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So nützlich Wespen für die Natur sind, so lästig können sie auch während der Sommermonate im Garten, auf dem Balkon und im Haus sowie an jedem anderen Ort werden. Die Lebensweise dieser Insekten wird seit vielen Jahrzehnten von Experten untersucht, die teilweise aber zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, vor allem was das Schlafen angeht. Wie genau sich das Verhalten in Bezug auf ihre Aktivitäten und einen Schlaf zeigt, konnte ein amerikanischer Wissenschaftler neuerdings erforschen, während die Frage, wann Wespen aus dem Nest fliegen schon lange als geklärt gilt.
Bisherige Erkenntnisse
Viele Biologen nahmen bisher an, dass ein Schlafen ein Zustand ist, der ausschließlich bei Wirbeltieren vorkommt. Bei der Vespinae handelt es sich um ein wirbelloses Insekt, der folglich ein Schlafverhalten oftmals abgesprochen wird. Bis heute gibt es Experten, die diese Meinung vertreten. Einig sind sie sich hingegen bei dem Zeitpunkt, wann Wespen aus dem Nest fliegen, um umherzufliegen oder das Nest ganz verlassen.
Neueste Erkenntnisse
Vermutungen über ein vorhandenes Schlafverhalten bei Wespen gab es in der Vergangenheit einige. Belege, dass sie schlafen, lieferte nun der US-amerikanische Wissenschaftler und Forscher Barrett Klein, der für die University of Arizona tätig ist. Während bei Menschen der Schlaf über die Gehirnströme messbar ist, richtete der Entomologe seine Forschung rein auf die lückenlose Beobachtung von Wespen, insbesondere der “Polistes flavus”, die auch als “Papierwespe” bekannt ist.
Eindeutige Ergebnisse
Die Forschungsergebnisse zeigen einen deutlichen Rhythmus, der sich aus Aktivität und Inaktivität zusammensetzt. Unter Zuhilfenahme einer Infrarot-Wärmekamera wurde mit der Untersuchung belegt, dass die Körpertemperatur bei inaktiven Wespen im Vergleich zu aktiven Artgenossen, deutlich sinkt. Wespen sacken in diesem Zustand nieder und lassen ihre Antennen herunterhängen.
Gleichzeitig reduziert sich der Atemrhythmus und der Stoffwechsel verlangsamt sich, was eindeutige Anzeichen zumindest für ein schlafähnliches Verhalten sind, wenngleich vielfach Experten eher von einem Ruhen sprechen. Gleiches Verhalten entdeckten andere Forscher bereits an anderen wirbellosen Insekten, wie beispielsweise Fruchtfliegen.
Aktivitäten-/Inaktivitätszeiträume
Prinzipiell werden Wespen zu den rein tagaktiven Insekten gezählt. Ausnahmen bilden lediglich die Hornissen. Die Aussage ist so aber nur bedingt richtig. Korrekt ist, dass sie sich ausschließlich während des Tageslichts im Freien außerhalb des Nestes aufhalten.
Sobald es draußen kühler wird und/oder die Abenddämmerung hereinbricht, fliegen sie ins Nest. Dort fallen sie aber nicht alle in den schlafähnlichen Zustand, sondern es wird sich unter anderem um die Königin gekümmert und folgende Arbeiten in einer Art Schichtdienst ausgeführt:
- Brutpflege
- Bewachung der Eingänge
- Königin putzen
- Königin füttern
- Wabenbau
Schlafzeiten
Im Nest
- Gesamt-Schlafdauer von zwei bis Stunden am Tag
- Schlafzeiten von wenigen Minuten am Stück
- anschließend „Schichtbeginn“ im Nest
Die kurzen Schlafzeiten können auch bei Hornissen beobachtet werden, wobei hier aber nicht abwechselnd geschlafen wird, sondern im gesamten Nest Ruhe für kurze Zeit einkehrt.
In beiden Fällen kann eine Schlafzeit in den frühen Morgenstunden ermittelt werden, wobei die Vespidae insgesamt eine hohe Inaktivität aufweist, um vor Tagesanbruch den letzten Schlaf zum Tageswechsel zu erhalten.
Tagsüber schlafen Wespen nicht, weil sie entweder außerhalb des Nestes sind oder der Wabenbau jede Wespe in Anspruch nimmt.
Im Haus
Hat sich eine Wespe in einen geschlossenen Raum “verirrt” und kann bei Dunkelheit nicht in ihr Nest zurückfliegen, versucht sie dennoch einen Mindestschlaf von zwei Stunden zu erhalten. Da ihr Aufenthaltsort nicht durch Artgenossen gesichert wird/gesichert werden kann, schläft sie nur, solange sie keine drohende Gefahr verspürt. So kann es sein, dass im Haus befindliche Wespen umherfliegen, vor allem, wenn sie von Licht angezogen werden.
Nest verlassen
Das Nest verlässt die Wespe in der Regel frühestens nach Sonnenaufgang. Meist handelt es sich nur um vereinzelte Insekten. Im Laufe des Vormittags verlassen mehr Wespen das Nest und am aktivsten sind sie um den Mittag herum, wo sie am zahlreichsten ausschwirren. Nachts sind sie nur selten beim Ausflug zu sichten. Meist ist das nur der Fall, wenn eine Bedrohung besteht und/oder die “Bewachungswespen” die Situation um das Nest herum erkunden, was nicht die Regel ist.
Nest ganz verlassen
Zwischen Mitte September und Anfang Oktober beginnt das Absterben der Königinnen. Sie sind mit einem Alter von einem Jahr bereits alt und nach dem Ablegen von bis zu 50.000 Eiern geschwächt. Entweder fliegt sie aus dem Nest, schwirrt für einige wenige Tage umher und stirbt in der Natur oder sie fällt tot aus dem Nest auf den darunter befindlichen Untergrund.
Nach dem Ausfliegen oder dem Tod der Königin beginnt die Absterbephase des restlichen Wespenstaats. Zwischen Mitte Oktober und Anfang November leeren sich die Nester vollständig.
Häufig gestellte Fragen
Gibt es tagsüber wespenfreie Zeiten, weil sie schlafen?
Nein. Sie schlafen tagsüber nicht, weil ihr ganzer Einsatz außerhalb des Nestes sowie für den Wabenbau benötigt wird. “Wespenfreie” Tage gibt es bei Regen und niedrigeren Temperaturen, da sie sich da auf den Weg zurück ins Nest machen und warten, bis sich das Wetter bessert.
Wie tief schlafen Wespen?
Wespen fallen nicht in einen Tiefschlaf, sondern weisen ein schlafähnliches Verhalten auf. Dieses ist mit einem lockeren Schlafmuster zu vergleichen, sodass sie selbst durch leise Geräusche aufwachen und innerhalb von Sekunden in einer von ihnen als bedrohlich befundenen Situation zustechen können.