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Wenn Sie zu den Kosmopoliten gehören, deren liebste Leidenschaft (außer ihrem Garten) Reisen rund um die Welt sind, sind Sie vielleicht schon einmal auf einem Japanischen Kirschblütenfest von einem rosa Meer von Blüten verzaubert worden. Beim Betrachten der Fotos kommt bei den Gärtnern der Familie schnell der Gedanke auf, ob man sich diese Blütenpracht in den eigenen Garten holen könne? Man kann. Die Pflege der Japanischen Blütenkirsche ist bei uns sogar ziemlich unkompliziert, sie ist anspruchslos und meist unproblematisch winterhart. Lesen Sie nachfolgend mehr zur Pflege der Zierkirsche.
Steckbrief
- Die Japanischen Blütenkirsche gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
- Innerhalb dieser zu den Steinobstgewächsen, eine Kirsche eben
- Die Gattung heißt Prunus und ist sehr obstreich, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen gehören auch dazu
- Die Japanische Zierkirsche selbst heißt wissenschaftlich “Prunus serrulata”
- Mehrere andere Arten der Prunus werden auch als Zierkirschen kultiviert
Standort
Blüten brauchen Sonne, und wenn Sie im Frühjahr eine Japanische Zierkirsche mit einer Blüte neben der anderen genießen möchten, sollten Sie dem Bäumchen einen Standort in der vollen Sonne geben. Apropos “Bäumchen” – bei der Standortwahl für die jetzt noch als Bäumchen daherkommende Japanische Blütenkirsche sollten Sie auch bedenken, dass die großwüchsigen Sorten der Japanischen Blütenkirsche bis zu 12 Meter hoch und entsprechend ausladend werden können. Wenn Sie ein Bäumchen dieser Sorten pflanzen, muss also genug Abstand eingeplant werden, sowohl zum nächsten Gehölz als auch zum Haus und zum Nachbarn.
Boden
Problemlos: Sandboden oder schwerer, nährstoffreicher Humusboden, die Zierkirsche nimmt alles. Schneller wurzelt der Tiefwurzler ganz fest, wenn der Boden den Wurzeln einen guten Zugriff in der Tiefe erlaubt, also nicht zu verdichtet ist. Wenn sie nicht durchkommt, wird die Zierkirsche versuchen, ihre Wurzeln in die Fläche auszubreiten, das Einwurzeln dauert dann erheblich länger.
Pflanzen
Gepflanzt wird die Zierkirsche wie alle Gehölze am besten im schön feuchten Herbst, so hat sie auch viel Zeit, um sich bis zur nächsten Wachstumsperiode ganz in Ruhe einzuwurzeln. So geht das Baum pflanzen vor sich:
- Wurzelballen wässern
- Großes Pflanzloch ausheben, deutlich tiefer und breiter als der Ballen
- Verdichtete Böden in der Tiefe auflockern
- Groben Sand oder kleine Kiesel untermischen
- Mit Kompost angereicherte Erde unterfüttern
- Wurzelballen einsetzen
- Drumherum mit nährstoffreicher Erde auffüllen
- Erde mit Wasser einschlämmen
- Gegebenenfalls Erde nachfüllen
Gießen und Düngen
In der ersten Zeit nach dem Pflanzen auf gleichbleibende Feuchtigkeit achten, bei Pflanzen im Herbst auch in der frostfreien Winterzeit. Ansonsten ist beim Gießen nichts Besonderes zu beachten, die Zierkirsche will nicht in einer Wasserpfütze schwimmen und auch nicht austrocknen, wenn im Hochsommer die Blätter hängen, sollte zusätzlich bewässert werden. Wenn es länger sehr trocken bleibt, lohnt sich Mulchen und Anlegen eines kleines Grabens rund um die Baumscheibe, beides hält so viel Feuchtigkeit wie möglich in der Nähe der Pflanze.
Zierkirschen brauchen nicht sehr viele Nährstoffe, nur die Blüte können Sie eventuell mit einem phosphorbetonten Blühdünger noch “pimpen”. Aber Vorsicht, erst nach Bodenanalyse, die meisten deutschen Gartenböden enthalten eher zu viel Phosphor. Wenn dazu keine Zeit ist, können Sie einfach etwas Kompost geben, bei organischen Düngern kann sich die Zierkirsche nach Bedarf bedienen. Vorsicht auch mit synthetischem Dünger mit viel Stickstoff, der könnte die Triebe zum Schießen bringen, an Stelle einer schönen Blüte.
Schneiden und Vermehren
Japanische Zierkirschen sollten regelmäßig einen Pflegeschnitt bekommen, dessen Details sich nach der Wuchsform der einzelnen Sorte richten. Womit nicht gemeint ist, dass Sie eine falsch gepflanzte, eigentlich in 10 m Höhe strebende Zierkirsche durch radikales Kappen unter dem Vordach halten können (dazu siehe Fragen), sondern dass der Schnitt darauf Rücksicht nehmen sollte, ob die Zierkirschen eher säulenförmig in die Höhe streben oder eher eine hängende Wuchsform entwickeln. Der Schnitt ist ja dazu da, genau diese Wuchsform zu unterstützen und zu erhalten, Sie schneiden also immer vorsichtig an dieser “Form entlang”.
Insgesamt sollten Zierkirschen nämlich nie zu stark beschnitten werden, damit genau diese spezifische Wuchsform nicht verloren geht, weggenommen werden vielmehr Äste, die der natürlichen Wuchsform entgegen wachsen, die zu dicht wachsen, alle kranken/toten Äste und bei veredelten Kirschen alle Wildtriebe aus der Unterlage. Die für die Zierkirsche schonendste Zeit für den Schnitt ist der Sommer (ab Juni), nur eventuell notwendige Radikalschnitte sollten Ende Oktober oder zu Beginn des Frühlings durchgeführt werden. Denken Sie ans Schärfen der Werkzeuge, ausgefranste Ränder sind für die Zierkirsche hässliche, schlecht heilende Wunden.
Zierkirsche können theoretisch durch Stecklinge vermehrt werden, praktisch jedoch mit vorhersehbarem Ergebnis nur, wenn sie nicht auf eine andere Kirsche veredelt wurden.
Arten und Sorten
Die Gattung der Prunus hat ungefähr 250 Arten zu bieten, von denen einige weitere für den Hausgarten interessant sind oder werden könnten: Die Aprikose oder Marille (Prunus armeniaca), die Ume (Prunus mume oder Japanische Pflaume, Lieferant für den von Restaurantbesuchen bekannten asiatischen Pflaumenwein), die saftige Kirschpflaume (Prunus cerasifera), unsere Pflaume (Prunus domestica) und die Chinesische Pflaume (Prunus salicina), die Schlehe (Prunus spinosa) und die Amerikanische Wildpflaume oder Prärie-Pflaume (Prunus americana), die Vogel-Kirsche (Urform der Süßkirsche, Prunus avium, mit den Zuchtformen Herz-Kirsche und Knorpel-Kirsche) und die Sauerkirsche, Weichsel (Prunus cerasus), die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) und die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), die Mandel (Prunus dulcis) und der Pfirsich (Prunus persica) und der Mandel-Pfirsich (Prunus × persicoides), den noch kaum jemand kennt und der essbare Früchte hervorbringt (alles nur Beispiele, es gibt bei den Prunus noch viel mehr zu entdecken).
Die echte Japanischen Blütenkirsche heißt wissenschaftlich Prunus serrulata, und die Japaner haben bei Ihrer “Kult-Kirsche” genau festgehalten, welche natürlichen Varietäten diese ausgebildet hat. Wenn Sie also der vielreisende Kosmopolit sind, der erst durch japanische Kirschblütenfeste auf die Idee gekommen ist, sich eine Japanischen Blütenkirsche in den deutschen Garten zu stellen, könnten Sie sich bei Ihrer nächsten Japan-Reise genauer umsehen und unter einer der dort unterschiedenen zwei Dutzend Prunus-serrulata-Variationen auswählen, von Prunus serrulata var. albida bis zu Prunus serrulata var. verecunda.
Da die meisten von uns ihre Japanischen Blütenkirsche leider nicht direkt in Japan, sondern im nächsten Gartencenter kaufen müssen, wird die Auswahl meist unter den Hybrid-Sorten zu treffen sein, die dort angeboten werden. Aber immerhin, genug Auswahl gibt es:
- Prunus serrulata “Albo-Rosea” oder “Shirofugen”: Starkwüchsiger, bis zu 10 Meter hoher (Park-) Baum mit kupferbraunem Austrieb und später rosafarbener Blüte.
- Prunus serrulata “Amanogawa”: Säulenzierkirsche mit schlankem Wuchs, von daher gut für kleine Gärten geeignet, wird allerdings rund sechs Meter hoch. Gelbbrauner Austrieb, hellrosa Blüten.
- Prunus serrulata “Hokusai”: Wächst bis zu sechs Meter Höhe und zehn Meter Breite, brauner bis bronzefarbener Austrieb, der sich im Herbst rötlich verfärbt, dunkelgrüne, ledrige Blätter, hellrosafarbene, halbgefüllte Blüten.
- Prunus serrulata “Ichiyo”: Wird bis zu rund acht Meter hoch, bronzegrüner Blattaustrieb, hellrosa, fransige Blüten, die in hängenden Trauben erscheinen.
- Prunus serrulata “Kanzan”: Als Nelkenkirsche bekannte alte Zuchtform und beliebteste Sorte in Europa, wird mit 12 Metern riesig, kupferbraune Blätter mit blaugrünen Unterseiten, gefüllte dunkelrosa Blüten.
- Prunus serrulata “Longipes” (“Shimidsu-Sakura”, “Oku-Miyaku”): Wird nur rund drei Meter hoch, halbrunde Krone, große fast weiße Blüten in hängenden Trauben, blüht recht spät, Mai bis Juni.
- Prunus serrulata “Mount Fuji” oder “Shirotae”: Kleiner Baum mit fast waagrechten Ästen, bronzegrüner Blattaustrieb, strahlend weiße Blüten.
- Prunus serrulata “Shidare-Sakura”: Wahrscheinlich in China gezüchtet, wird wegen der stark hängenden Äste meist als Hochstamm veredelt. Dunkelrosa, stark gefüllte Blüten, schmale Blätter.
- Prunus serrulata “Tai Haku”: Die „Große Weiße Kirsche“ Japans, wird bis acht Meter hoch, kupferroter Blattaustrieb und leuchtend weiße, in Büscheln erscheinende Blüten.
- Prunus serrulata “Ukon”: Wüchsige Sorte mit rötlichem Blattaustrieb und gelb-weißen, halbgefüllten Blüten.
Im Handel werden Sie noch auf andere (Japanische) Zierkirschen stoßen, z. B. auf die:
- Prunus subhirtella “Accolade”, die Frühlingskirsche, die ihre Blüten noch vor dem Blattaustrieb zeigt
- Prunus subhirtella “Autumnalis”, Schneekirsche oder Winterkirsche, die ihre halbgefüllten Blüten tatsächlich schon ab Ende November entwickelt
- Prunus kurilensis “Brillant”, die Kurilenkirsche oder Zwergkirsche, die mit ein bis zwei Metern Wuchshöhe die kleinste der Zierkirschen ist
- Prunus x yedoensis, Japanische Maienkirsche oder Yoshino-Kirsche, eine Natur-Hybride, die in Japan weit verbreitet ist, jedoch mit Maximalhöhe um 15 m für viele Gärten zu groß, außerdem nicht ganz leicht zu pflegen
Häufig gestellte Fragen
Wie ist es eigentlich mit den Bienen – manche Zierkirschen haben doch gefüllte Blüten, werden Bienen denn überhaupt von ihnen ernährt?
Gute und berechtigte Frage, denn in Bezug auf den ökologischen Wert muss man beim Kauf tatsächlich aufpassen bei den Japanischen Blütenkirschen: Viele Sorten wie “Kanzan” sind lange Zeit in Richtung auf eine große, gefüllte und lange Blüte gezüchtet worden. Damit in den Augen “echter Gärtner”, die “lebende Pflanzen” in ihrem Garten haben wollen, leider auch überzüchtet worden – bei den “Kanzan” wurden die Staubgefäße zu Blütenblättern umgezüchtet, sie sind damit nicht nur steril und für Insekten uninteressant, sondern sie duften auch nicht mehr. Des “Züchters Wahn” hat hier also eigentlich alles weggezüchtet, was einen schönen Kirschbaum ausmacht, Sie müssten sich beim Händler bei jeder einzelnen Zuchtkirsche genau erkundigen, ob sie noch “Leben in sich hat”.
Sind die meist kleinen, aber immerhin (Zier) Kirschen giftig bzw. ungenießbar für Kinder?
Giftig? Kirsche ist Kirsche, auch wenn sie bei der Zierform meist mehr aus einem Stein als aus Fruchtfleisch besteht, und ebenso wenig giftig wie andere Früchte der Gattung “Prunus”, Aprikosen und Pflaumen, Pfirsiche und Renekloden, Fruchtbaum oder Zierbaum. Ungenießbar schon eher, die kleinen Früchte sind meist so sauer, dass jedes vernünftige Kind sie freiwillig sofort wieder ausspuckt. “Unvernünftige” (= übermäßig entdeckungsfreudige) Kinder könnten nach einem Pfund Zierkirschen schon einmal Bauchgrummeln bekommen, aber mehr nicht.