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Die weißen, hellbraunen oder rosafarbenen, winzig kleinen Schmierläuse bilden innerhalb der Gattung der Schildläuse eine eigene Familie mit mehr als 1.000 Arten. Die Schädlinge sind mit einer schmierigen Behaarung bedeckt und umgeben sich mit einer Wattebausch ähnlichen Schutzhülle. Einer befallenen Pflanze schaden sie gleich dreifach, indem sie ihr den Lebenssaft aussaugen, dabei ein Gift abgeben und zudem Honigtau absondern, der in der Folge Rußtaupilz hervorruft. Wie gut, dass eine breite Palette an Tipps und Hausmitteln für die Bekämpfung zur Verfügung steht, damit die Wollläuse nicht die Oberhand gewinnen.
Steckbrief
- Unterfamilie der Schildläuse
- mehr als 1.000 Arten
- Größe 1 mm bis 12 mm
- rosa, weißer oder hellbraun gefärbter Körper
- bei Kontakt schmierende Behaarung
- saugen an allen Pflanzenteilen
- Ausscheidung von Gift und Honigtau
- Befall an krautigen Natur- und Zimmerpflanzen
- mobil und stationär aktiv
- Bezeichnungen: Wollläuse, Schmierläuse, Wurzelläuse
Lebensweise kennen – Bekämpfung optimieren
Das berühmte Zitat ‘Du musst deinen Feind kennen, um ihn besiegen zu können’, gilt in gleicher Weise für die Schädlingsbekämpfung in Haus und Garten. Schmier- und Wollläuse kommen hauptsächlich als Weibchen vor, weil sie zur ‘Jungfernzeugung’ im Stande sind, Männchen also nicht zwingend benötigt werden. In einer warmen Umgebung legen sie im kurzen Rhythmus 500 bis 600 Eier ab, die bereits nach 10 Tagen schlüpfen.
Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten können so bis zu 8 Generationen pro Jahr entstehen, was die teils explosionsartige Ausbreitung erklärt und die Dringlichkeit sofortiger Gegenmaßnahmen verdeutlicht. Muttertiere und Nachwuchs rauben der Pflanze die Vitalität, indem sie den Pflanzensaft aus Blättern, Stängeln und Wurzeln saugen.
Woll- und Schmierläuse sind erstaunlich erfindungsreich, wenn es darum geht, die Gelege zu verstecken. Nicht nur offenkundige Stellen, wie die Blätter werden dazu verwendet. Häufig befinden sich die Eier im Substrat, in Blattachseln oder Hüllblättern, sodass man einen Befall auch gerne mal übersieht.
Typisches Merkmal ist auch ein Rückzug der Schädlinge, wenn ihnen die Umgebung nicht mehr zusagt. Während der Pflanzenfreund sich bereits wieder in Sicherheit wähnt, warten die Schädlinge in Wahrheit nur solange ab, bis sich die Bedingungen verbessern. So tauchen sie manchmal nach Monaten der Ruhe plötzlich wieder massenhaft auf. Die wachsartige Ummantelung dient dabei als effizienter Schutz gegen chemische und physikalische Einflüsse.
Auslöser für den Befall
Dem informierten Hobbygärtner steht eine ganze Liste von prophylaktischen Taktiken zur Verfügung, damit es zu einem Befall durch Woll- und Schmierläuse erst gar nicht kommt:
- neue Pflanzen vor Kauf genau unter Lupe nehmen
- artgerechte Kulturbedingungen beachten
- lichtarmen Standort grundsätzlich umgehen
- zu hoch dosierte Stickstoff-Düngung vermeiden
- trockene, warme Heizungsluft bietet Schmierläusen ideale Bedingungen
- durch Pflegefehler geschwächte Pflanzen besonders anfällig für Schmierläuse
Es mag den Anschein einer Binsenwahrheit erwecken, stellt gleichwohl eine unumstößliche Tatsache dar, dass eine gesunde Pflanze deutlich widerstandsfähiger gegenüber einem Befall durch Wollläuse ist. Mutter Natur hat jedes Gewächs mit Abwehrstoffen ausgestattet, die Feinde fernhalten sollen. Eine gestresste und erschöpfte Pflanze ist jeglichen Attacken dagegen wehrlos ausgeliefert.
Erprobte Hausmittel
Die zunehmend umweltbewusste Einstellung unter den Hobbygärtnern in Verbindung mit der immer geringeren Anzahl an zugelassenen Insektiziden hat letztendlich dazu geführt, dass eine Fülle wirksamer Hausmittel bereitsteht, um sich gegen Schmierläuse zur Wehr zu setzen.
- betroffene Pflanze umgehend isolieren
- Quarantänestation hell und kühl
- Läuse mithilfe spiritusgetränkten Tuchs abwischen
- Melissengeist in leere Parfümflasche füllen und aufsprühen
- mehrere Tage hintereinander wiederholen
- befallene Blüten und Blätter abschneiden
- sämtliche Pflanzen regelmäßig mit handwarmem, kalkfreiem Wasser besprühen
- Pflanze über Waschbecken schräg halten und Schädlinge abbrausen
- mit Mix aus 15 ml Spiritus, 1 l Wasser und 15 ml Kernseife oder Paraffinöl einsprühen
- bei empfindlichen Orchideen die Lösung mit Pinsel auftragen
- wiederholte Anwendung im Abstand von 2 bis 3 Tagen
- Kakteen vertragen dank ihrer dicken Haut eine Spritzung mit reinem Brennspiritus
Wurzeln von Schmierläusen befreien
Diese wohl hinterhältigste Version eines Schädlingsbefalls erfordert ein konsequentes Einschreiten, wenn die Pflanze noch gerettet werden soll. Sind die Wollläuse aufgrund ihrer Gespinste auf Blättern und Stängeln noch gut zu erkennen, wird ein Angriff auf die Wurzeln in der Regel erst dann bemerkt, wenn der verursachte Schaden sichtbar wird.
- infizierte Pflanze zunächst austopfen
- Wurzeln sorgfältig vom Substrat befreien
- Substrat nicht auf Kompost entsorgen
- Wurzeln mit möglichst scharfen Wasserstrahl absprühen
- Pflanzgefäß mit Alkohol desinfizieren oder ein neues verwenden
- Pflanze abschließend in frisches Substrat eintopfen und angießen
Natürliche Fressfeinde
Der Einsatz chemischer Präparate gegen Schädlinge, insbesondere in den eigenen vier Wänden, wird zunehmend kritisch gesehen. Demgegenüber hat Mutter Natur so manche Geheimwaffe auf Lager, die im Laufe der Evolution entwickelt wurde, um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.
Teil dieses Metaplans ist die Existenz von Fressfeinden der Schmierläuse, die auf natürliche Art eine invasive Ausbreitung der Schädlinge im Zaum halten. Insbesondere die Florfliegenlarven, der australische Marienkäfer sowie die Schlupfwespen haben die Wollläuse auf ihrer Speisekarte ganz oben stehen. Die Effizienz dieser Tierchen im Kampf gegen die Schädlinge ist so überzeugend, dass sie mittlerweile im Fachhandel erhältlich sind.
Florfliegenlarven
- mindestens 6 Wochen vor Einsatz keine chemischen Mittel anwenden
- werden im 1. Larvenstadium im Wabengehäuse geliefert
- exakt nach Dosierungsanleitung auf befallenen Pflanze ausbringen
- bei Überdosierung fressen sich Larven nur gegenseitig und verschonen Läuse
- infizierten Pflanzen müssen einander berühren, damit Larven hinüberwandern können.
- im Verlauf des 2. und 3. Larvenstadiums vertilgen sie Wollläuse
- nach 10 bis 14 Tagen verpuppen sie und verlassen später Wohnung
Innerhalb der kurzen Zeit von maximal 14 Tagen, während der die Florfliegenlarven sich über die Schmierläuse hermachen, werden selten alle Exemplare vernichtet. Daher ist eine wiederholte Anwendung empfehlenswert. Darüber hinaus entsteht mit etwas Glück aus den geschlüpften Florfliegen eine weitere Generation an Larven, sofern die Wohnung oder der Garten einladend gestaltet ist für die Nützlinge. So sollten sich dort Blühpflanzen befinden oder zumindest kleine Schälchen mit verdünntem Honig aufgestellt sein als verlockende Nahrungsquelle.
Australischer Marienkäfer
- ab 20° Celsius einsetzen
- Käfer sogleich in der Dämmerung auf Pflanze verteilen
- Fenster und Türen für einige Stunden geschlossen halten, damit Käfer nicht abwandern
- Weibchen legen Eier mitten in Schmierlaus-Kolonien
- Marienkäfer benötigen Trinkwasser, daher Pflanze regelmäßig einsprühen
Schon 25 Marienkäfer reichen aus, um im Verlauf ihres bis zu 50 Tage langen Lebens auf einer Fläche von 13 m² sämtliche Schmierläuse zu vernichten. Allerdings beschränkt sich ihr Einsatzgebiet auf geschlossene Räume, in denen Temperaturen von 20° Celsius und höher herrschen. Die fleißigen Käfer schädigen Menschen, Haustiere und Pflanzen nicht. Ist keine Nahrung mehr vorhanden, wandern sie ab oder gehen ein.
Schlupfwespen
Die Schlupfwespenart Leptomastix dactylopii hat sich spezialisiert auf Schmierläuse und ist daher ein ausgezeichneter Kampfgefährte gegen die hartnäckigen Schädlinge. Ihr Einsatz erfolgt ähnlich dem der Australischen Marienkäfer, sodass findige Hobbygärtner das Gespann gemeinsam zum Dienst verpflichten. Für Temperaturen unter 15° Celsius empfehlen die Experten die Mobilisierung von Florfliegenlarven.
Die Grenzen des Einsatzes von Nützlingen
Florfliegenlarven, Marienkäfer und Schlupfwespen können insbesondere zu Beginn eines Befalls der Pflanzen durch Wollläuse wirksam dazu beitragen, dass sich daraus keine Plage entwickelt. Oftmals bemerkt der vielbeschäftigte Hobbygärtner die Schmierläuse erst dann, wenn sich die ersten Schadbilder offenbaren. Die Nützlinge alleine wären angesichts dieser Aufgabe überfordert. Sachverständige Gartenfreunde raten in diesem Fall, die Strategie der gewerblichen Biobauern zu kopieren.
- nützlings- und umweltverträgliches Spritzmittel ausbringen
- geeignet sind Präparate auf Rapsölbasis oder mit Kaliseife
- nach 24 Stunden Einwirkzeit Nützlinge verteilen
Mithilfe dieser Synthese aus ökologischem Insektizid und spezialisierten Nützlingen stehen die Chancen gut, dass im Garten, im Gewächshaus oder in der Wohnung das natürliche Gleichgewicht schnell wiederhergestellt ist.
Garten insektenfreundlich gestalten
Der Erwerb der recht kostspieligen Nützlinge gegen Schmierläuse beschränkt sich auf den Winter, wenn der Garten wohnliche Ecken bietet für Florfliegen, Marienkäfer und Schlupfwespen. Als ausgesprochen wirkungsvoll hat sich in dieser Hinsicht ein Insektenhotel erwiesen. Während des Sommers dient es als Schlafzimmer und Rückzugsort bei Regenwetter. Ausgepolstert mit Laub, Holzwolle und Stroh dient es als sicheres Winterquartier.
Insektenhäuser sind in Gartencentern, Baumärkten und Online Shops erhältlich. Mit ein wenig handwerklichem Geschick können sie auch ganz einfach selbst gebaut werden. Übrigens schützt die Schlupfwespe die Marienkäfer vor deren tödlichem Feind, der Brackwespe. Natürlich sollte der Garten darüber hinaus mit Pflanzen besiedelt sein, die den Nützlingen besonders zusagen, wie blühende Hecken, Klatschmohn, Schafgarbe, Doldenblütler oder Kamille.
Chemische Bekämpfung
Die Anwendung umweltbewusster Hausmittel und Therapien ist kein Garant dafür, dass die erkrankte Pflanze gerettet wird. Der Pflanzenfreund wird in diesem Fall zwangsläufig vor die Entscheidung gestellt, das Gewächs vollständig zu entsorgen oder die chemische Keule hervorzuholen. Die Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gibt Auskunft über die chemischen Präparate, die für die Verwendung im privaten Umfeld zugelassen sind. Systemische Mittel, die sich von den Wurzeln her in der gesamten Pflanze ausbreiten, sind unkompliziert in der Anwendung und schnell wirksam. Sie sind als Sprays, Stäbchen oder in Form von Granulaten im Fachhandel, in Gartencentern und in Online Shops erhältlich. Die Mehrzahl der erlaubten Mittel enthält die Wirkstoffe:
- Paraffinöl
- Pyrethrine + Rapsöl
- Dimethoat
- Imidacloprid
- Thiacloprid
Entsprechende Mittel zum Sprühen enthalten häufig auch Öle, die bei der Anwendung an dünnblättrigen Orchideen-Sorten bedenklich sein können. Grundsätzlich sollte beim Sprühen zwingend auf den empfohlenen Mindestabstand geachtet werden. Darüber hinaus versäumt der kundige Hobbygärtner beim Einsprühen nicht die Blattunterseiten. Zahlreiche Präparate sind in bestimmten Abständen wiederholt anzuwenden. Selbst die systemischen Insektizide sind nicht in der Lage, die Eier der Wollläuse abzutöten. Erst durch die wiederholte Behandlung werden letztendlich auch die nachschlüpfenden Läuse erfasst und einer weiteren Ausbreitung Einhalt geboten.
Häufig gestellte Fragen
Neben einer auf die Bedürfnisse abgestimmten Pflege, kann die Konstitution von Zimmerpflanzen verbessert werden durch regelmäßige Spritzung von Schachtelhalm- und Brennnesseltee. Darüber hinaus bietet der Fachhandel verschiedene Stärkungsmittel auf homöopathischer Basis an, wie beispielsweise die HomeoCult Pflegemittel.
Die gibt es in der Tat. Gefährdet sind Orchideen, Kakteen, Gummibäume, Birkenfeigen, Usambaraveilchen, Weihnachtssterne, Yuccas und Passionsblumen. Die Blätter werden gelb, rollen sich ein und fallen schließlich ab.