Bei Raupen mit einem Stachel handelt es sich um den Schwärmernachwuchs (Sphingidae). 12 in Deutschland heimische Arten sind mit einem deutlichen Stachel versehen. Unsere Übersicht hilft Ihnen, sie zu bestimmen.
Raupen mit Stachel: 12 Arten in der Übersicht
Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata)
- charakteristisch blau gefärbtes Horn am Hinterleib
- grau- bis gelbgrüne Färbung, weiß gepunktet, schräg verlaufende Seitenstreifen in gelb, Rücken etwas dunkler
- erreichen Größen von bis zu 80 mm
- von Juli bis Mitte September anzutreffen
- bevorzugter Lebensraum umfasst Wälder in der Nähe von Gewässern und Gärten
- fressen hauptsächlich an Weidenarten (Salix), seltener an Äpfeln (Malus), Birken (Betula) oder Pappeln (Populus)
- Verwechslung mit Pappelschwärmer möglich
Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis)
- dunkelroter Stachel, sehr lang, Art über diesen leicht zu bestimmen
- hellgelbe bis grüne Färbung, dunkelbraune Unterseite (letztes Stadium), helle Linien an den Seiten
- raue Haut mit Punktwarzen
- kleinste Art der Liste mit maximal 40 mm Länge
- anzutreffen von Juni bis September
- bewohnt Waldränder, sonnenreiche Lichtungen, lichte Wälder
- Nahrung umfasst in Deutschland Heckenkirschen-Arten (Lonicera)
- gilt als gefährdet
Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri)
- dunkler Stachel, leicht gebogen, manchmal gespalten
- grüne Grundfarbe, brauner Rücken, seltener komplett braun
- 3 Längslinien in creme oder weiß, teils unterbrochen, dunkle Querringe, ölig glänzend (vor Verpuppung)
- erreichen Längen von 75 bis 80 mm
- Raupen von Juli bis Ende September in Nadelwäldern anzutreffen
- ernähren sich von Kiefern (Pinus) und Fichten (Picea), besonders der Waldkiefer (Pinus sylvestris)
- manchmal mit Ligusterschwärmer verwechselbar
- eine der häufigsten Schwärmerarten in Europa
Labkrautschwärmer (Hyles gallii)
- Raupen mit Stachel, rot gefärbt, nach unten gebogen
- grüne, braune oder schwarze Grundfärbung, schwarze oder gelbe Augenflecken, gelb gefüllt, grüner oder roter Kopf, rote Beine
- erreichen Längen von 70 bis 80 mm
- von Anfang Juli bis September in sonnenreichen Heidelandschaften, nahe Waldrändern und im Voralpenraum anzutreffen
- bekannte Nahrungspflanzen sind Labkraut (Galium verum/Galium mollugo) und das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
- gilt als besonders geschützte Art
Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri)
- grün-schwarzer Stachel, leicht gebogen
- komplett grün gefärbt, 7 Seitenstreifen in weiß bis violett, gelblich gepunktet
- erinnert vom Aussehen an zusammengerollte Blätter
- 80 bis 100 mm Länge
- von Juli bis September anzutreffen
- bevorzugt Waldränder, Hausgärten und Stadtparks als Lebensraum
- hauptsächliche Futterpflanzen sind Liguster (Ligustrum), Eschen (Fraxinus) und Flieder (Syringa)
Lindenschwärmer (Mimas tiliae)
- Stachel blau bis violett gefärbt, gelbliche oder rötliche Unterseite
- Grundfarbe grün, gelb oder bläulich grau, ausgeprägt dreieckige Kopfkapsel, rote Seitenstreifen, zahlreiche Höcker erkennbar
- 45 bis 65 mm lang (stark abhängig vom Stadium)
- von April bis Mitte Juli unterwegs
- Lebensraum umfasst Laubwälder, hauptsächlich mit hohem Bestand an Ulmen (Ulmus), Erlen (Alnus) und Linden (Tilia)
- diese stellen gleichzeitig die Futterpflanzen dar, weitere Laubbäume- und Gehölze werden ebenfalls genutzt
Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor)
- Raupen mit Stachel, sehr kurz, dunkel mit weißer Spitze
- grüner, brauner bis braunschwarzer Körper, große helle Augenflecken am verdickten Kopf
- bis zu 80 mm lang
- gut an den großen Augenflecken zu bestimmen
- ahmt Schlangenbewegungen bei Gefahr nach
- bevölkern von Juni bis Mitte August Auwälder und Gewässerränder, seltener Gärten und Stadtparks
- Nahrung umfasst Weidenröschen, Fuchsien (Fuchsia) und Springkräuter (Impatiens)
Pappelschwärmer (Laothoe populi)
- grüngelb gefärbtes Horn, recht lang
- komplett grüner Körper, gelbliche Seitenstreifen, fein rötlich gepunktet
- erreicht Größen von 40 bis 50 mm
- von April bis Mai oder Juni bis Mitte September in der Nähe auf den Futterpflanzen Pappeln und Weiden anzutreffen
- meist in Wäldern, Gärten und Stadtparks
Skabiosenschwärmer (Hemaris tityus)
- violettes Horn, kurz, zwei dunkle Haare am Ende
- Körper und Horn rau, weißgrün gefärbt, Bauch violett, ebenso Seitenflecken
- 40 bis 50 mm lang
- von April bis Juli an Waldrändern und in Gärten mit Futterpflanzen zu finden
- diese sind die Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und der Teufelsabbiss (Succisa pratensis)
- gilt als stark gefährdet
Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)
- Raupen mit Stachel, spitz zulaufend, lang, grün mit gelbschwarzer Spitze
- grüne, rotbraune, rote oder graulila Grundfarbe, weiß gepunktet, Längslinien an beiden Körperseiten in weiß und gelb
- 45 bis 50 mm lang
- siedeln in Deutschland ausschließlich im Westen dauerhaft
- Grenzen sind Baden-Württemberg über Hessen und Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein
- in Ostdeutschland nur über den Sommer anzutreffen
- von April bis Ende Juni unterwegs
- bevölkern Wiesen, Gärten, Äcker, Waldränder
- Nahrung umfasst 12 Arten der Labkräuter
Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos)
- kurzes Horn, wulstförmig, mit kleinen Stacheln besetzt, gelb, leicht hängend
- grüner, gelber, türkiser oder brauner Körper (abhängig vom Stadium), helle V-Zeichnung auf den einzelnen Segmenten, stark gepunktet, weitere Seitenlinien möglich, jedes Segment beidseitig mit einem Punkt versehen, Kopf im Endstadium schwarz
- größte Art der Liste mit 50 bis 150 mm Länge
- Mitte Juni bis Ende September anzutreffen
- bevölkert in Deutschland ausschließlich Kartoffelfelder, Kartoffeln (Solanum tuberosum) primäre Nahrungspflanze in Mitteleuropa, weitere Nachtschattengewächse möglich
- selten anzutreffen
Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae)
- roter Stachel mit schwarzer Spitze, leicht gebogen
- rot gefärbt, weiß-schwarz gefleckt, größere Flecken in gelb, orange oder grün, Seitenlinien in grün, gelbgrün, orange, rot oder braun, Rückenlinie in orange oder rot
- 70 bis 80 mm lang
- bevölkern trockene Gebiete mit hohem Futterpflanzenaufkommen, z.B. Trockenrasen oder Kiesgruben, seltener Wegrändern
- ernährt sich ausschließlich von Arten der Wolfsmilch (Euphorbia), hauptsächlich Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
- gilt als stark gefährdet
Häufig gestellte Fragen
Wenn Sie stark behaarte Raupen mit einem Stachel finden, der rosa oder rötlich gefärbt ist, sollten Sie noch einmal näher hinschauen. Bei dieser Art handelt es sich nämlich um den Buchen-Streckfuß (Calliteara pudibunda), der ebenfalls unter dem Namen Rotschwanz bekannt ist. Bei dem Stachel handelt es sich eigentlich um Haare, die ein wenig an einen Pinsel erinnern.
Raupen sind an sich nicht mit Stacheln ausgestattet. Bei dem Stachel der Schwärmer-Arten handelt es sich um ein sogenanntes Analhorn. Dieses befindet sich bei allen genannten Arten der Liste auf dem achten Segment des Körpers und ist unterschiedlich lang. Es gibt noch weitere Arten, deren Analhorn nur noch als kleiner Höcker zu erkennen ist und keinem Stachel mehr ähnelt.
Nein, die Analhörner sind nicht giftig und dienen ausschließlich der Abschreckung von Fressfeinden. Sie sind häufig stark gefärbt, um eine falsche Toxizität vorzutäuschen oder als Ablenkung zu dienen, um Fressfeinden zu entkommen. Zudem sind sie durch die Färbung leichter zu bestimmen. Sie müssen sich also keine Sorgen um einen Stich machen. Keine Schwärmer-Raupe ist giftig und lässt sich ohne Gefahr in die Hand nehmen.
Während die an Stacheln erinnernden Analhörner keine Gefahr darstellen, sollten Sie Raupen meiden, die mit zahlreichen Haaren versehen sind. Der Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) zum Beispiel ist komplett mit Brennhaaren übersät, die die schmerzhafte Raupendermatitis auslösen. Raupen wie das Tagpfauenauge (Aglais io) dagegen sind mit zahlreichen Dornen übersät, die zur Abschreckung dienen sollen, aber nicht einzeln als Stachel vorkommen.