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Wer kennt ihn nicht, den Baum mit der weißen Rinde? Schon Kinder können problemlos die Hängebirke von allen anderen Bäumen unterscheiden. Birken haben einen schlechten Ruf, denn sie machen Schmutz und viele Allergiker reagieren sehr empfindlich auf ihre Pollen. Dennoch ist die Hängebirke (Betula pendula) ein erstaunlicher Baum mit vielen Nutzungsmöglichkeiten. Zudem ist er sehr genügsam und kommt schon mit einer Handvoll Erde in einer Mauerspalte zurecht. Einzige Bedingung für ein gutes Wachstum ist sehr viel Licht, deshalb sollte eine Hängebirke immer als Solitärpflanze eingesetzt werden.
Steckbrief
- gehört in die Familie der Birken
- botanischer Name: Betula pendula
- andere Namen: Gemeine Birke, Sandbirke, Weißbirke, Warzenbirke
- sommergrüner Laubbaum
- Wuchshöhen zwischen 15 und 25 Meter
- Stamm: bleibt eher schlank, weiße Glattrinde
- dreieckig bis rautenförmige Blätter, wechselständig mit gesägtem Rand
- trägt im April männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze (einhäusig)
- Samen: dünnhäutig geflügelte Nüsschen von etwa 3 Millimeter Länge (August)
- ausgeprägtes, flaches Herzwurzelsystem
- leuchtend gelbes Herbstlaub
Arten und Vorkommen
Gemeine Birken gehören zu den wichtigsten Pionierbaumarten in Mitteleuropa. Neben der Salweide und einigen wenigen anderen Bäumen erobern sie als erste Baumart Kahlflächen. Betula pendula zeigt sich sehr anspruchslos gegenüber den Bodenverhältnissen, wächst aber wegen der Konkurrenzsituation vorwiegend auf sauren Böden. Hauptsächlich kommen die Laubbäume in den Nadelmischwäldern Sibiriens und Skandinaviens vor, sind aber auch in Mitteleuropa, Nordamerika und Asien weit verbreitet.
Birken werden als Pionierpflanzen nicht sehr alt (bis zu 150 Jahre). Dafür ist ihr Wachstum umso beeindruckender. Mit einem Jahrestrieb von durchschnittlich 60-80 Zentimeter in den ersten 20 Jahren kann sich der Baum gut gegen langsam wachsende Konkurrenz durchsetzen. Die Betula pendula bildet eine unregelmäßige, lichte Krone mit leicht überhängenden Zweigen und kann bei guten Standortbedingungen an die 30 Meter hoch werden.
Variationen von Betula pendula mit Wuchshöhen zwischen 5-8 Metern:
- Youngii (Trauer-Birke): kleinwüchsige Form mit tief nach unten hängenden Trieben, teilweise bis auf den Erdboden reichend
- Dalecarlica (Örnas-Birke, Farnblättrige Birke): in Skandinavien vorkommende Sorte mit stark gezahnten Blättern
- Purpurea (Blutbirke, Purpurbirke): schwächer wachsende Art mit blutrotem Laub
- Tristis (Hänge-Birke): ähnlich wie Youngii, aber aufrechter wachsend, weniger ausladende Krone
- Fastigiata (Säulen-Birke): aufrecht säulenförmig wachsend, weniger überhängende Zweige
Besonderheiten
Eine Hängebirke hat es im Konkurrenzkampf gegen andere Bäume nicht leicht. Deshalb hat die Pflanze ein paar Besonderheiten entwickelt, die sie auch an unwirtlichen Standorten überleben lässt. Sie ist eine wirkliche Überlebenskünstlerin. Etwas ganz Besonderes ist die Rinde der Birke. Diese erstrahlt vor allem in jungen und mittleren Jahren in einem hellen Weiß und besteht aus mehreren, papierähnlichen Schichten. Das ist kein Zufall, denn diese Rinde verringert die Temperatur auf der Oberfläche ihres Stammes deutlich. Die weiße Farbe reflektiert das Licht und schützt somit die empfindlichen Zellen im Inneren vor Überhitzung. Verantwortlich für die weiße Farbe ist der Farbstoff Betulin, der ständig nachgebildet wird und die Oberfläche wasserundurchlässig macht. Birken sind unempfindlich gegenüber Luftschadstoffen und Spätfrost, die Blätter halten im Frühjahr sogar Frösten bis zu -6 Grad stand.
Standort
Hängebirken benötigen sehr viel Licht, deshalb eignen sie sich gut als Solitärpflanze. Gegenüber Schatten spendenden Nachbarn können sie sich nur schlecht durchsetzen. Wichtigster Faktor für das Wachstum einer Birke ist das Licht, das sie ungeteilt genießen möchte. Bei den übrigen Standortverhältnissen ist der Baum sehr anpassungsfähig und kommt mit nahezu allen Bedingungen gut zurecht. Am liebsten sind der Betula pendula jedoch:
- nährstoffarme, trockene Sandböden
- gute Wasserdrainage
Sandbirken vertragen aber auch nahezu alle anderen Bodenverhältnisse, wenn keine Konkurrenz durch andere Bäume da ist. Sie sind bei ihrem Standort nicht sehr wählerisch und können auch mit einer sehr geringen Bodenauflage (in Fels- oder Mauerspalten) überleben.
- gerne auf sauren Böden
- auch auf stark sauren oder leicht alkalischen Böden
- bevorzugter pH-Bereich: 5-7,5
- keine Toleranz gegenüber sauerstoffarmen oder sehr salzhaltigen Böden
Wasser und Nährstoffe
Zwar wächst die Hänge-Birke meist auf trockenen Standorten, allerdings ist ihr Wasserbedarf recht hoch. Junge Pflanzen benötigen immer sehr viel Wasser, ältere Bäume können sich aber auch sehr gut an trockenere Standorte anpassen. Hat sich der Baum einmal an ein Gebiet adaptiert, so stirbt er in der Regel ab, wenn plötzlich die Bedingungen geändert werden. Ältere Sandbirken vertragen auch ausgeprägte Dürreperioden gut, allerdings nur dann, wenn sie von Jugend auf an relativ trockene Standorte gewöhnt sind. Dünger benötigt die Gemeine Birke nicht.
Auswahl der Pflanzware
Auch wenn der Gärtner am liebsten schon sofort einen stattlichen Baum in Garten haben möchte, so gilt: Junge Bäumchen gewöhnen sich besser an den neuen Standort als ältere Bäume. Die kleinere Anfangsgröße wird bei Jungbirken durch ihr kräftiges Wachstum innerhalb von nur wenigen Jahren kompensiert.
Pflanzen
Gerade die Trauerform der Sandbirke ist eine besonders beliebte Variante für Rasenflächen, Vorgärten und Heidegärten. Sie verleiht dem Garten durch ihren eleganten Wuchs einen sehr romantischen und eigenwilligen Charakter. Pflanzungen sollten ausschließlich im Frühjahr erfolgen. Da Betula pendula ein Flachwurzler ist, der weitflächige Wurzelsysteme bildet, sollte ein Baum nicht in der Nähe von befestigten Wegen oder Terrassen gepflanzt werden, da die Wurzeln die Pflastersteine anheben können.
Vorbereitung
Beim Pflanzen von Bäumen gilt: Je ungünstiger die Bodenverhältnisse, umso größer das Pflanzloch. Optimale Bodenbedingungen zum Pflanzen einer Hängebirke sind folgende Eigenschaften des Gartenbodens:
- sandig-kiesig oder sandig-lehmig
- sandig-tonig oder lehmig-tonig
- torfhaltig
Für eine gute Entwicklung benötigt Betula pendula eine Oberbodendicke von mindestens 60 Zentimetern.
- Pflanzloch mindestens 60 x 60 Zentimeter mit ebensolcher Tiefe
- mindestens zweifache Breite und Tiefe des Wurzelballens
- zwei, besser drei Stützpfähle an den Rand des Loches einschlagen
- Boden möglicherweise mit Drainage versehen
- fetten Boden mit hohem Nährstoffgehalt mit Sand und Kies abmagern
Einpflanzen
Zunächst sollte der Wurzelballen vor dem Einpflanzen ausgiebig gewässert werden. Am besten wird der Ballen für ein paar Stunden in einen Eimer oder Kübel mit Wasser gestellt. Für eine rasche Wurzelentwicklung muss der Baum mit Pfählen ruhiggestellt werden. Der Stamm sollte dabei aber noch leicht im Wind schwingen können. Die starre Anbindung an nur einen einzigen Pfahl ist daher sehr ungünstig.
- Wurzeltopf oder Folie entfernen
- verletzte Wurzeln mit scharfer Schere oder Messer entfernen
- Baum in die Mitte von Pflanzloch und Stützen stellen
- Wurzelballen muss mit der Oberkante Erdniveau erreichen
- Stamm mit Gummiband an die Pflanzstäbe anbinden
- Vorsicht vor Einschnürungen!
- Wurzeln gut mit Wasser einschlämmen
- gegebenenfalls Gießrand anlegen
Anwachspflege
Nach der Pflanzung muss der belaubte Jungbaum regelmäßig bewässert werden. Vor allem im ersten Jahr benötigt er eine recht intensive Betreuung.
- den Boden leicht feucht halten
- nicht düngen!
- regelmäßige Kontrolle der Anbindung
Ist die Birke gut eingewachsen, werden Seil und Pflanzstäbe, welche die junge Pflanze gegen Regen und Stürme geschützt haben, entfernt. Dies muss unbedingt vor einer Einschnürung des Stammes geschehen.
Schneiden
Sandbirken kommen ohne aufwendigen Formschnitt zurecht. Sind trotzdem Schnittmaßnahmen notwendig, so sollten diese in der Vegetationsruhe vorgenommen werden, also zwischen Oktober und Januar. Betula pendula verträgt Schnitte an dickeren Ästen und Zweigen schlecht. Eine Einkürzung der Krone führt leicht zum Faulen des Stammes und somit zum Absterben des gesamten Baumes.
Vermehrung
Hängebirken sind nur sehr bedingt zum Stockausschlag und zur vegetativen Vermehrung (Stecklinge) geeignet. Betula pendula vermehrt sich vorzugsweise generativ, das heißt über Samen. Diese streuen die Birken im Spätsommer zu Millionen aus. Die beflügelten kleinen Samennüsse werden dann vom Wind davongetragen, häufig über mehrere Kilometer Distanz. Die Samen keimen im Herbst zwar schnell, allerdings sind die jungen Sämlinge nicht frosthart. Die Samen jedoch zeigen sich sehr widerstandsfähig gegen kalte Temperaturen und auch Trockenheit. Im Frühjahr erfolgt die Keimung rasch. Liegen die Temperaturen für mindestens vier Wochen über +1 Grad, keimen die Samen innerhalb von zwei bis vier Wochen.
- Zeitpunkt: im Februar ins Freiland, jederzeit auf der Fensterbank
- Ansprüche des Sämlings: keimt nur auf mageren Mineral- oder Torfböden
- Samen 1-2 Zentimeter tief in das feuchte Substrat legen
- hell aufstellen (keine direkte Sonne)
- keine Humusbeigaben!
- erst ab einer Höhe von etwa 20 Zentimetern in normale Gartenerde (mit Sand vermischt) umtopfen
- weiterhin nicht düngen
Überwintern
Gegen strenge Winterfröste sind Hänge-Birken weitgehend unempfindlich. Ihre Blätter erfrieren erst bei kalten -6 Grad. Zudem haben Gemeine Birken zum Schutz vor Kälte spezielle Schutzmechanismen errichtet. So verschließt die Pflanze ihre sogenannten Korkwarzen, das sind die schwarzen Lüftungsrisse in der weißen Rinde. Dadurch erhöht eine Birke ihre Frosthärte. Sinken die Temperaturen auf unter eisige -40 Grad, wird die Stärke in den Zweigen in Öl umgewandelt. Dieser Vorgang setzt Wärme frei.
Krankheiten und Schädlinge
Hänge-Birken gehören zu den heimischen Baumarten, die für besonders viele wirbellose Tierarten einen hervorragenden Lebensraum bieten. So sind alleine etwa 130 verschiedene Käferarten auf die Birke spezialisiert. Die meisten Arten sind jedoch als völlig unbedenklich für die Sandbirke einzustufen. Zudem bildet sie häufig Lebensgemeinschaften mit verschiedenen Pilzarten. Mit dem Gemeinen Birkenpilz und der Birkenrotkappe leben die Bäume in einer Symbiose.
- Anthraknose: Pilzerkrankung, die an Blattflecken und welken Blüten erkennbar ist. Kann zum Absterben der Pflanze führen.
- Blattläuse: Bilden sich an der Pflanze Gallen, gekräuselte Blätter oder Honigtau, deutet dies auf einen Befall mit Blattläusen hin. Abhilfe schaffen Hausmittel wie Seifenlauge oder biologische Mittel wie Schlupfwespen.
- Raupen: Mehlige Absonderungen und abgefressene Blätter lassen auf einen Raupenbefall schließen. Raupen absammeln oder biologische Bekämpfung.
- Pilzbefall (Rost): Braune, gelbe oder orange Pusteln auf der Blattunterseite. Befallene Pflanzenteile entfernen. Belüftung verbessern und Luftfeuchtigkeit verringern.
- Viruserkrankungen: Deformierte und verfärbte Blätter und Blüten können durch Viren verursacht werden. Großzügig befallene Pflanzenteile entfernen. Bei starkem Befall den ganzen Baum entfernen.
Häufig gestellte Fragen
Wir haben in unserem kleinen Reihenhausgarten einen Gartenteich und möchten daneben eine Hängebirke pflanzen. Ist das sinnvoll?
Hängebirken werden sehr groß (bis zu 30 Meter!) In kleinen Gärten wäre daher eine Trauerweide besser geeignet. Diese auf einen Stamm veredelte Variante wir meist nicht höher als 2-3 Meter. Allerdings ist auch hier aus praktischen Gründen abzuraten. Birken machen sehr viel Schmutz, sie verlieren im Herbst bis in den Winter hinein massenhaft kleine Blätter, die dann aus dem Teich gefischt werden müssen.
Ist eine Bepflanzung rund um die Hängebirke möglich?
Birken wurzeln sehr flach unter der Erde. Da ist es bei älteren Bäumen schwierig, andere Pflanzen mit ausgeprägtem Wurzelsystem einzusetzen. Problemlos sind alle Gräser, Stauden und Zwiebelpflanzen, deren Wurzeln nicht viel Platz benötigen wie Leberblümchen oder Immergrün. Notfalls kann eine dünne Schicht zusätzlicher Erde aufgebracht werden. Zu beachten ist jedoch, dass die Hängebirke dem Boden sehr viel Wasser entzieht. Möglicherweise muss häufig gegossen werden. Bei nahe liegenden Staudenbeeten sind Wurzelsperren anzuraten. Diese müssen jedoch mindestens einen Meter vom Stamm der Birke entfernt liegen und dürfen den Baum nicht ringsum einkreisen.