Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Prunkwinden und Trichterwinden heißen auch Prachtwinden – und sie verhelfen Ihrem Garten tatsächlich blitzschnell zu neuer Pracht: Was nicht ansehnlich ist, wird überwuchert und mit hübschen Trichterblüten geschmückt. In ihrer Heimat Südamerika würde die Prunkwinden dabei häufig die Herrschaft übernehmen, bei uns können Sie ihre leicht gebremste Wuchskraft gut lenken, um alles, was schmal und länglich ist und umrankt werden kann. Die bei uns einjährigen Prachtwinden sind eine der komfortabelsten Garten-Dekorationen, die Sie sich denken können: Einpflanzen, Rankgelegenheit geben, gießen und düngen, das war’s schon fast mit der Pflege-Anleitung.
Steckbrief
- Die Ipomoea gehören zu den Windengewächsen
- Sie stellen die größte Gattung unter ihnen
- Es gibt sagenhafte 650 Arten dieser Prachtwinden
- Prunkwinden und Trichterwinden sind ziemlich eng verwandt
- Auch von den restlichen 648 Arten werden viele kultiviert
- Spezialisierte Händler bieten weit über 100 Sorten Ipomoeas an
- Die alle weiter untereinander gekreuzt werden können
- Eines ist sicher, unter mangelnder Auswahl werden Sie bei den Prunkwinden nie leiden
- Sind bei uns nicht winterhart, werden also einjährig kultiviert
Standort
Die Prunkwinden kommen aus Südamerika, sie mögen also Wärme um sich herum. Dort zählen sie zu den schnellwüchsigsten Gewächsen, ein paar Meter im Frühjahr sind für eine Prunkwinde kein Problem. Bei uns schwingen sie sich den größten Teil der Saison mit etwas weniger Vehemenz in die Höhe, weil sie eigentlich “frösteln”, nur im Hochsommer können sie mexikanische Turbo-Wuchsgeschwindigkeiten erreichen.
An einem passenden Standort reicht die Wuchsgeschwindigkeit bei uns aber gut aus:
- Möglichst volle Sonne
- Möglichst geschützte Plätze
- Schutz brauchen die Winden gegen Wind
- Auch starken Regen mögen Prunkwinden überhaupt nicht
- Starke Bewitterung könnte die zarten Blüten komplett von den Ranken streifen
Rankhilfe
Die Trichterwinden wollen ranken, und meist sollen sie in die Höhe ranken, dazu brauchen sie eine Rankhilfe. Häufig ist genau das, was durch die Prunkwinde verborgen werden soll, auch als Rankhilfe geeignet. Die Prunkwinden sind sogenannte Schlinger oder Schling-Kletterer, die sich in die Höhe winden, indem sie an ihrer Rankhilfe immer rundherum, wie eine Spirale, entlang wachsen. Das schaffen sie z. B. an einem Zaun, der aus einzelnen Stäben mit Lücken oder einen Drahtgeflecht besteht. Das auf Rundung abzielende, schlingende Wachstum ist aber nicht fähig, größere Durchmesser zu “umgarnen”, schon wenn sie an einem alten Baum mit einem mächtigen Durchmesser hochranken soll, und erst recht an einer Mauer, braucht die Trichterwinde deshalb Hilfe.
Keine unheimlich stabile oder feste Hilfe, die einjährigen bzw. einjährig kultivierten Prunkwinden gelten als Schwachschlinger, weil sie es in einer Saison zwar zu viel Blattmasse, aber nicht zu dicken Ästen bringen. Deshalb reicht ihnen schon ein einfaches und leichtes Seilsysteme als Rankhilfe. Die junge Pflanze braucht hier zunächst ein wenig Hilfe: Sie müssen den ersten Trieben den Weg weisen, sie also einmal um die Seile und Stäbe herumlegen, um die sie sich schraubenförmig winden sollen, und sie am besten dort leicht festbinden. Bitte beachten: Prunkwinden sind meist Linkswinder, also links herum “einfädeln”.
Boden
Prunkwinden brauchen einen gut nährstoffhaltigen, lockeren Gartenboden:
- Verdichteten Boden mit grobem Sand auflockern
- Nährstoffarmen Boden mit Kompost anreichern
- Der Boden sollte keinen ins Saure gehenden pH-Wert aufweisen
- Bei pH-Werten unter 5 aufkalken
- Wenn der Boden zu hohe pH-Werte hat, kommen die Winden damit meist gut zurecht
- Trichterwinden wachsen gerne in lehmigen Böden
- Lehm bindet die Feuchtigkeit und sorgt für gleichbleibend feuchte Erde
Aussaat, Vorziehen
Da die Prunkwinden ja nur eine Saison Zeit haben, ihre Sichtschutz- oder Verschönerungsaufgabe durch Ausbildung eines dichten Blattteppichs wahrzunehmen, sollten Sie am besten bereits gut entwickelte Trichterwinden auspflanzen. Sie können die Prachtwinden ab März vorziehen, indem Sie 3 bis 5 Samenkörner pro Anzuchttopf aussähen. Die Anzuchttöpfe müssen so aufgestellt werden, dass die Erde im Topf auf Grund 20 Grad erwärmt wird, entweder aufs Fensterbrett über der Heizung oder auf ein auf diese Temperatur regulierbares Heizkissen. Die Samen der Prunkwinden sollen leichter keimen, wenn sie vor der Aussaat etwa einen Tag lang in zimmerwarmem Wasser quellen dürfen. Je nach Art erscheinen nach fünf bis vierzehn Tagen die ersten Sämlinge, die je nach Region und Wetter draußen in Einzeltöpfe pikiert werden, wenn den Keimblättern das erste Blattpaar gefolgt ist, oder gleich ins Freie gesetzt werden können.
Wenn die Prunkwinden keine Höhenrekorde aufstellen müssen, sondern einfach nur wachsen und schön aussehen sollen, können sie auch direkt ins Freiland gesät werden, wenn die durchschnittliche Bodentemperatur bei 20 Grad angekommen ist.
Ins Freie auspflanzen
Wenn Sie Jungpflanzen vorgezogen haben, werden diese im April durch gelegentliches Rausstellen erst einmal vorsichtig ein wenig abgehärtet. Wenn dann Mitte Mai die Eisheiligen vorbei sind, können sie in den Garten, einen Kübel oder den Balkonkasten ausgepflanzt werden, mit etwa 50 cm Abstand von einer Pflanze zur anderen.
Davor wird der Gartenboden angereichert/aufgelockert, dann wird ein ziemlich großes Pflanzloch ausgehoben, in das auch die letzte Feinwurzel ohne Abbrechen gepflanzt werden kann. Sie können den Trichterwinden ein wenig beim Kletter-Start helfen, wenn Sie sie leicht schräg pflanzen, in Richtung Rankhilfe.
Gießen
Prunkwinden können nur dann ihre maximale Wuchsgeschwindigkeit an den Tag legen, wenn sie genug Wasser bekommen. Bei heißem und trockenem Wetter ist das wirklich viel Wasser, manchmal werden Sie mit dem Wässern von Prachtwinden kaum hinterherkommen.
Sie können die Prunkwinde vor Austrocknung schützen und ein wenig Gießwasser bzw. Bewässerungszeit sparen, wenn Sie die Prunkwinde im Bodenbereich mit einer dicken Schicht Mulche versehen.
Düngen
Trichterwinden werden den hässlichen Zaun noch schneller zuwachsen, wenn Sie ihnen zusätzlichen Dünger geben, je nach Boden und dessen Nährstoffreichtum einmal im Monat bis hin zu einmal wöchentlich. Ein normaler Volldünger mit ausgewogenen Nährstoffverhältnis ist geeignet, wenn Sie Wert auf eine besonders ausgiebige Blüte legen, können Sie einen kaliumbetonten Blüh-Dünger geben.
Tasten Sie sich vorsichtig an die optimale Düngermenge heran, wenn Sie die Erde mit Nährstoffen übersättigen, wird die Trichterwinde keine Blüten ansetzen, sondern nur sehr viele Blätter produzieren.
Schneiden
Brauchen Sie eigentlich nicht, meist geht es bei den Trichterwinden ja darum, so schnell wie möglich so viel wie möglich wachsen zu lassen. Wenn Sie jedoch ein besonders geformtes Spalier begrünen wollen, zu dem Ihre Prunkwinde ziemlich in die Breite wachsen sollen, können Sie die Triebspitzen der Jungpflanze öfter kappen, sie soll sich dann mehr verzweigen (und auch mehr Blüten ansetzen).
Wenn eine Prunkwinde sich zu kräftig entwickelt und zu weit über ihre Kletterhilfe hinauswächst, können Sie die längsten Triebe auch einfach am Ende abschneiden.
Vermehren
Wenn Sie im Herbst einige Blüten ausreifen lassen, können Sie Samen ernten. Aus den Blüten entwickeln sich Samenkugeln, in denen sich jeweils 6 bis 8 Samen befinden. Diese sind reif, wenn sich die Außenhaut der Samenkugeln braun verfärbt, sie platzt dann, wenn Sie drücken, Sie können Samen heraussammeln und fürs nächste Jahr in einem undurchsichtigen Behälter trocken aufbewahren. Im nächsten Frühling können Sie die Samen aussäen, als Vorzucht oder direkt im Garten. Sie weichen jedoch genetisch von der Mutterpflanze ab, werden also nicht dieselbe Blüte zeigen.
Wenn Sie genau die gleiche Blüte wieder sehen möchten, können Sie die Ipomoea durch Stecklinge vermehren. Einfach ein paar rankende Triebe abtrennen und einpflanzen, meist entwickeln sie sich gut. Die Stecklinge können im Herbst gepflanzt werden, überwintern im Haus und können im nächsten Frühjahr ins Freie gepflanzt werden.
Überwintern
Die einjährig kultivierten Ipomoea werden nicht auf lange Lebensdauer gezogen, und sie entwickeln sich in einer Saison so schnell, dass sich eine Überwinterung eher nicht lohnt.
Die mehrjährigen Ipomoeas können als Knolle überwintert werden, eine solche Prachtwinde im Kübel wird vor dem Winter vollständig zurückgeschnitten, dann wird der Kübel an einen kühlen Ort im Haus gestellt. Sitzt die mehrjährige Ipomoea draußen im Beet, werden die Knollen im Winter in einen Kübel gegeben werden und frostfrei ins Haus gestellt (sie können auch ähnlich wie Dahlienknollen freiliegend überwintert werden, es soll in Töpfen aber besser funktionieren).
Häufige Fragen
Wie viele Arten Prunkwinden werden eigentlich kultiviert? Gibt es was Besonderes zu entdecken?
Bei einem auf die schönen Winden spezialisierten Händler sollten Sie auf jeden Fall gut 100 Arten zur Auswahl gestellt bekommen. Darunter gibt es einige Besonderheiten zu entdecken: Prunkwinden mit Blüten in unglaublich leuchtenden Farben, wie die Ipomoea tricolor “Magic Morning”, die gar nicht so seltenen mehrjährigen Prunkwinden wie die Ipomoea indica, die als Knolle überwintert werden können und essbare Prunkwinden wie die Ipomoea aquatica, der in der asiatischen Küche beliebte Wasserspinat.
Ist die Prunkwinde giftig?
Vielleicht … und Sie sollten es auf keinen Fall testen: Mehrere Arten der Prunkwinden enthalten Mutterkornalkaloide, Lysergsäureamid, ein halluzinogenes Gift. Wie viele Arten, weiß man nicht so genau, es gibt zwar viele Untersuchungen, bei denen man in 23 von 79 untersuchten Arten Mutterkornalkaloide fand, bei 15 Arten erbrachten die Untersuchungen aber konträr entgegengesetzte Ergebnisse oder werden wegen ihrer Methoden angezweifelt, 41 Arten sollen angeblich unverdächtig sein. Nichts genaues weiß man also, und Sie (Ihre Umgebung, vor allem Kinder, Haustiere) sollten eher nicht von einer Prunkwinde kosten oder an einer Prunkwinde herumknabbern.