es sich nicht unbedingt um Schneeballhortensien. Die bekanntesten Hortensien bei uns sind die Gartenhortensien Hydrangea macrophylla, die bei uns seit dem 18. Jahrhundert gezüchtet werden. Von ihnen gibt es rund ein halbes Dutzend Varietäten, unter denen vor allem aus den “Hydrangea macrophylla var. macrophylla” (“Mopeds”, “Muschelköpfe”) und den “Hydrangea macrophylla var. normales” (“Laplace”, “Kelchblatt-Hortensien”) zahlreiche Zuchtsorten entstehen, die Ihnen im Handel als Ballhortensien unterkommen können. Dann gibt es noch “Hydrangea serrata”, die Tellerhortensien, mit vielen Zuchtsorten, von denen einige ebenfalls als Ballhortensien verkauft werden – wenn Sie eine echte frostsichere Schneeballhortensie Annabelle möchten, sollten Sie also beim Kauf auf genaue Bezeichnung achten.
Kann ich eine Schneeballhortensie vermehren?
Ja, auch eine unfruchtbare Annabelle lässt sich durch Stecklinge vermehren, Sie können sich also Klone ziehen. Gerade bei den gängigen Hortensienarten war’s das dann aber auch. Wenn Sie züchterischen Ehrgeiz entwickeln, brauchen Sie fruchtbare Hydrangea arborescens, die sich generativ vermehren lassen, schließlich wird nur bei dieser Art der Vermehrung Genmaterial gemischt. Dann müssten Sie Ihre Hortensien bei einem Händler kaufen, der Ihnen genau sagen kann, welche Hydrangea arborescens noch fähig sind, fruchtbare Samen zu entwickeln.