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Mit ihrem immergrünen, dichten Blätterkleid und kriechendem Habitus unterdrückt die Scheinbeere zuverlässig Unkraut, lockert den Boden auf und vitalisiert das Bodenleben. Die sommerlichen Glockenblütchen und roten Beeren im Herbst vervollständigen das Blütengehölz zu einem der schönsten Bodendecker für lichtarme, feuchte Standorte. Da sich das dekorative Heidekrautgewächs zugleich bescheiden und anspruchslos erweist, steht es im Hobbygarten hoch im Kurs. Diese Pflege-Anleitung präzisiert alle Maßnahmen, die für ein prächtiges Wachstum relevant sind. Ferner nehmen wir uns der Frage an: Ist Gaultheria procumbens giftig? Vertiefen Sie sich hier in eine Antwort mit Hand und Fuß.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie Heidekrautgewächse (Ericaceae)
- Gattung der Scheinbeeren (Gaultheria)
- Wichtigste Art: Niedere Scheinbeere (Gaultheria procumbens)
- Weitere Bezeichnungen: Rote Teppichbeere, Wintergrünstrauch
- Beheimatet in Nordamerika
- Immergrüner, kleiner Blüten- und Fruchtschmuckstrauch
- Wuchshöhen von 10 bis 20 cm
- Wuchsbreiten von 30 bis 40 cm
- Rosaweiße Glockenblüten im Juli und August
- Rote, duftende Beerenfrüchte im Herbst
Pflege
Wie der Steckbrief vermittelt, ist die Scheinbeere kein einheimischer Zierstrauch. Eingewandert aus den rauen Regionen Nordamerikas, verfügt das Gehölz dennoch über eine robuste Konstitution, die in bescheidenen Ansprüchen mündet. Auf die pflegende Hand des Gärtners kann die Rote Teppichbeere gleichwohl nicht verzichten. Schenken Sie den folgenden Kapiteln Ihre Aufmerksamkeit, entlocken Sie dem Bodendecker sein Optimum.
Standort
Die Scheinbeere versammelt sich am liebsten in kleinen oder größeren Gruppen am hellen bis halbschattigen Standort. Ein Platz unter praller Sonneneinstrahlung ist für die Waldstaude ungeeignet. An schattigen Plätzen legt das Ziergehölz zwar sein dichtes Blätterkleid an, wird indes die hübsche Blüte und daraus folgende Beerentracht vermissen lassen.
Boden und Substrat
Die Rote Teppichbeere liebt humosen, tiefgründigen Waldboden über alles. Gönnen Sie dem emsigen Bodendecker daher eine lockere, nahrhafte Erde mit saurem bis neutralem pH-Wert zwischen 6 und 7. Frische und feuchte Rahmenbedingungen runden die idealen Standortbedingungen sinnvoll ab. Für die Kultivierung im Kübel oder Balkonkasten empfehlen wir eine saure Moorbeet- oder Rhododendronerde. Geben Sie noch etwas Lavagranulat und Perlite Atmungsflocken hinzu, um Verdichtungen vorzubeugen.
Gießen
Mit Trockenstress mag die Gaultheria procumbens sich nicht herumplagen müssen. Gießen Sie den hübschen Zwergstrauch regelmäßig, sobald die Erde 1-2 cm tief angetrocknet ist. Eine kurze Fingerprobe alle paar Tage erbringt den endgültigen Beweis. Dieser kurze Test kann übrigens auch nach einem leichten Sommerregen erforderlich sein, da die Tropfen nicht immer das dichte Blätterkleid bis zum Boden durchdringen. So machen Sie es richtig:
- Bei angetrockneter Erde Wasser aus der Kannentülle unmittelbar auf die Wurzelscheibe gießen
- Scheinbeeren möglichst nicht von oben beregnen
- Weiches Wasser verwenden, wie entkalktes Leitungswasser, Teich- oder Regenwasser
Gedeiht die Pflanze im Kübel oder Balkonkasten, besteht in der Regel häufiger Gießbedarf als im Freiland. Da Topfsubstrat rascher austrocknet, prüfen Sie bitte alle 1-2 Tage den Feuchtigkeitsgehalt. An warmen Sommertagen und besonders hellem Standort, kann zweimaliges Gießen pro Tag – jeweils am Morgen und in den Abendstunden – erforderlich sein.
Düngen
Um uns als ganzjährige Augenweide zu erfreuen, ist die Scheinbeere auf einen ausgewogenen Nährstoffhaushalt angewiesen. So düngen Sie das Ziergehölz fachgerecht:
- Im Beet von März bis August ein Mal im Monat düngen mit saurem Laubkompost
- Das organische Material mit der Harke oberflächlich einarbeiten und übergießen mit weichem Wasser
- Alternativ einen organisch-mineralischen Langzeitdünger für Heidekrautgewächse verabreichen
- Im März und Juni die Pellets oder das Granulat einarbeiten und nachgießen
Für die Nährstoffzufuhr in Pflanzgefäßen bieten sich flüssige Präparate an, da diese unkompliziert zu applizieren sind. Greifen Sie hier zu saurem Dünger für Moorbeetpflanzen, perfekt abgestimmt auf die besonderen Anforderungen.
Schneiden
Während der Monate März und April ist das Zeitfenster geöffnet für den Form- und Erhaltungsschnitt. Wählen Sie bitte einen Tag mit bedeckter, frostfreier Witterung. Das Schneidwerkzeug sollte frisch geschärft und sorgfältig desinfiziert sein. Kürzen Sie alle Triebe um ein Drittel ein, wird Ihre Mühe mit einer vitalen Verzweigung, buschig-kompaktem Wachstum und reicher Blütenpracht belohnt. Lichten Sie bei dieser Gelegenheit den Zwergstrauch aus, indem abgestorbene Zweige an der Basis gekappt werden. Zwingend erforderlich ist ein Rückschnitt gleichwohl nicht; zumindest nicht jedes Jahr. Damit eine Rote Teppichbeere nicht von unten her verkahlt, empfehlen wir, spätestens alle 2-3 Jahre zur Schere zu greifen.
Überwintern
Klirrender Frost kann den robusten Wintergrünstrauch nicht aus dem floralen Konzept bringen. Der Strauch ist vollkommen winterhart, sodass keine Vorkehrungen für die kalte Jahreszeit zu treffen sind. Das gilt für gut etablierte Exemplare im Freiland. Im Pflanzjahr sowie im Topfkultur raten wir zu folgenden Maßnahmen:
- Im ersten Winter die Wurzelscheibe bedecken mit Herbstlaub oder Nadelreisig
- Pflanzgefäße einpacken mit Jute, Vlies oder Noppenfolie
- Einen Holzblock oder eine Styroporplatte unterschieben
Erleidet eine Rote Teppichbeere winterlichen Schaden, resultiert dieser zumeist aus Trockenstress. Bei Kahlfrost mit strahlendem Sonnenschein und tiefen Minustemperaturen gelangen die Wurzeln weder im Boden noch von oben her an Feuchtigkeit. Damit das Gehölz nicht vertrocknet, gießen Sie bei diesen Witterungsbedingungen bitte an milden Tagen.
Vermehren
Damit eine Scheinbeere an weiteren Standorten ihre Stärken ausspielen kann, ziehen Sie sich ganz einfach weitere Exemplare heran. Gleich 3 unkompliziert zu handhabende Methoden stehen zur Auswahl:
Stecklinge
Im Frühsommer schneiden Sie halb verholzte, nicht blühende Kopfstecklinge mit einer Länge von 5-8 cm. Die Blättchen in der unteren Hälfte werden entfernt, damit daraus in der Erde keine Fäulnis entsteht. Daraufhin setzen Sie die Triebe in kleine Töpfchen mit magerem Substrat, wie Torf-Sand, Einheitserde oder Pikiersubstrat. Am halbschattigen, warmen Standort halten Sie die Erde konstant leicht feucht mit kalkfreiem Wasser. Nach einiger Zeit sprießen frische Blätter, als Signal für eine erfolgreiche Bewurzelung. Um diesen Prozess zu forcieren, stülpen Sie eine transparente Haube über jeden Anzuchttopf, die täglich gelüftet wird. Bis zum Herbst halten Sie kräftige, junge Teppichbeeren in Händen, die ausgepflanzt werden können.
Ausläufer
Ihre Begabung zum idealen Bodendecker verdankt die Scheinbeere den kriechenden Ausläufern. Diese eignen sich zugleich für die Nachzucht. Trennen Sie einen gesunden Trieb des Vorjahres ab, um ihn in mehrere Teilstücke mit jeweils 2-3 Knospen zu zerschneiden. Diese Segmente legen Sie waagerecht in Pflanzgefäße auf mageres Substrat. Drücken Sie die Ableger nur leicht an, damit sie bewurzeln können. Idealerweise gießen Sie von unten, indem Sie den Topf kurz in weiches Wasser stellen. Hat ein Ausläufer das Anzuchtgefäß vollständig durchwurzelt, kann die Jungpflanze ins Beet oder den Kübel eingesetzt werden.
Teilung
Der staudenartige Habitus einer Roten Teppichbeere ermöglicht die unproblematische Vermehrung durch Teilung. Im Frühjahr oder Herbst graben Sie den Wurzelballen einer vitalen Mutterpflanze aus. Legen Sie den Wurzelballen auf eine feste Unterlage. Mit dem Messer oder dem Spaten zerteilen Sie die Pflanze in mehrere Stücke mit mindestens 2 Augen. Unter Bewahrung der bisherigen Pflanztiefe, nehmen die Ballenstücke ihren neuen Platz im Garten oder dem Kübel ein. Wichtig zu beachten ist, dass eine ausreichende Versorgung mit weichem Gießwasser die Verwurzelung unterstützt.
Giftig oder nicht?
Wie die deutsche Artbezeichnung es bereits andeutet, handelt es sich bei den herbstlichen Früchten nicht um echte Beeren. Vielmehr umhüllen verdickte Kelchblätter eine Kapselfrucht, an deren Innenwände die Samen sitzen. In diesen Samenständen konzentrieren sich verschiedene giftige Inhaltsstoffe. Die scheinbaren Beeren sind nicht nur ungenießbar. Nach einem Verzehr lösen die Früchte Vergiftungserscheinungen aus, wie Übelkeit, Erbrechen und Herzrasen. In den Trieben und Blättern befinden sich diese Toxine in weniger konzentrierter Form.
Da es sich dabei unter anderem um eine Substanz handelt, die ähnlich wie Acetylsalicylsäure wirkt, wird sie in der Volksmedizin verwendet. So nutzten die Indianer die Blätter einer Gaultheria procumbens, um mit dem daraus gewonnenen Öl Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Fiebererkrankungen zu lindern. Bis heute wird Wintergreen Oil in Amerika eingesetzt, um Lebensmittel, Kaugummis oder Zahncreme zu aromatisieren. Diese Form der Nutzung gehört freilich in qualifizierte Hände. In einem Milliliter Scheinbeeren-Öl ruht die Kraft von satten 1,8 Gramm Acetylsalicylsäure.
Die Gefahr einer Überdosierung ist bei der Zubereitung somit permanent präsent. In der Vergangenheit ist es aufgrund dessen wiederholt zu Todesfällen gekommen. Wer sich darauf beschränkt, die optischen Attribute einer Roten Teppichbeere zu genießen und von den Qualitäten als blühender Bodendecker zu profitieren, geht allen gesundheitlichen Risiken aus dem Weg.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich die Scheinbeere als Zimmerpflanze verwenden?
Mit ihrer Farbkombination aus tiefgrünen Blättern und roten Beeren ist die Scheinbeere wie geschaffen zur weihnachtlichen Dekoration auf der Fensterbank. Wenngleich der immergrüne Zwergstrauch sich unter freien Himmel besser aufgehoben fühlt, hat er zumindest für einige Wochen während der Adventszeit nichts gegen einen Aufenthalt im Zimmer. Bitte platzieren Sie die Pflanze am halbschattigen Standort nicht in unmittelbarer Nähe zu einer Heizquelle.
In welchem Pflanzabstand kommt die Rote Teppichbeere am besten zur Geltung?
Damit die Scheinbeere einen dichten, bodendeckenden Teppich aus Blättern webt, empfehlen wir einen Pflanzabstand von 25-30 cm im Beet oder auf Grabstätten. Arrangieren Sie auf größeren Arealen 8-10 Exemplare je Quadratmeter. Setzt sich die Teppichbeere im Balkonkasten in Szene, sollte der Wert für das Freiland um 5-6 cm reduziert werden.