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Mit einer schier unendlichen Anzahl zierlicher Sternblüten bringt Schleierkraut fröhliche Lebendigkeit in jeden Garten. Das Nelkengewächs harmoniert mit klassischen Gehölzen ebenso ideal, wie mit der komplexen Bepflanzung eines Bauerngartens oder dem edlen Ambiente eines Rosenbeets. Trotz der anmutigen Wuchsform, ist das Schleierkraut zäh und weiß sich selbst im Winter zu behaupten.
Die Botaniker nennen es Rispiges Gipskraut, denn am wohlsten fühlt sich die Zierstaude im mageren Boden der Sandsteppen oder Steingärten. Dank der langen Blütezeit bis in den Herbst hinein, erfreut das Schleierkraut den Hobbygärtner, ohne ihm viel Aufmerksamkeit abzuverlangen.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
- Gattung Rispiges Gipskraut.
- Wissenschaftlicher Name Gypsophila paniculata.
- Beheimatet von Ost-Europa bis West-Sibirien
- Wuchshöhe 50 cm bis 120 cm.
- Entwickelt Wurzeln mit bis zu 2,50 m Länge.
- Blütezeit Mai bis September/Oktober.
- Viele weiße Sternblüten, selten rosa.
- Winterharte Zierpflanze und beliebte Schnittblume.
- Trivialnamen: Schleierkraut, Schleier-Gipskraut.
Trotz der bemerkenswert kräftigen, rübenartigen Wurzeln, die im krassen Widerspruch zum filigranen Habitus des Schleierkrauts stehen, verwildert die Blütenstaude im Garten nicht und nimmt dementsprechenden keinen invasiven Charakter an.
Standort und Boden
In freier Natur begegnet das Schleierkraut dem interessierten Hobbygärtner überall dort, wo er eigentlich keine blühenden Pflanzen erwartet, z. B. entlang von Bahndämmen, auf Geröllhalden oder sandigen Hügeln. Daraus lässt sich schließen, an welchen Standorten im Garten sich das Gypsophila paniculata am wohlsten fühlen wird:
- Sonnige, warme Lage, gerne auch unter praller Sonne.
- Höher wachsende Sorten möchten windgeschützt stehen.
- Trockener, magerer, kalkhaltiger Boden ohne Staunässe.
- Tiefgründige, lockere, vor allem durchlässige Erde.
- Im Kübel die Blumenerde mit Kalk, Sand, Kies oder Splitt mischen.
Wer in seinem Garten eine Trockenmauer bepflanzen möchte, sollte das Schleierkraut ganz oben auf der Wunschliste aufführen. Das gleiche gilt für Steingärten oder Kiesbeete.
Gießen und Düngen
Die Anforderungen an den idealen Standort deuten es bereits an: Wasser spielt bei der Pflege des Schleierkrauts eine untergeordnete Rolle. Lediglich während lang anhaltender Trockenperioden kommt die Gießkanne zum Einsatz. Dünger benötigt das Nelkengewächs grundsätzlich nicht. Zu viele Nährstoffe schaden der Staude mehr, als dass sie irgendeinen Nutzen hätten. Folglich verzichtet der erfahrene Hobbygärtner auch auf organischen Mulch in jeglicher Form.
Schneiden
Passt der informierte Gartenfreund den richtigen Zeitpunkt ab, kann mithilfe ein es gezielten Schnittseine zweite Blüte erzielt werden:
- Wenn die erste Blüte nachlässt, bis kurz über dem Laub zurückschneiden.
- Im Herbst die Staude bis Handbreit über dem Boden einkürzen.
Schleier-Gipskraut wird nicht nur gerne von Floristen in Blumenbuketts eingebunden; es eignet sich zudem ausgezeichnet als üppigen Vasenschmuck für daheim. Idealerweise werden die Blütenstängel am frühen Morgen geschnitten, wenn ihre Knospen sich noch nicht alle geöffnet haben. Die Blätter im unteren Bereich werden entfernt und die Stiele leicht schräg angeschnitten.
Das Blumenwasser sollte lauwarm sein, damit das Schleierkraut keinen Kälteschock erleidet. Eine Prise Zucker verlängert übrigens sie Blütezeit und ist deutlich preisgünstiger als die Nährstofflösungen für Vasenblumen, die der Fachhandel anbietet. Übrigens eignen sich die Kopfstecklinge des ersten Schnitts hervorragend als Material für die Vermehrung im Topf oder gleich im Beet neben der Mutterpflanze.
Vermehren
Ziert das Schleierkraut erst einmal Teile des Gartens, für deren Bepflanzung der Hobbygärtner bislang alle Hoffnung aufgegeben hatte, ist der Wunsch nach weiteren Exemplaren verständlich. Für die Vermehrung stehen gleich mehrere Methoden zur Wahl:
Teilung
- Im zeitigen Frühjahr werden nicht die kompletten, dicken Wurzeln geteilt.
- Besser ist die schonendere Entnahme von Wurzelabrissen.
- Der Teil der Richtung Mutterpflanze weist, wird gerade geschnitten.
- Der untere Teil erhält einen schrägen Schnitt.
- In einem Topf mit nährstoffarmem Substrat mit dem schrägen Teil nach unten einsetzen.
- Den oberen Teil dünn mit Sand bestreuen und anfeuchten.
Sobald sich die ersten Blattpaare zeigen und sich im unteren Teil ein kräftiges Wurzelsystem gebildet hat, können die Teilstücke am neuen Standort im Garten eingepflanzt werden.
Stecklinge
- In der Zeit von April bis Mai ca. 10 cm bis 15 cm lange Stecklinge schneiden.
- Mindestens drei Blattpaare sollten vorhanden sein.
- Der Schnitt wird idealerweise knapp unterhalb eines Blattknotens ausgeführt.
- In einem Topf mit Torf-Sand-Gemisch zur Hälfte einpflanzen, nachdem der untere Teil entlaubt wurde.
- Substrat und Stecklinge leicht anfeuchten und am hellen Fensterplatz aufstellen.
Wird noch eine perforierte Plastikfolie über die Anzuchtgefäße gestülpt, fördert diese Maßnahme die Bewurzelung, und umso schneller können die jungen Schleierkrautpflanzen ins Beet.
Aussaat
- In den Monaten März oder April in einer Anzuchtschale breitwürfig aussäen.
- Anschließend mit der Aussaaterde dünn bedecken und leicht mit Wasser besprühen.
- Anzuchtschale oder Töpfe mit Glas oder Folie bedecken und regelmäßig lüften.
- Am warmen, nicht vollsonnigen Platz auf die ersten Laubblätter warten.
Jetzt wird es im Anzuchtgefäß zu eng für die jungen Schleierkrautpflänzchen, sodass sie in Einzeltöpfe pikiert werden können. Weiterhin nur leicht feucht halten und nicht düngen. Sobald die Anzuchttöpfe gut durchwurzelt sind, können die Gypsophila paniculata im Beet oder im Kübel eingepflanzt werden.
Pflanzen im Beet
Schleierkraut kann prinzipiell das ganze Jahr hindurch gepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Die beste Zeit, die prächtige Staude in die Erde zu setzten, ist erfahrungsgemäß im zeitigen Frühjahr.
- Am vorgesehenen Standort den Boden von Unkraut, Steinen und Wurzeln befreien.
- Mit der Harke die Erde tiefgründig auflockern und mit dem Rechen glattziehen.
- Der Pflanzerde keinen Kompost, Hornspäne oder Hornmehl beigeben.
- Den Wurzelballen im Topf in einen Eimer Wasser stellen und vollsaugen lassen.
- In der Zwischenzeit eine Pflanzgrube ausheben und die Sohle mit einer Drainage bedecken.
- Das Schleierkraut austopfen und im Pflanzloch nicht tiefer eingraben, als sie im Topf stand.
- Handelt es sich um eine hoch wachsende Sorte, erhält sie einen Stützpfahl.
- Der Pflanzabstand variiert je nach Sorte und sollte vor der Pflanzung nachgefragt werden.
Sollte die Pflanzerde sich als zu schwer und lehmhaltig erweisen, wird sie vor der Pflanzung aufgelockert mit Sand, Kies, Perlite oder Splitt. Sollte der pH-Test einen zu geringen Kalkgehalt des Substrats ergeben, wird der Aushub zusätzlich mit Kalk, vorzugsweise Algenkalk, angereichert.
Pflanzen im Kübel
Insbesondere die kleineren Sorten des Schleierkrauts werden gerne in Kübeln oder Blumenkästen gepflanzt. Wichtig zu beachten ist, dass ausschließlich Pflanzgefäße verwendet werden, die über einen Wasserablauf im Boden verfügen. Dieser erhält eine Abdeckung aus kleinen Steinen oder zerstoßenen Tonscherben, damit sich keine Staunässe bilden kann. Herkömmliche Blumenerde auf Kompostbasis ist zu nährstoffhaltig für das Nelkengewächs.
Sie wird daher vor der Verwendung als Kübelerde gemischt mit scharfem Sand, feinem Kies, Lavagrus oder Perlite. Natürlich spricht nichts dagegen, eine eigene Kübelmischung herzustellen aus Gartenerde, Kalk, Sand und Steinen. Nur auf Kompost sollte grundsätzlich verzichtet werden. So gedeiht Schleierkraut in der Trocken- oder Gabionenmauer.
In den kalkhaltigen, steinigen Gefilden einer Trocken- oder Gabionenmauer fühlt das Schleierkraut sich besonders heimisch. Vorzugsweise werden die Pflanzen bereits eingesetzt, während die Mauer entsteht. Erfolgt die Pflanzung erst nach der Fertigstellung, könnten die Wurzeln beschädigt werden, wenn sie in die Lücken geschoben werden.
- Während des Baus in den vorgesehenen Lücken Pflanztaschen platzieren.
- In diese Taschen die Schleierkrautpflanzen hineinschieben.
- Vorher werden sie für mindestens 30 Minuten in Wasser gestellt.
- Das Substrat besteht aus einem Mix aus Gartenerde, Sand, Kalk und Lauberde.
- Den Wurzelballen mit der Erde umgeben und alles gut andrücken.
Eine ausgesprochen aparte Bepflanzung ergibt das Gypsophila paniculata auf einer Mauerkrone, denn dort herrschen ideale Wachstumsbedingungen für das sonnenverliebte Nelkengewächs. Die Pflanzerde wird auf der oberen Steinreihe so dick verteilt, dass die Wurzelballen darin Platz finden. Wer etwas Geduld aufbringt, sät auf dem Substrat die Samen des Rispigen Gipskrauts aus, bedeckt sie dünn mit Erde und überbraust sie mit Wasser.
Überwintern
Die Mehrzahl der Schleierkraut-Sorten ist winterhart.
- Nach dem Rückschnitt im Herbst die Pflanze bedecken.
- Geeignete Materialien sind Laub, Stroh, Reisig oder Tannenwedeln.
- Auf diese Weise kann schmelzender Schnee und Frost das Schleierkraut nicht durchnässen.
Wichtig zu beachten ist, dass der Winterschutz im Frühjahr rechtzeitig entfernt wird, damit sich darunter kein Schimmel bilden kann, wenn die Temperaturen steigen. Treibt das Schleierkraut im nächsten Frühjahr trotzdem nicht mehr aus, handelt es in der Regel um eine einjährige Sorte, insbesondere dann, wenn sie durch Aussaat im Garten angesiedelt wurde.
Schöne Sorten
Graziles Schleierkraut gibt es in vielen schönen Sorten im Fachhandel, in Gartencentern und im Internet zu entdecken:
Zwerg Schleierkraut ‘Alba’ (Gypsophila repens ‘Alba’)
- Wuchshöhe bis maximal 20 cm
- kleine, weiße Blüten von Mai bis Juli
- ideal für Dach- und Steingärten
Zwerg Schleierkraut ‘Rosea’ (‘Gypsophila repens ‘Rosea’)
- schöner Bodendecker bis 20 cm Höhe
- überreiche, rosafarbene Blütenfülle von Mai bis Juli
- bildet dekorative Blütenteppiche
Riesen Schleierkraut (Crambe cordifolia)
- Wuchshöhe bis zu 180 cm
- dekorative, herzförmige Blätter
- zauberhafte weiße Blüten im Juni und Juli
Gefülltes Schleierkraut (Gypsophila Hybride ‘Rosenschleier’)
- Wuchshöhe 30 cm bis 40 cm
- zartrosa Blüten von Juni bis August
- winterhart bis -28° Celsius
Hohes Schleierkraut (Gypsophila paniculata)
- Wuchshöhe 80 cm bis 100 cm
- kugelige, buschige Wuchsform
- viele einfache weiße Blüten
Polster Schleierkraut (Gypsophila repens ‘Rosa Schönheit’)
- zauberhafter Bodendecker im Staudenbeet
- Wuchshöhe maximal 10 cm
- dunkelrosa Blüten von Mai bis Juli
Gefülltes Schleierkraut (Gypsophila paniculata ‘Flamingo’)
- extra lange Blüte bis in den Oktober
- Wuchshöhe 120 cm
- rosarot gefüllte Blütenpracht
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der facettenreichen Sortenvielfalt, die Schleierkraut für den Hobbygärtner zu bieten hat. Sich für die Auswahl etwas Zeit zu nehmen, dürfte folglich eine lohnende Investition sein.
Häufig gestellte Fragen
Ich kenne bislang das Schleierkraut hauptsächlich als Beigabe zu Blumensträußen. Kann ich die Blütenrispen auch trocknen, um daraus Gestecke zu basteln?
Schleierkraut, das konserviert werden soll für Trockengestecke, darf nicht mehr von Tau besetzt sein. Idealerweise haben sich beim Schnitt die Blüten gerade erst geöffnet. Sie bündeln je 10 gleich lange Stiele mit Bastband (kein Gummi) zusammen und hängen sie kopfüber auf. Gut geeignet ist ein luftiger, trockener und dunkler Heizungsraum. Es kann sich allerdings eine ganze Zeitlang hinziehen, bis der Trocknungsprozeß beendet ist.
Ist Schleierkraut giftig?
Schleierkraut enthält in geringen Mengen Gypsophila-Saponin, das für Menschen nicht giftig ist. Im Gegenteil wurden die fleischigen Wurzeln der Pflanze lange Zeit für die Herstellung von Seife verwendet. Haustiere, vor allem Katzen, Hunde und Kaninchen sollten hingegen besser nicht daran knabbern, weil bei ihnen bereits kleine Mengen toxisch wirken, allerdings ohne tödlichen Ausgang.