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Fleischfressende Pflanzen sind bereits aufgrund ihrer ungewöhnlichen Formen und Fallen ein exotischer Blickfang im Wohnzimmer. Das tatsächliche Fangen und Verdauen von Insekten ist ein ausgefallenes Schauspiel. Da verwundert es nicht, dass sie sich großer Beliebtheit erfreuen. Leider gehen sie bei falscher Pflege aber schnell ein und verzeihen Fehler in der Kultur kaum. Aus diesem Grund überleben die meisten dieser Gewächse nur kurze Zeit außerhalb des Geschäfts oder der Gärtnerei. Dabei ist die Versorgung, wenn einige grundlegende Regeln beachtet werden, gar nicht kompliziert. Mit der richtigen Anleitung schaffen das sogar Anfänger.
Steckbrief
- Kommen auf allen Erdteilen vor
- Fleischfressende Pflanzen werden nach dem Aufbau ihrer Fallen unterschieden
- Aktuell werden 19 Gattungen anerkannt
- Treten häufig in Mooren auf
- Sind für Menschen und Haustiere nicht gefährlich
Warum fressen sie Insekten?
Fleischfressende Pflanzen sind sogenannte Insektivoren oder Karnivoren, sie fressen also – wie die Namen verraten – Insekten. Das ist für den menschlichen Beobachter in erster Linie faszinierend, für die Gewächse aber aus einem anderen Grund wichtig. Die Pflanzen haben ihre Ursprünge in schwierig zu bewachsenden Regionen. Hier sind die vorhandenen Substrate sehr nährstoffarm.
Um dieses Defizit auszugleichen, entwickelten die Gewächse verschiedene Fallen. Am bekanntesten sind wohl die Klappfallen der Venusfliegenfalle und die Klebefallen des Sonnentaus. Mit diesen fangen die Pflanzen Insekten und verdauen diese. Aus dem in den Insekten enthaltenen Eiweiß entwickeln sie Stickstoff, welcher für das Wachstum dringend benötigt wird. Wenn die fleischfressenden Pflanzen Tiere aufnehmen, düngen sie sich also aktiv selbst. In der Topfkultur und mit ausreichend nährstoffhaltigem Substrat sind sie darauf jedoch nicht angewiesen.
Standort
Die jeweiligen Arten unterscheiden sich zwar leicht, im Grunde stellen die fleischfressenden Pflanzen aber zumindest ähnliche Anforderungen an ihren Standort.
Dieser muss:
- Sehr hell und sonnig sein
- Eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen
- Warm aber nicht heiß sein
Wie warm und feucht der Standort für die jeweilige Pflanze sein muss, sollte vor der Wahl geprüft werden. Der Sonnentau gibt sich beispielsweise mit normalen Raumtemperaturen von etwa 20 °C zufrieden und gedeiht hier am besten. Ebenso wie das Fettkraut. Die Venusfliegenfalle möchte es hingegen etwas wärmer und benötigt zumindest im Sommer mindestens 25 °C. Bis zu 37 °C verträgt sie aber auch noch.
Für die meisten fleischfressenden Pflanzen reicht eine Luftfeuchtigkeit von 50 % bis 60 % aus. Diese sind im Normalfall in Küche und Bad durchgängig gegeben. Im Wohnzimmer oder anderen Räumen kann mit einem Zimmergewächshaus, Befeuchter oder einem Glas nachgeholfen werden. Ideal sind sehr sonnige Fenster gen Osten, Süden oder Westen. Allerdings nicht, wenn diese über einer Heizung liegen, da hier die Luft schnell zu trocken wird. Mit einer befeuchtenden Vorrichtung ist der Standort aber auch hier möglich. Wer gar nicht über ein sonniges Fenster verfügt aber dennoch fleischfressende Pflanzen kultivieren möchte, kann sich mit Pflanzlampen behelfen.
Substrat
Das richtige Substrat für die Karnivoren besteht aus verschiedenen Bestandteilen.
Darunter:
- Weißtorf
- Quarzkies und / oder Quarzsand
- Vermiculit
- Perlite
- Kokosfasern
Diese Anteile müssen abhängig von der jeweiligen Art in verschiedenen Verhältnissen zusammengesetzt werden. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Wer also nicht bereits viel Erfahrung mitbringt, wird hiermit Probleme haben. Die bessere und einfachere Alternative ist der Kauf von Spezialerde für fleischfressende Pflanzen. Diese ist zwar nicht genau auf jede Art zugeschnitten, erfüllt aber die grundlegenden Bedürfnisse aller Gattungen. Soll die Kultur der Karnivoren spätestens ab dem ersten Umtopfen möglichst wachstumsorientiert erfolgen, gibt es noch eine weitere Möglichkeit: das Anmischen lassen eines speziellen Substrats. Gärtnereien, die die jeweiligen Insektivoren anbieten und auch einige Fachmärkte, führen dies auf Anfrage und Bestellung durch. Das Fragen lohnt sich also.
Gießen, Düngen und Füttern
Alle fleischfressenden Pflanzen reagieren ausnahmslos empfindlich auf Kalk, benötigen aber große Mengen Wasser. Sie müssen stetig feucht stehen. Mit Leitungswasser zu gießen ist also eine denkbar schlechte Wahl. Selbst wenn es einmal ausnahmsweise erfolgt, kann das Gewächs hierbei Schaden nehmen. Entscheidend für die Kultur ist also ein ausschließliches Gießen mit weichem, das heißt, kalkarmem, Wasser. Regenwasser ist gut geeignet und die beste Wahl. Es sei denn, es zeigt nach dem Auffangen erhebliche Verschmutzungen. Weiterhin kann mechanisch gefiltertes, destilliertes oder entmineralisiertes Wasser verwendet werden.
Fleischfressende Pflanzen haben einen sehr geringen Nährstoffbedarf. Fangen sie hin und wieder Insekten, reicht ihnen das vollkommen aus. Bereits eine Fliege oder Mücke nährt sie aber Wochen. Bleiben die Insekten aus, beispielsweise weil die Pflanzen abgeschlossen unter Glas stehen, kann eine sehr geringe Düngung notwendig werden. Diese sollte aber keinesfalls regelmäßig erfolgen oder zu stark ausfallen.
Erst wenn sichtbar ist, dass die Pflanze kaum oder gar nicht wächst, sollte eine Düngung erfolgen. Die ideale Wahl hierfür ist ein spezieller Karnivoren Dünger in flüssiger Form, der über Wurzeln und Blätter verabreicht werden kann. In diesem sind die Nährstoffkonzentrationen so gering, dass bei richtiger Anwendung kaum eine Gefahr zur Überdüngung oder für chemische Verbrennungen besteht.
Wer die fleischfressenden Pflanzen stattdessen füttern möchte, kann auch dies als Möglichkeit der Düngung nutzen. Allerdings dürfen hierfür keine toten Insekten verwendet werden. Optimal ist es, die Pflanzen so zu stellen, dass sie automatisch von Insekten – beispielsweise Fliegen und Mücken – umgeben sind. Wer es schafft eine Fliege zu fangen ohne diese zu töten, kann das Insekt auch in das Zimmergewächshaus geben oder direkt in eine Falle einsetzen.
Umtopfen
Da die fleischfressenden Pflanzen stetig feucht zu halten sind, wird ein regelmäßiger Wechsel des Substrats notwendig. Jedes Frühjahr sollte daher das Umtopfen erfolgen, wobei nicht immer der Topf gewechselt werden muss. Erst wenn dieser zu klein wird und sich Wurzeln an der Außenseite der Erde zeigen, ist diese Maßnahme von Nöten.
Beim Umtopfen fleischfressender Pflanzen ergibt sich aber eine Besonderheit. Da die Wurzeln sehr empfindlich sind und schnell Schaden nehmen, gestaltet sich der Umgang schwierig. Das verbrauchte Substrat muss aber abgelöst werden, um Krankheiten und Mangelversorgungen zu verhindern. Günstig ist es hier, die Erde langsam und vorsichtig mit einer lauwarmen Dusche abzulösen.
Das nächste Problem findet sich in den Fallen und Blättern. Beim Sonnentau kann der Kleber das Umtopfen erschweren, bei der Venusfliegenfalle die Klappfallen, bei den Kannenpflanzen die Kannen. Hilfreich ist es hier, eine starke Folie oder eine Pappe einzusetzen. Die Folie wird schlichte zwischen Erde und oberirdischen Pflanzenteilen ausgebreitet und zum sicheren Anfassen verwendet. Mit einem Faden oder Klebeband befestigt, verrutscht diese nicht. Alternativ kann ein Loch in ein Blatt Pappe geschnitten werden, das so groß ist wie der Pflanzenstamm. Die Pflanze wird vorsichtig in die Aussparung eingeschoben. Die Pappe dient dann gewissermaßen als Griff.
Überwintern
Einige fleischfressende Pflanzen, wie die Venusfliegenfalle, vertragen kurzzeitigen Frost. Dieser ist aber weder für das Wachstum erforderlich noch gesund. Grundsätzlich werden bei der Überwinterung Arten tropischen Ursprungs und solche gemäßigten Klimas unterschieden. Zu welcher die gewählten fleischfressenden Pflanzen gehören, sollte idealer Weise bereits beim Kauf in Erfahrung gebracht werden. Hieran wird auch festgemacht, bei welcher Temperatur die Gewächse gedeihen.
Überwinterung tropischer Arten
Tropische Arten möchten auch im Winter die gleichen Bedingungen vorfinden, wie in der warmen Jahreszeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie keine weitere Pflege benötigt. Tatsächlich kann es sich als recht schwierig erweisen, die Einflüsse des Sommers aufrecht zu erhalten. Diese Probleme beginnen bereits beim Licht. Im Sommer stammt dieses aus natürlicher Quelle. Im Winter kann den Pflanzen aber selbst der sonnigste Standort zu dunkel sein. Hier sollte durch Pflanzenlampen Abhilfe geschaffen werden.
Eine weitere Schwierigkeit findet sich in der Luftfeuchtigkeit. Weil im Winter nun einmal geheizt wird, wird es den fleischfressenden Pflanzen schnell zu trocken. Sie benötigen daher ein hohes Maß an zusätzlicher Feuchtigkeit. Dies lässt sich durch folgende Maßnahmen erreichen.
- Regelmäßiges Gießen, das Substrat nie austrocknen lassen
- Besprühen der Pflanze
- Aufstellen von gefüllten Wasserschalen
- Feuchte Tücher auf die Heizung legen
- Die Pflanzen in ein Zimmergewächshaus oder geschlossenes Terrarium einstellen
Überwinterung von Arten aus gemäßigten Zonen
Stammen die fleischfressenden Pflanzen aus gemäßigten Herkunftsländern, möchten sie kühl überwintert werden. Ein Raum mit 12 °C ist hierfür bestens geeignet. Das Gießen wird etwas verringert, sodass die Erde zwar feucht aber keinesfalls nass ist. Gedüngt wird während dieser Ruhephase gar nicht. Hell sollte der Standort aber dennoch sein.
Verschneiden und Vermehren
Einen Formschnitt benötigen die fleischfressenden Pflanzen nicht. Sie können allerdings anteilig absterben oder zu groß für den vorhandenen Platz werden. Die Klappen der Venusfliegenfallen können sich beispielsweise nur etwa sieben Mal schließen und wieder öffnen, bevor sie absterben und austrocknen. Tritt dieser Fall ein, werden die betreffenden Teile abgeschnitten. Das gilt auch für andere Arten. Allerdings erst, wenn die Pflanzenteile vollkommen – also bis zu Basis – ausgetrocknet sind. Wächst die Pflanze zu sehr, ist ein Schnitt hingegen nicht angeraten. Hier ist die Teilung des Gewächses die bessere Wahl.
Die Vermehrung der fleischfressenden Pflanzen ist nicht einfach und von Anfängern kaum zu bewältigen. Dennoch ist sie durch Samen, Stecklinge und Wurzelteilung möglich. Die einfachste Variante ist die Halbierung der Wurzeln. Ideal ist es, diese Maßnahme direkt beim Umtopfen durchzuführen. Hierbei wird die Pflanze vollständig vom Substrat befreit und mit einem scharfen Messer der Länge nach vorsichtig und möglichst ohne Druck oder Zug durchtrennt. Die so entstehenden Teile werden separat voneinander in frisches Substrat eingesetzt und gut angegossen.
Typische Pflegefehler, Krankheiten und Schädlinge
Die Hauptgefahr für fleischfressende Pflanzen liegt in Pflegefehlern. Ein zu dunkler, trockener oder kühler Standort, kalkhaltiges Wasser – all diese können zum Eingehen der Pflanze führen. Oder sie zumindest soweit schwächen, dass Schädlinge und Krankheiten auftreten können. Hier zeigen sich vor allem Fäulnis, Schimmel und Blattläuse problematisch.
An einer Pilzinfektion, wie Schimmel oder Fäulnis, zeigt sich anhaltende Staunässe verantwortlich. Die fleischfressenden Pflanzen sollen zwar feucht oder nass stehen, dennoch muss das Gießwasser abfließen können. Zudem darf reiches Wässern nur dann erfolgen, wenn die Pflanze ausreichend warm und hell steht. Einmal ausgebrochen ist das Gewächs von einer solchen Krankheit nur noch schwer zu retten. Ein sofortiger Substratwechsel und die Entfernung abgestorbener Teile können helfen. Eine Garantie gibt es aber hierbei ebenso wenig wie bei der Vermehrung.
Blattläuse zeigen sich selten, können aber auftreten. Werden sie zum Problem und nicht von der Pflanze selbst gefangen, sollten sie abgespült oder abgekratzt werden. Ist das nicht möglich oder erfolgreich, helfen entsprechende Insektizide.
Häufig gestellte Fragen
Sind fleischfressenden Pflanzen giftig?
Fleischfressende Pflanzen sind allgemeinhin nicht giftig oder gefährlich für Mensch und Tier – Insekten ausgenommen. Bei langem Kontakt zu Pflanzensaft, Sonnentau oder Fallenflüssigkeit kann es aber durchaus zu Reizungen kommen.
Eignen sich fleischfressende Pflanzen für Anfänger?
Bedingt sind fleischfressende Pflanzen für unerfahrene Laien in der Pflanzenpflege geeignet. Ein wenig Zeit und viel Interesse muss aber mitgebracht werden.