Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Bereits ihr Synonym ‘Die Rosen des Winters’ signalisiert, dass Kamelien von ihrem Kultivator ein Umdenken verlangen. Erstreckt sich doch ihre Blüte von September bis Mai, die sie allerdings konsequent verweigert, wenn sie in einem beheizten Wohnzimmer platziert wird. Die in Ostasien beheimateten Teestrauchgewächse wünschen den unmittelbaren Kontakt zur freien Natur, solange es dort nicht zu trocken, zu kalt und hell genug ist. Ist es vielmehr nicht gerade diese Diskrepanz zu allen anderen Gartenpflanzen, die eine Kultivierung der Kamelien so spannend gestaltet für den Hobbygärtner?
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Teestrauchgewächse.
- Wissenschaftlicher Name Camellia japonica
- Beheimatet in den Wäldern Ostasiens.
- Mehr als 30.000 variantenreiche Sorten.
- Immergrüner Strauch oder Baum.
- Wuchshöhe 1,5 bis 6 Meter.
- Kurzstielige Blüten mit 2 cm bis 20 cm Durchmesser.
- Blütezeit von September bis Mai, je nach Art und Sorte.
- Blütenfarben Weiß, Rot bis Rosa in vielen Nuancen.
- Grüne Blätter mit 5 cm bis 12 cm Länge.
Den Wachstumszyklus der Kamelien zu verstehen, verbessert die Erfolgsaussichten für eine gelungene Pflege deutlich.
1. Stadium: Beginn der vegetativen Expansion im Frühjahr.
2. Stadium: Bildung der Knospen im Sommer.
3. Stadium: Prachtvolle Blüte im Winter bis ins Frühjahr.
4. Stadium: Reifezeit der Früchte und Samen.
Der Übergang von der Knospenbildung zur Blüte stellt die kritischste Phase für die Kamelien dar. Kommt es in dieser Zeit zu einer Unterbrechung der Wasserzufuhr, kann der Kamelienfreund seine Hoffnungen auf eine prunkvolle Blüte begraben. Umso wichtiger ist die Berücksichtigung der folgenden Pflege-Tipps, einschließlich verschiedener Hinweise zur Vermehrung und Überwinterung.
Standort
In die Auswahl des passenden Standortes sollte der Hobbygärtner ein wenig Zeit investieren, denn Kamelien sind in dieser Hinsicht ausgesprochen wählerisch. Befindet sich die Gartenanlage in einer der wintermilden Weinbauregionen Deutschlands oder im gemäßigten Klima Nordwest- oder Westdeutschlands, hat der Kamelienfreund leichtes Spiel. In anderen Gebieten sind hingegen verschiedene Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, damit sich die Camellia japonica wohl fühlt.
- Halbschattige, windgeschützte Lage ohne pralle Mittagssonne.
- Idealerweise im Stauschatten von Gehölzen, Koniferen oder Mauern.
- Gemäßigte Morgen- und Abendsonne wird toleriert.
- Lichtmangel wird mit kümmerlichem Blütenstand quittiert.
- Kamelien benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 60 %.
- Im Freiland ersetzt eine ausreichende Erdfeuchtigkeit die geforderte Luftfeuchtigkeit.
- Im Wintergarten oder Innenraum erhält die Kamelie ab und zu eine Dusche kalkarmen Wassers.
Angesichts der mehr als 30.000 Sorten, die teilweise sehr unterschiedliche Charakteristika aufweisen, können an dieser Stelle ausschließlich die allgemein gültigen Standortvoraussetzungen erläutert werden. Vor diesem Hintergrund ist es empfehlenswert, beim Kauf der favorisierten Kamelien-Sorten deren spezifischen Attribute nachzufragen.
Substrat
Kamelien benötigen reichlich Freiraum um ihre unterirdischen Organe herum, damit sie sich üppig entfalten können. In einem zu verdichteten Ballen behindern sich die Wurzeln gegenseitig, was in der Folge die Versorgung ins Stocken geraten lässt. Eine durchlässige und lockere Konsistenz der Erde stellt daher eine wesentliche Prämisse für das adäquate Substrat dar. Darüber hinaus gedeihen Kamelien ausgezeichnet, wenn folgende Bedingungen herrschen:
- Im Kübel in Rhododendron- oder Azaleenerde unter Zugabe von scharfem Sand.
- Im Beet in einem Mix von je 1/3 Gartenerde, Kompost, Torf oder Torfersatz.
- Bestens geeignet für Pflanzgefäße ist fertige Moorbeeterde aus dem Gartencenter.
Da der pH-Wert des Bodens eine essenzielle Bedeutung für das Wachstum der Kamelien einnimmt, ist es ratsam, vor der Pflanzung einen Bodentest durchzuführen. Entsprechende Indikator-Testpakete sind in Gartencentern für ca. 5 Euro erhältlich und kinderleicht in der Anwendung. Zeigt das Resultat einen pH-Wert deutlich über 5 bis 5,5 an, sind entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um den Standort für die wertvollen Kamelien auf ein geeignetes Niveau zu bringen. Eine umweltfreundliche und kostengünstige Technik, den pH-Wert zu senken ist beispielsweise die Beigabe von Traubentrester, einem Abfallprodukt der Weinkelterei, Granitmehl sowie der Bodenhilfsstoff Rhodovital.
Gießen
Der Kamelie den optimalen, ausgewogenen Wasserhaushalt zu bieten, zählt zu den prekären Faktoren der Pflege. Der Grund liegt darin, dass es keine allgemein gültigen Regeln gibt.
- Kleine Sorten am halbschattigen Standort erhalten nur wenig Wasser.
- Großwüchsige Sorten am sonnendurchfluteten Ort werden nahezu täglich gegossen.
- Starkwüchsige Kamelien bedürfen einer anderen Wassermenge, als schwachwüchsige Sorten.
Darüber hinaus nimmt die aktuelle Witterung gleichermaßen Einfluss auf die Dosierung der Wassermenge. Als Faustregel gilt, dass in der Wachstumsphase von April bis September die Wasserzufuhr keinesfalls unterbrochen werden darf. Daraus resultiert die Schlussfolgerung, dass die Kamelien grundsätzlich täglich in Augenschein genommen werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Ist die Oberfläche des Substrats angetrocknet, erhält die Kamelie eine durchdringende Dosis Gießwasser, das bis in die untersten Schichten gelangt.
Ein eventueller Untersetzer wird nach spätestens 20 Minuten entleert, damit sich keine Staunässe bildet. Ab Oktober lässt der Druck der perfekten Humidität auf den Hobbygärtner dann etwas nach, weil die Ruhephase der Kamelien beginnt, die einhergeht mit einem trockeneren Substrat, auch wenn sich dann die Blüte zeigt. Gegossen wird in dieser Phase nur dann, wenn der Wurzelballen droht auszutrocknen.
Düngen
Der Nährstoffbedarf der Kamelien beschränkt sich auf die Zeit von Ende Mai bis Mitte Juli. In diesem Zeitraum wachsen die Triebe und die Blütensträucher legen die Knospen für die nächste Saison an. Jetzt sollten alle wichtigen Nährstoffe zur Verfügung stehen.
- Handelsüblichen Rhododendrondünger 1 Mal wöchentlich in halber Konzentration verabreichen.
- Bei Überdüngung schießen die Kamelien aus der Form und werden krankheitsanfällig.
- Im Kübel bis Ende Juni stickstoffbetonten Flüssigdünger verabreichen.
- Im Juli dann wechseln zu einem kalibetonten Düngepräparat.
Erhalten die Kamelien im Verlauf der Düngeperiode einmalig einen Eisendünger mit Folionit oder Fetrilon, stärkt dies ihre Widerstandskraft gegenüber Chlorose, einer gefürchteten Mangelerkrankung.
Ende Juli beendet der Hobbygärtner die Gabe von Dünger bereits wieder, denn seine Kamelien sollen vollständig ausgereift in den Winter gehen.
Vermehren
Da Kamelien beileibe nicht zu den günstigsten Blütensträuchern zählen, interessieren sich ihre Anhänger für die Methoden der Vermehrung naturgemäß kolossal. Wie gut, dass verschiedene Techniken zur Auswahl stehen, wobei Stecklinge und Absenker sortenreine Nachkömmlinge erzeugen, Samen hingegen das Ergebnis völlig offen lassen.
Absenker
- Im Frühjahr die Erde um die Kamelien herum auflockern.
- Einen gesunden, maximal einjährigen Zweig auswählen.
- Den Absenker entlauben bis auf 3-5 Blätter an der Triebspitze.
- Eine 10 cm bis 20 cm tiefe Rille ausheben und den Trieb hineinlegen.
Der Absenker bildet zügiger Wurzeln, wenn die Rinde an der bodenseitigen Stelle mit einer Rasierklinge etwas angeritzt wird. Im Gegensatz zu einem unverletzten Trieb wachsen aus dem Wundgewebe jetzt rasch frische Wurzeln. In der Regel ist es erforderlich, den Absenker mit Steinen oder Zeltheringen im Boden zu fixieren. Die Triebspitze mit den verbliebenen Blättern wird an einem Stab befestigt, bevor der Rest des Absenkers mit lockerer, humoser Erde bedeckt wird.
In den folgenden 2 bis 3 Monaten schlägt der Nachkömmling fleißig Wurzeln, während er von der Mutterpflanze mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird. Die Aufgaben des Kamelienfreundes beschränken sich auf regelmäßiges Unkraut jäten und gießen. Erst wenn der Trieb ein eigenes Wurzelsystem entwickelt hat, wird er von der Mutterpflanze getrennt, um dann am neuen Standort Position zu beziehen.
Stecklinge
- Zwischen Juni und August von einer kräftigen Kamelie Kopfstecklinge schneiden.
- Die Triebe sind 10 cm bis 15 cm lang und verfügen über mehrere Blattpaare.
- Der Schnitt wird 3-5 mm unterhalb eines Blattknotens ausgeführt.
- Im unteren Bereich wird der Steckling vollständig entlaubt.
- In einem mit Anzuchstsubstrat gefüllten Topf werden die Triebe bis zur Hälfte hinein gesteckt.
- In einem Minigewächshaus oder unter einer Plastikhaube mit Regenwasser leicht feucht halten.
- Bei Temperaturen zwischen 25° und 28° Celsius setzt die Bewurzelung nach 2-3 Monaten ein.
Erhalten die Stecklinge vom Boden her zusätzliche Wärme, beschleunigt dies den Bewurzelungsprozess merklich. Im Handel stehen daher beheizbare Minigewächshäuser im Angebot, die der talentierte Hobbygärtner sicherlich auch für die Vermehrung anderer Pflanzen zu nutzen weiß.
Die Samen-Vermehrung wird allgemein als schwierig und umständlich beschrieben. Wer hingegen Samen in der Hand hält, sollte sie nicht einfach entsorgen. Es wäre einen Versuch wert, sie in ein Schraubglas zu streuen, das mit einem feuchten Erde-Sand-Gemisch gefüllt ist. Ohne es zu öffnen, wird das Glas auf die Fensterbank gestellt und abgewartet, ob die Keimung einsetzt.
Überwintern
Im Beet
Ab einem Alter von 4 Jahren sind Kamelien kräftig genug, um im Freiland zu überwintern, sofern sie sich an einem geschützten Standort befinden. Das gilt auch für Sorten, die als winterhart deklariert verkauft werden.
- Den Wurzelbereich mit einer dicken Mulchschicht bedecken.
- Alternativ ein wärmendes Garten- oder Mulchvlies ausbreiten.
- Über die Zweige eine Haube aus Jute stülpen oder sie mit Strohmatten umhüllen.
Der Winterschutz kann entfernt werden, wenn die Temperaturen zwischen 0° und -5° Celsius schwanken, damit sich kein Schimmel bilden kann.
Im Kübel
Im Kübel bleiben Kamelien solange wie möglich im Freien. Erst wenn die Temperaturen deutlich unter den Gefrierpunkt sinken, räumt der Hobbygärtner sie in ein kühles Winterquartier ein.
- Die Temperaturen liegen maximal bei 10° bis 15° Celsius.
- Noch wohler fühlen die Kamelien sich in einer geschützten Ecke auf dem Balkon.
- Der Kübel wird mit Luftpolsterfolie umwickelt und auf einen Holzblock gestellt.
Glücklich der Kamelienfreund, der über einen beschatteten Wintergarten, ein Treibhaus oder ein ungeheiztes, lichtdurchflutetes Treppenhaus verfügt. Denn hier werden die Camellia japonica während der kalten Jahreszeit ihre ganze Pracht entfalten.
Häufig gestellte Fragen
Meine Kamelie hat einen Platz am Wohnzimmerfenster. Ohne Vorwarnung hat sie plötzlich sämtliche Knospen abgeworfen. Ich habe gelesen, dass dieser Schaden durch Drehen der Pflanze verursacht wird. Stimmt das?
Bislang konnte Drehen der Kamelie als Ursache für einen Knospenabwurf nicht verifiziert werden. Die Ursache wird vielmehr darin zu suchen sein, dass sie im Wohnzimmer zu warm platziert ist. Ideale Temperaturen für eine schöne Blüte bewegen sich zwischen 10° und 15° Celsius. Stellen Sie den Topf doch einfach einmal ans Schlafzimmerfenster, sprühen sie ab und zu mit Regenwasser ein und lassen den Wurzelballen nicht eintrocknen. Dann stehen die Chancen gut, dass sie in der nächsten Saison blüht.
Kann ich meine Kamelie schneiden?
Kamelien sind von Natur aus gut schnittverträglich. Die beste Zeit für den Schnitt ist unmittelbar nach der Blüte. Insbesondere junge Kamelien werden auf diese Weise zu einer besseren Verzweigung angeregt. Wichtig zu beachten ist, dass stets knapp über einem nach außen gerichteten Auge geschnitten wird, damit die Knospe keinen Schaden erleidet.