Pflanzenlexikon

Helikonie, Heliconia psittacorum – Pflege

Heliconia

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Heliconia psittacorum und andere Helikonien bringen mit prunkvollen, außergewöhnlichen Blüten maximale Exotik ins Haus – bei Pflegeansprüchen, die fast schon minimal genannt werden können. Im feuchten Warmhaus/Wintergarten laufen Helikonien zu großer Form auf, im Wohnraum ist es oft zu trocken, aber dagegen gibt es ja die Sprühflasche mit Wasser. Nachfolgend lernen Sie die schöne Heliconia psittacorum und einige nicht minder attraktive Gattungsgenossen näher kennen.

Aus der Gartenrat Mediathek

Kurzer Steckbrief

  • Pflanzenfamilie: Helikoniengewächse (Heliconiaceae)
  • Gattung: Helikonien (Heliconia), einzige Gattung der Helikoniengewächse
  • Auf Deutsch Hummerscheren, Papageienblumen, Falsche Paradiesvogelblumen
  • Entwicklungsgebiet: Disjunktes Areal mit Artenschwerpunkt Neotropis (tropisches Amerika)
  • Aktuell gibt es gut 200 Arten, rund 170 davon in knapp 340 Zuchtsorten in Kultur
  • Heliconia psittacorum zählt zu den hier bekanntesten Arten
  • Helikonien wachsen als “Riesen-Stauden” mit großen Blättern und Blüten
  • Wuchshöhen zwischen 60 cm und 2 m, mit mehr oder weniger dicken Pseudostämmen
  • Kann palmenähnlich wirken, H. psittacorum hat gewöhnlich eine eher buschige Form
  • Lange Blütezeit, als Schnitt- oder Trockenblumen lange haltbare Blüten

Standort, Platzbedarf

Heliconia psittacorum ist eine immergrüne Staude mit schlichten dunkelgrünen grundständigen Blättern. Klingt nicht aufregend, wird es aber gleich: Die immergrüne Staude wächst je nach Zuchtsorte in Höhen zwischen 60 cm und 2 Metern, die länglichen Blätter werden in Metern gemessen, der Blütenstand mit den auffällig gefärbten Hochblättern bringt die wohl prachtvollsten Blüten hervor, die Sie bei einer im hiesigen Klima gehaltenen Tropenpflanze erwarten können. Bei uns natürlich als Indoor-Pflanze, die je nach Wuchsgestalt und -größe der gewählten Zuchtsorte am Standort einen erheblichen Raum einnimmt.

Heliconia psittacorum wächst eigentlich im fruchtbaren Boden des brasilianischen Regenwalds, in dessen Buschgruppen und Niederungen sie in einer grossen Palette natürlicher Varianten zur typischen Flora gehört – die Bezeichnung Papageienblume entstammt ebenso dem brasilianischen Volksmund wie der Name der Zuchtsorte ‘Lady Di’.

In Buschgruppen ist es halbschattig, in Niederungen halbschattig mit Sonneneinfall je nach Baumbestand, so möchte Heliconia psittacorum auch bei uns stehen: Volle Sonne bis Halbschatten (bis zu 40 % Schatten sollen toleriert werden), gerne z. B. im Lichtschatten von Nachbarpflanzen. Die Umgebungstemperaturen dürfen ganzjährig warm sein, die Luftfeuchtigkeit darf und muss hoch sein, Heliconia ist eine Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent und mehr gewohnt.

All das zusammengenommen zeigt, dass eine Helikonie nicht unbedingt die beste Zimmerpflanze für kleine Wohnzimmer ist. Direkt in Wohnräumen sollte sie überhaupt nur nach reiflicher Überlegung und Vorbereitung (z. B. eines Standorts mit Pflanzenlicht, neben dem Aquarium) gehalten werden. Sie gedeiht unter hiesigen Bedingungen am besten in einem Warmhaus mit Temperaturen ab 25 °C aufwärts und einer richtig hohen Luftfeuchtigkeit. Fast so schön ist ein warmer Wintergarten mit hohem Lichteinfall, wenn das Fensterglas dieses Wintergartens mit viel Licht und genug UV-Strahlen für die Pflanze durchlässt.

Tipp: Helikonien sind eng mit den Bananengewächsen verwandt. Heute nur noch als Schwesternfamilie in der Ordnung der Ingwerartigen, sie sehen den Bananen aber so ähnlich, dass sie früher sogar der Familie der Bananengewächse zugeordnet waren. Auch wenn sich das als genetisch nicht haltbar erwiesen hat, bleiben Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Die Banane als ähnlicher Pflanzentyp gibt Ihnen wiederum einen guten Eindruck vom Habitus und von der Wuchskraft einer Heliconia und könnte Ihnen bei der Auswahl des Standorts helfen.

Kübel, Umtopfen, Substrat

HelikonieHeliconias wachsen aus einem sich um die Wurzel entwickelnden Rhizomsystem, auch kleinwüchsigere Helikonien brauchen also große Kübel, damit Wurzeln und Rhizome Platz zum Wachsen haben.

Wenn der Topf komplett durchwurzelt ist, muss die Helikonie umgetopft werden. Je größer Sie den neuen Topf wählen, desto mehr Seitentriebe kann die Heliconia am Topfboden wachsen lassen. Diese Seitentriebe erscheinen im Alter zahlreicher und können einfach kultiviert oder separiert zur Vermehrung genutzt werden.

Aus dem brasilianischen Regenwald ist die Heliconia psittacorum ausgezeichneten nährstoffreichen lockeren Humusboden gewohnt. Dem nahe kommen Sie bei uns mit humusreicher Gartenerde oder Blumenerde, die durch Einmischen von grobem Sand oder Tongranulat aufgelockert wurde. Auch Kokoshum und käufliches Orchideensubstrat sollen gut geeignet sein.

b- Große Kübel verursachen schnell große Kosten. Helikonien wachsen gerne in Tontöpfen, da Wurzeln/Rhizome zum Wachsen viel Sauerstoff brauchen. Im porenoffenen Terrakottatopf kommt mehr Sauerstoff an die Wurzeln als im porendichten Kunststofftopf, er wirkt feuchtigkeitsausgleichend, und das hohe Gewicht passt zur mächtigen Pflanzenmasse der Helikonie. Terrakotta-Ton ist nach wie vor bezahlbar, wenn Sie sich auf die “Urform normaler Blumentopf” besinnen. Für den Anfang vielleicht aus “unser aller Lieblingsmöbelhaus”, Modell “Fotblad” in 30 cm Höhe und Durchmesser von 31 cm, kompletter Blumentopf mit Untersetzer für 5,99 €, später dann 50 cm Durchmesser aus der Gärtnerei für ca. 25,- € (und nicht 250,- € wie im Trendartikelhandel).

Gießen und Düngen

“Heliconias need an abundance of water” stellt eine mit Heliconia-Pflege vertraute Website trocken fest, heißt übersetzt, dass Helikonien Wasser in Hülle und Fülle brauchen – eigentlich logisch, bei der Wuchskraft und der Riesenblüte. So können Sie vorgehen:

  • Regelmäßig gießen
  • Zeit für Bewässerung: Wenn Substrat an der Oberfläche gerade angetrocknet ist
  • Fingerprobe: Finger auf die Erde legen, bleibt nichts haften, fehlt Wasser
  • Gießen bis Wasser aus dem Ablaufloch läuft
  • Nach einer Viertelstunde Untersetzer entleeren
  • Junge Helikonien auf Steine im Untersetzer stellen
  • Überschüssige Gießwasser hilft so, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen
  • Größere Helikonien stehen mit Steinen im Untersetzer nicht sicher
  • Hier lieber Wasserschalen daneben stellen
  • Wurzelraum darf nie austrocknen
  • Wurzeln dürfen nie in Staunässe schwimmen
  • Im normal feuchten Wohnraum häufig mit Wasser besprühen
  • Gießwasser in Zimmertemperatur ausbringen, eiskaltes Wasser mag keine Pflanze
  • Öfter Umtopfen, wenn mit kalkhaltigem Leitungswasser gegossen wird

Wie beim Gießen: Helikonien “are heavy feeders” = “kräftige Esser”, die in der Wachstumssaison von April bis September alle 2 Wochen Blühpflanzendünger brauchen. Normalen Flüssigdünger, der gut im Gießwasser verteilt wird – Langzeitdünger hat sich als nicht vorteilhaft erwiesen, weil sich die Nährstoffe ist im dichten Wurzel-Rhizom-Geflecht der Helikonie nicht immer gleichmäßig verteilen. Wenn Sie die Helikonie in vorgedüngte, nährstoffreiche Blumenerde getopft haben, braucht Sie im ersten Jahr nach dem Eintopfen keinen Dünger.

Schneiden und Vermehren

Heliconia psittacorumHelikonien werden nicht im Sinne einer regelmäßigen Schnittpflege beschnitten. Ihre “Pseudostämme” (die häufig eher die Stärke dünner Triebe haben) bestehen aus den Blättern, die sich von der Basis ausgehend umeinander wickeln, an der Spitze dieses “Konstrukts” entsteht die Blüte.

Wenn ein Stängel/Pseudostamm geblüht hat, wird er das aber nie wieder tun, Sie können also nicht nur die vertrocknete Blüte, sondern gleich den gesamten Trieb entfernen. Das wird empfohlen, weil es die Ausbildung neuer Blüten fördert, bei buschig wachsenden Helikonien für gute Durchlüftung im Pflanzeninneren sorgt und die Helikonie insgesamt besser in Form hält. Sie können Hand anlegen, wenn der Blütenstand komplett vertrocknet ist, bis dahin lagert die Pflanze noch Nährstoffe aus dem Pseudostamm ein.

Tipp: Heliconia psittacorum blüht an Naturstandorten fast das ganze Jahr über und in Kultur immerhin April bis Juli/August. Die Blütenstände sind schön und fast ewig haltbar. Als Schnittblumen oft wochenlang: Stängel schräg abschneiden, in Vase mit lauwarmem Wasser stellen, Schnittblumenfrisch + 1 Tl Zucker pro 1/2 Liter Wasser zugeben, abends besprühen. Als Trockenblumen länger: Hierzulande eher unbekannt, die University of Florida lehrt jedoch, wie Helikonien (u.a., zu wissenschaftlichen Zwecken) konserviert werden. Demnach können Helikonie getrocknet und mit der Glycerinmethode konserviert werden, was den Fans von Trockensträußen völlig neue Möglichkeiten eröffnet.

Heliconia psittacorum und die meisten anderen Helikonien entwickeln an der Wurzel zu Vermehrungzwecken Rhizome, von denen Sie (z. B. beim Umtopfen) Teile abnehmen und separat einpflanzen können.

Auch die Seitentriebe können wie Stecklinge zur Vermehrung genutzt werden. Die Anzucht aus Samen ist möglich, wird aber nicht empfohlen: Das Saatgut muss angefeilt und eingeweicht werden, Sie brauchen Keimtemperaturen zwischen 25 und 30 °C. Das Ganze ist sehr langwierig und nicht immer von Erfolg gekrönt, weil manche Sorten gar keine Samen bilden und von manchen Samen nur ein kleiner Prozentteil keimt.

Arten und Sorten

Die Gattung Heliconia hat einige Arten hervorgebracht, aktuell enthält die Liste der botanisch erforschten Pflanzenarten 208 anerkannte Helikonien-Arten. Heliconia psittacorum gehört zu den bekanntesten Helikonien im Handel, ist aber sicher nicht die einzige Helikonie, auf die Sie stoßen werden, wenn Sie nach Jungpflanzen, Rhizomen oder Samen Ausschau halten. Das Verzeichnis der Heliconia-Gesellschaft listet Kultivare aus 169 Heliconia-Arten, 24 Kultur-Hybriden und 336 Zuchtsorten … macht gut 500 unterschiedliche Helikonien, nur falls Sie gerade ein neues Hobby suchen.

Weil das für einen Überblick ein wenig viel ist, folgen die Namen der gängigen Arten und einiger Helikonien-Berühmtheiten, über die nähere Information lohnt:

  • Heliconia psittacorumHeliconia aemygdiana
  • Heliconia bihai, Hummerschere, Typusart
  • Heliconia burleana
  • Heliconia caribaea
  • Heliconia gloriosa, berühmt ist ‘Satin Glory’
  • Heliconia imbricata
  • Heliconia indica bietet auch Blattschmuck
  • Heliconia latispatha mit ‘Bleeding Heart als prominente Sorte
  • Heliconia orthotricha
  • Heliconia psittacorum, ganz aktuell: ‘Olympic Dream’
  • Heliconia psittacorum x spathocircinata, bekannt ist die ‘Golden Torch’-Serie
  • Heliconia rodriguensis
  • Heliconia rostrata, Schnabel-Heliconie, bekannt ist die kleinwüchsigen ‘Dwarf’-Serie
  • Heliconia schiedeana, winterhart bis USDA Zone 8
  • Heliconia standleyi
  • Heliconia stricta, Bananenblättrige Hummerschere, neu: ‘Olympic Flame’
  • Heliconia wagneriana, berühmt als ‘Rainbow’ mit brillantem Farbspiel

All diese Arten werden in (vielen) weiteren Zuchtsorten angeboten, langweilig wird es auch mit den gängigen mit Helikonien nicht so schnell.

Überwinterung

Alle Riesen-Stauden namens Heliconia kommen aus tropischen Regionen, die meisten aus dem tropischen Amerika. Sie halten im Freiland USDA-Winterhärtezone 10-12 mit Temperaturminimum 1 °C (plus) aus, müssen also bei uns (Winterhärtezone 6-8) im Haus kultiviert werden.

Helikonien sind immergrün und ausdauernd und wachsen auch im Winter weiter. Sie werden hell und warm bei 20 (±5) °C (und auf keinen Fall unter 15 °C) überwintert. Im trüben Winterlicht wachsen Helikonien deutlich gebremst und werden dementsprechend zurückhaltend versorgt, nur die Blätter sollten in der trockenen Winterluft eher noch häufiger (mit kalkfreiem Wasser) besprüht werden.

Schildläuse, Spinnmilben, Wollläuse machen sich im Winter gerne an Helikonien zu schaffen, darauf sollten Sie achten. Sie lassen sich jedoch schnell und gut dezimieren: Einfach von den großen festen Blättern wischen. Helikonien in der nächsten Zeit etwas öfter mit Wasser besprühen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.

Häufig gestellte Fragen

Blumentöpfe aus Ton sollen wasserausgleichend wirken, bei mir haben sie aber mehrere Heliconias sehr schnell zum Austrocknen gebracht?
Blumentöpfe aus Ton sind wasserausgleichend, wenn das Material ähnliche feucht wie die Umgebung ist. Wenn das Material in eine neue Umgebung kommt, muss es sich anpassen, was je nach Ausgangslage mehr oder weniger lange dauert. Neue Tontöpfe starten in der Ausgangslage “sehr trocken” – die unglasierten keramischen Produkte aus der Tonart “Terrakotta” werden bei einer Temperatur von 900 bis 1000 °C gebrannt. Das ist kein Problem und schlicht dadurch zu ändern, dass Sie neue Terrakotta-Blumentöpfe vor Benutzung ein paar Stunden wässern. Wenn das (häufig) vergessen wird, “bedient” sich der Tontopf beim ersten Gießwasser der frisch eingetopften Helikonien, die dann schnell im Trockenen stehen …

Ich habe eine Heliconia geschenkt bekommen, keine Pflanze, keinen Samen, sondern ein Stück Rhizom. Was tun damit?
Das ist die wohl häufigste Form, in der Helikonien gehandelt werden. Pflanzen Sie das Rhizom einfach ein (möglichst schnell, damit es nicht austrocknet): Alttriebe auf Handlänge zurückschneiden, junge Triebe bleiben, unteren Teil höchstens drei bis vier Zentimeter in die Erde setzen und gut angießen. Das eingepflanzte Rhizom wächst normalerweise innerhalb von zwei Monaten an, wenn die Erde an einem warmen sonnigen Platz durchgehend leicht feucht gehalten wird.

Das könnte Sie auch interessieren
Pflanzenlexikon

Königsbegonie, Schiefblatt, Begonia rex: Pflege

Begonien glänzen häufig mit ihren Blüten, die Königsbegonie hat hingegen attraktive Blätter zu…
Weiterlesen
Pflanzenlexikon

Zuckerhutfichte: Pflege und Pflanzen der Zwergform

Die Zuckerhutfichte (Picea glauca ‘conica’) ist ihrer geringen Wuchshöhe der Zwerg…
Weiterlesen
Pflanzenlexikon

Ufopflanze pflegen: Alles zu Pilea peperomioides

Die Ufopflanze (Pilea peperomioides) ist eine Zimmerpflanze, deren größter Schmuck die Blätter…
Weiterlesen
Pflanzenlexikon

Japanischer Staudenknöterich, Fallopia japonica - Pflege-Anleitung

Wer sich den Japanischen Staudenknöterich in den Garten holt, muss wissen, dass sich dieser schnell…
Weiterlesen
Pflanzenlexikon

Die schönsten Aloe Vera Arten und Unterarten

Während die Echte Aloe (Aloe vera) nicht nur Hobbygärtnern ein Begriff ist, sind ihre Schwestern…
Weiterlesen

Tipps für Schnellleser

- Helikonien sind prächtige Exoten fürs deutsche Heim
- Die mit Wuchshöhen zwischen 60 cm und 2 m etwas Platz brauchen
- Und viel Licht, Wärme, Luftfeuchtigkeit
- Der ideale Standort ist ein verglastes Warmhaus oder ein warmer Wintergarten
- Alternativ Ost- oder Westfenster mit Morgen- oder Abendsonne
- In der Wachstumssaison brauchen Helikonien viel Wasser, im Winter weniger
- Der Nährstoffbedarf ist recht hoch, in der Saison braucht die Helikonie alle 14 Tage Dünger
- Im Wohnraum muss die Pflanze zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit oft besprüht werden
- Die Blüte der Helikonie ist Monate (April - Juli, August) zu bewundern
- In der Vase oder als Trockenblume noch länger