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Flatter-Tierchen an ihren Pflanzen versetzen Gärtner schnell in Panik. Wenn es sich um Weiße Fliegen handelt, gibt es dafür nicht unbedingt einen Grund, in einem gesunden Umfeld verursachen sie wenig Schaden. Allerdings nur in einem gesunden Umfeld, jeder Massenbefall mit Mottenschildläusen sollte Gärtnern zu denken geben. Die besten Hausmittel gegen die Weiße Fliege helfen dann auch nicht lange, dauerhaftes Bekämpfen der Fliegenplage wird im Garten wie im Zimmer nur gelingen, wenn das Umfeld wieder so naturnah gestaltet wird, dass sich ein natürliches Gleichgewicht an Schädlingen und deren Feinden einstellt.
Steckbrief
- Weiße Fliegen sind Fluginsekten, Ordnung Schnabelkerfe, Unterordnung Pflanzenläuse
- Sie bilden die Überfamilie Mottenschildläuse (Aleyrodoidea)
- Deren einziges Mitglied sind die Aleyrodidae (Mottenschildläuse im engeren Sinne)
- Von denen wurden aber bis heute zwischen 1.100 und 1.550 Arten entdeckt
- Alle Mottenschildläuse leben von Pflanzensaft und sind deshalb Ernteschädlinge
- Mehrere Mottenschildläuse werden Weiße Fliegen genannt, weil Körper und Flügel mit mehlartigem Wachsstaub bedeckt sind
- Bei uns in Mitteleuropa leben aber nur nur 17 Arten der 1 und 2 mm großen Pflanzenläuse
Heimische Arten
Jede der bei uns vorkommenden Arten hat auf andere Pflanzen Appetit, was die Bedrohung ein wenig “entzerrt”:
- Die Eschen-Weiße Fliege “Siphoninus phillyreae” frisst Zierpflanzen und Obstpflanzen, vor allem Pfirsich und Apfel und Zitruspflanzen.
- Die Gewächshaus-Weiße Fliege “Trialeurodes vaporariorum” saugt an Früchten, Gemüsen und Zierpflanzen, auch gerne im Gewächshaus und im Zimmer
- Die Tabak-Weiße Fliege “Bemisia tabaci” heisst so, weil sie gerne Tabakblätter aussaugt, sie mag aber auch Feldpflanzen und Zierpflanzen, z. B. Weihnachtssterne.
- Die Weiße Fliege am Kohl “Aleyrodes proletella” verspeist jede Art von Kohlpflanzen, sicher aber auch verwandte Kreuzblütlern wie Levkojen oder Blaukissen
- Die Weiße Fliege der Zitrusgewächse “Dialeurodes citri” frisst bestimmungsgemäß Zitrusgewächse
Schadbild
Die Mottenschildläuse gelten als Schädlinge, weil sie sich von Pflanzensaft ernähren und dabei nicht zwischen Nutzpflanze, Zierpflanze und (Un-) Kraut unterscheiden.
Wenn es jedoch nur um den Pflanzensaft ginge, könnten Sie als Gärtner den Tieren die paar Mikroliter Saft einfach gönnen. Das wäre sogar für uns Menschen gut, denn die Weißen Fliegen stellen beim Fressen und Verdauen Honigtau für die Bienen her: Wenn sie Pflanzen anstechen und den Zellsaft aussaugen, saugen sie einen Saft mit reichlich Zucker und wenig Aminosäuren. Die Pflanzenläuse brauchen aber die Aminosäuren und nicht den Zucker, der wird unverdaut wieder ausgeschieden, als Honigtau, den wir Menschen wiederum nach Verarbeitung durch die Biene als Honig genießen.
In einem gesunden Garten leben aber alle möglichen Insekten, die nicht nur Honigtau, sondern auch Weiße Fliegen fressen, Sie könnten die Weiße Fliegen in einem solchen Garten einfach schmausen lassen. Die angesaugten Blätter würden von den Pflanzen schnell ersetzt werden, die Weißen Fliegen von den Insekten in Schach gehalten.
Vorbeugung im Garten und im Raum
Wie schon oben angedeutet, wäre es vor allem im Garten eigentlich schlauer, den Weißen Fliegen bei der Arbeit zu helfen als sie zu töten. Denn Bienen anlockende Honigtau-Hersteller werden dringend gebraucht: Wir Menschen haben es tatsächlich in den letzten Jahrzehnten fertiggebracht, die Bienen um etwa die Hälfte zu reduzieren, ein riskantes Spielchen, da die Bestäubung durch Bienen für etwa 2/3 unserer Nahrungsmittelproduktion unmittelbare Voraussetzung ist.
Die Weiße Fliege kann sich unter mehreren Bedingungen prächtig und massenhaft entwickeln: Sie trifft auf geschwächte Pflanzen, es gibt keine Räuber, die sie dezimieren und keine Insekten, die ihre Ausscheidungen “wegputzen” (im wahren und übertragenen Sinn). So können Sie Massenvermehrung vorbeugen:
- Im Garten wird der Tisch für die Weiße Fliege um so reichlicher gedeckt, je naturferner ein Garten bewirtschaftet wird.
- Wenn der Gartenboden dicht bewachsen bzw. gemulcht wird, fühlen sich viele Insekten in ihrem Garten wohl
- Die immer noch zu beobachtenden Monokulturen begünstigen die Vermehrung spezialisierter Schädlinge
- Wenn Sie Pflanzen in gemischten Kulturen ziehen, siedelt sich ganz unterschiedliches Leben im Umfeld an
- Darunter viele natürliche Räuber für alle möglichen Arten von vermehrungswütigen Kleintieren
- Der Honigtau dient nicht nur Bienen als Nahrung, sondern viele andere Insekten beseitigen säuberlich Reste auf Blättern
Nur wenn ein Garten nicht sehr natürlich ist und zu wenigen Insekten ein Auskommen bietet, gibt es auch zu wenig Gegner der Weißen Fliegen, dann können Weiße Fliegen durch Massenvermehrung zum Ärgernis werden.
Bei Pflanzenhaltung im Zimmer oder Gewächshaus begünstigt jeder Pflegefehler und jedes Ungleichgewicht die Massenvermehrung von Weißen Fliegen u. ä. Hier kommt es darauf an, möglichst nur Pflanzen auszuwählen, deren Pflegeansprüche Sie erfüllen können (und diese Pflegeansprüche vor dem Kauf zu erkunden). Ein Gewächshaus ist etwas Schönes, aber Sie sollten sich bewusst sein, dass sein Betrieb mit viel Kenntnissen und viel Arbeit verbunden ist, damit den Pflanzen ohne dauerndes Eingreifen vorteilhafte Bedingungen gestellt werden können.
Bewährtes Hausmittel: Die richtigen Nachbarn
Wenn Sie etwas gegen Weiße Fliegen tun möchten, ohne sich mit aktiver Bekämpfung herumärgern zu müssen, brauchen Sie zunächst einfach nur darauf achten, Ihre Pflanzen in die richtige Gesellschaft zu pflanzen. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Pflanzen, die andere Pflanzen vor einem Befall mit der Weißen Fliege schützen, indem sie die Weißen Fliegen durch ihren Geruch vertreiben oder Räuber anlocken. Hier eine Liste verschiedener Weiße-Fliege-Abwehrpflanzen für Garten, Zimmer und Gewächshaus:
- Ananas-Salbei, Salvia elegans, immergrüne bei uns noch kaum bekannte, essbare Zierpflanze
- Basilikum, Ocimum, eine Gattung mit rund 60 Arten und vielen Varietäten, auch als Zierpflanze
- Feuerbusch, Hamelia patens, schnellwüchsiger, immergrüner Strauch mit dekorativen roten Zweigen und Blüten, braucht mindestens 15º C
- Indischer Spinat, Basella alba, wenig bekannte wärmebedürftige Spinatpflanze, die mit ein paar Tricks auch bei uns gedeiht
- Kopfsalat, Lactuca sativa, soll Weißen Fliegen in mehreren Sorten eher unangenehm sein
- Kapuzinerkressen, Tropaeolum, rund 90 Arten, auch solche, deren Knollen schmecken und die neben Weißen Fliegen auch Nematoden vertreiben
- Monarda-Arten wie Indianerminze (Monarda citriodora), Goldmelisse (Monarda didyma), Wilde Bergamotte (Monarda fistulosa) und Pferdeminze (Monarda punctata)
- Sellerie, Apium graveolens, soll als Nachbar im Gemüsebeet Weiße Fliegen von Kürbispflanzen wie Gurke, Melone, Zucchini fernhalten
- Spargel, Asparagus, soll neben Kürbisgewächsen Weiße Fliegen reduzieren
- Thymian, Thymus, soll neben Kohl, Erdbeeren und Tomaten Kohlwürmern, Kohlkäfer, Kohlspanner, Blattläuse und Weiße Fliegen schrecken
- Zinnien, Zinnia, viele Arten ziehen Räuber an, die gerne Weiße Fliegen fressen
Bekämpfung durch sonstige Hausmittel
Wenn Sie ein paar Weiße Fliegen bemerken, können Sie normalerweise ganz entspannt bleiben: Entweder funktioniert Ihre Insekten-Armee, oder das Problem erledigt sich im Winter von selbst, auch die kälteverträglichsten Arten der Weißen Fliegen vertragen nur sehr kurz Temperaturen unter Null. Auch in einem natürlichen Umfeld können sich jedoch einmal Ungleichgewichte ergeben, dann können Sie mit folgenden Mitteln korrigierend eingreifen:
- Wenn die Blattstruktur es verträgt, im oberen Bereich die Blätter schräg von unten schön kalt abduschen, jedes Mal vernichten Sie viele Larven
- Basilikum kann als Spritzmittel eingesetzt werden, einen Haufen ein paar Tage in Wasser ziehen lassen und auf die befallenen Blätter sprühten
- Ebenso gut soll Brennnessel-Auszug helfen
- Die Blätter von unten mit Rapsöl-Lösung besprühen, der Film erstickt die Tiere
- Spritzkur mit Schmierseifen-Lösung
- Aufhängen von Gelbtafeln
Bei Zimmer- und Gewächshaushaltung sollten Sie die befallene Pflanze außerdem isolieren, wenn andere Pflanzen noch befallsfrei sind (oder sie gleich entsorgen, weil sie ohnehin so kränkelt, dass sie immer wieder Opfer von Schädlingen werden wird).
Das “Hausmittel der Natur”
Schlupfwespen, genauer gesagt Erzwespen, das sind “Schlupfwespen im weiteren Sinne”, sind die am besten durch den Menschen einsetzbaren Räuber, die Weiße Fliegen dezimieren. Sie sind bei einem Massenbefall zudem das sinnvollste Bekämpfungsmittel, hier eine Liste, “wer wen frisst”:
- Gegen Eschen-Weiße Fliegen helfen Schlupfwespen der Art “Encarsia inaron”
- Gegen Gewächshaus-Weiße Fliegen helfen Schlupfwespen der Arten “Encarsia formosa” und “Encarsia lutea”
- Gegen Tabak-Weiße Fliegen helfen Schlupfwespen der Arten “Encarsia bimaculata”, “Encarsia lutea”, “Encarsia pergandiella” und “Encarsia sophia”
- Gegen Weiße Fliegen am Kohl helfen Schlupfwespen der Arten “Encarsia inaron” und “Encarsia tricolor”
- Gegen Weiße Fliegen an Zitrusgewächsen “Dialeurodes citri” helfen Schlupfwespen der Art “Encarsia lahorensis”
Wichtig ist, dass Sie darauf achten, keine mit Confidor behandelten Pflanzen zu kaufen, der in Confidor enthaltene Wirkstoff Imidacloprid schlägt Encarsia-Schlupfwespen in die Flucht.
Häufig gestellte Fragen
Woran erkennt ich eigentlich einen Befall mit der Weißen Fliege?
Eventuell an Larven (Kokons) unter den Blättern, meist dadurch, dass beim Berühren der Pflanze weiße Insekten auffliegen, und im schlimmsten Fall erst, wenn die Blätter gelbe Stellen zeigen.
Ist es nicht besser, einmal entschlossen Chemie gegen die Weißen Fliegen einzusetzen?
Sicher nicht. Wenn die zugelassenen Pflanzenschutzmittel Fettsäuren von Kaliumsalzen (Kali-Seife) enthalten, ist das nichts weiter als eine Schmierseifenlösung, die können Sie selbst aus reiner Schmierseife um ein vielfaches preiswerter herstellen. Wenn sie “Bio Austriebs-Spritzmittel” oder “Bio-Schädlingsfrei” heißen und Rapsöl enthalten, ist das sehr teures Rapsöl, das gibts im Supermarkt billiger. Die Pflanzenschutzmittel gegen Weißen Fliege, die bekannte Chemie-Konzerne im Namen tragen, enthalten Acetamiprid, Deltamethrin, Methiocarb, Thiacloprid oder Pyrethrine, sämtlich Nervengifte, die mit den Weißen Fliegen auch jeden Nützling in der Nähe töten und gefährlich für Vögel und Bienen (Ihre Kinder, Ihr Haustier, Sie selbst) sind.