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Wenn von Hortensien im Garten die Rede ist, geht es meist um großblütige Gartenhortensien, die aus den Varianten einer einzigen der etwa 75 Hortensien-Arten in großer Zahl gezüchtet werden. Rund 74 Arten von Hortensien bleiben damit außen vor, darunter einige Hortensien-Arten, die in deutschen Gärten gerne und problemlos wachsen und sehr viel mehr können, also nur (unfruchtbare) Blütenbüschel in die Luft zu recken. Zu diesen Arten gehört die Rispenhortensie, die eine farblich und vom Erscheinungsbild großartige Blüte hinlegt und Sie trotzdem in Pflege und Schneiden alles andere als überfordern wird.
Steckbrief
- Obwohl es in der Gattung der Hortensien über 70 Arten gibt, sieht man in Gartencentern fast nur Zuchtsorten der Gartenhortensie
- Dabei haben die Hydrangea so viel mehr zu bieten, darunter Hortensien, die viel besser für unsere Gärten geeignet sind
- Dazu gehören die Rispen-Hortensien, die mit wissenschaftlichem Namen Hydrangea paniculata heißen
- Sie sind im Gegensatz zu vielen Gartenhortensien auch in rauen Gegenden unproblematisch frosthart
- Außerdem brauchen sie fast keine Pflege, kommen am passenden Standort sogar fast ohne Beschnitt aus
- Deshalb haben Hortensien-Freunde und Fachhändler großes Interesse an den Rispenhortensien
- Sie werden in vielen spannenden Sorten gezüchtet, mit denen die Beschäftigung unbedingt lohnt
Standort und Boden
Die Rispen-Hortensie können Sie je nach Sorte und Beschnitt als hüfthohen, blühenden Strauch oder als mehrere Meter hohen (mehrstämmigen) Baum kultivieren. Dementsprechend muss natürlich der Standort ausgewählt werden, der blühende Kleinstrauch findet in jedem Vorgarten Platz, der prächtige von Blüten übersäte Baum braucht schon ein paar Meter freien Platz um sich herum.
Während die meisten anderen Hortensien als ursprüngliche Waldbewohner noch im tiefsten Schatten (na ja, fast) gedeihen, haben sich die Rispenhortensien in der gemäßigten Zone Asiens in Wäldern, aber auch an Auen und Flussufern verbreitet, sie brauchen deshalb mindestens sehr lichten Schatten und wachsen auch ziemlich gerne an sonnigen Standorten. Sehr recht wäre einer Rispenhortensie dann allerdings eine Beschattung vor zu aggressiver Mittagssonne…
Die Rispenhortensien wachsen auf Böden mit fast jedem normalen pH-Wert, von ziemlich sauer bis neutral, nur deutlich kalkhaltigen Boden mögen sie nicht so sehr. Ansonsten sollte der Boden fruchtbar sein und gut die Feuchtigkeit halten, ältere Rispenhortensien vertragen zwar kurze Zeit Trockenheit, fühlen sich aber auch wohler in einem dauerhaft leicht feuchten Boden.
Pflanzen
Wie bei Gehölzen üblich:
- Am besten im Frühjahr pflanzen, damit sich die Rispenhortensie bis zum Winter gut einwurzeln kann
- Bei jungen Rispenhortensien aber bis Mitte/Ende Mai warten, wenn keine Nachtfröste mehr drohen
- Wurzelballen vor dem Einpflanzen gut mit Wasser durchtränken
- Pflanzloch in etwa doppelter Größe des Wurzelballens graben
- Ev. etwas Kompost zugeben, Rispenhortensie ins Pflanzloch setzen und gut angießen
- In den ersten Wochen nach dem Einpflanzen sehr regelmäßig und gut gießen
- Mehrere Rispenhortensien brauchen einen Mindestabstand von ca. 1 m, Solitär-Pflanzen natürlich mehr
Gießen und Düngen
Bei Hortensien ist immer reichlich Gießen angesagt, “Hydrangea” bedeutet übersetzt so viel wie “Wasserbehälter”. Vor allem kurz nach dem Einpflanzen sollte eine Rispenhortensie nie Durst leiden müssen, wenn es sehr heiß ist, auch nicht. Eine Schicht Kompost oder anderes organisches Material rund um die Wurzeln vermindert den Wasserbedarf und schützt vor Austrocknung.
Die Rispenhortensie nimmt gerne weiches Regenwasser an, Ihr Leitungswasser müsste aber schon ungewöhnlich hart sein, damit es die kalkempfindliche Pflanze nach kurzer Zeit stört – im Kübel kann das eher geschehen, wird aber meist mit dem nächsten Umtopfen rechtzeitig korrigiert.
Nährstoffhaltiges organisches Material wie Kompost um die Wurzeln reicht einer Rispenhortensie in nährstoffhaltigem Boden meist als Dünger. Rispen-Hortensien in nährstoffarmen Böden können ab Beginn der Wachstumssaison einen Volldünger mit wenig Phosphor bekommen. Damit die neuen Triebe bis zum Frost gut ausreifen, wird ab etwa Ende August nicht mehr gedüngt.
Schneiden
Sie können eine Rispenhortensie durch Beschnitt kompakt und klein halten. Dann wird zu Beginn des Frühjahrs beschnitten, Sie schneiden einfach die Triebe des letzten Jahren kräftig zurück, bis auf ein paar Zentimeter vom Zuwachs (oder mehr, wenn der Platz es erfordert).
Sie müssen eine Rispenhortensie aber nicht unbedingt zurückschneiden. Wenn der Standort es zulässt, können Sie sie auch ganz frei wachsen lassen, bis auf etwas Schnittpflege. Die besteht dann darin, hin und wieder ein paar der ältesten Zweige zur Verjüngung wegzuschneiden, und natürlich alle fehlgebildeten, schwachen, quer wachsenden, kranken Äste.
Arten und Sorten – auch mit Wildform
Bis hierher haben Sie die “Pflicht” gelesen, damit Sie die Bedürfnisse der Rispenhortensie befriedigen können. Jetzt folgt die “Kür”, und im Rahmen dieser wird die Rispenhortensie Ihnen zeigen, dass sie ihrerseits viele Bedürfnisse gartenbegeisteter Menschen stillen kann: Zunächst ist die Rispenhortensie etwas für “echte Gärtner”: Gärtner, die Wert auf “echte”, fruchtbare Pflanzen legen und nicht auf sterile Schau-Gewächse mit durch Zucht vergrößerten Scheinblüten. Die Hydrangea paniculata ‘Kyushu’ ist z. B. eine echte Wildform aus Japan, die in der Natur entstanden ist. Sie ist also im Gegensatz zu den (meisten) Gartenhortensien und zu einigen Zuchtsorten der Hydrangea paniculata fruchtbar. Sie ist damit nicht nur für Menschen attraktiv, sondern auch für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten, und Sie können sie durch Samen vermehren. Außerdem ist diese ursprüngliche Hydrangea eine sehr robuste und sehr frostharte Sorte, die Sie gerne mit minimalem Beschnitt frei wachsen lassen können.
Zuchtsorten
Dann werden die Rispenhortensien natürlich auch gezüchtet, teilweise so begeistert gezüchtet, dass man schon von “Rispenhortensien sammeln” reden kann. Sie werden in zahlreichen Sorten mit leicht unterschiedlichen Eigenschaften und vor allem Farben gezogen, von denen eine große Auswahl vor einigen Jahren einer Ziergehölzsichtung auf europäischer Ebene (D, FR, NL, GB) unterzogen wurde. Hier eine Übersicht der Bewertung:
1. Als ausgezeichnete Sorte für deutsche Gärten wurden folgende Sorten befunden:
- ‘Burgundy Lace’, ein recht neuer Kultivar mit Blüten in hellem Pink, der sich vor allem in vergleichsweise warmen und feuchten Klimaten sehr gut entwickeln soll
- ‘Limelight’ wächst als mittelhoher, verzweigter Strauch, blüht am einjährigem Trieb, ist sehr frosthart und stadtklimafest, die 25 cm langen und ebenso breiten Blüten sind erst grünlich bis zitronengelb und dann matt weiß
- ‘Mega Pearl’
- ‘Pinky Winky’ entwickelt eine unheimliche Fülle von Blütenkerzen, die unten Rosa und oben Weiß sind, ungewöhnlich und zauberhaft
- ‘Silver Dollar’
2. Sehr gute Sorten für deutsche Gärten sind nach Arbeitskreis Gehölzsichtung:
- ‘Dharuma’, eine kompakte Zwergform der Rispenhortensie
- ‘Dolly’
- ‘Grandiflora’ oder ‘Pee Gee’, eine der ersten Zuchtsorten mit vergrößerten Blüten, sie produziert 15 bis 30 cm lange und recht breite Blütenstände mit cremeweißen, überwiegend sterilen Blüten, die mit fortschreitender Reife von einem Hauch Pink überzogen werden
- ‘Greenspire’
- ‘White Lady’
3. Zwischen sehr gut und gut wurden eingeordnet:
- ‘Big Ben’
- ‘Pee Wee’
- ‘Phantom’
- ‘Pink Diamond’, entwickelt breite, bis 30 cm lange Blütenstände mit sterilen weißen bis hellrosa Blüten
4. “Nur noch” Gut bekamen ‘Ammarin’, ‘Brussels Lace’, ‘Floribunda’, ‘Mid Late Summer’, ‘Mustila’, ‘Tender Rose’ und ‘Unique’.
5. Als eher entbehrlich bzw. als Sorte für Liebhaberbereiche oder Spezialzwecke wurden eingestuft ‘Bridal Veil’, ‘Everest’, ‘Harry’s Souvenir’, ‘National Arboretum’, ‘Pink Lady’, ‘Praecox’, ‘Skylight’, ‘Taiwan Form’, ‘Tardiva’, ‘White Lace’, ‘White Goliath’ und ‘White Moth’.
Hier wurden die Sorten mit aufgeführt, die den Arbeitskreis Gehölzsichtung in Bezug auf Standfestigkeit, reiche Blüte und dekorative Wirkung nicht überzeugen konnten. Damit haben Sie die Chance, diese auszusortieren – besonders die Standfestigkeit ist ein entscheidendes Merkmal; eine Hortensie, deren Blüten zu sehr überhängen und damit schnell am Boden liegen und bei Regen verschmutzen, sieht wirklich nicht schön aus. Aber der Arbeitskreis Gehölzsichtung wertet vor allem nach Bedürfnissen des Handels, und Wuchsform und Standfestigkeit lassen sich durch Rückschnitt beeinflussen, besonders für die Auswahl von Rispenhortensien für naturnahe Gärten kann die Wertung deshalb nicht unbedingt als verbindlich betrachtet werden: Eine in sehr lockeren Rispen mit einzelnen Scheinblüten blühende, zart Rosa überhauchte ‘Everest’ oder eine nur in Rispen mit Kleinstblüten, aber dafür überreichlich Blüten zeigende ‘Taiwan Form’ kann in einem Naturgarten überwältigend wirken.
Aber das waren längst noch nicht alle schönen Rispenhortensien, vor allem die heute zu Recht beliebten Sorten ‘Little Lime’ (aus ‘Limelight’ gezogene, unkomplizierte Zwerg-Rispenhortensie), die fast wie Flieder und überreichlich in Weiß bis Rosa blühende ‘Vanille Fraise’ und die wirklich überraschende Rottöne entwickelnde ‘Wims Red’ waren damals noch gar nicht am Start.
Häufig gestellte Fragen
Die Rispenhortensie ‘Kyushu’ soll ja fruchtbar sein – kann ich Sie selbst vermehren?
Selbst vermehren können Sie grundsätzlich erst einmal alle Hortensien, nämlich durch Stecklinge (oder Teilung, oder Einpflanzen von Ablegern). Fruchtbar bedeutet, dass die Rispenhortensie Samen bildet, die Sie natürlich selbst aufziehen können. Sie erhalten dann im Gegensatz zu den aus Stecklingen und Co. entstehenden Klonen eine neue Generation und könnten sogar züchten. Wenn Sie das noch nie gemacht haben, finden Sie genaue Anleitungen im Internet, im Fall der Samen jedoch leider nur auf Englisch, weil es in Deutschland irgendwie noch niemandem aufgefallen zu sein scheint, dass man Hortensien aussäen kann.
Obwohl alle so von Rispenhortensien schwärmen – meine Rispenhortensie wächst schlechter als die normalen Hortensien neben ihr, woran kann das liegen?
Natürlich grundsätzlich an vielen Dingen, aber wenn mit “normalen Hortensien” Gartenhortensien gemeint sind, die im Halbschatten wachsen, liegt es wahrscheinlich an fehlendem Licht. Rispenhortensien wachsen zwar auch noch im Halbschatten, aber sie brauchen schon eher lichten Halbschatten – und gedeihen sogar im Gegensatz zu den Gartenhortensien häufig an einem Sonnenstandort am besten, wenn der keine volle Mittagssonne abbekommt.