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Im Frühjahr und Sommer hält sich der Perückenstrauch in seiner optischen Wirkung noch dezent zurück mit grünem oder dunkelrotem Laub und einer eher unscheinbaren Blüte. Während der Cotinus coggygria den anderen Gartenpflanzen noch den Vortritt lässt, holt er bereits Anlauf für ein furioses Finale im Herbst.
Aus den Blüten entwickeln sich pomponartige Fruchtstände, die tatsächlich an Perücken erinnern, untermalt von einer beeindruckenden Herbstfärbung der Blätter. Wenngleich das Ziergehölz zu den tropischen Sumachgewächsen zählt, ist es vollkommen winterhart und besticht mit pflegeleichter Genügsamkeit.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Sumachgewächse (Anacardiaceae).
- Wissenschaftlicher Name Cotinus coggygria.
- Beheimatet in Südeuropa und Asien.
- Wuchshöhe 300 cm bis 500 cm.
- Ausladender, leicht sparriger Habitus.
- Unscheinbare Blüte im Juni und Juli.
- Sortenabhängige Blätterfarbe grün, goldgelb oder rot.
- Laubabwerfend und winterhart.
- Perückenartige Fruchtstände im September und Oktober.
- Trivialnamen Perückenstrauch, Venezianischer Sumach, Perückenbaum.
Im Gegensatz zu anderen Sumachgewächsen, wie der Mango oder der Pistazie, sind die winzig kleinen Steinfrüchte des Perückenstrauchs nicht genießbar. Diesen Umstand macht der Zierstrauch wett durch die langen, abstehenden Haare, mit denen die 4 mm großen Früchte im Herbst umgeben sind und das spektakuläre Erscheinungsbild ergeben. Die Amerikaner nennen den dekorativen Halbstrauch ‘smokebush’ oder ‘smoketree’, weil die Fruchtstände den Eindruck erwecken, als stiege Rauch auf aus den Zweigen.
Standort und Substrat
Die Auswahl der Sorte in eng verflochten mit den erforderlichen Standortbedingungen. Perückensträucher mit grünem bis goldgelbem Laub sind flexibel hinsichtlich der Lichtverhältnisse und gedeihen selbst in halbschattiger bis schattiger Lage. Hybriden mit schwarz-roten Blättern bedürfen hingegen ausschließlich eines vollsonnigen Standortes, um die intensive Laubfärbung und die gewünschten Fruchtstände zu entfalten.
- Warme, möglichst geschützte Lage.
- Trockene, durchlässige und kalkhaltige Pflanzerde.
- Mäßig nährstoffreicher und frischer Boden.
- Gedeiht auch im Steingarten mit einem pH-Wert über 7.
Gießen
In seiner südeuropäischen und asiatischen Heimat gedeiht der Perückenstrauch in freier Natur häufig in sonnigen, felsigen Regionen, wie dem Himalaja bis zu einer Höhe von 2400 Metern. Demgemäß siedelt der Hobbygärtner mit diesem Ziergehölz keine besonders durstige Pflanze in seinem Garten an. Da es sich andererseits um einen Flachwurzler handelt, sollte insbesondere während der Sommermonate der Wasserhaushalt im Auge behalten werden.
- Pflanzerde gleichmäßig feucht halten.
- Zwischen den Wassergaben den Boden gut antrocknen lassen.
- Hitze und Trockenheit wird besser vertragen, als Staunässe.
- Perückenstrauch im Kübel wird regelmäßig gewässert.
- Stets direkt an die Wurzeln gießen.
Der Perückenbaum wird folglich nicht nach einem festgelegten Zeitplan gegossen, sondern nur dann, wenn er einen Wasserbedarf signalisiert, beispielsweise in Form schlaff herabhängender Blätter. In diesem Fall leidet das Ziergehölz allerdings bereits unter Trockenstress. Daher ist es ratsam, rechtzeitig mithilfe der Daumenprobe festzustellen, ob der Wasserschlauch oder die Gießkanne zum Einsatz kommen.
Düngen
Trotz seiner Genügsamkeit, unterstützt der erfahrene Hobbygärtner seinem Perückenstrauch ab und zu mit einer Extradosis an Nährstoffen. Ein guter Humusgehalt in der Pflanzerde verhilft dem Sumachgewächs zu gesundem Wachstum und prächtigen Fruchtständen in Perückenform. Das Bodenleben wird angeregt und die Erwärmung gefördert, wenn eine ausreichende Menge organischen Materials zur Verfügung steht.
- Jährlich pro m² ca. 20 bis 30 Liter Kompost in den Boden einarbeiten.
- Alternativ zu Beginn der Blütezeit Düngekegel ca. 10 cm tief in die Erde stecken.
- Mulchen hält den Boden warm, feucht und unterstützt die Nährstoffversorgung.
- Geeignetes Mulchmaterial sind Rindenmulch, Pinienholzdekor oder Grasschnitt.
- Im Kübel bietet sich die Verwendung von Flüssigdünger an im 14-Tage-Rhythmus.
Schneiden
Die Schnittverträglichkeit ist ein weiterer Pluspunkt, mit dem der Perückenbaum die Herzen der Hobbygärtner erobert. Dabei ist von Natur aus eigentlich kein Rückschnitt erforderlich. Trotzdem empfehlen Experten, das Ziergehölz im Herbst auszulichten und in Form zu bringen.
- Schneidwerkzeug schärfen und desinfizieren.
- Die Witterung ist frostfrei, ohne pralle Sonne.
- Alle vertrockneten Äste an der Basis abschneiden.
- Nach innen wachsende Zweige entfernen.
- Von überkreuz gerichteten Trieben einen kappen.
- Grundsätzlich 3-5 mm schräg über einem Auge schneiden.
Erfahrene Hobbygärtner, die ihren Venezianischen Sumach zu einer üppigeren Verzweigung und größeren Blättern animieren möchten, nehmen im zeitigen Frühjahr einen beherzten Radikalschnitt vor. Dabei wird der Strauch bis Handbreit über dem Boden abgeschnitten. Einen Wermutstropfen hat die Aktion jedoch: In der diesjährigen Saison werden Blüten und Perücken sich nicht blicken lassen.
Überwintern
Der Cotinus coggygria zählt zu den bedingt winterharten Ziersträuchern. Demzufolge bedürfen junge Pflanzen in den ersten Jahren eines leichten Winterschutzes. Vor dem ersten Frost wird der Wurzelbereich mit Laub, Stroh oder Reisig abgedeckt. Darüber hinaus erhält der Strauch eine Haube aus Vlies oder Jute. Adulte Perückensträucher sind in der Regel ab dem 3. Standjahr winterhart bis -20° Celsius.
Eine Ausnahme bilden die Büsche im Kübel. Weil bei dieser Form der Kultivierung in der kalten Jahreszeit die Gefahr besteht, dass der Wurzelballen vollständig durchfriert, wird das Pflanzgefäß alljährlich mit einer Luftpolsterfolie umwickelt. Zusätzlich breitet der umsichtige Hobbygärtner eine Lage aus Tannenwedeln über dem Substrat aus. Wichtig zu beachten ist, dass der Winterschutz umgehend entfernt wird, wenn sich die Temperaturen dauerhaft über dem Gefrierpunkt bewegen, um der Bildung von Schimmel vorzubeugen.
Vermehren
Für die Vermehrung hat der Gartenfreund die Wahl unter diversen Methoden, die einen unterschiedlichen Arbeitsaufwand mit sich bringen und daneben hinsichtlich der Erfolgsaussichten differieren.
Absenker
- Den Boden um den Perückenstrauch auflockern.
- Einen gesunden, niedrigwachsenden Trieb auswählen.
- Idealerweise ist der Absenker weich und geschmeidig.
- Bis auf die Triebspitze mit 3-5 Blättern entlauben.
- Eine 10 cm tiefe Furche ausheben und den Trieb hineinlegen.
Der Halbstrauch bildet schneller Wurzeln, wenn die Rinde an der Unterseite mit einer Rasierklinge leicht angeritzt wird. Aus dem daraus entstehenden Wundgewebe wachsen die Wurzeln rascher als aus einem unverletzten Absenker. Damit der Trieb nicht gleich wieder nach oben schnellt, wird er mit Steinen, Krampen oder Zeltheringen fixiert. Aus der mit lockerer, humoser Erde oder einem Kompost-Sand-Gemisch angefüllten Furche ragt die Triebspitze senkrecht heraus. Unter Umständen ist es erforderlich, sie an einem kleinen Holzstab zu befestigen.
Während der Absenker in den folgenden 2 bis 3 Monaten Wurzeln bildet, versorgt ihn die Mutterpflanze mit Wasser und Nährstoffen. Die Pflegearbeiten beschränken sich darauf, den Boden konstant leicht feucht zu halten und Unkraut zu jäten. Hat sich ein eigenes Wurzelsystem am Trieb gebildet, wird er von der Mutterpflanze getrennt und am neuen Standort eingepflanzt.
Aussaat
- Die Samen ernten zwischen Ende August und Anfang September.
- Gründlich reinigen und für 12 Stunden in warmem Wasser vorquellen lassen.
- Anschließend auf feuchtem Torf-Sand-Gemisch ausstreuen.
- Die Dunkelkeimer werden ca. 0,5 cm mit der Anzuchterde bedeckt.
- Am hellen, warmen Platz setzt die Keimung nach 30 bis 60 Tagen ein.
- In Einzeltöpfe pikieren, wenn sich das zweite Paar Blätter zeigt.
Steht im Haus kein ausreichender Platz für die Aussaat während des Winters zur Verfügung, werden die Samen ab März im Kalten Kasten ausgesät. Eine Direktaussaat ist frühestens ab einer konstanten Außentemperatur um die 20° Celsius sinnvoll.
Steckholz
- Während der Vegetationsruhe einen oder mehrere verholzte Zweige abschneiden.
- Das ideale Steckholz ist gesund, kräftig und 15 cm bis 20 cm lang.
- Die Triebspitze wird im Gegensatz zum Steckling nicht genutzt, sondern gekappt.
- Die obere Schnittstelle ist gerade, die untere angeschrägt.
- Steckholz so tief in Anzuchterde stecken, dass zwei Blattknoten bedeckt sind.
- Während des Winters entwickelt sich ein eigenes Wurzelsystem.
Ein Steckholz kann während der Bewurzelung kühl, jedoch frostfrei, aufbewahrt werden, denn es befinden sich keine Blätter daran, die versorgt werden müssen. Ausgepflanzt werden die jungen Perückensträucher ab Mitte Mai, wenn die Gefahr von Bodenfrösten vorüber ist.
Krankheiten und Schädlinge
Wenn die Blätter schlaff herabhängen und ganze Zweige absterben, denkt der Hobbygärtner zunächst an Trockenstress. Bessert sich das Schadbild nach einem ausgiebigen Wässern nicht, handelt es sich in der Regel um einen Befall durch die Verticillium-Welke. Ausgelöst wird diese Krankheit durch die beiden Pilzarten Verticillium dahliae und Verticillium albo-atrum. Ausgehend von den Wurzeln, verstopfen sie die Wasserleitungsbahnen im Perückenstrauch, was auf Dauer zum Absterben des Halbstrauches führt.
Vorbeugende Maßnahmen
- Den Cotinus coggygria beim Kauf auf Symptome von Welke untersuchen.
- Nicht am nassen Standort mit Gefahr von Staunässe pflanzen.
- Von Beginn an jegliche Verletzung der Wurzeln vermeiden.
- Keinen stickstoffbetonten Dünger verabreichen.
- Das Ziergehölz regelmäßig auslichten und zurückschneiden.
- Keine Aststummel (Kleiderhaken) am Strauch zurück lassen.
Ist es zu einem Befall gekommen, erkennt der geübte Hobbygärtner dies an den bräunlichen Verfärbungen unter der Rinde. Die infizierten Pflanzenteile werden umgehend abgeschnitten und im Hausmüll entsorgt. Darüber hinaus müssen alle abgefallenen Blätter aufgesammelt und beseitigt werden. Sollte sich die Krankheit noch in einem frühen Stadium befinden, könnte sich der Perückenstrauch wieder erholen. Andernfalls wird der Gartenfreund gezwungen sein, das Ziergehölz weiträumig auszugraben, um eine Ausbreitung im Garten zu verhindern. Wirksame chemische Präparate stehen bislang nicht zur Verfügung.
Schöne Sorten
Die folgenden Kultivare werden von Hobbygärtnern besonders gerne angepflanzt:
Perückenstrauch ‘Royal Purple’ (Cotinus coggygria ‘Royal Purple’)
- Wuchshöhe 200 cm bis 300 cm.
- Metallisch glänzendes, schwarzrotes Laub.
- Rötliche Perücken im Herbst.
Goldgelber Perückenstrauch (Cotinus coggygria ‘Golden Spirit’)
- Wuchshöhe 200 cm bis 250 cm
- Schöne Laubfärbung im Sommer.
- Gelb-rotes Farbenspektakel im September und Oktober.
Perückenstrauch ‘Young Lady’ (Cotinus coggygria ‘Young Lady’)
- Wuchshöhe 100 cm bis 120 cm.
- Schöne Kübelpflanze mit sommergrünen Blättern.
- Hohe Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge.
Häufig gestellte Fragen
Wie erkenne ich, ob der Gartenboden an der vorgesehenen Pflanzstelle für den Perückenstrauch kalkhaltig ist?
Wenn die Erde kleine Steinchen und helle Klumpen aufweist, ist von einem Kalkgehalt auszugehen. Darüber hinaus sollten Sie Ausschau halten nach Zeigerpflanzen, wie Disteln, Klatschmohn, Löwenzahn oder Adonisröschen. Gewissheit gibt ein Bodentest, der in Gartencentern und Online Shops erhältlich ist. Liegt der pH-Wert höher als 7, können sie den Cotinus coggygria anpflanzen.
Kann der Perückenbaum durch Stecklinge vermehrt werden?
Die Stecklingsvermehrung wird nur selten angewendet, weil die Erfolgsaussichten gering sind. Da die Stecklinge im Sommer geschnitten und in die Erde gesetzt werden, besteht eine große Gefahr von Frostschäden während des Winters. Steht genügend Platz zur Verfügung, können Sie eine Bewurzelung im Haus bis zum nächsten Frühjahr anstreben, was allerdings mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden ist. Die Stecklinge kommen in nährstoffarme, feuchte Anzuchterde und durchwurzeln den Topf am hellen, warmen Fensterplatz ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Welche Begleitpflanzen eignen sich für den Perückenstrauch?
Grün- und gelblaubige Sorten gedeihen bestens im geschützten Halbschatten unter kalkliebenden Gehölzen, wie Ahorn, Judasbaum, Lärche oder Linde. Rotlaubige Sorten kommen mit einer schönen Unterpflanzung gut zur Geltung, wie Glockenblumen, Hyazinthen, Narzissen, Nelken, Lavendel, Sonnenröschen oder Tulpen. Die Gemeinschaft mit anderen Sträuchern für kalkhaltigen Boden bietet sich an, wie Berberitze, Hartriegel, Rote Heckenkirsche, Kornelkirsche, Liguster und Weißdorn.