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Ein Olivenbaum fällt allein durch seinen bizarren Wuchs auf. Solch ein Baum muss gar nicht groß sein, schon in recht jungen Jahren hat er seine außergewöhnliche Wuchsform erreicht. Dazu kommt die interessante und weit zurückreichende Geschichte des Gewächses, die auch zu seiner Beliebtheit beiträgt. Im Kübel gedeihen Ölbäume auch in unserem Klima recht gut, je weiter südlich man lebt, umso besser. Die Pflege erfordert etwas Fingerspitzengefühl, ist aber nicht schwer. Benötigt wird ein passendes Überwinterungsquartier. Ist das vorhanden, steht dem Erwerb eines Olivenbaumes nichts mehr im Wege.
Steckbrief
- Mittelgroßer, im Alter knorrig wirkender Baum
- Gehört zur Gattung der Ölbäume
- Zu erkennen an seiner intensiv silber-grauen oder rostfarbenen beschuppten Rinde
- Im Alter bekommt der Baum eine rissige Borke
- Wächst reich verzweigt
- Immergrüner Baum oder Strauch
- Kann 10 bis 20 Meter hoch werden (bei uns im kühleren Mitteleuropa werden diese Maße nicht erreicht, im Kübel auch nicht)
- Wächst sehr langsam
- Kann sehr alt werden, mehrere Jahrhunderte
- Blüte von April bis Anfang Juni, je nach Standort
Pflege im Kübel
In den meisten Gegenden Mitteleuropas kann der Olivenbaum nur im Kübel kultiviert werden, es sei denn, man betreibt einen ziemlichen Aufwand um ausgepflanzte Exemplare, dazu später mehr. In Weinbauregionen und auch in anderen, weniger winterharten Gegenden, gibt es inzwischen einige ausgepflanzte Olivenbäume und sogar Olivenhaine. In der Regel ist die Haltung im Kübel einfacher und üblicher. Wer Früchte ernten möchte, sollte mindestens zwei Olivenbäume kultivieren, verschiedenen Geschlechts natürlich. Es gibt allerdings auch selbstfruchtende Sorten. Wer nicht sicher ist, ob es sich beim eignen Bäumchen um solche einen selbstfertilen Baum handelt, besorgt sich besser noch einen zweiten. Die ersten Blüten erscheinen etwa ab dem 6. Standjahr. Bei einigen Bäumen kann es aber deutlich länger dauern. Oliven reifen nur in langen, warmen Sommern aus. Unsere gemäßigten Sommermonate reichen dazu meist nicht aus.
Standort
Der Standort ist wichtig für das Gedeihen des Olivenbaumes. Wenn er nicht stimmt, entwickelt sich der Baum nicht gut. Der Platz für den Kübel muss warm, sonnig und geschützt sein.
- Warm
- Sonnig
- Geschützt
- Pflanzgefäß und Füllung
Was die Erde im Pflanzgefäß betrifft, ist ein Olivenbaum genügsam. Wichtig ist, dass das Substrat nicht zu nass ist. Deshalb wird im Topf eine Drainage eingebaut, die ermöglicht, dass überschüssiges Wasser ablaufen kann.
- Pflanzgefäß entsprechend der Baumgröße wählen
- Drainage unten in den Topf
- Die unterste Schicht unbedingt aus porösem Material wählen
- Ideal ist ein lehm-, sand- und kalkhaltiger Boden
Einpflanzen und Umtopfen
Beim Einpflanzen ist darauf zu achten, dass die Wurzeln nicht beschädigt werden. Eventuell sichtbare Verletzungen oder abgestorbene Teile werden vorsichtig herausgeschnitten. Umgetopft wird nicht so oft. Man wartet, bis sich die Wurzeln aus dem Gefäß herausschieben.
- Nicht zu tief und nicht zu hoch pflanzen
- Erst umtopfen, wenn die Wurzeln aus dem Boden heraus wachsen oder das Gefäß zu sprengen drohen.
- Das Gefäß sollte in etwa so groß sein, wie die Krone des Baumes an Umfang hat.
Düngen und Gießen
Olivenbäume sind genügsam. Sie kommen mit wenig Wasser und wenig Nährstoffen aus. Kübelpflanzen unterscheiden sich aber von ausgepflanzten Exemplare. Sie müssen etwas mehr gehätschelt werden. Wichtig ist, dass stehendes Wasser vermieden wird.
- Gießen nach Gefühl oder nach Fingerprobe.
- Das Substrat darf nicht zu nass sein, sollte aber auch nicht vollständig austrocknen.
- So weit der Finger in die Erde reicht, sollte diese vor dem Gießen abgetrocknet sein.
- Kein stehendes Wasser – keinen Übertopf
- Bei Hitze ruhig mehr gießen, aber nicht ständig nass halten.
- Junge Bäume brauchen gleichmäßige Bedingungen und etwas mehr Wasser
- Düngen ist nicht notwendig, schadet aber auch nichts
- Düngen im Frühjahr mit Kübelpflanzendünger
Überwinterung
Für die Überwinterung wird ein passendes Quartier benötigt. Das ist die einzige Schwierigkeit, wenn man mal von auftretenden Schädlingen in dieser Phase absieht. Diese machen sich bei schlechten Bedingungen breit und können ziemliche Schäden anrichten.
- Temperaturen um die 10° C sind für die Überwinterung ideal
- Der Olivenbaum ist immergrün, benötigt also ausreichend Licht.
- Wer ihn recht dunkel überwintert (Garage), muss mit Blattabfall rechnen. Normalerweise treibt der Baum im Frühjahr aber zuverlässig wieder aus. Allerdings schwächt ihn das und auf Dauer ist es nicht günstig.
- Wenig gießen. Je kühler die Temperaturen, umso weniger Wasser wird benötigt.
- Nicht düngen!
- Ballen nicht austrocknen lassen.
- Öfters Lüften.
- So früh wie möglich wieder ins Freie bringen.
- Den Baum langsam an die Sonne gewöhnen.
Schneiden
Ein Olivenbaum wird meist wegen dem besseren Ertrag geschnitten. Da in Mitteleuropa sowieso kaum mit einer Ernte zu rechnen ist, wird der Schnitt eher nebensächlich. Deshalb kann man sich auf das Auslichten beschränken. Wird stärker geschnitten, dann im Frühjahr, bei Austriebsbeginn. Ein Schnitt zu dieser Zeit hat keinen Einfluss auf die Blüte. Die Blüten erscheinen im Sommer am diesjährigen Trieb, man muss also nicht zimperlich sein.
- Unten Baum freischneiden – untere Triebe kosten Kraft, viel Saft geht dort hinein. Außerdem bildet sich so ein Stamm.
- Alles was nach innen wächst herausschneiden, sonst kommt zu wenig Sonne nach innen.
- Triebe sollen sich nicht berühren, sie brauchen Luft und Sonne
- Zu weit nach unten hängende Äste entfernen
- Nach außen nur schneiden, wenn der Baum zu nah an andere kommt
- Nicht am Haupttrieb herumschneiden!
- Ihn und drei bis vier Hauptäste stehen lassen. Dünne Äste und bereits abgestorbene herausschneiden.
- Ein Olivenbaum kann auch einen Formschnitt erhalten, also z.B. in Kugelform geschnitten werden.
Vermehren
Ein Olivenbaum kann aus einer unbehandelten Olive gezogen oder durch Stecklinge vermehrt werden. Gekaufte Exemplare sind in der Regel durch Veredlung entstranden. Veredelte Olivenbäume bringen die höchsten Ernteerträge.
Aussaat
Die Aussaat selbst ist einfach, aber es dauert sehr lange und das Ergebnis ist meist nicht befriedigend. Die Ernten fallen minimal aus und bis man dahinkommt, vergehen viele Jahre.
- Man benötigt eine reife und unbehandelte Olive.
- Das Fruchtfleisch entfernen.
- Kern 1 cm tief in Anzuchterde stecken
- Gefäß abdecken (Glas oder durchsichtige Kunststofftüte)
- Leicht feucht halten
- Warm stellen
- Viel Licht
- Regelmäßig lüften
- Stecklinge
Auch die Stecklingsvermehrung ist nicht ganz einfach. Die Hölzer wurzeln oft nicht gut. Veredlung ist definitiv die beste Art der Vermehrung.
- Halbverholzten Steckling schneiden
- Beste Zeit ist im Sommer
- Zur Bewurzlung Bewurzlungshormone verwenden
- Trotzdem bewurzeln die Stecklinge nur schlecht
Veredlung
Die Veredlung ist nichts für Laien. Besser man kauft einen veredelten Baum im Fachgeschäft, auch wenn die Pflanzen dort recht teuer sind.
Krankheiten und Schädlinge
Olivenbäume sind eigentlich recht unempfindlich und genügsam. Sie verzeihen auch Pflegefehler, nur zu nass dürfen sie nicht stehen. Die meisten Krankheiten resultieren auf zu viel Nässe bei der Pflege.
- Wurzelfäule durch fehlende Drainage und zu viel Gieß- oder Regenwasser
- Schäden durch Spinnmilben bei falscher Überwinterung (zu warm und zu trockene Luft)
- Blattverlust bei zu dunklem Standort im Winterquartier
- Braune Blätter durch gestörte Wasseraufnahme, häufig durch Frost oder zu viel Wasser
- Hängende Blätter – entweder durch Wassermangel, meist aber durch beginnende oder schon fortschreitende Wurzelfäulnis
- Baumfäulnis – wenn Höhlen und Löcher im Baum längere Zeit mit Wasser gefüllt bleiben. Besonders im Winter ist das schädlich, weil das Wasser gefriert und sich ausbreitet. Der Baum kann aufreißen.
Ausgepflanzter Olivenbaum – Pflege
Junge Bäume sind nicht geeignet, in den Garten ausgepflanzt zu werden. Sie sind noch zu empfindlich. Bei älteren Exemplaren kann man es versuchen. Wichtig sind ein passender Standort und ein ausreichender Winterschutz.
Standort und Boden
Der richtige Platz ist deutlich wichtiger als der Boden. Der Standort sollte geschützt und warm sein. Je mehr Sonne ein Olivenbaum abbekommt umso besser gedeiht er. Wichtig ist ein ausreichender Pflanzabstand zu anderen Bäumen, egal ob Olive oder nicht. Er sollte nicht unter 7m liegen. Auch zu Hauswänden ist dieser Abstand einzuhalten, sonst wird der Standort zu schattig. An den Boden stellt der Baum keine großen Ansprüche.
- Geschützt
- Warm, in der Nähe einer Mauer, ein Innenhof oder dergleichen
- Boden nährstoffarm bis nährstoffreich
- Humusreich
- Leicht sauer oder neutral
- Darf leicht kalkhaltig sein
- Ist der Boden von Natur aus recht feucht, ist eine Drainage im Boden sinnvoll.
- Das Pflanzloch sollte generell 30 cm tiefer als benötigt ausgehoben werden. Dort hinein kommt eine Schicht poröses, kalkhaltiges Material.
- Baumscheibe unkrautfrei halten, damit die Nährstoffe nicht geteilt werden müssen.
Gießen und Düngen
Frisch gepflanzte Olivenbäume müssen erst einmal anwurzeln. Bis dahin muss regelmäßig gegossen werden. Erwachsene, angewachsene Bäume kommen sehr gut mit Trockenheit klar. In ihren ursprünglichen Heimatländern sind die Sommer ja eher sehr heiß und sehr trocken.
- Frisch gepflanzte und junge Olivenbäume benötigen deutlich mehr Wasser als ältere. Es dauert etwa zwei Jahre, bis der Baum eingewurzelt ist.
- Erwachsene Bäume kommen gut mit Trockenheit zurecht.
- Staunässe ist grundsätzlich schädlich.
- Düngen nur bei Jungpflanzen oder in den ersten zwei bis drei Jahren nach dem Umpflanzen.
- Generell mag es der Olivenbaum, ab und zu ringsum mit Wasser besprüht zu werden.
- Dabei unbedingt auf Vertiefungen und Löcher im Stamm und den Ästen achten!
Draußen überwintern
Die Überwinterung ist zweifelsohne der komplizierteste Teil der Pflege eines Olivenbaumes. Die Wurzeln, der Stamm und die Krone müssen geschützt werden.
- Wurzelbereich vor Anbruch des Winters mit Laub, Stroh, Mulch oder ähnlichem Abdecken.
- Diese Schicht sicherheitshalber beschweren, damit sie nicht weggeweht wird.
- Stamm und Haupttriebe einwickeln.
- Dazu geeignet sind luftdurchlässige Gewebe wie Jute, Sisal, Kokos- oder Strohmatten.
- Noppenfolie ist nicht geeignet. Sie ist nicht luftdurchlässig. Feuchtigkeit sammelt sich darunter und es kann zu Schimmel und Fäulnis kommen.
- Krone mit Winterschutzvlies einpacken.
- Als zusätzlichen Schutz kann eine Lichterkette dienen, die man um Stamm und Krone wickelt. Wenn man sie anschaltet, wärmt sie zusätzlich.
Häufig gestellte Fragen
Welche Ursache kann es haben, wenn die Blätter herunterhängen?
Da kommen eigentlich mehrere Ursachen in Frage, einmal zu wenig und einmal zu viel Wasser. Dazu können aber auch mangelndes Bodensubstrat oder mangelnde Wurzelfreiheit führen. Man muss also genau prüfen, welche Ursache vorliegt und diese abstellen.
Wo bekommt man einen guten Olivenbaum her?
Am besten vom Fachhändler. Zwar gibt es diese Bäumchen auch im Bau- und Gartenmarkt und manchmal sogar im Discounter, aber diese Pflänzchen haben kaum eine Chance. Sie sind in Andalusien gezogen, in der wärmsten Gegend Spaniens. Sie kommen mit unserem Klima überhaupt nicht klar, weder im Sommer, noch im Winter. Die entscheidende Frage beim Kauf ist, wo wurde dieses Bäumchen gezogen? Wenn die Bedingungen ähnlich waren, wie sie bei uns vorherrschen, hat der Baum eine Chance.
Welche Olivenbaumsorte eignet sich für unser Klima?
„Hojiblanca“ – die frosthärteste Sorte, die bis fast minus 20° C vertragen soll. Außerdem stellt sie kaum Ansprüche an den Boden. „Picual“ – verträgt bis minus 16° C und ist selbstfruchtend.