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Heidepflanzen – zwar recht pflegeleicht, aber als Spezialisten für übersäuerte Gartenböden in einem normalen Garten kaum einsetzbar? Keineswegs, in den 860 Arten der Gattung “Heidekräuter” finden sich viele Pflanzen (die in vielen Zuchtsorten angeboten werden), die gerne in Gartenböden mit einem normalen, gesunden pH-Wert wachsen. Nur Nährstoffe brauchen sie nicht viel, was bedeutet, dass sie zu Gärtners Freude auf jedem recht ausgelaugten Beet einspringen, bis sich die Erde wieder erholt hat … Lesen Sie nachfolgend einige Tipps zum dekorativen Einsatz von Heide, zur Sortenwahl und zur Pflege der Erica.
Steckbrief
- Die Heidekrautartigen bilden eine eigene Ordnung im Pflanzenreich
- Diese Ordnung der Heidekrautartigen enthält 22 Pflanzenfamilien
- Eine dieser Familien sind die Heidekrautgewächse (Ericaceae)
- Eine große Familie, mit 126 Gattungen, z. B. den Rhododendren
- Eine dieser Gattungen sind die Heidekräuter, wissenschaftlicher Name “Erica”
- Von deren 860 Arten werden viele Heidepflanzen für unsere Gärten gezüchtet
- Käufliche Heidepflanzen können jedoch auch anderen Gattungen der Heidekrautgewächse angehören
Standort
Die Heidepflanzen kommen fast weltweit vor, demgemäß gibt es auch Heidepflanze für jeden Standort. Die meisten Erica-Arten wachsen am besten in voller Sonne oder im lichten Halbschatten, in dem sie auch ein wenig Sonne abbekommen. Meist werden die Heidepflanzen eingesetzt, um am Rande der echten Hingucker im Garten dauerhaft und pflegeleicht bepflanzte Areale zu gestalten, die eine vertraute und beruhigende Wirkung ausstrahlen.
Substrat und Boden
Die Pflanzenarten der Familie der Heidepflanzen haben sich häufig auf mineralstoffarmen und manchmal sauren Böden angesiedelt, auf denen sie nur mit Hilfe von Endomykorrhiza, also bei einem Wuchs in Symbiose mit Bodenpilzen die für sie notwendigen Nährstoffe bereitgestellt bekommen. Diese “typischen Heidepflanzen” wie z. B. die Calluna vulgaris, die Besenheide aus der Lüneburger Heide, wachsen wild also unter absoluten Spezialbedingungen, den ein Garten kaum bieten kann und zuliebe der restlichen Bepflanzung auch nicht bieten sollte.
Die viel häufigeren Vertreter der Schwesterngattung Erica sind in ihrer pH-Toleranz ohnehin viel breiter gestreut, und der Handel hat sich natürlich auch die Arten zur Zucht ausgesucht, die in normalen Gärten wachsen können, ohne dass der Gärtner die Qualität seiner Gartenerde ins Negative verändern muss. Für die meisten Erica-Sorten gilt deshalb: Nicht zu nährstoffreicher, schön feuchter Boden, nur möglichst kalkfrei sollte er sein.
Allerdings sollten Sie Rücksicht darauf nehmen, dass die Heidepflanzen in ihren Ansprüchen eher bescheiden sind, nährstoffreiche, richtig schwere Böden könnten der Heide zu schwer sein. Die sollten durch Einarbeitung von stückigem Rindenkompost oder grobem Sand gelockert werden, dabei wird der Nährstoffreichtum auch gleich ein wenig dekonzentriert.
Pflanzen
Einzelne Heidepflanzen sind wenig auffällig, sie sollten also immer in großen Gruppen ins Beet gesetzt werden. Da das Ziel in der Regel ist, eine geschlossene Decke herzustellen, sollten die Pflanzabstände nicht zu groß gewählt werden, 10 cm reichen den meisten Heidepflanzen. Wenn Sie große Flächen bedecken wollen, sollten Sie eine breitwüchsige Sorte wählen, die mit etwas mehr Abstand gesetzt werden kann.
Pflanzen Sie die Heidepflanzen recht bald nach dem Kauf, wässern Sie vorher die Wurzelballen noch einmal gut durch (komplett in Wasser tauchen). Der Wurzelballen sollte so tief im Pflanzloch verschwinden, dass er noch dünn mit Erde bedeckt werden kann. Gut andrücken und die erste Zeit durchgehend feucht halten.
Gießen und Düngen
Bis zum Einwurzeln Bodenfeuchtigkeit im Blick behalten, danach sollte sich die Heidepflanze selbst versorgen können, wenn es nicht gerade sehr lange sehr trocken ist. Dann muss zusätzlich bewässert werden, morgens oder abends, damit die Triebe nicht in der Sonne verbrennen, die durch die Tropfen wie durch ein Brennglas fällt. Wenn Sie die Wahl haben, immer morgens wässern, dann ist der Boden von der Nacht noch schön kühl, so verdunstet weniger Wasser, außerdem trocknen die Blätter schnell ab, was sie für Pilze uninteressant macht. Nach dem Rückschnitt im Frühling nimmt auch eine Heidepflanze gerne ein wenig Dünger entgegen, am besten organischen Dünger wie Hornspäne, von dem Sie höchstens 50 g pro Quadratmeter im Wurzelbereich ausbringen.
Schneiden
Schneiden müssen Sie die Heidepflanzen unbedingt, sie gehören zu den verholzenden Stauden, die aus dem alten Holz (fast) keine neuen Triebe mehr bilden – was erst einmal verholzt ist, wird irgendwann kahl bleiben. Wann Sie das tun, ist Ihnen überlassen, Sie können zu Beginn des Frühjahrs bei Austriebsbeginn schneiden (zwischen Anfang Februar und Mitte März) oder auch erst nach der Blüte. Hauptsache Sie hindern möglichst viele Triebe der Erica daran, zu verholzen, Sie können bis zu zwei Drittel der Pflanze zurückschneiden. Die Schneeheide Erica carnea soll auch in dieser Beziehung robuster sein und es klaglos hinnehmen, wenn ein wenig vom alten Holz angeschnitten wird.
Arten und Sorten
Die große Familie der Heidekrautgewächse heißt mit “Familiennamen” Ericaceae, was schon auf die vorherrschende Stellung des Heidekrauts “Erica” innerhalb dieser Familie hinweist. Dabei ist die Erica nur eine Gattung der Heidepflanzen, insgesamt haben sie 126 Gattungen zu bieten, mit etwa 4000 Arten. Zu diesen Gattungen gehörten (vielfach interessantere) Pflanzen als die Heidepflanzen, z. B. die Erdbeerbäume (Gattung Arbutus), die Bärentrauben (Arctostaphylos), die wunderhübschen Lorbeerrosen (Kalmia) und Traubenheiden (Leucothoe), der Sauerbaum oder Maiglöckchenbaum (Oxydendrum arboreum), die Rhododendren (Rhododendron) die Heidelbeeren (Vaccinium), mit Cranberry, Blaubeere und Preiselbeere.
Zu diesen 126 Gattungen gehört auch die Heide: Die Gattung der Besenheide (Calluna), mit nur einer Art, der Calluna vulgaris – uns wohlvertraut, weil sie die prägende Pflanzenart der Heidelandschaft ist (Spezialist für Extremböden). Und die Heidekräuter, Erica, die machen sich nicht so rar wie die Besenheide, von ihnen gibt es stattliche 860 Arten. Darunter sind nur wenige europäische Arten, fast sämtliche übrigen haben sich ursprünglich in Südafrika entwickelt (bereits im Jahr 1905 hatte man 470 von ihnen in der Cap-Flora gefunden).
Zu dieser Zeit gab es ein großes Interesse an den blütenreichen und doch anspruchslosen Heidepflanzen, viele von ihnen wurden damals in Europa eingeführt und in Kalthäusern gezüchtet. Mit Aufkommen der Warmhauskultur konnte man aber bald wirklich exotische Pflanzen bei uns kultivieren, das Interesse an den Heidearten schwand, heute ist nur noch ein kleiner Teil dieser Arten in den Kulturen vertreten.
Ein Sortenüberblick zur gezielten Suche Ihrer Lieblings-Heide, genannt werden die Sorten, die in einem Boden mit normalen pH-Werten wachsen und bei uns normalerweise winterhart sind:
- Erica spiculifolia, Siebenbürgenheide: Gerade wieder neu entdeckte Heide-Sorte, empfohlener pH-Wert bis 6, also knapp unter dem “Garten-Ideal” zwischen 6,2 und 6,8, eine Heide für den Boden in der Nähe säuernder Nadelbäume zum Beispiel. Vorzüge: Die Blüte im Mai/Juni wird von Bienen gegenüber vielen anderen Blüten bevorzugt, bei Rückschnitt sofort nach der Blüte ist eine zweite Blüte August/September zu erwarten, mit langsamem Wuchs und vorbildlicher Frosthärte im Garten und im Kübel (der im Winter durchfrieren darf) eine ausdauernde Pflanze.
- Erica carnea, Schneeheide: Beherrscht mit E. x darleyensis den Handel, gut frostharte Winterheide, für die ein pH-Wert bis 6,5 empfohlen wird, was bedeutet, dass sie in ganz normaler Gartenerde wächst. Wird in vielen Sorten mit verschiedenfarbiger Blüte angeboten, von “Challenger” bis “Whisky”.
- Erica x darleyensis, Englische Heide, Schneeheide: Zweite Lieblingssorte des Handels, breit aufrecht wachsende Heide, meist mit Blüte November bis Mai, bedingt winterhart, verträgt pH-Werte bis 6,5 (wächst wild auf Kalkboden). Die Sorten von “Darley Dale” bis “Winter Surprise” zeigen verschiedene Blütenfarben.
- Erica x oldenburgensis, Oldenburger Heide, sicher frosthart bis minus 15 Grad, toleriert pH-Werte des Bodens bis 6,5, mehrere Sorten mit rötlicher und weißer Blüte.
- Erica vagans, Cornwall-Heide: Gedrungener Wuchs, bei uns bedingt winterhart, Winterschutz (Abdecken mit Reisig) bei sehr frostigen Temperaturen und Standort mit Wintersonne wird empfohlen, kann aber mit einem pH-Wert von bis zu 6,5 in jede normale Gartenerde gepflanzt werden, blüht von Juli bis September, mehrere Sorten.
Im Handel werden noch folgende Sorten angeboten, die aus bestimmten Gründen bei uns meist nicht überdauern:
- Erica aborea, Baumheide: Zurzeit Trendpflanze, aber nur bis – 10 Grad frosthart
- Erica cinerea, Grauheide: Mit empfohlenem pH-Wert unter 5 nur für Extrem-Böden
- Erica gracilis, Glockenheide: Unserer Besenheide sehr ähnlich, aber nicht winterhart
- Erica tetralix, Glockenheide: Moorheide für Extremstandorte mit pH-Wert unter 4,5
Außerhalb der Gattung Erica können Ihnen auch Pflanzen unterkommen, die als Heide und vielleicht sogar eingedeutscht “Erika” verkauft werden, z. B. Rosmarinheide (Andromeda polifolia, bildet Ausläufer, stark giftig), Schuppenheiden (Cassiope, nur in 2 von 17 Arten bei uns winterhart) oder Glockenheiden (Daboecia, schöne Blüten, aber frostempfindlich).
Häufig gestellte Fragen
Bei der Heide taucht mal Erica als botanischer Name auf, und mal Calluna – wie hängen die beiden zusammen?
Genaueres siehe oben Arten und Sorten, das Erstaunliche an der “Beziehung Erica und Calluna” ist, dass von der Calluna fast ebenso häufig die Rede ist wie von der Erica. Obwohl es nur eine einzige Sorte (zugleich Gattung) Calluna gibt, die wirklich auch nur in einer Heidelandschaft etwas zu suchen hat, im Garten und auf dem Balkon eher Ärger macht oder in Zuchtsorten verkauft wird, die schon kaum mehr als normale Pflanze durchgehen (“Knospenheide”, kann nicht mehr blühen, damit sie nicht bestäubt wird und länger hält). Muss irgendetwas mit romantischen Erinnerungen an Hermann-Löns-Filme zu tun haben, denn Erica gibt es in unzähligen Sorten, die in ganz normalen Böden wachsen, pflegeleicht und winterhart sind…
Sind Heidepflanzen giftig?
Ob man es bei den Erica schon giftig nennen muss, ist zweifelhaft, aber bei den Heidekrautgewächsen enthalten viele Arten reichlich Polyphenole, bioaktive Substanzen (Farbstoffe, Geschmacksstoffe, Gerbstoffe = Tannine), die für Menschen nicht unbedingt bekömmlich sind. Mitunter sind sie sogar richtig giftig, wie der Rhododendron ponticum, der ein giftiges Diterpen namens Acetylandromedol enthält, das selbst den von fleißigen Wildbienen aus diesem Rhododendron gewonnenen “Pontischen Honig” giftig macht. Von den Erica ist das nicht bekannt, aber ein Süppchen würde ich nicht unbedingt daraus kochen … obwohl Callunae herba” zu den als freiverkäufliches Arzneimittel zugelassenen Teekräutern gehören.