Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Die Bergamotte ist eine interessante Zitruspflanze für alle, die Ihren Kübelpflanzen Sommer im Freien und Winter in heller und kühler Umgebung bieten können. Sie liefert auch eine interessante Zitrusfrucht, wegen Säure und Bitterkeit zwar nicht roh zu genießen, aber mit einem berühmten Aroma, das z. B. dem echten Eau de Cologne oder dem Earl-Grey-Tee seine besondere Note gibt. Und gerade in der Haute Cuisine entdeckt wird … wenn Sie sich als ambitionierter Hobbykoch bereits die Finger lecken, sollten Sie sich schnell eine Bergamotte anschaffen, die Pflege ist recht simpel.
Steckbrief
- Die Bergamotte gehört zur großen Familie der Zitruspflanzen
- Sie hat genau die gleichen Eltern wie die Zitrone
- Der korrekte wissenschaftliche Name ist deshalb Citrus x limon
- Der alte Name Citrus bergamia wird jedoch immer noch häufig benutzt
- Er ist deshalb als Synonym anerkannt und könnte Ihnen im Handel begegnen
- Bergamotten werden bei uns auf robuste Unterlagen veredelt verkauft
- In der Bergamotte-Gruppe werden einige verschiedene Zuchtsorten angeboten
Standort
Die Bergamotte ist die typische Zitruspflanze in Kalabrien, sie wird entlang des schmalen Küstenstreifens angebaut, der die „Stiefelspitze“ Italiens bildet. Dort ist es warm bis heiß (mindestens + 7 im Januar, bis + 40 °C im Juli und August) und sonnig, mit rund 320 Sonnentagen im Jahr gehört Kalabrien zu den sonnigsten Regionen Europas.
Damit ist die Bergamotte kein Gewächs für deutsche Gärten gepflanzt, sondern wird bei uns – wie fast alle Zitruspflanzen – im Kübel kultiviert. In dem steht sie im Sommer aber sehr gerne im Freien, so kann sie sich wenigstens ansatzweise Lichtmengen abholen, die an die Heimat erinnern. Mit Sommer ist im Fall einer Zitruspflanzen eine Kernzeit von Mitte Mai bis Mitte Oktober gemeint, je Klima in der Region und Wetter zieht die Bergamotte gerne im April raus und bleibt bis in den November hinein im Freien (solange es nicht friert). “Oben herum” darf es richtig warm werden, die Wurzeln müssen im Zweifel vor Hitze geschützt werden. Volle Sonne, ein paar Stunden auf einem schwarzen Pflanzgefäß, da kochen die Wurzeln schon fast und arbeiten nicht mehr richtig, die Bergamotte beginnt trotz feuchter Erde zu welken … also bei Hitze mit einem weißen Tuch abdecken. Vor dem ersten Frost muss die Bergamotte eingeräumt werden, zur Überwinterung im Zimmer siehe weiter unten.
Die Alternative ist ganzjährige Haltung im lichtreichen Wintergarten, wo die Bergamotte den sonnigsten Platz erhält. Eine ganzjährige Kultur im Zimmer gibt einer Bergamotte auch bei einem Standort am Fenster meist nicht genug Licht, derart gehaltene Zitruspflanzen verlieren häufig ihre kompakte Form, wenn sie sich verzweifelt dem Licht entgegen recken.
Die “normale” Bergamotte aus deutschem Handel ist auf ein Stämmchen veredelt und braucht zumindest in der Höhe etwas Platz. Die Krone entwickelt sich auch in die Breite, aber in einer ziemlich überschaubaren Geschwindigkeit. Ob Ihre Bergamotte einen oder 2,5 Meter hoch wird, hängt neben den Haltungsbedingungen auch von der Sorte ab (im Zweifel können Sie sie bremsen, siehe unten Schneiden).
Substrat, Kübel, Umtopfen
Wie jede Zitruspflanze braucht auch die Bergamotte eine zwar gut wasserdurchlässige, aber auch stabile Erde. Gerade bei Bäumen können die feinen Wurzeln die Pflanze besser in einer Erde stabilisieren, die zu etwa einem Drittel größere mineralische Anteile enthält, z. B. Blähton, Kalksteine, Lavastückchen, Kies, Splitt, grober Sand.
Auch wenn auf einer Packung “Zitruserde” steht, ist reine Humuserde für eine Bergamotte nicht geeignet. Styroporflocken machen eine Blumenerde nicht zur Zitruserde, Torferde sollte erst recht nicht verwendet werden, nicht nur wegen der Umweltschädigung: Außer Orangen kann keine Zitruspflanze etwas mit sauren Böden anfangen, die Veredelungsunterlage Ihrer Bergamotte bestimmt auch nicht, und wenn Sie eine kleine Bergamotte direkt aus Kalabrien mitgebracht haben, ist die sogar richtig kalkhaltigen Küstenboden gewohnt.
Die Bergamotte kann so lange im Topf bleiben, wie noch lose Erde wahrnehmbar ist. Wenn der Topf vollkommen von einem Geflecht feiner Wurzeln durchzogen ist, ist es Zeit zum Umtopfen. Mehr als ein paar Zentimeter größer braucht und sollte das nächste Pflanzgefäß nicht sein, größere Bergamotten können jahrelang im gleichen Pflanztopf kultiviert werden.
Wenn ein Umtopfen ansteht, ist März bis April die beste Zeit, bevor der frische Austrieb einsetzt; im Notfall kann noch bis in den Juli hinein umgetopft werden. Ab dann sollten Sie das Umtopfen auf das nächste Frühjahr verschieben, die Erde würde bis zum Winter nicht mehr genug durchwurzelt werden.
Gießen
Darauf kommt es an:
- Aus ihrer Heimat kennen die Bergamotten wochenlange Dürreperioden im Hochsommer
- Sie sollten insgesamt eher etwas zu sparsam gießen als zu reichlich.
- Ansonsten einfach schön regelmäßig gießen.
- Immer erst Wasser nachgeben, wenn sich die oberste Schicht des Substrats trocknen anfühlt.
- Ein (funktionierender) Abfluss ist natürlich Pflicht.
- Aus dem sollte überschüssiges Wasser kurz nach dem Wässern entfernt werden.
- Wenn die Bergamotte im Sommer im Freien steht, kann sie sehr viel Wasser verbrauchen.
- Besonders an einem sonnigen Standort ist dann meist tägliche Bewässerung notwendig.
Düngen
Die Bergamotte im Kübel muss gedüngt werden, mit einem Dünger, der Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K) in einem Verhältnis von etwa 5 zu 1 zu 3 bis 3,5 enthält. Also z. B. mit einem Dünger, der 20 % Stickstoff, 4 % Phosphat und 15 % Kalium enthält, dieser Dünger sollte in der Wachstumsphase zwischen März und Oktober einmal pro Woche verabreicht werden.
Schneiden
Bei jungen Bergamotten können Sie die Verzweigung der Krone fördern, indem Sie die Triebe regelmäßig entspitzen.
Wenn Ihre Bergamotte Ihnen über den Kopf zu wachsen droht, können Sie die Krone vor dem Neuaustrieb im Frühjahr stutzen. Ansonsten sollten Sie die Bergamotte im Frühling auslichten und einzelne, zu lang gewordene Triebe auf Normalmaß kappen. Wenn Sie nur wenig Platz haben, können Sie die Bergamotte durch regelmäßigen Beschnitt klein und handlich halten.
Vermehren
Vermehren würde sich wirklich lohnen, gerade bei den seltenen Bergamotten, Stämmchen mit einer Höhe von 60 – 80 cm kosten um 50,00 €, ein Bäumchen von 1,75 bis 2 Meter dann schon um 300,00 €.
Vermehrung durch Samen würde jedoch voraussetzen, dass Sie an die Samen einer Bergamotte kommen. Das wird nicht ganz einfach, es gibt keine Samen zu kaufen. Früchte der Bergamotte, die bei Ihnen im Kübel wächst, vom edlen Feinkostladen eingeflogene oder vom Urlaub mitgebrachte Bergamotten enthalten vielleicht Samen, vielleicht aber auch nicht, manchmal bildet die Bergamotten-Frucht keinen einzigen Samen. In der gewerblichen Produktion werden Bergamotten nie durch Samen vermehrt, es wäre auch überhaupt nicht sicher, was für eine Bitterorange diesem Samen entspringen würde. Im gesamten Bereich der Zitruspflanzen ist die Vermehrung durch Samen “nicht so in”, weil aus Samen gezogene Pflanzen oft sehr spät blühen, und niemand weiß so genau, warum eigentlich … Im kommerziellen Anbau wird daher durch Veredelung oder durch Stecklinge vermehrt, beides soll allerdings ziemlich kompliziert sein.
Überwintern
Bergamotten mögen es warm, mehr als -2 °C halten sie nicht aus, und das auch nur sehr kurz. Sie sollten frostfrei bei Temperaturen um 8 °C (+- 5 °C) überwintert werden, in einem mäßig beheizten und lichten Wintergarten oder in einem hellen, kühlen Nebenraum im Haus. Die eigentlichen Wohnräume sind zur Überwinterung nicht geeignet, höher als 15 °C sollten die Temperaturen nicht steigen, bei solchen Temperaturen möchten Sie sicher auch einer Bergamotte zuliebe nicht leben. Eher geeignet sind alle möglichen Nebengelasse, Schuppen und Abstellkammern, Garagen und Treppenhäuser, kühle Temperaturen bis 3 °C (wärmebedürftigere Arten bis 5 °C) hält eine Bergamotte während der Überwinterung zur Not aus.
Innerhalb dieser Bandbreite gilt: Je wärmer der Standort, desto mehr Licht braucht die Pflanze, ggf. durch eine Pflanzenleuchte. Je wärmer der Standort, desto mehr Wasser braucht die Bergamotte dann auch, nur gedüngt wird sie ab Verlangsamung des Wachstums (je nach Standort zwischen Oktober und November) nicht mehr. Wenn Sie nur Fensterlicht zu bieten haben, sollten Sie ein möglichst kühles Winterquartier wählen, hier wird die Bergamotte zwar ein paar Blätter abwerfen, bekommt aber dadurch auch eine echte Ruhepause und legt sich dafür meist beim Neuaustrieb im Frühjahr um so mehr ins Zeug. Gegen Ende des Winters kann die Bergamotte langsam wärmer gestellt werden, bis sie ins Freie umziehen kann.
Arten und Sorten
Bergamotten sind als Citrus bergamia bekannt, so wurden sie nämlich ursprünglich benannt. Wie sie Kreuzung entstanden ist, war lange nicht ganz sicher, heute ist durch genetische Untersuchungen geklärt, dass die Bergamotte eine Kreuzung aus Zitronatzitrone (Citrus medica) und Pomeranze (Citrus × aurantium) ist.
Damit hat sie genau die gleichen Eltern wie unsere normale Zitrone, weshalb der wissenschaftlich korrekte Name wie der der Zitrone “Citrus ×limon” lautet. Um die Bergamotte von der Zitrone zu unterscheiden, wird sie im Handel Citrus ×limon der Bergamotte-Gruppe genannt, der altbekannte Namen Citrus bergamia hält sich aber hartnäckig als Synonym.
Von dieser Citrus ×limon der Bergamotte-Gruppe gibt es mehrere Sorten:
- ‘Femminello’: Mittelgroß, kompakter Wuchs, mittelgroße Blätter und Blüten, die in Gruppen erscheinen, ziemlich kleine Früchte.
- ‘Castagnaro’: Kräftig und eher vertikal wachsend, mittelgroße Blätter, ziemlich große, meist traubenartig angeordnete Blüten.
- ‘Fantastico’: Recht neue Sorte, die ertragreicher sein soll als die obigen Sorten und mehr ölige Essenzen zu enthalten.
Häufig gestellte Fragen
Wie isst man die Bergamotten-Früchte?
“Gegessen” wie bekannte Zitrusfrüchte, also einfach roh verspeist, wird die Bergamotte nicht. Das wäre theoretisch möglich, Bergamotten sind natürlich nicht giftig, aber wahrscheinlich würden Sie es mit einmal Kosten gut sein lassen, die Früchte sind wirklich sauer und dazu noch leicht bitter. Aber voll von einem “geheimnisvollen” Aroma, das Eau de Cologne und Earl-Grey-Tee aromatisiert, zu einer ganz besonderen Marmeladen-Spezialität gekocht wird und gerade dabei ist, als Aromastoff in die Haute Cuisine einzuziehen. Wenn Sie gerne kochen, können Sie also mit den Bergamotten-Früchten eine ganze Menge Experimente anstellen.
Kann ich die weggeschnittenen Triebe einer Bergamotte zur Vermehrung nutzen?
Natürlich können Sie einen Versuch wagen, auch wenn die Anleitungen bei Zitruspflanzen lang und kompliziert sind und keine riesigen Hoffnungen auf Erfolge machen. Die Alternative wäre ja, die Stecklinge gleich zu entsorgen … Aber was da rauskommt, wird Sie wahrscheinlich nicht unbedingt befriedigen – Ihre Bergamotte ist bestimmt veredelt, das macht man deshalb, weil nur die robuste Unterlage gewährleistet, dass die Bergamotte bei uns überlebt. Interessanter und erfolgsversprechender könnte es sein, einen Steckling aus der Unterlage aufzuziehen, wenn diese z. B. aus einer Dreiblättrigen Orange “Poncirus trifoliata” besteht, ziehen Sie eine robuste und in Deutschland winterharte Bitterorange auf, die Sie als erwachsene Pflanze in den Garten setzen können …