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Gefräßig, vermehrungsfreudig und immer auf der Suche nach der nächsten Wirtspflanze – Dickmaulrüssler gehören zu den bekanntesten Schädlingen im heimischen Garten. Besonders gefährdet sind neben Beerensträuchern und einigen Stauden auch Gehölze mit derben Blättern und diverse Kübelpflanzen. Dabei schädigt der Dickmaulrüssler nicht nur die Blätter der Pflanze; als besonders gefährlich haben sich vor allem die Schäden erwiesen, die der Schädling an den Wurzeln verursacht.
Für jeden Hobbygärtner gilt deshalb: Lieber so früh wie möglich eingreifen, um schwere Fraßschäden zu verhindern; denn wenn der Einsatz von Gegenmitteln gezielt erfolgt, kann die Population des Dickmaulrüsslers innerhalb kurzer Zeit effektiv und nachhaltig verkleinert werden.
Schadbild
Wer sich nicht sicher ist, ob ein Befall des Schädlings vorliegt, sollte ich seine Pflanzen ganz genau ansehen; befinden sich große Kerben im Rand der Blätter, die teilweise mit Fraßstellen auch an den Stängeln verbunden sind, ist die Anwesenheit des Dickmaulrüsslers wahrscheinlich. Die derart angefressenen Blätter weisen eine charakteristische halbmondförmige oder bogenartige Struktur auf, die sehr akkurat erscheint; der Käferfraß wird stets sehr ordentlich und umfassend ausgeführt.
Das plötzliche Welken der von krautigen Pflanzen oder das Kümmern von Gehölzen deutet dann zusätzlich auf einen Befall an den Wurzeln hin: Die Larven des Schädlings beginnen direkt nach dem Schlüpfen die Wurzelhaare der Pflanze zu schädigen, bis schließlich eine komplett entrindete Wurzel vorliegt. Anschließend dringen die Larven auch in das Innere der Knollen vor und höhlen diese von innen aus; bei sehr starkem Befall kommt es schließlich zum Absterben des Gewächses.
- Gehölze mit derben Blättern (Rhododendron, Buchsbaum, Rosen, Kirschlorbeer)
- Beerensträucher
- Erdbeeren
- Kübelpflanzen (Mandevillen, Engelstrompeten, Clematis)
- verschiedene Stauden
Identifizieren des Schädlings
Neben dem Schadbild hilft auch die Gestalt des Käfers selbst, einen Befall eindeutig nachzuweisen. Von den unterschiedlichen Arten kommt der Gefurchte Dickmaulrüssler am häufigsten vor; dieser präsentiert sich als glänzend schwarzer Käfer von 1cm Größe und ovaler Form; entlang des Rückens ziehen sich auffällige Längsfurchen und Schuppenhaare von hellgelber Farbe. Der Schädling bewegt sich auf insgesamt 6 Beinen fort und zeigt am Kopf einen dicken Rüssel, der nach unten gerichtet ist. Wichtig: Dickmaulrüssler sind nicht in der Lage zu fliegen.
Um den Schädling optimal bekämpfen zu können, sind Kenntnisse über seinen Lebenszyklus von besonderer Bedeutung. Der Käfer lebt tagsüber verborgen unter den Pflanzen und in Erdrissen; erst bei Anbruch der Dämmerung ist der Schädling dann auf den Blättern der Pflanze zu sehen. Insgesamt lebt der Dickmaulrüssler etwa zwei Jahre lang, wobei der Wurzelballen der befallenen Pflanze während der kalten Jahreszeit zum Überwintern genutzt wird. In der Zeit zwischen Juli und Oktober werden dann Nachkommen produziert: Der Dickmaulrüssler legt seine Eier in kleineren Haufen im Wurzelbereich der Pflanze ab – bis zu 1000 Stück pro Schädling.
Nachdem aus den Eiern die Larven geschlüpft sind, sorgen diese für Fraßschäden an den Wurzeln, wobei sie in der warmen Jahreszeit besonders aktiv sind. Im Herbst hingegen lässt die Fraßaktivität insgesamt nach. Auch die Larven wählen den Wurzelballen, um zu überwintern. Im Frühling ist dann wieder eine etwas stärkere Fraßaktivität zu verzeichnen, bevor im April oder Mai die Verpuppung erfolgt. Anschließend schlüpfen nach etwa drei Wochen dann die Käfer.
Absammeln der Käfer
Eine wichtige Maßnahme zur Bekämpfung des Dickmaulrüsslers stellt das gezielte Absammeln des Schädlings dar. Dabei sollten folgende Aspekte beachtet werden:
- beste Zeit zum Absammeln: Mai bis August während der Zeit des Reifefraßes
- Absammeln der nachtaktiven Käfer spätabends im Schein der Taschenlampe
- alternativ auch ein nächtliches Sammeln möglich
Besonders bei starkem Befall hat es sich bewährt, die Käfer nicht während der Nachtstunden einzeln abzulesen, sondern lediglich zu sammeln. Zu diesem Zweck stellt man unter die befallenen Pflanzen diverse Blumentöpfe auf, die mit Holzwolle gefüllt sind. Alternativ helfen auch dicke, mit Wasser befeuchtete Pappe oder durchnässte und brüchige Bretter. Tagsüber verkriechen sich die Käfer dann in den Verstecken und können auf diese Weise gezielt eingesammelt werden.
Daneben kann man auch versuchen, die Schädlinge mit Hilfe der Pflanze “Flammendes Käthchen” (Kalanchoe blossfeldianaein) zu sammeln. Zu diesem Zweck wird das Gewächs direkt neben der gefährdeten Pflanze platziert; die Dickmaulrüssler wandern dann zielstrebig dem Gewächs entgegen. Für die Kultivierung der Pflanze im Freiland müssen allerdings besonders robuste Outdoor-Varianten verwendet werden.
Fraßschäden mit natürlichen Maßnahmen eindämmen
Um den Fraßschaden gering zu halten, können diverse pflanzliche Mittel ausgegeben werden; insbesondere während des Reifungsfraßes hat sich diese Maßnahme bewährt. In dieser Zeit spritzt man großflächig diverse Lösungen auf die Blätter der befallenen Pflanze, welche die Käfer anschließend vom Blattfraß abhalten. Eingesetzt werden können folgende Präparate:
- Quassiabrühe
- Rainfarntee
- Schmierseifenlösung
Alternativ hilft auch Neempresskuchen, der flach in das Substrat um die Pflanze eingearbeitet wird. Diese ausgepressten Samen des Neembaumes enthalten das für Insekten giftige Neemöl, das von der Pflanze aufgenommen wird und dazu führt, dass sowohl die Larven als auch die Käfer ihre Fraßtätigkeit einstellen. Pro Quadratmeter Fläche benötigt man von dem Presskuchen etwa 50g; alle zwei Monate muss nachgestreut werden.
Bekämpfung der Larven mit Nematoden
Insbesondere bei starkem Befall mit hoher Larvenbeteiligung hat es sich bewährt, diese biologisch mit Hilfe von Nematoden zu bekämpfen. Diese Fadenwürmer, die unter dem Namen Heterorhabditis bacteriophora in Gartenfachgeschäften erhältlich sind, vernichten die Larven, ohne dabei jedoch die Pflanze zu schädigen. Die Nematoden dringen in die Larven ein und hinterlassen dort bestimmte Bakterien, welche diese zum Absterben bringen.
Für eine gezielte Bekämpfung der Larven mit Hilfe von Nematoden muss zunächst die Größe des Wirkungsbereiches bestimmt werden; für einen Quadratmeter Behandlungsfläche werden eine halbe Million Fadenwürmer benötigt. Nachdem man die Nematoden im Haus hat, sollte die Ausgabe recht zügig erfolgen, obwohl sich diese bei kühler Lagerung durchaus auch einige Tage im Plastikbeutel überleben. Weil die Fadenwürmer ausreichend Feuchtigkeit benötigen, um einsatzfähig zu sein, sollte das Substrat vor der Ausgabe zunächst gründlich gewässert werden.
Allerdings vertragen sie keinesfalls Staunässe. Es hat sich bewährt, die Bewässerung des Bodens an einem warmen Tag im Sommer während der Morgenstunden vorzunehmen, damit sich das Substrat anschließend wieder etwas erwärmen kann; die Nematoden benötigen eine Bodentemperatur zwischen 15 und 25 °C. Die Ausbringung selbst erfolgt dann in den Abendstunden, weil sich diese recht empfindlich gegen UV-Licht zeigen. Hierzu füllt man die Nematoden in eine Gießkanne, in der sich abgestandenes Leitungswasser befindet. Anschließend bewässert man mit der Flüssigkeit den Bereich der Wurzel rund um die Pflanze. Damit die Fadenwürmer optimal wirken können, sollte der Boden in den folgenden Wochen regelmäßig gewässert werden.
Chemische Mittel – sinnvoll oder nicht?
Informationsblätter zahlreicher Pflanzenschutzämter verweisen darauf, dass für die Bekämpfung von Dickmaulrüsslern keine spezifischen chemischen Mittel zur Verfügung stehen; dennoch sind diverse Präparate, die für diesen Zweck eingesetzt werden sollen, auf dem Markt. Meist enthalten solche chemischen Mittel folgende Wirkstoffe:
- Thiacloprid
- Thiamethoxam oder
- Imidacloprid
Im Jahr 2013 hat jedoch die EU-Kommission empfohlen, derartige Präparate zu verbieten, weil sie diese für das grassierende Bienensterben verantwortlich machen. Doch auch wenn man von diesem Verdacht einmal absieht: Grundsätzlich können chemische Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen das biologische Gleichgewicht in der heimischen Grünanlage durcheinanderbringen – und ganz individuelle Schäden anrichten. Deshalb hat es sich als sinnvoll erwiesen, zunächst alle biologischen und mechanischen Maßnahmen auszuschöpfen, bevor man über die chemische Alternative nachdenkt.
Dickmaulrüssler vorbeugen
Damit es erst gar nicht zu einem Befall des Schädlings kommt, sollten diverse Maßnahmen zur effektiven Vorbeugung ergriffen werden. So versorgt man am besten alle gefährdeten Pflanzen regelmäßig mit einem speziellen Pflanzenstärkungsmittel, zum Beispiel Produkte mit Silizium, Rainfarnjauche, Knoblauchbrühe oder Neemtee. Als besonders effektiv hat sich das Gießen mit Wermutjauche erwiesen, die im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt wird. Diese Lösung ist darüber hinaus in der Lage, Schnecken und Ameisen zu vertreiben.
Eine bewährte vorbeugende Maßnahme stellt das gezielte Fördern von natürlichen Feinden des Dickmaulrüsslers dar. Hierzu gehören vor allem Igel und Maulwürfe, aber auch Eidechsen, Erdkröten und Spitzmäuse. Wenn für diese Tiere innerhalb der heimischen Grünanlage ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kann der Bestand des Schädlings gefährlich bedroht werden. Daneben helfen frei laufende Hühner, die Population des Dickmaulrüsslers klein zu halten.
Doch auch spezifische Bodengegebenheiten können dazu beitragen, einem Befall effektiv vorzubeugen. Grundsätzlich sollten keine torfhaltigen Substrate zum Einsatz kommen, die den Schädlingen optimale Lebensbedingungen verschaffen. Außerdem hat es sich bewährt, das Substrat häufig zu bearbeiten; diese Maßnahme stört den Schädling erheblich. Auf drastische Bodenumlagerungen sollte jedoch grundsätzlich verzichtet werden; besser geeignet ist eine sanfte Lockerung des Bodens mit Hilfe der Grabegabel. Mit diesem Gerät wird nur ganz leicht in den Boden eingestochen.
Häufig gestellte Fragen
Können bei der Bekämpfung des Dickmaulrüsslers auch unterschiedliche Methoden gleichzeitig durchgeführt werden?
Die Kombination unterschiedlicher Behandlungsansätze hat sich nur teilweise als sinnvoll erwiesen. Während das gleichzeitige Absammeln und Bekämpfen der Käfer mit pflanzlichen Mitteln problemlos möglich ist, darf hingegen der Einsatz von Neem-Presskuchen keinesfalls zeitgleich mit der Nematodenbehandlung erfolgen! Dieser Ansatz erweist sich immer als kontraproduktiv, weil der Presskuchen nicht nur die Larven des Dickmaulrüsslers, sondern auch die Nematoden abtötet.
Meine Pflanze scheint zu welken; handelt es sich um einen Befall des Dickmaulrüsslers?
Vorsicht – nicht immer ist der Schädling für das Welken einer Pflanze verantwortlich. Häufig steckt auch falsche Pflege, beispielsweise unzureichende Bewässerung, hinter diesem Phänomen. Charakteristisch sind bei einem Befall die halbmond- oder bogenförmigen Blätter.