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Die Venusfliegenfalle ist die einige ihrer Art unter den fleischfressenden Pflanzen (Karnivoren). Ihr natürliches Vorkommen beschränkt sich auf ein kleines Gebiet in den feucht-warmen Mooren von North und South Carolina. Das alleine erklärt indes noch lange nicht ihre Einzigartigkeit. Es ist das brillante Konzept, das die Dionaea muscipula entwickelt hat, um sich selbst unter schwierigsten Bedingungen zu behaupten. Mit der Kultivierung der Venusfliegenfalle holt sich der begeisterte Gartenfreund nicht nur eine natürliche Fliegenfalle ins Haus, sondern erlebt hautnah, mit welchen Wundern Mutter Natur aufzuwarten hat.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Sonnentaugewächse (Droseraceae).
- Wissenschaftlicher Name Dionaea muscipula.
- Monotypische Gattung mit zahlreichen Cultivaren.
- Rhizom bildend mit faserigen Seitenwurzeln.
- Wuchshöhe 20 cm bis 25 cm.
- Im Frühjahr weißen Blüten am 30 cm hohen Blütenstiel.
- Fangeisenförmige, ca. 10 cm große Fallen.
- Schnappgeschwindigkeit durchschnittlich 100 Millisekunden.
- Fangblätter mit Fühlborsten besetzt zur Selektion.
- Bedingt winterhart und immergrün.
Nachdem die Venusfliegenfalle durch rücksichtslose Zerstörung ihres kleinen Lebensraumes in Verbindung mit kommerzieller Ausbeutung beinahe ausgestorben wäre, ist sie heute durch das Washingtoner Artenschutzabkommen international geschützt. Die intensive Züchtung robuster Cultivare hat im Resultat dazu geführt, dass mittlerweile in jedem gut sortierten Gartencenter Venusfliegenfallen zum bezahlbaren Preis erhältlich sind.
Lebensweise
Pflanzenliebhaber, die in Erwägung ziehen, eine Venusfliegenfalle zu kultivieren, sollten in gewissem Rahmen zu einem Umdenken bereit sein. Bei nur sehr wenigen anderen Pflanzen werden die erforderlichen Nährstoffe nicht durch Dünger, sondern durch Futter verabreicht. Es ist daher empfehlenswert, sich im Vorfeld mit der Lebensweise der Dionaea muscipula ein wenig vertraut zu machen.
- Die grünen Fangblätter bleiben während des Wachstums geschlossen.
- Im ausgewachsenen Stadium öffnen sich die mit zahnartigen Borsten besetzten Fallen.
- Unter Sonneneinstrahlung färben sich die Blattspreite leuchtend rot.
- Um Beute anzulocken verströmen sie einen süßlichen Duft und scheiden Nektar aus.
- Der Schnappmechanismus wird erst ausgelöst, wenn die Fühlborsten und Rezeptoren reagieren.
- In der ersten Phase des Verschlusses prüft die Pflanze die Verwertbarkeit der Beute.
- Zu kleine Insekten krabbeln wieder heraus, ungeeignete Beute wird wieder freigegeben.
- Qualifizierte Nahrung wird fester umschlossen und innerhalb von 14 Tagen verdaut.
- Nach dem Verdauungsprozess öffnet sich das botanische Tellereisen wieder.
- Unverdauliche Reste, wie Chitinpanzer, Flügel oder Beine werden vom Wind fortgeweht.
- Jede einzelne Falle kann diesen Vorgang 3 bis 6 Mal wiederholen.
Eine gepflegte, gesunde Venusfliegenfalle bildet pro Monat 3 bis 4 neue Fallen aus, abgesehen von der Zeit während der Winterruhe sowie im Frühjahr, wenn der 30 cm hohe Blütenstängel mit den weißen Blüten gedeiht.
Standort
Die Venusfliegenfalle ist ein typischer Sonnenanbeter und öffnet nur unter praller Sonneneinstrahlung die faszinierenden roten Fallen. Hobbygärtner, die ihr ein Klima bieten, wie die Karnivore es von ihrer Heimat her gewohnt ist, werden mit einer üppig wachsenden Pflanze belohnt.
- Vollsonnige Lage mit möglichst vielen Sonnenstunden.
- Extreme Schwankungen der Temperaturen werden nicht toleriert.
- Vor kalter Zugluft ist die Venusfliegenfalle zu schützen.
- Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 55 %.
- Im Halbschatten oder Schatten bleiben die Fallen grün und öffnen sich nicht.
- Nährstoffarmes, kalkfreies Substrat mit hoher Durchlässigkeit.
- Alternativ spezielle Karnivoren-Erde aus dem Fachhandel.
Gießen
In den Mooren von North und South Carolina gedeiht die Venusfliegenfalle in einer dauerfeuchten, sumpfigen und sauren Umgebung, womit die Vorgaben für die Kultivierung klar definiert sind:
- Substrat permanent leicht feucht halten.
- Zwischen den Wassergaben leicht antrocknen lassen.
- Nicht austrocknen lassen, aber auch nicht vollständig durchnässen.
- Kalkarmes Regenwasser ist das perfekte Gießwasser.
- Wasser aus der Leitung ist ungeeignet für Karnivoren.
Nicht immer hat der Hobbygärtner die Möglichkeit, Regenwasser in geeigneter Form für seine Venusfliegenfalle zu sammeln. Destilliertes Wasser wird in verschiedenen Foren zwar als Alternative genannt, wobei allerdings übersehen wird, dass dieser Form von Wasser jegliche Nährstoffe fehlen. Daher ist es ratsam, in Ermangelung von Regenwasser zu stillem Mineralwasser in Zimmertemperatur zu greifen.
Füttern
Herkömmlicher Dünger, wie die Mehrzahl der Garten- und Zimmerpflanzen ihn benötigen, ist für die Dionaea muscipula ungeeignet. Ihre Nährstoffe bezieht die Pflanze ausschließlich aus der Verwertung lebender Beute. Dabei ist sie ausgesprochen wählerisch und prüft jeden Fang ausgiebig. Im Prinzip ist die Venusfliegenfalle nicht darauf angewiesen, von Menschenhand gefüttert zu werden, sondern fängt ihre Nahrung in ausreichendem Maße selbst. Wer indes den atemberaubenden Prozess einmal live erleben möchte, füttert die Karnivore selbst.
- Geeignet sind lebende Ameisen, Fliegen, Asseln und Spinnen.
- Das Tier ist maximal 30 % so groß, wie die Falle.
- Bei zu großen Insekten stirbt die Falle ab.
- Das Futtertier mit der Pinzette vorsichtig ergreifen.
- Das Insekt auf das Fangblatt fallen lassen, das sich blitzartig schließt.
- Funktioniert die reflexartige Verschließung nicht, leicht mit einem Grashalm antippen.
Totfutter nimmt die Dionaea muscipula nur äußerst selten an. Im Inneren der Fangblätter befinden sich Rezeptoren, die prüfen, ob die Beute noch zappelt. Ist das nicht der Fall, öffnet sich das Fangeisen wieder.
Luftfeuchtigkeit
Kluge Wissenschaftler informieren den Hobbygärtner darüber, dass die ideale relative Luftfeuchtigkeit für eine gesunde Venusfliegenfalle bei mindestens 40 %, idealerweise bei 55 % liegen sollte. So weit, so gut. Doch was bedeutet diese Vorgabe für die Praxis?
Luftfeuchtigkeit wird definiert als der Anteil des Wasserdampfs an der Raumluft oder der Außenluft. An einem Regentag kann die relative Luftfeuchtigkeit im Freien schon einmal 100 % betragen. Wird die Luft jedoch erwärmt, z. B. durch die Heizung im Zimmer, steigt zwar die Temperatur, wohingegen die Luftfeuchtigkeit sinkt. Für das menschliche Wohlbefinden wird eine durchschnittliche Luftfeuchtigkeit von ca. 50 % bei normaler Zimmertemperatur empfohlen. Das bedeutet, dass es der Venusfliegenfalle im Frühling und Sommer an solchen Orten gut geht, die auch der menschlichen Gesundheit zuträglich sind. Mit einem Hydrometer lässt sich der Wert der aktuellen Luftfeuchtigkeit ganz einfach messen. Digitale Geräte mittlerer Qualität für den privaten Gebrauch sind schon für ca. 10 Euro erhältlich. Zeigt das Messgerät einen zu geringen Wert an, sorgen folgende
Maßnahmen für Abhilfe
- Mit Wasser gefüllte Schalen aufstellen.
- An den Heizkörpern Luftbefeuchter aufhängen.
- Einen Zimmerbrunnen aufstellen.
- Pflanzen mit kalkfreiem Wasser besprühen.
Um ganz sicherzugehen, dass die Dionaea muscipula stets von einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit umgeben ist, wird sie häufig in einem offenen Glasgefäß oder einem ausgedienten Aquarium kultiviert.
Überwintern
Die Nahrungsaufnahme durch gefangene Insekten stellt für die Venusfliegenfalle eine kräftezehrende Methode dar. Aus diesem Grunde möchte sie eine Winterruhe einlegen. Den Eintritt in diese Phase signalisiert die Karnivore, indem sie immer kleinere, grüne Fangblätter bildet, die sich nicht öffnen. Der aufmerksame Hobbygärtner trägt seine fleischfressende Pflanze daraufhin an einen etwas kühleren, hellen Platz, wo die Temperaturen nicht unter 5° Celsius fallen. Im Verlauf der Winterpause benötigt die Pflanze nur noch wenig Wasser und keine Nahrung, die ohnehin während dieser Zeit kaum vorhanden ist. Gerät sie während der Winterpause in kalte Zugluft, wenn gelüftet wird, bedeutet dies in der Regel das unweigerliche Ende der Venusfliegenfalle.
Da die wenigsten Hobbygärtner ein adäquates Winterquartier für die Dionaea muscipula zur Verfügung haben, weil es im geheizten Haus entweder zu warm oder im kühlen Keller zu dunkel ist, bedienen sie sich des folgenden Gärtner-Kniffs:
- Im Herbst die Pflanze austopfen.
- Den Wurzelballen von sämtlichem Substrat befreien.
- Vertrocknete und verfaulte Wurzelstücke abschneiden.
- Geschlossene Fallen mit Beute-Inhalt entfernen.
- Den Wurzelbereich sorgfältig mit lauwarmem Wasser abbrausen.
- Papier einer Küchenrolle mit Regenwasser benetzen aber nicht durchnässen.
- Eine Plastiktüte mit 2 bis 3 Lagen des feuchten Papiers auslegen.
- Die Venusfliegenfalle hineinlegen, wie in ein Sandwich.
- Die Tüte mit einem Gummiband verschließen.
- Es verbleibt so viel Luft in der Tüte, dass sie sich nicht zusammendrücken lässt.
- Das Paket im Gemüsefach des Kühlschranks bei 4 Grad überwintern lassen.
- Alle 6 bis 8 Wochen auf faulende Pflanzenteile untersuchen und diese entfernen.
Im April oder Mai wird die ausgeruhte Venusfliegenfalle aus dem Winterquartier hervorgeholt und von eventuell verfaulten Stücken befreit. Es ist kein Grund zur Sorge, sollte die Pflanze gelb verfärbt sein. Eingetopft in frischem Substrat wird sie sich an der frischen Luft auf dem Balkon oder der Terrasse schnell erholen. Wichtig zu beachten ist, dass die Karnivore schrittweise an das helle Sonnenlicht gewöhnt und nicht sogleich dem prallen Sonnenschein ausgesetzt wird.
Vermehren
Von ihrer natürlichen Anlage her, vermehrt sich die Venusfliegenfalle ohne menschliches Zutun, vorausgesetzt, sie verfügt über ausreichend Platz. Gartenfreunden, denen das nicht reicht, vermehren die fleischfressende Pflanze über Blattstecklinge oder Teilung.
Blattstecklinge
- Ein Blatt dicht an der Basis mit einem Stück des Rhizoms abbrechen.
- Einen Topf mit nährstoffarmer Anzuchterde füllen, z. B. ein Torf-Sand-Gemisch.
- Bis zur Bewurzelung Steckling und Substrat leicht mit Regenwasser benetzen.
- Ist der Topf vollständig durchwurzelt, wird die junge Pflanze umgetopft in normales Substrat.
Teilung
- Nach der Winterruhe mit einem scharfen Messer in mehrere Teile zerschneiden.
- Jedes Teilstück verfügt über ein Rhizom, Wurzeln und Blätter.
- Die neuen Pflanzen werden in getrennte Töpfe eingepflanzt.
- Gepflegt werden sie wie erwachsene Venusfliegenfallen.
Schöne Cultivare
Im Folgenden werden einige der schönsten Sorten der Venusfliegenfalle vorgestellt:
Dionaea muscipula ‘Red Dragon’
- japanische Züchtung
- ganzjährig weinrot gefärbt
Dionaea muscipula ‘Low Giant’
- ausgesprochen kräftige Pflanze
- bildet besonders große Fallen aus
Dionaea muscipula ‘Pink’
- seltene amerikanische Züchtung
- die Fallen erscheinen in sattem Pink
Dionaea muscipula ‘Green Dragon’
- eine Rarität aus Amerika
- tiefrote Fallen mit grünem Rand
Häufig gestellte Fragen
Wie viel Regen verträgt eine Venusfliegenfalle, die im Kübel auf dem Balkon steht?
Solange die Dionaea muscipula sich in einem Pflanzgefäß befindet, in dem sich keine Staunässe bilden kann, machen ihr selbst tagelange Regenfälle nichts aus.
Einige der grünen Fallen meiner Venusfliegenfalle färben sich schwarz. Ist die Pflanze krank?
Es ist vollkommen normal, dass sich Fangblätter schwarz färben, solange sich immer wieder neue Fallen entwickeln. Da die schwarz verfärbten Pflanzenteile die optische Erscheinung der Pflanze beeinträchtigen, können sie bei Bedarf abgeschnitten werden.
Warum wächst der Blütenstängel so hoch hinaus?
Die Venusfliegenfalle ist nicht daran interessiert, dass ihre Bestäuber, wie Hummeln und Bienen, in die Fallen geraten. Damit würde sie ihre eigene Vermehrung sabotieren. Daher reckt sich ihr Blütenstängel mit den zierlichen weißen Blüten so weit in die Höhe.