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Weltweit tummeln sich mehr als 4.000 Arten von Schildläusen auf Garten- und Zimmerpflanzen. Ihre Taktik sowie das verursachte Schadbild sind jedoch immer gleich. Es sind die ungeflügelten, in der Regel standortgebundenen Weibchen, die sich an den Pflanzenteilen festsaugen.
Die Mehrzahl der Coccoidea ist dabei durch einen Schild geschützt, was eine Bekämpfung schwierig, jedoch nicht unmöglich gestaltet. Das gesteigerte ökologische Bewusstsein der Hobbygärtner lässt sie zurückschrecken vor dem Einsatz chemischer Insektizide. Gut zu wissen, dass sich zahlreiche umweltfreundliche Hausmittel etabliert haben, die sich als durchaus effizient in der Bekämpfung erwiesen haben.
Lebensweise
Schildläuse sind weit entfernt vom Bauplan eines typischen Insekts und haben ihre Lebensweise perfekt abgestimmt auf ihre bevorzugten Wirtspflanzen. Mit ihrem hochspezialisierten Saug- und Stechapparat entziehen sie Blättern und Trieben den Pflanzensaft, wie die Injektionsnadel bei der Blutspende. Ihren Wirt lassen sie dabei zunächst am Leben. Im Rahmen ihrer explosionsartigen Ausbreitung rauben sie auf Dauer der Pflanze ihre Vitalität und sie stirbt ab. Die spitzfindige Unterscheidung der Spezies, die Wissenschaftler vornehmen, mag den Hobbygärtner weniger interessieren.
Tatsache ist, dass die weiblichen Schildläuse sich und ihre Brut unter einem abnehmbaren Schild schützen, der farblich der Umgebung angepasst ist. Mehr als 2.000 Eier legen sie während einer Saison ab. Einige wenige Arten gebären ihren Nachwuchs lebend. Bereits nach zwei Häutungen sind die Larven geschlechtsreif, was die rasante Vermehrung erklärt, mit welcher sich der geplagte Hobbygärtner konfrontiert sieht. Im Larvenstadium sind die ungeflügelten Weibchen noch mobil und suchen sich einen Platz, an dem sie sich auf Dauer niederlassen. Während ihrer Saugtätigkeit geben sie entweder Gift in die Pflanzenzellen ab, wie die Deckelschildlaus, oder sie sondern Honigtau ab, wie die Napfschildlaus.
Systematik
Unter den vielen Tausend Arten, die weltweit beschrieben werden, sind es im Prinzip nur einige wenige, die in den hiesigen Regionen ihr Unwesen treiben:
- Deckelschildläuse
- Napfschildläuse
- Schmierläuse
- Wollläuse
Die durch den Schild geschützten Larven entwickeln sich zu den Nymphen, sprengen den Panzer und machen sich auf den Weg zu neuen Nahrungsquellen. Allerdings nur die weiblichen Insekten, denn die Männchen besitzen keine Mundwerkzeuge für die Nahrungsaufnahme.
Schadbild
Respektive mit welcher Art der Coccoidea der Gartenfreund sich auseinandersetzen muss, offenbaren sich unterschiedliche Schadbilder:
- Verkrüppelte Blätter und Blüten.
- Gelbe, rote oder braune Flecken auf den Blättern.
- Weiße Gespinste auf und unter dem Laub.
- Winzige, rundliche Höcker, häufig braun oder grün.
- Verkrustete Äste und Triebe.
- Vorzeitiger Blattabwurf.
Ursachen für den Befall
Wird eine Pflanze ungünstigen Rahmenbedingungen ausgesetzt, öffnet dieser Zustand den Schildläusen Tür und Tor. Bei einer geschwächten Garten- oder Zimmerpflanze ändert sich die Zusammensetzung des Pflanzensaftes, was die Schädlinge magisch anzieht.
- Überdosierung von Stickstoff-Dünger.
- Zu wenig Licht und zu hohe Temperaturen im Winter.
- Verdichtete Pflanzerde im Beet.
- Zu schattiger Standort im Garten.
- Geringe oder keine Besiedelung des Gartens durch Nützlinge.
Gemäß diesen Erkenntnissen ist der Angriff der Coccoidea eher eine Folgeerscheinung von Versäumnissen in der Pflege. Eine kräftige, gesunde Pflanze ist also nicht nur schön anzusehen, sondern verfügt zudem über eine hohe Resistenz gegenüber Schildläusen jeglicher Art.
Unerfreuliche Begleiterscheinungen
Als wäre es nicht schon schlimm genug, wenn die Schildläuse über die liebgewonnene Pflanze herfallen, treten nicht selten weitere ungebetene Gäste auf den Plan. So sind Ameisen ganz wild auf den Honigtau, den einige Schildlaus-Arten ausscheiden. Die Krabbeltiere gehen sogar so weit, dass sie die Läuse gegen Fressfeinde verteidigen, um sie immer wieder zu ‘melken’. Bei der Planung der Vorgehensweise gegen Schildläuse sollte daher stets auch die Bekämpfung der Ameisen und Pilze mit einbezogen werden.
Mitunter kommt es zu gefährlichen Infektionen, die ohne die anwesenden Schädlinge die Pflanze verschont hätten. In erster Linie ist der Rußtaupilz zu nennen, der durch den Honigtau ausgelöst wird. Dieser Schlauchpilz dringt zwar nicht in die Pflanze ein, bildet hingegen einen dichten, dunklen Belag, der die Photosynthese zum Erliegen bringt. Damit ist ihr Ende besiegelt. Darüber hinaus nutzen weitere Viren und Bakterien die Mundwerkzeuge der Coccoidea, um mit deren Hilfe Zugang zu den Gewebezellen zu erhalten.
Gefährdete Wirtspflanzen
Von Natur aus sind Schildläuse nicht besonders wählerisch, was ihren Wirt betrifft. Es haben sich nichtsdestoweniger einige Pflanzen herauskristallisiert, die bevorzugt heimgesucht werden:
Im Garten sind Schildläuse häufig anzutreffen an Obstbäumen, wie Apfel, Kirsche, Zwetschge, Birne oder Pfirsich sowie an sämtlichen Beerensträuchern. Hartlaubige Pflanzen, wie Efeu oder Farne stehen ebenfalls ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Parasiten.
Sofortmaßnahmen
Ist ein Befall durch Schildläuse entdeckt worden, ist sofortiges Handeln erforderlich, um eine Ausbreitung einzudämmen. Vor allem in einem frühen Stadium können folgende Maßnahmen bereits für Abhilfe sorgen:
- Infizierte Pflanze sogleich isolieren.
- Der Quarantäneraum ist lichtdurchflutet und kühl.
- Befallene Blätter, Blüten und Triebe abschneiden.
- Robuste Pflanzen über Kopf mit scharfem Wasserstrahl abbrausen.
- Die Schildläuse mit einem alkoholgetränkten Tuch abwischen.
Empfehlenswerte Hausmittel
Ziel des Einsatzes erprobter Hausmittel ist, mithilfe umweltfreundlicher Methoden die Verwendung chemischer Präparate zu vermeiden. Ein unmittelbarer Erfolg wird nur selten erzielt. Wer jedoch mit Geduld und Beharrlichkeit bei der Sache bleibt, wird der Plage Herr werden. Wie die Erfahrung zeigt, ist es stets eine sinnvolle Kombination der umweltbewussten Strategien, die letztlich zum Erfolg führt.
Kernseifen-Lösung
Über dieses altbewährte Hausmittel sind in zahlreichen Foren immer wieder Erfolgsberichte von glücklichen Hobbygärtnern zu entdecken, die auf diese Weise den zerstörerischen Schädlingen entgegenwirkten.
- 15 ml Brennspiritus
- 15 ml Kernseife
- 1 l Wasser
Nachdem die Mischung für 30 Minuten ziehen konnte, wird sie mit einem Pinsel aufgetragen oder aufgesprüht. Die Anwendung wird täglich solange wiederholt, bis die Schildläuse beseitigt sind. Wer Zweifel an der Verträglichkeit des Mittels hat, testet es zunächst an einer kleinen Stelle aus.
Rainfarn-Brühe
Kräuterbrühen haben seit Jahren einen festen Platz unter den Hausmitteln gegen Schädlinge und Krankheiten. Rainfarn hat sich dank ihres leichten Giftgehaltes besonders hervorgetan in dieser Riege. Die Pflanze aus der Familie der Korbblütler kann ganz einfach am Wegesrand gepflückt werden, wo sie aufgrund ihrer gelben, knopfartigen Blüten schnell zu entdecken ist.
- 150 g frische Blätter grob hacken
- 5 l siedend heißes Wasser
Die Rainfarn-Blätter werden mit kochendem Wasser übergossen. Die Brühe bleibt 10 Minuten stehen und wird dann gefiltert. Dann ist sie auch schon einsatzbereit und wird mindestens 3 Mal im Abstand von 8 Tagen großzügig auf der Pflanze versprüht.
Brennnessel-Jauche
Sie stinkt erbärmlich. Das macht die Brennnessel-Jauche allerdings gleich wieder wett, indem sie effektiv den Hobbygärtner dabei unterstützt, sich die Schildläuse vom Hals zu schaffen. Es ist empfehlenswert, die Jauche an einem abgelegenen Platz im Garten herzustellen.
- 1 kg Brennnesseln groß zerkleinert
- 10 l Wasser
In einem geeigneten Behälter, der über einen Deckel verfügt, werden die Brennnessel über 3 Tage in dem Wasser eingeweicht. Täglich rührt der Hobbygärtner die Mischung um und hebt nur für diese Arbeit den Deckel an. Am Ende dieser Frist wird die Jauche gefiltert, um sie in den folgenden Tagen wiederholt auf den leidenden Pflanzen aufzubringen.
Wermut-Sud
Im Kräutergarten ist Wermut ein Außenseiter und wird solitär gepflanzt, weil seine Wurzelausscheidungen anderen Pflanzen schaden können. Aus der biologischen Schädlingsbekämpfung ist der Beifuß nicht mehr wegzudenken und macht auch vor den Schildläusen nicht Halt.
- 150 g frischer, kleingehackter Wermut
- 5 l kochendes Wasser
Der Sud ist nach 30 Minuten lange genug durchgezogen und kann abgeseiht werden. Wie bei allen Hausmitteln, so wird auch diese Mixtur so oft auf die befallenen Pflanzen verspritzt, bis die Coccoidea verschwunden sind.
Rapsöl
Um sich an Gehölzen und dicklaubigen Gartenpflanzen gegen Schildläuse zur Wehr zu setzen, greift der sachkundige Hobbygärtner zu Mitteln auf Rapsöl-Basis. Da ölhaltige Mittel die Gefahr bergen, die Poren der Blätter zu verstopfen, kommen sie auf weichlaubigen Gewächsen nicht zur Anwendung.
Tabak-Sud
Die Zutaten für dieses wirksame Bekämpfungsmittel haben Raucher stets griffbereit.
- 200 g Tabak
- 1 l heißes Wasser
Nachdem der Mix für 60 Minuten in einem verschlossenen Gefäß gären konnte, droht mit seiner Hilfe den Schildläusen Ungemach. Mit einem Pinsel wird der Tabak-Sud gezielt auf die Plagegeister aufgetragen. An verholzenden Gewächsen und dicklaubigen Pflanzen darf die Mischung auch mit der Spritzpistole verteilt werden. Wichtig zu beachten ist, dass ein Kontakt mit den Augen und der Haut vermieden wird, weil der Sud Reizungen verursacht. Daher sollten Kinder und Haustiere sich nicht in der Nähe befinden, wenn es auf diese Weise den Schildläusen an den Kragen geht.
Natürliche Gegenspieler
Das geniale System, nach dem Mutter Natur durch die Existenz von Fressfeinden für nahezu jede Spezies das ökologische Gleichgewicht aufrecht erhält, nutzt der geübte Hobbygärtner für seine Zwecke. Ist der Garten einladend gestaltet für die natürlichen Gegenspieler der Schildläuse, haben sie nur geringe Chance, sich zu einer Invasion zu entwickeln. Die folgenden Nützlinge zählen dazu:
- Florfliegen
- Marienkäfer
- Schlupfwespen
- Schwebfliegen
- Ohrwürmer
- Gallmücken
Für die Mitwirkung der Nützlinge bei der Bekämpfung der Schildläuse an Zimmerpflanzen, müssen diese nicht mühsam im Garten eingesammelt werden. Im Fachhandel und in Online Shops werden sind insbesondere die Larven der Florfliegen, Marienkäfer und Schlupfwespen zum bezahlbaren Preis erhältlich.
Häufig gestellte Fragen
Wie kommen die Schlupfwespen auf die Pflanze?
Die Schlupfwespen werden in einem speziellen Behälter geliefert und müssen sogleich ausgesetzt werden. Dieser wird erst in der Nähe der befallenen Pflanzen geöffnet. Mit leichtem Klopfen werden die Nützlinge animiert, das Gefäß zu verlassen. Das geöffnete Röhrchen bleibt anschließend noch für 1 bis 2 Tage an einer trockenen Stelle liegen, falls sich noch einige Nachzügler darin befinden sollten.
Was kann ich vorbeugend gegen Schildläuse unternehmen?
Von entscheidender Bedeutung ist eine genaue Beachtung der wichtigsten Pflegehinweise zur betreffenden Pflanze. Grundsätzlich sollte Stickstoff-Dünger nur wohl dosiert verabreicht werden. Zimmerpflanzen erhalten im Winter einen Platz mit viel Licht und nicht zu hohen Temperaturen. Regelmäßiges Lüften sorgt für frische Luft. Im Beet wird die Pflanzerde stets locker gehalten und möglichst mit Kompost angereichert. Die Gartengestaltung ist so naturnah ausgelegt, dass sich Nützlinge bei Ihnen wohl fühlen.