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Aufgrund ihrer fiedrigen Blätter wird die Freilandgloxinie auch als blühender Farn bezeichnet. Botanisch gesehen hat die Staude jedoch nichts mit den Farnen gemeinsam. Sie gehört in die Familie der Trompetenbäume, wie unschwer an den großen Blüten erkennbar ist. Bei uns wird die aus Asien stammende Gartengloxinie gerne wegen ihrer guten Frostverträglichkeit und dem geringen Pflegeaufwand in Blumenbeeten und Rabatten kultiviert.
Steckbrief
- sommergrüne, horstig wachsende Staudenpflanze
- andere Namen: Chinesische Freilandgloxinie, Chinesische Trompetenblume
- wird häufig auch als blühender Farn bezeichnet
- gehört zur Familie der Trompetenbaumgewächse
- botanischer Name: Incarvillea
- Wuchshöhe: 20 bis 60 Zentimeter (und ebenso breit)
- Blüte: Weiß, Pink oder Rosa mit gelbem Schlund, bis acht Zentimeter Durchmesser
- Blütezeit: Juni/Juli
- Blätter: Dunkelgrün, unpaarig gefiedert
- verfügt über eine knollige Speicherwurzel
Arten und Vorkommen
Die Familie der Freilandgloxinien (Incarvillea) besteht aus 16 verschiedenen Arten und gehört zu den Trompetenbaumgewächsen. Die meisten Pflanzen stammen aus dem zentral- und ostasiatischen Raum (China und Tibet) und wachsen dort in großen Höhenlagen. Die bekannteste Art ist die Incarvillea delavayi. Sie wird auch als Gartengloxinie, Freilandgloxinie, winterharte Gloxinie oder Chinesische Trompetenblume bezeichnet.
Während die meisten anderen Arten der Trompetenbaumgewächse vorwiegend tropische Gehölze sind, fühlen sich die krautig wachsenden Incarvillea in gemäßigten Zonen wohl. Deshalb vertragen sie auch strenge Fröste und sind allgemein bis etwa -23 Grad winterhart. Bei uns sind folgende Arten im Handel erhältlich:
- Incarvillea arguta (auch I. diffusa): rosa Blüte, filigraner und kleiner als delavayi
- Incarvillea olgae: rosa Blüte im Spätsommer, Wuchshöhe bis 80 Zentimeter, filigrane Blüte und Laub
- Incarvillea mairei var. grandiflora (Zwerggloxinie): rosa Blüte im Frühsommer, Wuchshöhe 15-30 Zentimeter
- Incarvillea delavayi: häufigste Art, Wuchshöhe bis etwa 60 Zentimeter, besonders große Blüte
- Incarvillea delavayi “Alba”: weiße Blüte
- Incarvillea delavayi “Deli Rose”: Magenta/Pink
Übrigens: Gartengloxinien (Incarvillea) dürfen trotz Namensgleichheit nicht mit den als Zimmerpflanzen kultivierten Gloxinien (Sinningia speciosa) verwechselt werden, die zu einer völlig anderen Pflanzengattung gehören. Zimmergloxinien stammen aus den tropischen Regionen Brasiliens und vertragen keine kühlen Temperaturen oder gar Fröste.
Standort
Gartengloxinien eignen sich hervorragend für sonnige und halbschattige Staudenbeete und Steingärten, gedeihen aber auch gut in großen Pflanzgefäßen oder Kübeln auf dem Balkon und der Terrasse. Die Stauden bevorzugen feuchte Böden mit mittleren Nährstoffgehalten.
- Lichtbedarf: mittel bis hoch (sonnige bis halbschattige Plätze)
- Boden: humose, leichte Gartenerde
- Lehm-Sand-Gemische, kiesige Erden, sandig-tonige Untergründe
- pH-Wert: neutral bis leicht sauer (5-7)
- einige Arten fühlen sich auch auf sehr kalkhaltigen Böden wohl
Pflanzen
Direkt nach den letzten Frösten im Mai kann die Gartengloxinie ins Freiland gepflanzt werden. Vor dem Einsetzen sollte der Boden aufgelockert, Steine und alte Wurzeln entfernt und die Bodenqualität überprüft werden.
- schwere Böden mit Sand auflockern
- nährstoffarme Böden mit Kompost oder Blumenerde verbessern
- eine Drainage ist immer dann notwendig, wenn der Boden zu Staunässe neigt
- Drainagematerial: Kies, Ton, grober Sand
- Pflanzabstand: halbe Breite (20-30 Zentimeter)
- etwa 13 Pflanzen je Quadratmeter
- Pflanztiefe: 5 Zentimeter
- gut angießen
Vorkultivieren
Meist sind im Handel keine Pflanzen, sondern die Knollen der Freilandgloxinie erhältlich. Diese können entweder Ende Mai direkt in den Garten gepflanzt oder schon ab März in der Wohnung vorkultiviert werden. Ein Vorkultivieren hat den Vorteil, dass die Pflanze in ihrem Wachstum schon etwa sechs Wochen Vorsprung hat. Während die im Freiland ausgepflanzten Knollen gerade einmal erste Triebspitzen bilden, zeigt die vorkultivierte Pflanze bereits Blütenknospen.
- Zeitpunkt: ab März
- Vorkultur in großen Töpfen (Durchmesser 20-30 Zentimeter)
- Substrat: normale Gartenerde, Blühpflanzenerde
- senkrecht einpflanzen (Finger müssen nach unten zeigen)
- mit lockerer Erde bedecken
- Temperatur: 18-22 Grad
- Boden leicht feucht halten
- erst richtig durchdringend gießen, wenn sich Triebe gebildet haben
- ab Mitte Mai vorgezogene Pflanze ins Freiland setzen
- dafür den Boden gut auflockern
- Boden sollte humos und gut wasserdurchlässig sein
- gegebenenfalls Kompost und Sand untermischen
- Vorsicht, die Wurzeln dürfen nicht verletzt werden!
- Pflanztiefe: Wurzelherz muss mindestens fünf Zentimeter tief eingepflanzt werden
Bei guten Bedingungen (ausreichend Feuchte und warme Witterung) bildet die Gartengloxinie bereits nach zwei Monaten die ersten Blüten aus.
Gießen
Zur Pflege der Freilandgloxinie muss nicht viel gesagt werden. Sie ist am richtigen Standort und mit guten Bodenverhältnissen eine sehr genügsame Pflanze. In trockenen Zeiten muss die Gartengloxinie regelmäßig gewässert werden. Dabei ist aber die Bildung von Staunässe unbedingt zu vermeiden. Gegossen wird wie auch bei anderen Stauden nicht über die Blätter, sondern direkt auf den Wurzelballen am Boden.
Düngen
Als Freilandpflanzen sind Gloxinien sehr pflegeleicht. Es genügt ein humoser Boden oder eine Kompostgabe im Frühjahr, um den Nährstoffbedarf der Pflanze zu decken. Alternativ kann auch ein Langzeitdünger wie Blaukorn oder Hornspäne für die nötigen Nährstoffe sorgen.
Kübelpflanzen
Auch auf Terrasse oder Balkon lässt sich die Gartengloxinie leicht kultivieren. Als Kübelpflanze benötigt sie etwas mehr Pflege als im Freiland. Hier muss sie regelmäßig gegossen und auch gedüngt werden. Kübelpflanzen erhalten gelegentlich (etwa alle 2-3 Wochen) einen Flüssigdünger über das Gießwasser.
Als Substrate eignen sich alle Erden, die nicht zu trocken und nicht zu nass sind. Eine gute Kombination besteht aus normaler Gartenerde, Sand und Kompost. Zudem schützt eine Drainageschicht aus Blähton oder Kies vor Staunässe.
Schneiden
Wird regelmäßig Verblühtes entfernt, entwickelt sich die Gartengloxinie zum Dauerblüher. Manche Exemplare bilden bis in den Herbst hinein Blüten, wenn auch nicht immer in konstanter Anzahl. Vertrocknete oder abgestorbene Blätter werden während der Wachstumsperiode bodennah geschnitten. Erst im Spätherbst, wenn alle oberirdischen Pflanzenteile verwelkt oder eingetrocknet sind, dürfen diese etwa fünf Zentimeter über dem Boden abgeschnitten werden.
Vermehrung durch Teilung
Ältere Pflanzen können ausgegraben und die knollenartigen Wurzeln geteilt werden. Während der Vegetationsperiode sollten diese Teilungen nicht durchgeführt werden, da sie die Pflanze zu sehr schwächen. Ein guter Zeitpunkt ist im Spätwinter (Februar), beispielsweise, wenn die Knolle zur Überwinterung ausgegraben wurde. Hierzu wird ein großer Teil der Knolle mit einem scharfen, sterilen Messer durch einen glatten Schnitt von der Mutterpflanze getrennt. Da über die Verletzung Keime und Krankheiten eindringen können, sollte die Schnittstelle immer so klein wie möglich ausfallen. Die Schnittstelle wird entweder über mehrere Stunden hinweg an einem luftigen Ort getrocknet oder vor dem Einpflanzen mit Kohlepulver bestäubt. Beide Varianten dämmen das Risiko für Infektionen ein.
Vermehrung aus Samen
Werden die Fruchtstände nicht von der Pflanze nach dem Verblühen entfernt, bilden sich nach der Bestäubung Samen aus. Die reifen Samen können dann im Spätsommer oder Herbst geerntet und getrocknet werden.
- Zeitpunkt: zeitiges Frühjahr (Februar oder März)
- Keimtemperatur: 22-25 Grad
- Substrat: Anzuchterde oder Kakteenerde
- Substrat in Pflanzschale oder Minigewächshaus füllen und leicht anfeuchten
- Samen ausstreuen
- nur leicht mit Küchenbrettchen oder Ähnlichem andrücken
- nicht mit Erde bedecken (Lichtkeimer)
- mit Glasscheibe, Folie oder Gewächshausdeckel abdecken
- hell aufstellen
- täglich lüften
- direkte Sonneneinstrahlung meiden (Ost- oder Westfenster)
- nach dem Keimen in einzelne Töpfe pikieren
- die weitere Kultur erfolgt bei niedriger Temperatur (10-15 Grad)
- die Folie kann entfernt werden, wenn die Jungpflanzen drei bis fünf Blätter haben
- ab Ende Mai ins Freiland setzen
Übrigens: Gloxinien wachsen sehr langsam. Aus Samen gezogene Pflanzen benötigen in der Regel etwa drei Jahre, bis sich erste Blüten bilden.
Überwinterung
Zwar stammen die Gloxinien aus den Höhenlagen (2400-3900 Meter) Westchinas und sind im Allgemeinen bis -20 Grad winterhart, es schadet jedoch nicht, die Wurzel im Herbst etwas abzudecken und gegen starke Fröste zu schützen. Bevor der Winterschutz angebracht wird, werden alle abgestorbenen Blätter bodennah abgeschnitten. In leichten, wasserdurchlässigen Böden sollte eine Überwinterung im Freiland völlig unproblematisch verlaufen. Allerdings sind die fingerförmigen Wurzelknollen sehr empfindlich gegen Staunässe und schwere, feuchte Böden bei kühlen Temperaturen. Wenn die Gartengloxinie im Frühjahr nicht mehr austreibt, ist sie meist nicht erfroren, sondern in der Erde verfault.
- Zeitpunkt: Herbst
- Material zum Abdecken: Laub, Reisig, Mulch, Sägespäne oder Kompost
- gegebenenfalls Knollen im Winter ausgraben
- auf Zeitungspapier an warmer, luftiger Stelle einige Tage trocknen lassen
- in Holzkisten oder Kartons in trockenes Stroh einbetten
- kühl und dunkel überwintern (Dachboden, Garage, Keller)
- im Februar wieder in Töpfen vorziehen oder direkt ab Mai ins Freiland setzen
Krankheiten und Schädlinge
Nackte Stängel oder Fraßspuren an den Trieben deuten auf Schneckenbefall hin. Eine gute Auflockerung des Bodens und regelmäßiges Harken verhindert feuchte Böden und erschwert es den Schnecken, zur Pflanze zu gelangen. Ist die Pflanze erst einmal angefressen, hilft entweder das Ausstreuen von Schneckenkorn, Absammeln der Schnecken in den kühleren und feuchten Abendstunden oder der Einsatz von Nützlingen wie Fadenwürmern.
Werden die Blätter der Freilandgloxinie gelb, sind meist keine Schädlinge, sondern zu feuchte Böden Schuld. Denn sobald sich Staunässe bildet, fault die Wurzelknolle der sonst so robusten Staude. Hier muss bei den ersten Anzeichen unbedingt die Bodenqualität verbessert werden. Meist reicht das Untermengen einer großzügigen Portion Sand und Humus oder Kompost.
Häufig gestellte Fragen
Ich habe gelesen, dass die Gartengloxinie gegen Wühlmäuse und Maulwürfe hilft, stimmt das?
Die Pflanze entwickelt zwar Geruchsstoffe, die Maulwürfe und Wühlmäuse abschrecken, allerdings können sich diese Stoffe durch den Boden nur schwer verbreiten. Deshalb fressen Wühlmäuse zwar die Knollen nicht an, aus dem Garten vertrieben werden sie deswegen aber genauso wenig wie Maulwürfe.
Muss ich im Winter meine Freilandgloxinien ausgraben und (wie Dahlien) trocken lagern?
An optimalen Standorten können Gloxinien im Freiland überwintern. Es ist lediglich eine dicke Schicht Mulch, Reisig oder Laub als Winterschutz notwendig. Nässe, vor allem bei sehr niedrigen Temperaturen, vertragen die Blühpflanzen jedoch überhaupt nicht. Sollte der Boden nicht optimal sein (schwer und feucht), ist es immer besser, die Knolle auszugraben und im Keller oder der Garage zu überwintern. In Steingärten oder bei lockeren, gut wasserdurchlässigen Böden kann sie im Freiland verbleiben.