Schädlinge

Blattwanzen bekämpfen: so werden Sie die Wanzen los

Wanzen (Heteroptera) zählen zu den Insekten, die niemand in seiner Nähe wissen möchte. Es gibt über 40.000 verschiedene Arten. Eine Gruppierung umfasst die Blattwanzen. Mit zunehmend längeren und/oder heißen Sommerperioden werden sie vermehrt zur Plage. Bleiben sie unentdeckt und/oder werden nicht zügig bekämpft, sorgen sie für ein Schadbild, das ein Absterben betroffener Pflanzen zur Folge haben kann. Chemische Mittel sollten nicht die erste Wahl zur Bekämpfung sein. Es gibt umweltfreundliche Hausmittel, die Wanzen im Garten und an Balkonpflanzen zuverlässig loswerden lassen.

Aus der Gartenrat Mediathek

Warum Blattwanzen bekämpfen

Die Gruppe der Blattwanzen umfasst rund 100 verschiedene Sorten. Unter ihnen sind zahlreiche, die auf Pflanzen schädigend einwirken. Werden sie nicht aufgehalten, zerstören sie lebensnotwendige Pflanzenbereiche. Zudem können sie Krankheiten auf Pflanzen übertragen. Manche ziehen von ihren Wirtspflanzen ins Haus. Vor allem im Winter suchen sie dort einen warmen Ort zum Überwintern, können die kalte Jahreszeit aber auch im Freien überleben.

Weibchen legen bis zu 450 Eier pro Jahr, die ebenfalls den Winter überstehen. Je nach Sorte verfügen sie über eine Lebensdauer von bis zu zwölf Monaten. Das bedeutet: können sie sich ungehindert vermehren, entwickeln sich ganze Invasionen. Zu den am weit verbreitetsten Blattwanzen zählen:

  • Grüne Stinkwanzen (Palomena prasina) – am häufigsten auftretend – ziehen gern in Wohnbereiche
  • Graue Gartenwanzen (Rhaphigaster nebulosa)
  • Zapfen- oder Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis)
  • Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys)
  • Feuerwanze (Pyrrhocoridae) – ernähren sich von Samen und Früchten, aber trotzdem auf Blättern anzutreffen

Erkennen

Stinkwanzen auf Blatt mit SchadbildUm zu wissen, wie betroffene Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber das unliebsame Ungeziefer loswerden können, ist es unabdingbar, diese zu erkennen. Optische Merkmale und das typische Schadbild geben Aufschluss.

Aussehen/Anzeichen

  • Körpergröße: zwischen fünf und zehn Millimeter
  • Körperform: breit und flach
  • Farbe: je nach Art gelb-grün bis gelb-rot, gelb-braun, schwarz-grau
  • oft geflügelt
  • Feuerwanze: markante rot-schwarz Färbung/Musterung, keine Flügel, tritt meist in Scharen auf
  • unangenehmer Geruch bei Stinkwanzenbefall

Schadbild

  • Lochfraß
  • bräunliche Verfärbungen an Einstichstellen von Stängeln und Blattwerk
  • aufgerissenes Blattgewebe
  • Triebspitzen und Früchte verkümmern
  • Knospen bleiben verschlossen
  • Blüten bilden sich nicht aus
  • ungenießbare Früchte aufgrund von Stinkwanzen

Bevorzugte Pflanzen

ErdbeerenWährend sich Feuerwanzen vornehmlich auf Malven- und Wollbaumgewächsen niederlassen, aber auf niedrigen Pflanzen sich ebenfalls aufhalten, sind andere Blattwanzen vor allem an Rosen, Stauden und Ziersträuchern sowie Balkon- und Kübelpflanzen zu finden. Auch über Gemüse und Obst machen sie sich her. Hier bevorzugen sie überwiegend:

  • Erdbeeren
  • Beerensträucher
  • Apfel-, Birnen- und Kirschbäume
  • Kartoffeln
  • alle Kohlsorten

Abschütteln/Ablesen

Saugen sie sich nicht gerade bei der Nahrungsaufnahme an den Blättern fest, können die Wanzen abgeschüttelt werden. Wer den Kontakt nicht scheut, liest das Ungeziefer einfach auf und entsorgt es in einem gut verschlossenen Behältnis im Hausmüll oder verbrennt es. Folgende Details sollten berücksichtigt werden:

  • zum Abschütteln Folie unter die Pflanzen legen – erleichtert Aufsammeln und vermeidet Hautkontakt
  • am besten bei kühlen Temperaturen durchführen – früh morgens nach Nachtkühle – dann sind sie steif(er)/bewegungsunfähig
  • stets wasserundurchlässige Handschuhe tragen – manche Arten stoßen übelriechende Substanzen aus

Tipp: Schon ab dem zeitigen Frühjahr sollten Pflanzen auf Wanzen untersucht werden, bevor die Weibchen ihre ersten Eier ablegen. So kann eine Ausbreitung/Vermehrung verhindert werden beziehungsweise sie artet nicht aus.

Mittel zum Bekämpfen

Chemische Insektizide

Chemische MittelWenngleich chemische Insektizide schnelle, unkomplizierte Ergebnisse im Kampf gegen Blattwanzen versprechen, so sollte dennoch von ihrem Einsatz abgesehen werden. Sie belasten die Umwelt unnötig, können beim Einatmen und/oder Hautkontakt zu gesundheitlichen Problemen führen und töten auch ökologisch wertvolle Insekten. Das sollte nicht der Sinn bei der Wanzenbekämpfung sein, weshalb auf folgende Mittel und Wirkstoffe nur im äußersten “Notfall” zurückgegriffen werden sollte.

Thiamethoxam

Es handelt sich um einen zugelassenen Wirkstoff, der dennoch als sehr umweltschädlich gilt. Er wirkt auch auf beispielsweise Bienen und Wasserorganismen. Hier gilt: vorsichtig bei der Anwendung und sparsamer Einsatz.

Paraffinöl

Paraffinöl führt bei Kontakt mit Wanzen zur Verstopfung der Atemwege und -organe, was in der Folge zur Erstickung führt. Der Wirkstoff ist bei weitem umweltverträglicher, als die meisten chemischen Mittel, aber tötet auch andere nützliche Tiere im näheren Umfeld ab.

Thiachloprid

Der Wirkstoff Thiachloprid findet in der Regel Anwendung beim Bekämpfen von saugenden Insekten, zu denen die Wanzen auch zählen. Für Bienen ist er allerdings ungefährlicher, was ihn deutlich vorteilhafter macht als Thiamethoxam.

Hausmittel

Bevor chemische Mittel gekauft werden, sollten grundsätzlich erst Hausmittel ausprobiert werden. Die folgenden haben sich vielfach in ihrer effektiven Wirkung gegen Wanzen bewährt.

Neemöl

Bei Neemöl handelt es sich um ein pflanzliches, natürliches Produkt, welches von dem aus Indien stammenden Niembaum gewonnen wird. Es besitzt ähnliche Wirkungseigenschaften wie Paraffinöl, weil es die Atemwege verklebt und zum Erstickungstod führt. Zügig nach dem ersten Kontakt stellen die Schädlinge das Fressen ein. Das Absterben kann ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen. Der Vorteil von Neemöl ist, dass damit lediglich Schädlinge zu bekämpfen sind, weil es auf andere Nutztiere wie Marienkäfer und Bienen wirkungslos ist. Erhältlich ist es in jedem gut sortierten Garten- und Pflanzenfachhandel. Bei der Anwendung sollte Folgendes beachtet werden:

  • Schälchen mit Niemölnicht im Regen oder auf nassen Pflanzen anwenden – Öl tropft sonst wirkungslos ab
  • nicht in Sonne anwenden – Verbrennungsgefahr der Blätter
  • Pflanze gründlich von allen Seiten einsprühen, um alle Tiere zu erreichen
  • stets Dosierungsempfehlung des Herstellers berücksichtigen

Seifenlauge

Ein klassisches Hausmittel zur Schädlingsbekämpfung stellt die Seifenlauge dar. Langsam, aber sehr wirkungsvoll verschließt diese die Atemwege und die Parasiten ersticken. Eine normale, handelsübliche Handseife besitzt die gewünschte Wirkung nicht, sodass Schmierseife, Kali-Seife oder Spülmittel zur Laugenherstellung verwendet werden sollte. Zubereitung und Anwendung erfolgen folgendermaßen:

  • Seife in geeignetem Behältnis mit Wasser mengen
  • auf 1 Liter Wasser 200 Milliliter flüssige Seife oder Spülmittel
  • gut umrühren, damit sich Seife/Spülmittel gut auflöst/verteilt
  • Lauge in Sprühbehälter umfüllen
  • mehrmals täglich betroffene Pflanzen/Blattwanzen tropfnass einsprühen
  • Absterben meist zwischen fünf und acht Tagen

Tipp: Mit einem Schuss Spiritus in der Seifenlauge ist die Wirkung zu verstärken und die Dauer bis zum Absterben im Idealfall zu verkürzen. Aufgrund des unangenehmen Spiritusgeruchs ist eine Anwendung im Haus weniger zu empfehlen.

Rhabarbersud

Als natürliches, wirksames Mittel gegen das Ungeziefer zeigt sich Rhabarbersud, der zusätzlich zur Vorbeugung zahlreicher anderer Schädlinge, wie beispielsweise Blattläuse, eingesetzt werden kann. So funktionieren Herstellung und Anwendung:

  • Rhabarber - Rheum rhabarbarumRhabarberblätter trocknen
  • 50 Gramm Rhabarber zerkleinern
  • mit getrockneten Blättern in heißes Wasser geben
  • über Nacht ziehen lassen
  • am nächsten Tag Blätter und Stückchen aussieben
  • Sud in Gießkanne oder Sprühbehälter füllen
  • Blattwanzen tropfnass übergießen/einsprühen
  • zweimal täglich morgens und abends anwenden
  • nach einer Woche sollten sie abgestorben sein

Kurkuma

Kurkuma wird vor allem zum Bekämpfen von Bettwanzen erfolgreich eingesetzt, hilft aber auch gegen Pflanzenwanzen. Es sorgt für ein anti-mikrobielles Umfeld, in dem dieses Ungeziefer nicht atmen kann und verendet. Allerdings eignet es sich nur für kleinere Pflanzen, die mit einer Folie überspannt werden können, um Fluchtwege zu sperren. Für den Gebrauch ist es ratsam, Kurkuma in Pulverform zu kaufen, um sich die Arbeit sowie den Aufwand für das Pulverisieren zu ersparen. So ist vorzugehen:

  • befallene Pflanze befeuchten, damit Pulver haften bleibt
  • mit Pulver einstreuen – im Idealfall direkt auf die Wanzen
  • Pulver auf Erdoberfläche streuen und leicht gießen, damit es sich verbreitet
  • mit Kunststofffolie oder dickschichtigem Vlies Pflanze gut umschließen/verschließen
  • täglich Einpudern wiederholen
  • Wirkung nach etwa sieben bis zehn Tagen

Vorbeugung

Um zukünftig von Blattwanzen und insbesondere Wanzenplagen verschont zu bleiben, können einige vorbeugende Maßnahmen getroffen werden:

  • Vogelhausregelmäßige Kontrollen ab Frühjahr
  • Unkraut vermeiden, da es das Ungeziefer anzieht
  • nützliche Tiere wie Vögel und Kröten in den Garten locken (Nist- und Futterstellen bieten)
  • Gemüse- und Obstpflanzen mit feinmaschigem Netz abdecken
  • während längerer Trockenperioden Pflanzen feucht halten (Blattwanzen mögen Trockenheit)
  • Lavendel- und Mentholöl halten sie auf Abstand

Häufig gestellte Fragen

Sind Blattwanzen für Menschen gefährlich?

Im Gegensatz zu manchen Bettwanzen, sind Pflanzenwanzen für Menschen in der Regel harmlos, sodass von keiner gesundheitlichen Gefahr auszugehen ist.

Ab wie viel Grad Celsius fallen Blattläuse in die “Kältestarre”?

Je näher die Temperatur an die zehn Grad Celsius Marke sinkt, desto unbeweglicher werden sie. Bei unter zehn Grad Celsius fallen sie in die Starre.

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