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Zu den Folgen des Klimawandels gehört, dass Sie nach einem Spinnenbiss nicht mehr einfach zur Tagesordnung übergehen können. Ammendornfinger, Wasserspinne, Hauswinkelspinne und andere giftige Arten aus fernen Gefilden haben hierzulande dank milderer Temperaturen ein neues Zuhause gefunden. Fühlen sich die achtbeinigen Insekten drinnen oder draußen in die Enge getrieben, beißen sie zu. In der Regel verläuft die Konfrontation glimpflich und ist kein Grund zur Panik, wenn Sie vertraut sind mit der richtigen Vorgehensweise. Dieser Ratgeber erklärt, was zu tun ist, wenn man von einer Spinne gebissen wurde.
Symptome
Einen Spinnenbiss zeitnah mitzuerleben, ist die Ausnahme. Spinnen betrachten Menschen als Gefahr und vermeiden möglichst einen direkten Kontakt. Das hindert die Insekten zwar nicht daran, als Kulturfolger unsere Wohnungen und Häuser zu besiedeln.
Hier leben Spinnen freilich im Verborgenen und begeben sich bei Nacht auf Nahrungssuche. Da Spinnen sich nicht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen befinden, machen sie Jagd auf Beutetiere. Erst wenn sich die langbeinigen Gesellen in die Enge getrieben fühlen, beißen sie zu.
Das ist häufig der Fall bei Gartenarbeiten, beim Picknick im Wald oder an Gewässern oder wenn Sie sich beim Schlafen auf den ungebetenen Bettnachbarn legen. Das hat zur Folge, dass sich ein Spinnenbiss erst anhand bestimmter Symptome bemerkbar macht:
- leichte Schwellung
- Rötung rund um die Bisswunde
- Juckreiz
- Brennen
Auf den ersten Blick ähneln die Symptome nach dem Biss einer Spinne einem Mückenstich. Wurden Sie allerdings von einer erst neuerdings eingewanderten Spinnenart gebissen, treten heftigere Beschwerden auf, vergleichbar mit einem Bienen- oder Wespenstich. Leiden Sie unter unerklärlichen Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder gar Herzstolpern, begeben Sie sich bitte ohne Zögern zum Hausarzt.
Spinne einfangen
Angesichts mehr als 46.000 Spinnenarten weltweit können Sie nicht sicher sein, welche Spinne Ihnen die Bisswunde zugefügt hat. Es ist hilfreich, wenn Sie die Gelegenheit haben, den Übeltäter zwecks Identifizierung einzufangen.
Das ist ganz einfach:
- benötigtes Material: Glas und Stück Pappe/festes Papier
- Glas über Spinne stülpen
- Papier langsam unter Öffnung schieben
- Glas drehen
Sofern es erforderlich ist, einen Arzt aufzusuchen, nehmen Sie die bissige Gefangene mit. Ein Arzt kann effektivere Behandlungsmethoden ergreifen, wenn die Spinnenart bekannt ist. Bitte lassen Sie die Spinne am Leben. In den meisten Fällen handelt es sich um eine einheimische, harmlose Art, die sich lediglich verteidigt hat und nicht zum Tode verurteilt werden sollte.
Sofern es Ihnen nicht gelingt, den langbeinigen Missetäter einzufangen, sollten Sie ein Foto machen. Alternativ notieren Sie rasch die wichtigsten Merkmale, wie Größe oder Farbe. Jedes Detail ist nützlich für eine möglichst präzise Identifizierung.
Selbstbehandlung
Die Auswirkungen bleiben im erträglichen Rahmen, wenn Sie einen Spinnenbiss zeitnah behandeln. Eine Kombination aus Hausmitteln und Präparaten Ihrer Hausapotheke verhindert, dass sich die Wunde infiziert. So handeln Sie richtig, wenn Sie von einer Spinne gebissen wurden:
- Wichtig: nicht kratzen, auch wenn es mächtig juckt
- Bisswunde mit klarem Wasser ausspülen
- idealerweise mit Jod desinfizieren
- Kühlen mit Eis als Kühlpad aus dem Eisfach oder Eiswürfel in einer Tüte
Klingt die Schwellung ab, lindert eine Juckreiz-stillende Salbe das unwiderstehliche Verlangen, sich zu kratzen. Und kratzen sollten Sie sich auf keinen Fall, weil über diesen Weg Entzündungen und Infektionen vorprogrammiert sind. Stellen Sie innerhalb von 30 bis 60 Minuten keine Besserung der Beschwerden fest, konsultieren Sie bitte Ihren Hausarzt.
Kinder und Allergiker zum Arzt
Sind Kinder und Allergiker von einem Spinnenbiss betroffen, empfehlen wir die unverzügliche Konsultation von Kinderarzt oder Hausarzt. In beiden Fällen dürfen die gesundheitlichen Folgen für ein geschwächtes Immunsystem nicht unterschätzt werden. In diesem Fall kann erst ein Mediziner Entwarnung geben. Treffen Sie zuvor die hier empfohlenen Sofortmaßnahmen, indem Sie die Bisswunde kühlen und desinfizieren, um den akuten Juckreiz zu lindern.
Fatale Fehldiagnosen
Spinnenbisse sind selten und in der Regel kein Grund zur Besorgnis. In der Tat übertrifft die in der Boulevardpresse propagierte Zahl ernsthafter Giftspinnen-Bisse die Anzahl tatsächlicher Bisswunden bei weitem. Häufig werden entzündliche Hautstellen unklarer Herkunft voreilig als Spinnenbiss deklariert, obschon andere Erkrankungen offenkundiger sind und ein Spinnenbiss nicht beobachtet werden konnte.
Regelmäßig als Bisswunde einer Spinne fehldiagnostiziert werden Infektionen in Staphylokokken, Streptokokken, Herpes, Lyme-Borreliose, Gürtelrose und einige Varianten von Hautkrebs. Eine derartige Fehldiagnose kann fatale Folgen nach sich ziehen, denn sie wiegt den Betroffenen in scheinbarer Sicherheit.
Es ist dringend zu empfehlen, eine Diagnose kritisch zu hinterfragen, wenn die beißende Spinne nicht beobachtet oder eingefangen werden konnte. Das gilt vor allem für den Fall, dass sich innerhalb kurzer Zeit keine Besserung der Beschwerden einstellt, sondern es zu einer Verschlimmerung der Symptome kommt.
Giftige Spinnen in Deutschland
Es ist nicht möglich, eine Spinne anhand der Bisswunde zu identifizieren. Die genaue Diagnose und daraus resultierende Behandlungsmethoden sind nur möglich, wenn die betreffende Spinnenart bekannt ist. Damit Sie für den Ernstfall gewappnet sind und den Übeltäter beim Namen nennen können, stellen wir Ihnen im Folgenden die wichtigsten Giftspinnen in Deutschland vor:
Dornfinger, Ammendornfinger (Cheiracanthium punctorium)
Die Spinnenart ist im Zuge der Klimaerwärmung mittlerweile in Mitteleuropa heimisch. Neben der Wasserspinne gilt Dornfinger als die einzige Art, deren Biss mit spürbar schmerzhaften und medizinisch relevanten Folgeerscheinungen einhergeht. Da Ammendornfinger menschliche Behausungen meiden und nachtaktiv sind, sind Bissverletzungen höchst unwahrscheinlich.
Erkennungsmerkmale sind:
- Körper: bis 15 mm lang, oval geformt
- Färbung: Vorderleib rot-orange, Hinterleib gelblich-grün
- besondere Merkmale: schwarze Giftklauen, auffallend lange Beine
Wasserspinne, Silberspinne (Argyroneta aquatica)
Die zweite in Mitteleuropa beheimatete Giftspinnenart lebt versteckt in klaren Seen zwischen Wasserpflanzen. Zu einer Konfrontation mit Menschen und daraus folgenden Bisswunden kommt es selten. Betroffen sind in der Regel Angler und Schwimmer. Gerät die Wasserspinne in Bedrängnis beißt sie zu, was ähnliche Symptome hervorruft, wie ein Wespenstich
Erkennungsmerkmale sind:
- Körper: 8 bis 15 mm lang
- Färbung: Vorderleib gelb-beige bis bräunlich, Hinterleib silbrig-glänzend
- besondere Merkmale: lang gezogene Körperform mit langen Beinen
Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus)
Unter den mannigfaltigen Kreuzspinnenarten ist eine Begegnung mit der Gartenkreuzspinne noch am wahrscheinlichsten. Die weit verbreitete Spinnenart hält sich gerne in Streuobstwiesen, Sträuchern und Baumkronen auf. Hier spinnt sie ihre Netze, um Insekten als bevorzugte Beute zu erjagen. Kann sie bei einer Begegnung mit Menschen nicht rechtzeitig fliehen, setzt die Gartenkreuzspinne ihre Beißwerkzeuge ein. Lediglich an den dünnsten Hautstellen kann sie die menschliche Epidermis durchdringen. Die Folgeerscheinungen sind unangenehm und schmerzhaft, in der Regel jedoch nicht gesundheitsgefährdend.
Typische Erkennungsmerkmale sind:
- Körper: 10 bis 18 mm lang
- Färbung: grau-braun mit hellen oder dunklen kreuzförmig angeordneten Flecken
- besondere Merkmale: behaarte Beine, Weibchen mit markant vergrößertem Hinterleib