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Sukkulenten sind Pflanzen mit durchaus zwiespältigem Image: Der eine denkt an den verstaubten Kaktus im Büro, der trotz völliger Nichtbeachtung noch irgendwie zu leben scheint. Der andere schwelgt in Ideen, welche spannenden Pflanzen er in der nächsten Saison in seinen Steingarten vor der Haustür setzen kann. Tatsächlich gibt es unter den Sukkulenten sehr viel mehr interessante Pflanzen, als den meisten Pflanzenfreunden bewusst ist – schöne und ungewöhnliche Zimmerpflanzen und ausdrucksstarke Pflanzen, die im Garten winterhart und ein echter Blickfang sind, nachfolgend erfahren Sie mehr zu diesen Arten, mit Pflege-Anleitung.
Standort und Boden
Natürlich sollten Sie bei Auswahl des Standorts und des Bodens immer versuchen, die Bedingungen in der Heimat der jeweiligen Pflanze möglichst gut nachzubilden.
Grundsätzlich gilt jedoch für alle Sukkulenten: Sie haben ihre fleischigen Blätter und/oder verdickten Stämme nicht umsonst gebildet, sondern um geschmeidig auf einen möglichen Mangel an Wasser reagieren zu können und so ohne Probleme zu überleben. Das bedeutet, dass die meisten Sukkulenten in eher trockenen Gebieten zu Hause sind, und in diesem Gebieten ist der Boden häufig sandig und steinig und nicht mit einem Überangebot an Nährstoffen ausgestattet.
Also: Genug Licht sollte der Standort immer bieten, die Erde sollte generell gut wasserdurchlässig sein und für die meisten Sukkulenten nicht zu viele Nährstoffe enthalten.
Gießen
Die Sukkulenten mit ihren wasserspeichernden Teilen erfordern beim Gießen eine Menge Fingerspitzengefühl:
- Die gängigste Sukkulente, der Kaktus, kann so viel Wasser speichern, dass er einmal im Frühjahr gegossen wird
- Dann lange nicht, erst wenn der Wurzelballen wieder ausgetrocknet ist
- Im Winter werden Kakteen überhaupt nicht gegossen
- Andere Sukkulenten speichern Wasser nur in ihren Blättern oder Stämmen
- Sie brauchen etwas häufiger Wasser
- Aber immer mit Vorsicht, ein durchfeuchteter Stamm fault gerne
- Die Wassergabe sollte jeweils kräftig sein und das Erdreich gut durchfeuchten
- Die Pause danach sollte deutlich sein, am besten bis Sie bemerken, dass sich Speicherorgane leeren
Düngen
Ein paar Nährstoffe brauchen auch die Sukkulenten, aber ein bis zwei Mal Düngen im Sommer reicht meist in den allermeisten Fällen vollkommen aus. Am besten nehmen Sie organischen Dünger, bei dem ist das Risiko des Überdüngens wesentlich geringer, weil es langsam abgebaut wird.
Fruchtbildung / Ernte
Wie Sie unten erfahren werden, können viele Sukkulenten in unseren Gärten essbare Früchte entwickeln, z. B. die Kaktusfeige. So gehen Sie mit der Ernte um:
- Die Früchte können geerntet werden, wenn sie auf Fingerdruck leicht nachgibt
- Kaktusfeige und die Früchte anderer Opuntien oder Opuntien-Verwandten sind unterschiedlich süß und saftig
- Nach der Ernte muss die Frucht meist entstachelt werden
- Dann können Sie die saftigen Früchte mit einem scharfen Messer schälen
- Das Innere kann nun (inklusive der harten Samen) gegessen werden
Schneiden
Normalerweise werden Sukkulenten nicht beschnitten, man ist ja froh, wenn sie schön hoch wachsen.
Sie werden Ihre Sukkulenten aber vielfach beschneiden wollen, um sie zu vermehren. Dann gehen Sie folgendermaßen vor.
- Messer vor dem Schnitt schärfen
- Bei manchen Sukkulenten können Sie auch eine Säge benutzen
- Diese sollte dann vor dem Einsatz desinfiziert werden
- Schneiden Sie zügig und möglichst gerade
- Tupfen Sie den Pflanzensaft mit einem Küchentuch ab
- Verschließen Sie die verbleibende Wunde mit einem Wundbehandlungsmittel
Anzucht und Vermehren
Sie können sich Ihre Sukkulenten selbst heranziehen. So funktioniert es:
- Anzuchttöpfe mit 2/3 humoser Erde und 1/3 scharfem Sand vorbereiten
- Sukkulenten-Samen nach Packungsanweisung aussäen
- Leicht feucht halten
- Keine Staunässe
- Warm stellen
- Nach gut zwei Wochen sollten die Jungpflanzen keimen
Sukkulenten lassen sich meist sehr gut vermehren. Sie verzweigen sich eifrig und entwickeln dabei Jungpflanzen, sogenannte Kindel, meist im unteren Bereich. Diese Kindel können Sie nutzen, um neue Sukkulenten zu gewinnen:
- Trennen Sie die neuen Sprosse von der Mutterpflanze ab
- Meist werden die Kindel einfach abgebrochen
- Sehr fest haftende Kindel können mit einem Messer abgeschnitten werden
- Dann darf die Schnittfläche vor dem Einpflanzen zwei, drei Tage trocknen
- Setzen Sie sie in separate Töpfe
- die werden anschließend wie die Mutterpflanze kultiviert
- Manche Sukkulenten können durch Blattstecklinge vermehrt werden, das funktioniert ähnlich wie bei den Kindeln
- Sehr breit wachsende Sukkulenten werden durch einfache Teilung vermehrt
Schädlinge und Krankheiten
Sukkulenten sind meist nicht bei uns beheimatet, das ruft viele Schädlinge auf den Plan. Gerne machen sich z. B. Schildläuse und Schmierläuse auf den Sukkulenten breit, die am weißen, pelzigen Belag zu erkennen sind, und Spinnmilben, die wie feine Spinnweben zwischen den Blättern hängen, oder auch Trauermücken, deren Larven schädigen können.
Die erste wichtigste Gegenwehr ist die gute Pflege, gesunde Pflanzen widerstehen manchem Schädling. Vor allem dann, wenn die Krankheit der Pflanze rechtzeitig erkannt wird, ist spezifische Bekämpfung oft erfolgreich.
Winterharte Speicherpflanzen
Die “gängige Sukkulente” gehört zur Familie der Kakteengewächse, und allein diese bietet uns schon eine Auswahl von Sukkulenten, die in die Tausende geht. Viele von ihnen sind ausgesprochen markante Schönheiten, die es in deutschen Gärten gut aushalten, manche haben sogar noch mehr zu bieten:
1. Viele winterharte Sukkulenten bieten uns die Cylindropuntia, ein in den USA beheimateter Nachbar-Tribus der Opuntien, der auch im Norden wachsende Arten hervorgebracht hat:
- Cylindropuntia acanthocarpa mit essbaren Blütenknospen
- Cylindropuntia imbricata in verschiedenen Zuchtsorten
- Cylindropuntia kleinia
- Cylindropuntia leptocaulis
- Cylindropuntia viridiflora
- Cylindropuntia Whipplei in verschiedenen Zuchtsorten
2. Auch die Gattung der Echinocereus kommt vom amerikanischen Kontinent und stellt mit dem Echinocereus viridiflorus eine bei uns winterharte Art, frostresistent bis stolze minus 25° Celsius. Die Blüten der Echinocereus sind groß und die Früchte essbar, sie werden auch Erdeerkakteen genannt.
3. Die meisten Arten der in Kanada wachsenden rund 20 Escobaria halten es gut bei uns aus. Die dekorativen Kugel-Kakteen brauchen den Kältereiz sogar, um zu blühen, und der Escobaria vivipara übersteht Kälte bis zu minus 30° Celsius.
4. “Nur” winterhart bis zu minus 22° C ist die sukkulente Nannorrhops ritchiane oder N. arabica “silver”, die Silberne Mazaripalme. Damit ist sie aber immerhin eine der kälteresistentesten Palmenarten, sie wird aber nur recht selten als Zierpflanze angeboten.
5. Die Pflanzengattung Opuntia aus der Familie der Kakteengewächse ist in knapp 200 Arten über den gesamten amerikanischen Kontinent verbreitet, und bei vielen dieser Arten wurden Triebe und Früchte bereits von den Ureinwohnern als Nahrungsmittel genutzt. Da es Opuntien auch in Nordamerika gibt, sind einige der essbaren Opuntien durchaus auch unserem Klima gewachsen. Folgende winterhart Opuntien gibt es bereits bei uns als Jungpflanze oder Samen zu kaufen:
- Opuntia cymochila
- Opuntia engelmannii
- Opuntia ficus-indica, bekannt als Kaktusfeige, nur in warmen Regionen winterhart
- Opuntia fragilis, in vielen Sorten wie “Frankfurt”, “Föhr 222”, “Freiberg”, “Friedrichshafen”, “Kirschrote Blüte” und als durch Kreuzung mit anderen Opuntien entstandene Hybriden
- Opuntia humifusa
- Opuntia macrorhiza
- Opuntia phaeacantha littoralis
- Opuntia polyacantha var hystricina
- Opuntia “rhodantha Rosenheim”
- Opuntia tortispina
6. Die Oreocereus stellen eine Reihe von Kakteen, die in den Anden ihre Heimat haben, der Bergkaktus Oreocereus celsianu z. B. verträgt bis minus 20° Celsius.
Von all den gerade angeführten Arten gibt es weitere Sorten, die bei uns nicht winterhart sind, aber im Kübel mit Überwinterung im Haus und/oder im Zimmer gehalten werden können. Auch Arten mit essbaren Früchten:
- Opuntia tuna
- Opuntia streptacantha
- Hylocereus undatus, bekannt als Pitahaya oder Dragonfruit
- Myrtillocactus geometrizans, Heidelbeerkaktus, die Früchte werden auf mexikanischen Märkten als Garambullos verkauft
- Sogar die Gattung des als Schwiegermuttersitz bekannten Echinocactus grusonii bringt Arten mit essbarem Fleisch hervor, das zu einer Marmelade namens “Dulces de Visnaga” verarbeitet wird.
Häufig gestellte Fragen
Ich habe gehört, dass es im Umfeld der Kakteengewächse sehr viele Sukkulenten gibt – stimmt das?
Tatsächlich gibt es gibt es in vielen Pflanzenfamilien der eng mit den Kakteengewächsen verwandten Ordnung der Nelkenartigen Sukkulenten: Mittagsblumengewächse sind meist Sukkulenten, bei den Fuchsschwanzgewächse viele Arten, die Anacampserotaceae sind erst 2010 beschriebene Schwestern der Kakteengewächse mit rund 40 sukkulenten, oft wunderschönen Arten, die es erst zu entdecken gilt, die Basellgewächse und die Didiereaceae und die Halophytaceae stellen Sukkulenten, und viele von ihnen können als Zierpflanzen kultiviert werden.
Gibt es auch Sukkulenten, die nicht sehr nah mit den Kakteengewächsen verwandt sind?
Oh ja, jede Menge, für Biologen ist jede Pflanze eine Sukkulente, die ein Pflanzenorgan zum Wasserspeicher umgestaltet hat, suculentus heißt nämlich einfach nur “saftreich”. Wenn Sie generell besser mit Pflanzen auskommen, die im Notfall Wasser auch einmal speichern können, können Sie sich noch in einigen Pflanzenfamilien umsehen: Bei den Affodillgewächsen und den Araliengewächsen, den Balsaminengewächsen, Bromeliengewächsen und Dickblattgewächsen, den Hundsgiftgewächsen, Maulbeergewächsen, Lippenblütlern, Schiefblattgewächsen, Spargelgewächsen, Storchschnabelgewächsen, Steinbrechgewächsen und Windengewächsen – überall sind Sukkulenten dabei, hier können experimentierfreudige Gärtner noch viele echte Traumpflanzen entdecken.