Pflanzenlexikon

Roter (rotblättriger) Holunder – Pflege und Schneiden

Roter Holunder - Sambucus racemosa

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Im naturnahen Garten als Lieferant aromatischer Beeren beliebt, hat roter Holunder zugleich das Zeug zum dekorativen Blickfang. Diese Züchtung der Extraklasse bietet für den Zier- und Nutzgarten ein Fest für die Sinne. Das tief geschlitzte, dunkelrote Laub schimmert sanft im Sonnenschein, im Mai ergänzt durch zierliche weiße oder rosafarbene Blüten, die einen Duft nach Zitronen verströmen. Im August und September biegen sich die rotlaubigen Zweige dann unter der fruchtigen Last tiefschwarzer Beeren. Wie die Pflege in geregelten Bahnen verläuft und das Gehölz richtig zu schneiden ist, lesen Sie hier.

Aus der Gartenrat Mediathek

Steckbrief

  • Pflanzengattung Holunder (Sambucus)
  • Züchtung der Art Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
  • Winterhart und laubabwerfend
  • Wuchshöhe: 200 bis 350 cm
  • Wuchsbreite: 150 bis 300 cm
  • Dunkelrote, geschlitzte Blätter
  • Weiße oder rosafarbene Blüte im Mai und Juni
  • Genießbare Beeren ab August
  • In allen Teilen giftig
  • Trivialnamen: Fliederbeere, Holder

Ungeachtet des Giftgehaltes in Beeren, Blättern, Blüten und Zweigen, gilt Sambucus nigra seit Generationen als Heil- und Nutzpflanze. Durch Erhitzen wird den Früchten das giftige Sambunigrin ab einer Siedetemperatur von mehr als 76 Grad entzogen.

Pflege

Es sind vorrangig drei Sorten, die als rotblättriger Holunder für Furore sorgen. Halten Sie Ausschau nach ‘Black Lace’ und ‘Red Holy’, wenn Sie ein majestätisches Ziergehölz mit ausladendem Habitus bevorzugen. Mit schlanker Silhouette kommt ‘Black Tower’ daher, ideal geeignet für den kleinen Garten und großen Kübel. In ihren Anforderungen an die Pflege bewegen sich die Hybriden auf gleichem Niveau.

Standort und Boden

Das spektakuläre Blüten- und Obstgehölz mit dem auffälligen Blätterkleid gedeiht an diesem Standort prächtig:

  • HolunderblüteSonnige bis halbschattige Lage
  • Humoser, nahrhafter Boden
  • – Gerne frisch-feucht, lehmig und durchlässig
  • Im Pflanzgefäß strukturstabile Kübelpflanzenerde auf Kompostbasis

Wanderer treffen in freier Natur große Holunderbüsche häufig auf Lichtungen an oder entlang des Waldrandes. Eine dergestalt geschützte Lage bevorzugt ein rotlaubiger Holunder ebenfalls. Je mehr das Erdreich einem humos-lockeren Waldboden ebenbürtig ist, desto heimischer fühlt sich das Gehölz im Garten.

Gießen und Düngen

Ein ausgewogener Wasser- und Nährstoffhaushalt zählt zu den Schlüsselfaktoren einer fachgerechten Pflege. Das imposante Gehölz verlangt in dieser Hinsicht nach einer großzügig bemessenen Versorgung. So machen Sie es richtig:

  • Die Erde konstant feucht halten mit zwischenzeitlicher Abtrocknung
  • Im Kübel täglich per Daumenprobe den Gießbedarf ermitteln
  • Den Strauch nicht Überkopf beregnen
  • Von März bis September alle 2 Wochen düngen mit Kompost, Guano, Hornspänen
  • Holunder im Pflanzgefäß flüssig düngen mit Pflanzenjauchen oder mineralisch-organischem Präparat

Da die Pflanze einen vergleichsweise hohen Nährstoffbedarf aufweist, bietet sich regelmäßiges Mulchen mit Kompost und Brennnesselblättern als vorteilhafte Lösung an. Auf diese Weise wird der Flachwurzler permanent mit Nahrung versorgt, während zugleich das Erdreich länger feucht bleibt. Die Mulchschicht sollte indes nicht höher als 5 Zentimeter sein, damit keine Mäuse angelockt werden, die sich an den fleischigen Wurzeln vergreifen.

Tipp: Wer als Hobbygärtner mit seiner Zeit geizen muss, verwendet einen biologischen Langzeitdünger. Auf diese Weise beschränkt sich die Nährstoffversorgung auf eine Gabe im März/April und eine weitere nach der Blüte.

Schneiden

Zu den tragenden Säulen in der Pflege von rotblättrigem Holunder zählt der alljährliche Rückschnitt. Auf diese Weise bewahrt das Gehölz seine imposante Statur, bleibt vital, blühfreudig und trägt eine reiche Beerenernte. Für den erfolgreichen Verlauf ist die Wahl des Zeitpunktes von höchster Relevanz. Da der mächtige Strauch an seinen Vorjahrestrieben blüht und fruchtet, erstreckt sich das Zeitfenster für den Schnitt von November bis März an einem frostfreien Tag mit bedeckter Witterung. Die gekonnte Schnittführung ist selbst für die ungeübte Hand problemlos zu bewältigen.

  • GartenschereZweige des Vorjahres maximal um ein Drittel einkürzen
  • Abgetragene Triebe an der Basis kappen
  • Totholz und verkümmerte Äste auslichten
  • Einen Schnitt knapp oberhalb einer nach außen gerichteten Knospe ansetzen

Ein Holunderzweig trägt nur ein Mal Blüten und Früchte, sodass er nach der herbstlichen Ernte herausgeschnitten wird. Um einen abgetragenen von einem jungen Trieb zu unterscheiden, achten Sie auf den Wuchs. Ein gebogener Zweig trug bereits die schwere Beerenlast und kann weichen, während ein straff aufrechter Ast in der nächsten Saison blühen und fruchten wird. Bitte berücksichtigen Sie bei den Schnittarbeiten die Toxizität von Holunder. Das Tragen von Handschuhen und Augenschutz ist unbedingt zu empfehlen.

Tipp: Schneiden Sie Roten Holunder frühestens ab seinem zweiten Jahr im Beet. Bis dahin sollte sich der Blütenstrauch ohne Einschränkungen entwickeln. Im Anschluss an die erste Blüte und Beerentracht macht der Rückschnitt Sinn.

Umpflanzen

Damit der Standortwechsel erfolgreich verläuft, spielen die Wahl des Zeitpunktes, umsichtige Vorbereitungen und das Umpflanzen selbst eine wichtige Rolle. Rotblättriger Holunder sollte sich in der Saftruhe befinden, um den Stress für das Gehölz auf möglichst niedrigem Niveau zu halten. Sie liegen genau richtig, wenn Sie sich für einen frostfreien Tag im zeitigen Frühjahr entscheiden im Anschluss an den Rückschnitt. Dieser Ablauf hat für das Umpflanzen von Holunder bewährt:

  • Einen Monat zuvor die Wurzeln mit dem Spaten rundherum abstechen entlang der Traufe
  • Über 60 Minuten den Wurzelballen durchdringend wässern
  • Anschließend den abgestochenen Bereich mit der Grabegabel lockern

Bis zum Termin des Umsetzens den Strauch wiederholt wässern, ohne Staunässe zu verursachen. Auf diese Weise wird an den gekappten Wurzelenden das Wachstum neuer Feinwurzeln animiert. Am Tag selbst legen Sie am neuen Standort eine Grube an, die im Volumen doppelt so groß ist, wie der Wurzelballen. Fügen Sie dem Aushub zu 50 Prozent reifen Kompost, Guano und Hornspäne hinzu oder abgelagerten Stallmist. Daraufhin holen Sie den Holunder aus der Erde und transportieren ihn an seinen neuen Platz. Pflanzen Sie das Gehölz genauso tief ein, wie zuvor, gießen an und mulchen. Die am bisherigen Standort im Boden verbliebenen Wurzelstränge sollten ausgegraben werden, damit der wüchsige Strauch daraus nicht erneut austreibt.

Vermehren

Wer rotlaubigen Holunder in seiner ganzen Schönheit erleben durfte, wünscht sich weitere Exemplare. Für den ambitionierten Hobbygärtner ist es Ehrensache, die Nachzucht in Eigenregie durchzuführen. Wie gut, dass sich für das Ziergehölz gleich zwei Anfänger-taugliche Methoden anbieten.

Stecklinge
Holunder - SambucusSteht ein Holunderstrauch voll im Saft, ist dies die beste Zeit für die Stecklingsvermehrung. Schneiden Sie während des Hochsommers einen oder mehrere halb verholzte Triebe mit einer Länge von 10-15 Zentimetern. Den Schnitt setzen Sie dabei knapp unterhalb eines Blattknotens an. Einen Blattknoten erkennen Sie als kleine Verdickung unter der Rinde. Je kürzer der Abstand zwischen den Knoten, desto vitaler der Steckling. In diesen Schritten gehen Sie weiter vor:

  • Den Trieb in der unteren Hälfte entlauben
  • Die verbliebenen Blätter halbieren
  • Kleine Töpfe füllen mit Torf-Sand oder Anzuchterde
  • Darin jeweils einen Steckling zu zwei Drittel einsetzen

Idealerweise gießen Sie von unten, indem das Gefäß für einige Minuten in Wasser gestellt wird. Förderlich auf die Bewurzelung wirkt sich eine transparente Haube aus, mithilfe langer Streichhölzer auf Abstand gehalten. Aufgestellt am warmen, halbschattigen Platz, halten Sie das Substrat konstant feucht. Dünger erhält der Ableger nicht. Die Haube wird alle 1-2 Tage gelüftet, damit sich keine Fäulnis bildet. Treibt das erste frische Blatt aus, hat die Abdeckung ihre Pflicht erfüllt. Bis September/Oktober schreitet die Bewurzelung zügig voran, sodass der junge Holunder ausgepflanzt werden kann.

Tipp: Wiederholtes Entspitzen von Stecklingen fördert eine üppige Verzweigung und ein buschiges, kompaktes Wachstum von Holunder.

Absenker
Eine ebenso beliebte wie unkomplizierte Vermehrung erfolgt mit einem Absenker. Dabei handelt es sich um einen nicht vollständig verholzten Trieb aus dem Randbereich des Strauches, der zu Boden gezogen wird. Der Vorteil dieser Methode ist darin zu sehen, dass der Absenker während der Bewurzelung mit der Mutterpflanze verbunden bleibt, was den Pflegeaufwand auf ein Minimum reduziert und die Erfolgsaussichten auf ein Maximum erhöht. So gelingt der Plan:

  • Wo der Absenker den Boden berührt eine 10 cm tiefe Furche ziehen
  • Darin den mittleren Teil eingraben und mit einem Stein beschweren
  • Zuvor die Rinde mit einem scharfen Messer oder einer Rasierklinge anritzen
  • Die 10-15 cm lange Triebspitze an einem Holzstab mit Bastband fixieren
  • Die Beetstelle vorsichtig angießen

In der Folgezeit versorgt der Holunderstrauch seinen Ableger weiterhin mit Nährstoffen, sodass lediglich bei Trockenheit gegossen wird. Vor dem ersten Frost bedecken Sie den abgesenkten Zweig mit Laub und Stroh, damit er gut durch den Winter kommt. Bis zum nächsten Frühjahr hat sich aus dem Wundgewebe ein eigenes Wurzelsystem entwickelt. Gedeiht an der Triebspitze ein erstes Blatt, trennen Sie den Nachwuchs vom Mutterstrauch ab und setzen diese gleich ins Beet oder in einen Kübel.

Tipp: Die Absenker-Methode verläuft besonders reibungslos, wenn Sie neben dem Holunderstrauch einen Blumentopf in der Erde versenken. Dieser wird gefüllt mit einem Blumenerde-Sand-Gemisch, um darin den Absenker zu fixieren. Dieser Kniff ermöglicht eine schonende Behandlung des jungen Wurzelsystems, wenn die Trennung von der Mutterpflanze erfolgt.

Pflanzen

Roter Holunder - Sambucus racemosaFür eigenhändig gezüchtete oder fertig gekaufte rotblättrige Holundersträucher ist zwei Mal im Jahr Pflanzzeit. Wahlweise setzen Sie Jungpflanzen im März/April oder September/Oktober in die Erde. Vermeiden Sie bei der Standortwahl die räumliche Nähe zu Hauswänden und gepflasterten Flächen. Der Abstand zum Nachbargrundstück sollte mindestens 2 Meter betragen.

  • Den noch eingetopften Wurzelballen in Wasser tränken, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen
  • Unterdessen am gewählten Standort eine Grube anlegen von der doppelten Größe des Wurzelballens
  • Die ausgehobene Erde mit Pferdedung, Kompost, Guano oder Hornspänen optimieren
  • Die Sohle auslegen mit Brennnesselblättern
  • Idealerweise die Ränder der Pflanzgrube mit einer Wurzelsperre auskleiden

Pflanzen Sie den Strauch so tief ein wie zuvor, gießen an und mulchen mit Kompost oder Rindenmulch. Als Pflanzabstand gilt ein Wert von 150-200 cm als angemessen für große Sorten, wie ‘Black Lace’. Für rotblättrigen Säulenholunder genügt eine Distanz von 100 cm als Heckenpflanze und 150 cm als Solitär. Die Pflanzung im Kübel verläuft ähnlich, wobei zusätzlich über dem Wasserablauf eine Drainage ausgebreitet wird. Anorganisches Material, wie Tonscherben oder Kies verhindert zuverlässig die Bildung von Staunässe. Umsichtige Hobbygärtner fügen noch ein wasser- und luftdurchlässiges Vlies zwischen Drainage und Substrat, damit Erdkrümel sich nicht festsetzen.

Krankheiten

Da rotblättriger Holunder in direkter Linie von der Wildart abstammt, verfügt der Strauch über eine robuste Konstitution. Vollkommen gefeit gegen Krankheiten ist das Gehölz dennoch nicht.

Doldenwelke
Bei permanent feuchter Witterung schlägt die Stunde von zwei Pilzarten, die sich spezialisiert haben auf Holunder. Fusarium sambucinum und Phoma sambuci-nigrae bilden zunächst rötlich-gelbe Blattflecken, während zeitgleich die Dolden welken. Im weiteren Verlauf kommt es zur Notreife an den Beeren. Schneiden Sie bei den ersten Anzeichen die infizierten Pflanzenteile heraus und entsorgen diese im Hausmüll. Wirksame Bekämpfungsmittel konnten bislang nicht entwickelt werden, da die Wissenschaftler den Erregern erst kürzlich auf die Spur kamen.

Verrieselung
Kommt der Sommer mit nass-kaltem Wetter daher, droht eine Verrieselung am rotblättrigen Holunder. Dabei fallen die Schirmblüten vorzeitig ab, was die Befruchtung auf ein Minimum reduziert. Dieser Krankheit zum Opfer fallen überwiegend Pflanzen, die an Nährstoffmangel leiden. Diese Vorbeugung schiebt Verrieselung einen Riegel vor:

  • Rotblättrigen Holunder ausgewogen düngen nach dieser Anleitung
  • Bei Beginn der Blütezeit zusätzlich mit Brennnesseljauche düngen
  • Windexponierten Standort meiden oder unter einem Regenschutz pflanzen

Grauschimmel
Sollte rotblättriger Holunder von einer Verrieselung verschont bleiben, ist dies noch kein Grund zur Entwarnung. Stattdessen lauert bei feucht-warmer Witterung ein häufig auftretender Schwächeparasit. Botrytis cinerea befällt das Gehölz während der Blütezeit, wobei die Pflanze allmählich überzogen wird mit einem grauen Pilzbelag. Zusätzlich bilden sich auf den Blättern und Früchten rot-braune Flecken. So bekämpfen Sie die Krankheit und beugen effektiv vor:

  • Rotblättrigen Holunder im luftigen Abstand pflanzen
  • Ab dem zweiten Standjahr regelmäßig zurückschneiden
  • Gefährdete Pflanzen ab dem Frühjahr stärken mit Lebermoosextrakt
  • Infizierte Zweige unverzüglich abschneiden
  • Behandeln mit Bayer Garten Obst Pilzfrei Teldor oder vergleichbarem Präparat

Die Angriffsfläche von Pilzsporen aller Art wird reduziert, wenn Sie streng darauf achten, den Holunder niemals über Blätter und Blüten zu beregnen.

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Tipps für Schnellleser

- Sonniger bis halbschattiger Standort
- Nährstoffreiche, humose Erde
- Frisch-feucht, lehmig-sandig und durchlässig
- Regelmäßig gießen
- Von März bis September alle 14 Tage organisch düngen
- Schneiden zwischen November und März
- Erster Rückschnitt erfolgt im zweiten Standjahr
- Gebogenen, abgetragene Zweige abschneiden
- Vorjahrestriebe nicht oder maximal um ein Drittel einkürzen
- Umpflanzen während der Saftruhe im zeitigen Frühjahr
- Vermehrung mit Stecklingen oder Absenkern
- Pflanzzeiten sind März/April und September/Oktober