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Pflanzen für Katzen und Bienen haben Sie schon, eine Pflanze für die Wellensittiche fehlt noch? Versuchen Sie es mit einer Golliwoog, botanisch Callisia repens, eine wunderbar leicht zu pflegende Frischfutter-Pflanze. Die Sie so leicht aus Stecklingen nachziehen können, dass die Schildkröte auch noch etwas abbekommt, wenn die Wellensittiche mal wieder voll zuschlagen bei den leckeren Blättchen … Menschen ohne Haustiere lassen die hübsche Pflanze einfach dekorativ aus einer Ampel wachsen und erfreuen sich an der unkomplizierten Pflege.
Steckbrief
- “Golliwoog” ist keine Pflanze, sondern eine Marke
- Bestehend aus einem Markennamen, den der Markeninhaber einer Pflanze gab
- Unter diesem Namen wird diese Pflanze nun als Heimtiernahrung verkauft
- Die Pflanze selbst existiert unabhängig von dieser “Beförderung zur Marke”
- Sie heißt botanisch “Callisia repens”, auf deutsch “Kriechendes Schönpolster”
- Sie gehört zur Familie Commelinaceae, auf deutsch Commelina- oder Tagblumengewächse
- Aus dieser Familie sind dem Zimmergärtner die Dreimasterblume (Tradescantia) und dem Gärtner die Garten-Tagblume vertrauter
- Beides ungewöhnlich dankbare, pflegeleichte Gewächse
- Callisia repens ist zarter und feingliedriger, ähnelt jedoch in puncto Genügsamkeit ihren Verwandten
- Die Kultur des Kriechenden Schönpolsters ist deshalb nicht nur für Haustier-Besitzer ein Gewinn
Standort und Wuchsgestalt
Golliwoog, Callisia repens, das Kriechende Schönpolster kommt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Sie wächst dort kriechend am Boden, durchaus “unkrautartig” so ziemlich überall, wo ein wenig Schatten und ein wenig Halt für die Wurzeln zu finden sind.
Halt für die Wurzeln findet die Callisia in jedem Fleckchen Erde, auch wenn es mager und steinig ist. Zur Not geht es auch ganz ohne Erde, mit einer Baumrinde als Pflanzgrund oder einem von Menschen erschaffenen Bau, den die Callisia-Wurzeln als “wurzeltechnisch angenehm zu bewachsen” erkundet haben.
Dass es sich um eine robuste bis unerschütterliche Pflanze handelt, zeigt sich schon an ihrer weiten Verbreitung: Von den USA über die Westindischen Inseln bis hinunter nach Argentinien; auf wundersame Weise sind auf diesem Weg ein paar Golliwoog in Hongkong gelandet und verwildert. Sie sind heute fest dort eingebürgert und wachsen auf vielen Hausdächern.
Wenn das kriechende Schönpolster in unseren Gärten wüchse, würde es es als halb kriechend und halb aufrecht wachsender Bodendecker wahrscheinlich eine ebenso stolze Karriere hinlegen wie das Dickmännchen (Schattengrün), weil die halb aufrechten meistens tolle, Humus herstellende Laubschlucker sind.
Mit der Herkunft klappt das in unserem Klima leider nicht, Callisia repens hält höchstens Winterhärtezone 11 und damit nicht mehr als plus 4.5 °C Kälte aus, in der frosthärteste Zuchtsorte C. r. ‘Wandering Jew Bolivian’ nicht mehr als Winterhärtezone 9 (- 6,6 °C). Deutschland zieht sich über die Winterhärtezonen 8 (- 9,4 °C) bis 6 (- 23,3 °C).
Also “wohnt” das Schönpolster im Warmen, es kann ganzjährig in der Wohnung gehalten werden. Callisia repens erreicht im Topf eine Höhe von etwa 20, 30 cm und dehnt sich in gleichem Umfang in die Breite aus.
Der perfekte Standort ist auf dem Fensterbrett. Dort braucht die Callisia möglichst viel Helligkeit ohne volle Sonne, im Optimalfall “hellen Halbschatten”. Ein paar Stunden Morgen- und Abendsonne genießt sie gerne; nur die grelle Mittagssonne nicht, die könnte die Blätter verbrennen. Im Sommer kann die Callisia gut im Freien auf Balkon oder Terrasse kultiviert werden. Für die Freiluftsaison können Sie sie in eine Blumen-Ampel setzen. Das kriechende Schönpolster bildet hängende Trieben von bis zu einem Meter Länge, die mit ihrem herunterhängenden Wuchs einen dekorativen grünen Vorhang ausbilden.
Pflege
Die Pflege der Callisia repens ist unerreicht simpel:
- Nach dem Kauf in einen größeren Topf mit frischer Erde setzen
- Der Topf sollte den Wurzeln Raum zur Ausbreitung geben und sie rundum in eine Erdschicht einbetten
- Als Substrat sind lockere käufliche Erden wie Aussaat-, Kräuter-, oder Kakteenerde geeignet
- Oder Blumen- bzw. Gartenerde, die durch Untermischen von Sand, Kies, Perlite locker eingestellt wurde
- Callisia repens hat dichtes Blattwerk zu versorgen, dass einiges Wasser schluckt
- Gegossen wird, sobald sich die Erdoberfläche trocken anfühlt
- Dann aber gut und gründlich
- Der Topf muss mit Drainage und Ablauf ausgestattet sein, um stauende Nässe auszuschließen
- Der Ablauf muss jeweils einige Zeit nach dem Gießen kontrolliert und ggf. geleert werden
- Wenn die Callisia in trockener Heizungsluft steht, sollte sie regelmäßig mit Wasser besprüht werden
- Vor Ausräumen ins Freie sollte Golliwoog langsam an die Sonne gewöhnt werden
- Gleichmäßige Temperaturen von 20 bis 25 Grad sind der Callisia am liebsten
- Wenn sie genug Feuchtigkeit bekommt, hält die Callisia auch sommerliche Hitze aus
- Gedüngt wird in der Wachstumssaison von April bis September
Schneiden
Schneiden heißt im Fall einer Callisia repens sehr oft auch gleich ernten (siehe nächsten Absatz), wobei Sie ein wenig Zurückhaltung üben sollten. So robust die Callisia wirkt: Sie darf nie zu stark abgeerntet werden, der Verlust unzähliger Triebe auf einmal schwächt die kräftigste Pflanze. Wenn Ihre Tiere selbst ernten dürfen, sollten Sie deshalb mehrere Golliwoog-Töpfe abwechselnd bereitstellen und die Tierchen nach einiger Zeit bremsen.
Wenn Sie ernten und zuteilen, können Sie darauf achten, immer schön rundum zu beschneiden. So können Sie das Verholzen der Basistriebe ein wenig hinauszögern, aber eine ältere Callisia wird untenherum immer verkahlen. Diese lichten Stellen können Sie wieder auffüllen, indem Sie neue Stecklinge am Topfboden setzen (wenn die Pflanze aber ohnehin auseinander fällt, sollten Sie aus den Stecklingen gleich neue Callisia ziehen).
Ständiger Frischfutter-Vorrat
Wenn Sie Callisia repens unter dem Markennamen “Golliwoog” in einem Zoogeschäft gekauft haben, wollen Sie einem Haustier etwas Gutes tun. Zu diesem Zweck wurde die Golliwoog geschaffen: Der Unternehmer, der sich die Marke schützen ließ, hatte schon länger beobachtet, dass die pflegeleichte Pflanze mit den gesunden Inhaltsstoffen von vielen Haustieren gerne als frischer Snack genascht wird.
Tatsächlich bringt die Futterergänzung durch Golliwoog Ihren Haustieren nur Vorteile:
- Die dickfleischigen Blätter der Callisia haben einen sehr hohen Wassergehalt
- Für die meisten Tiere sind sie einfach eine nette Abwechslung
- Bei Kleintieren, die die Tränke nicht gut annehmen, hilft Golliwoog bei der ausreichenden Wasserversorgung
- Der frische Snack liefert den Tieren Beschäftigung, ballaststoffreiche Rohfasern, Minerale und Vitamine
- Eine Golliwoog enthält keinerlei Inhaltsstoffe, die Ihren Haustieren schaden könnten
- Die grünen Triebe oder Blättchen sollten allerdings nur als Ergänzungsfutter eingesetzt werden
- Wenn Sie Grünfutterverwerter nur mit Golliwoog füttern, droht wegen des reichlichen Kalziumgehalts der Pflanze Kalzium-Überversorgung
Golliwoog ist als Frischfutter für Schildkröten (turtle vine), Meerschweinchen und Wellensittiche bekannt und wird sicher von allen weiteren Tieren gerne gefressen, die mit der Pflanze die ursprüngliche Heimat Südamerika teilen: Viele Leguane, Sittiche, Kanarien, Papageien und Chinchillas.
Aber auch Kleintiere aus anderen Regionen der Welt haben Golliwoog gekostet und für gut befunden, überliefert ist das z. B. für ursprünglich in Australien beheimatete Bartagamen, spanische Kaninchen, mehrere Ziervögel und Reptilien. Wie wir nach Entdeckung der neuen Welt Tomaten, Paprika und Kartoffeln kennen gelernt haben, können auch Tiere Neues in ihren Speiseplan integrieren. Wenn Sie über Golliwoog-Verzehr einer bestimmten Art nichts finden, sollte der Tierarzt zu Rate gezogen werden.
Anbau und Vermehrung
Wer andere Tagblumengewächse kennt und weiß, wie leicht diese aus Samen zu ziehen sind, sucht nun zunächst nach Golliwoog-Samen – und wird dabei kein Glück haben. Der Eigentümer der Marke “Golliwoog” hat diese schützen lassen, um viele kleine Pflanzen zu verkaufen und will sich dabei durch den Verkauf von Samen sicher nicht selbst Konkurrenz machen; Golliwoog-Samen wurden deshalb noch nie gesichtet. Aber auch Samen des “normalen” Kriechenden Schönpolsters Callisia repens sind kaum zu bekommen, weil das Schönpolster im Handel üblicherweise als Jungpflanze verkauft wird. In der industriellen Pflanzenproduktion werden von den einfachst aus Stecklingen herzustellenden Pflanzen keine Samen produziert, nur in Tauschbörsen u. ä. könnten Sie Glück haben.
Die Alternative ist die Vermehrung einer käuflich erworbenen Pflanze. Eine ohne synthetische Dünger, Pflanzenschutzmittel etc. aufgezogene Golliwoog kann gleich nach dem Kauf durch Stecklinge vervielfältigt werden. Eine Callisia repens aus dem Zierblumenhandel sollte erst von allen im Handel möglicherweise eingesetzten Zusätzen (Dünger, Wachstumshemmer etc.) befreit werden, bevor sie in die Vermehrung startet. Sie darf also eine Weile ungedüngt und “unvernascht” vor sich hin wachsen, bis rundum neue Triebe gewachsen sind, von denen Sie nun Stecklinge schneiden. Diese zweite Generation wird schnell zur Pflanze:
- Trieb von 20, 30 cm Länge schneiden
- Steckling in blickdichtem Behälter mit Wasser oder gleich in Blumenerde bewurzeln lassen
- Schon nach einer Woche kann sich im oberen Bereich Wachstum zeigen
- Das ist das Zeichen, dass sich Wurzeln gebildet haben
- Diese zweite Generation enthält mit ziemlicher Sicherheit keine Chemierückstände mehr
- Die Bio-Callisia sollte nur mit organischem Gemüsedünger gedüngt werden
- Dies in der Wachstumssaison alle paar Wochen nach Aussehen
Wenn Sie gelesen haben, dass die Vermehrung einer Golliwoog (Cubaguu, Pet Vit, Gollimoos, auch die könnten Markenschutz genießen) verboten ist, ist das theoretisch richtig. Praktisch hat ein Markeninhaber nur Rechte aus Markenverletzungen, wenn Sie also Ihre Nachzuchten als Golliwoog verkaufen würden. Sortenschutz könnte eingreifen, wenn Sie Ihre Nachzuchten als Callisia repens verkaufen. Wenn Sie Ihre Nachzuchten überhaupt nicht verkaufen, kann mangels Handel keine Handelsmarke verletzt werden und wird auch der Sortenschutz nicht tangiert, weil das Sortenschutzgesetz im nichtgewerblichen Bereich keine Anwendung findet.
Überwintern
Die Callisia kann ganzjährig durchkultiviert werden. Wenn sie in geheizten Räumen in trockener Luft steht, sollte sie regelmäßig mit Wasser besprüht werden.
Allerdings altert sie Ohne Ruhepause schneller. Wenn Sie ein gutgewachsenes Schönpolster als Zierpflanze kultivieren und möglichst lange in dieser Form weiterkultivieren möchten, sollten Sie ihm im Winter eine Ruhepause gönnen. In einem kühlen hellen Raum (gerne Standort mit Wintersonne) mit Temperaturen von 15 bis 18°C, bei sparsamer Wasserversorgung, ohne Dünger.
An einen helleren Sommer-Standort sollten die Pflanzen langsam gewöhnt werden. Wenn Callisia zu plötzlich aus hellem Halbdunkel ins grelle Licht gestellt werden, können sich die Blätter gelblich verfärben (was sich aber wieder auswächst).
Häufig gestellte Fragen
Gibt es mehrere Arten Schönpolster?
Gibt es, noch 20 andere Schönpolster-Arten hat die Gattung Callisia ausgebildet. Von diesen Arten werden mindestens C. fragrans (‘Melnickoff’ heißt ein bekannter Kultivar mit gestreiften Blättern), gracilis, insignis, multiflora, navicularis, ornata, rosea und warszewicziana kultiviert. Leider kommt auch der Rest der Gattung aus (fast) tropischen Regionen und kann bei uns nur als Zimmerpflanze gehalten werden.
Kennen Sie die Heilpflanze Callisia fragrans?
Ja, die in Russland Goldbart genannte Pflanze gehört dort zur lebendigen Hausapotheke und auf jede Fensterbank. Das Schönpolster soll Blutdruck, Magen-Darm-Trakt, Schilddrüse ins Gleichgewicht bringen, das Immunsystem stärken und noch einiges mehr für unser Wohlbefinden tun können (fragen Sie Ihren Naturheilkundler …). Hierzulande können Sie den Goldbart unter www.kraeuter-und-duftpflanzen.de/Botanisch/Callisia/Goldbart-Pflanze bestellen.