Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Das Fettkraut (botanisch: Pinguicula vulgaris) ist eine beliebte fleischfressende Pflanze der Gattung der Fettkräuter (botanisch: Pinguicula). Die Optik der Karnivore ist sehr ansprechend, sodass sie gern in der Wohnung oder im Haus gehalten wird. Dort rückt sie den lästigen Insekten zu Leibe. Doch manche Hobbygärtner kultivieren die winterharte Pinguicula vulgaris in ein Moorbeet im Garten, wo sie auch überwintert werden kann. Die Pflanze ist recht robust und pflegeleicht und sehr gut als sogenannte Anfängerpflanze für jeden geeignet, der sich eine Sammlung fleischfressender Pflanzen zulegen möchte.
Steckbrief
- ist eine fleischfressende Pflanze (Karnivore)
- gehört zur Gattung Fettkräuter (Pinguicula)
- gemeinsam mit dem Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina) heimisch in Deutschland
- ist in Deutschland durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt
- mehrjährig und krautig wachsend
- 5 bis 11 fleischige Blätter mit länglicher, elliptischer Form bilden eine Rosette
- gelbliche, hellgrüne bis sattgrüne Blattfarbe
- Blätter besitzen winzige Drüsen
- Oberfläche ist mit klebrigem Fangsekret bedeckt, mit dem kleine Insekten gefangen werden
- die Beute wird durch Enzyme verdaut
- Blütezeit von Mai bis August
- bis maximal 15 cm hohe Blütenstiele
- einzelne gespornte rosa- bis lilafarbene Blüten mit weißem Schlundfleck
- Blütengröße 10 bis 13 mm
- bildet Fruchtkapseln mit schwarzen Samen aus
Standort und Boden
Pinguicula vulgaris mag sauren und nassen Boden, ist aber auch kalkverträglich. In einem Moorbeet ist die Pflanze am besten aufgehoben. Wer sie jedoch gern im Haus oder in der Wohnung kultivieren möchte oder muss, da er keinen Garten besitzt, der sollte der fleischfressenden Pflanze einen hellen Standort bieten. Doch zu viel Sonne sollte vermieden werden. Ein halbschattiges Plätzchen auf der Fensterbank eines Ost- oder Westfensters ist dem Fettkraut sehr angenehm. Die Erde, die Sie für die Pinguicula vulgaris bei Zimmerkultur verwenden, kann aus handelsüblichem Spezialsubstrat für Karnivoren bestehen oder eine Mischung aus Quarzsand und Torf sein. Das Mischungsverhältnis der beiden Substrate ist 1:1 und kann ein kleines bisschen Lehm enthalten. Bei Temperaturen zwischen 18 und 30° C und einer Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 % fühlt sich das Fettkraut am wohlsten.
Gießen und Düngen
- Halten Sie die Pinguicula vulgaris im Sommer stets feucht.
- Vermeiden Sie unbedingt Staunässe – sonst Grauschimmelgefahr!
- Gießen Sie immer vorsichtig.
- Nutzen Sie Brunnenwasser, Regenwasser oder destilliertes Wasser.
- Vermeiden Sie stark kalkhaltiges Leitungswasser.
- Notfalls entkalken Sie das Leitungswasser, wenn Ihnen kein anderes Wasser zur Verfügung steht.
- Im Winter muss die Wassergabe eingeschränkt werden.
Fleischfressende Pflanzen wie das Gemeine Fettkraut benötigen in der Regel keinen Dünger, da die Insekten, die der Pflanze als Nahrung dienen, schon genügend Nährstoffe enthalten. Im Winter, wenn die Insekten rar sind, nimmt die Pflanze die notwendigen Nährstoffe aus ihren dickfleischigen Blättern.
Schneiden
Das Gemeine Fettkraut muss im Normalfall nicht geschnitten werden, weder die Stängel, Blätter noch die verwelkten Blüten.
Umtopfen
- Das Umtopfen gehört zur optimalen Pflege des Gemeinen Fettkrauts.
- Einmal im Jahr – im Frühjahr – ist das Umtopfen notwendig, wenn der Topf für die Pflanze zu klein wird.
- Schieben Sie dazu die Pinguicula vulgaris vorsichtig aus dem Topf.
- Achten Sie darauf, dass Sie die Wurzeln nicht beschädigen.
- Füllen Sie den neuen, größeren Topf mit saurem Substrat.
- Als Substrat eignet sich sehr gut ungedüngter Weißtorf mit hohem Zersetzungsgrad.
- Pflanzen Sie das Fettkraut in den neuen Topf ein.
- Gießen Sie die Pflanze entsprechend an.
- Beobachten Sie in den darauf folgenden Tage die Pflanze, ob sie auch gut anwächst.
- Gießen Sie darüber hinaus regelmäßig, aber vermeiden Sie unbedingt Staunässe!
Vermehren
Die Vermehrung des Gemeinen Fettkrauts erfolgt entweder mit Samen oder Blattstecklingen.
Blattstecklinge
Blattstecklinge werden am besten im frühen Herbst angesetzt. Schneiden Sie dazu mit einem scharfen Messer vorsichtig ein Blatt, das noch ein Stück des Stiels besitzt, von der Mutterpflanze ab. Das Messer muss unbedingt scharf sein, damit ein glatter Schnitt entsteht. Geben Sie anschließend als Substrat feuchte, frische Erde in kleine Töpfe oder Schalen und stecken die Blattstecklinge hinein. Stecken Sie dabei die Stecklinge unbedingt so tief, sodass nur noch das Blatt zu sehen ist. Besprühen Sie die mit Stecklingen angesetzten Töpfe und Schalen mit Wasser und halten sie die nächste Zeit gleichmäßig feucht. Stülpen Sie kleine Folientüten über die Stecklinge, als Schutz vor Verdunstung und für ein angenehmes Wachstumsklima.
Auspflanzen
Die Pinguicula vulgaris wird bevorzugt im Frühling ausgepflanzt. Entweder Sie pflanzen die kleinen Pflänzchen, die Sie aus Samen oder Blattstecklingen gezogen haben, sofort in ein Moorbeet oder setzen sie zuvor erst einmal in Töpfe. Damit können die Pflanzen noch etwas kräftiger werden, bevor sie ins Freie kommen. Das Substrat sollte sauer und feucht sein. Karnivorenerde ist dafür ausreichend. Vergessen Sie nicht das regelmäßige, vorsichtige Gießen!
Überwintern
Da die Pinguicula vulgaris in Deutschland heimisch und winterhart ist, kann sie in der Regel draußen überwintert werden. Wenn Sie möchten, können Sie die Pflanzen auch ausgraben, in Töpfe pflanzen und im Haus überwintern. Achten Sie darauf, dass die Temperaturen am Winterstandort nicht über 5 °C ansteigen. Halten Sie das Substrat nur mäßig feucht. Düngen müssen Sie die Pflanzen im Winter nicht, da sie sich die Nährstoffe aus den Blättern holen, wenn keine Insekten vorhanden sind.
Krankheiten und Schädlinge
Die Pinguicula vulgaris wird bei unsachgemäßer Pflege häufig von Grauschimmel befallen. Vor allem wenn zu reichlich gegossen wurde und die Pflanze zu nass steht. Das charakteristische Schadbild zeigt sich zu Beginn mit braunen Flecken auf den Blättern, später mit weichen Triebspitzen und Blättern. Zum Schluss im sehr fortgeschrittenen Stadium zeichnet sich ein stark stäubender, mausgrauer Belag auf den Blättern ab. Manchmal ist er aber schon zuvor auf dem Substrat zu erkennen.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Grauschimmel:
Achten Sie beim Gießen darauf, dass die Pflanzen nicht mit Wasser benetzt werden, sondern nur das Substrat. Gießen Sie nie so viel, dass im Pflanzsubstrat Staunässe entsteht. Zur Kräftigung des Gemeinen Fettkrauts können Sie dem Gießwasser etwas Schachtelhalmtee zusetzen oder das Pflanzsubstrat mit Gesteinsmehl anreichern. Damit werden die Pflanzen widerstandsfähiger.
Bei Befall mit Grauschimmel:
Befallene Teile der Pflanze müssen unbedingt sofort entfernt werden. Ist das Substrat sehr nass, sollte umgetopft werden. Beim Umtopfen können Sie gleichwohl die Wurzeln der Pinguicula vulgaris untersuchen, ob diese auch schon stark mit Grauschimmel befallen sind. Das erkennen Sie daran, dass sie sehr weich und nass sind. Manchmal helfen auch Fungizide aus dem Fachhandel, den Grauschimmel einzudämmen und zu beseitigen.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich Gemeines Fettkraut gezielt als Insektenfänger einsetzen? Wenn ja, auch in der Küche? Und wie funktioniert das eigentlich?
Ja, Sie können das Gemeine Fettkraut als Insektenfänger einsetzen und es für diesen Zweck zwischen die von Insekten befallenen Pflanzen stellen. Zum Beispiel funktioniert dies bei kleineren Populationen von Trauermücken sehr gut. Die Insekten bleiben am klebrigen Sekret hängen, das sich auf den Blättern des Fettkrauts befindet. Die Drüsen in den Blättern scheiden Verdauungsenzyme aus. Damit werden die weichen Anteile der Insekten zersetzt. Zurück bleiben nur noch die Chitinpanzer. Wenn Sie zum Beispiel Trauermücken in Ihrer Küche haben, so setzen Sie die Pinguicula vulgaris einfach auf die Fensterbank oder zwischen Ihre Kräutertöpfe. Achten Sie darauf, dass alle Pflanzen in einzelnen Töpfen stehen, da die Kräuter andere Ansprüche an das Pflanzsubstrat haben als das Fettkraut. Beachten Sie bitte auch, dass sich die Larven der Trauermücken im Boden des Substrates befinden. Das bedeutet, die Trauermückenplage kann wieder einsetzen, sobald sich die Larven zu erwachsenen Tierchen entwickelt haben. Erst dann kann das Gemeine Fettkraut die Trauermücken anlocken und “fressen”.
Ich würde gern mehrere Arten von Fettkräutern kultivieren. Welche Arten gibt es denn eigentlich, die ich mit Pinguicula vulgaris in meiner Wohnung kultivieren kann?
Insgesamt gibt es ca. 100 bekannte Arten von Fettkräutern. In der Regel werden Fettkräuter in zwei Wuchstypen unterteilt: Tropische und temperierte Wuchsform.
Tropische Wuchsform:
Die Arten dieser Wuchsform bilden über das gesamte Jahr hinweg Blätter aus. Dabei werden homophile (mit einer Blattart versehen) und heterophile (mit zwei Blattarten versehen) unterschieden. Die mit heterophilem Wuchs, sind Arten mit einer Ruhepause. Sie bilden in dieser Phase eine kleinere Rosette mit andersartigen Blättern aus, wie zum Beispiel:
- Pinguicula acuminata
- Pinguicula moranensis
- Pinguicula gypsicola
- Pinguicula caudata,
- Pinguicula cyclosetcta
Ohne Ruhephase kommt die homophile Wuchsform aus, wie zum Beispiel:
- Pinguicula pumila
- Pinguicula emarginata
- Pinguicula filifolia
Temperierte Wuchsform:
Die Arten dieser Wuchsform überwintern mit einer Winterknospe und stellen im Winter das Blattwachstum ein. Diese Wuchsform wird ebenso in heterophile und homophile Arten eingeteilt. Homophile, temperierte Arten mit einer Form von Blättern:
- Pinguicula lusitanica
- Pinguicula lutea
Heterophile, temperierte Arten mit zwei verschiedenen Formen von Blättern (Sommerblätter und Frühlingsblätter), sind zum Beispiel:
- Pinguicula alpina (Alpenfettkraut)
- Pinguicula grandifolora
- Pinguicula vulgaris
Die temperierten Arten haben dieselben Ansprüche an Feuchtigkeit und Temperatur wie die Pinguicula vulgaris. Die tropischen (oder mexikanischen) Sorten des Fettkrautes mögen etwas mehr Luftfeuchtigkeit und müssen im Haus überwintert werden.
Mein Fettkraut ist zu sehr von Trauermücken befallen. Es kann gar nicht alle “vertilgen”. Was kann ich tun?
Sie können zum Beispiel Raubmilben der Art Hypoaspis aculeifer einsetzen. Diese leben im Boden und können die dort befindlichen Larven der Trauermücken fressen. Die Raubmilben können Sie auch vorbeugend einsetzen, da diese mehrere Wochen hungern können, ohne, dass sie verhungern. Ebenso können Sie bestimmte Nematoden in den Boden einbringen. Doch diese wirken nur in akuten Fällen und nicht als vorbeugende Maßnahme.