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Es krabbelt … für viele Menschen vor allem in der Wohnung ein echtes Problem. Hier erfahren Sie, warum Sie ziemlich entspannt bleiben können, wenn es “rot und winzig” krabbelt – die roten Spinnen-Winzlinge sind Obstbaumspinnmilben, weder für die Übertragung von Krankheiten bekannt, noch beißen oder stechen sie Menschen, und normal widerstandsfähige Pflanzen haben auch meist kein Problem mit ihnen. Nur in seltenen Fällen ist eine Massenvermehrung zu beobachten, die es notwendig macht, die kleinen roten Spinnen in Wohnung oder Garten zu bekämpfen, in diesen Fällen ist meist der Mensch schuld.
Steckbrief
- Die rote Spinne heißt eigentlich Obstbaumspinnmilbe
- Sie trägt den wissenschaftlichen Namen Panonychus ulmi
- Als Milbe gehört sie zu den Spinnentieren
- Spinnentiere sind zahlreich in unserer Welt, und das ist auch gut so
- Mit ihrer Fraßleistung sind sie unsere wichtigsten Nützlinge
- Der wirkliche Supergau wäre deshalb eine Welt ohne Spinnentiere – wir würden in Insekten waten
- Milben gehören außerdem zu den bodenbearbeitenden Organismen
Erkennen
Die Identifikation der roten Spinne “Panonychus ulmi” ist im Gegensatz zu vielen anderen Schädlingen angenehm einfach, denn kleine rote Blumenschädlinge gibt es nicht in riesigen Massen. Das Krabbeltierchen wird bis zu einem Millimeter “groß” (Eier kaum sichtbare 0,15 – 0,2 mm), sieht ein wenig pelzig aus und trägt feine weiße Borsten, Verwechslungsgefahr bestände allenfalls mit Roten Samtmilben (Trombidium holosericeum) und weiblichen Zecken, die sind aber rund 10 x so groß.
Rote Spinnen legen im Winter winzige rote Eier an Pflanzen, der Austrieb schwer befallener Pflanzen sieht kleiner und wie filzig behaart aus, irgendwann verfärben sich die Blätter rötlich-hellbraun. Dann haben sie aber meist schon Obstbaumspinnmilben entdeckt. Die sollen sich an der Unterseite der Blätter aufhalten, aber es ist nicht sicher, dass sie von dieser “Vorschrift” wissen.
Dass Obstbaumspinnmilben bei ihnen einwandern, ist kaum zu verhindern, von den rund 25.000 im Boden bzw. von Pflanzen lebenden Milben-Arten finden immer mal wieder welche ihren Weg in Wohnungen.
Den Milben “entspannt bei der Arbeit zusehen” gelingt natürlich in einer menschlichen Behausung nur, wenn die Milben sich bescheiden zurückhalten, was bei einem Befall von Zimmerpflanzen leider nicht immer der Fall ist.
Milben in der Wohnung
Wenn die roten Spinnen zu großer Form aufzulaufen, mit dem Ergebnis einer Massenvermehrung (warum die passiert, ist klar: Wer gut in Form ist, widmet sich gerne der Fortpflanzung), ist die Frage zu klären, warum das gerade in Ihrer Wohnung passiert. Hier die Erklärung:
- Rote Spinnen sind normalerweise im Sommer recht lebendig und umtriebig
- Im Winter ziehen sie sich ins Erdreich und fahren ihren Stoffwechsel auf Sparflamme zurück, so überbrücken sie die Zeit
- Dass schaffen sie aber nur in kalter Umgebung, Milben in warmen Wohnungen leben ständig auf Hochtouren
- Damit brauchen sie auch ständig weiter Nahrung, wenn der Boden rund um die Pflanze “abgeerntet” ist, geht es an die Blätter …
- Im Freien übernehmen Nützlinge die Aufgabe, die Population der Milben im Rahmen zu halten (falls der Hausgärtner sie nicht durch Pestizideinsatz vernichtet hat)
- In der Wohnung schleppen Sie höchstens aus einem Ökobetrieb, der Pflanzen unter naturnahen Bedingungen aufzieht, auch gleich die passenden Raubmilben ein
- Hier müssen Sie also die “Rolle der Raubmilben” übernehmen
- Wenn Sie das nicht schnell genug tun, z. B. weil Sie nicht so gute Augen wie eine Raubmilbe haben, wird es dann schnell eine Massenvermehrung …
Neben der Wärme im Haus soll nach vielen Internet-Artikeln auch die Luftfeuchtigkeit eine Massenvermehrung begünstigen, allerdings soll es den Milben mit etwa gleicher Häufigkeit in besonders trockenem und in besonders feuchtem Klima so richtig gut gehen … suchen Sie sich einfach das Passende aus. Scherz beiseite, wahrscheinlich stimmt beides, einmal wurden die roten Spinnen durch kräftiges Abduschen vertrieben, was auch die Luftfeuchtigkeit kräftig erhöhte, das andere Mal wurde die trockene Topferde noch einen Tag in direkter Sonne gebraten und die roten Spinnen gleich mit.
Wissenschaftliche Aussagen darüber waren nicht zu finden, wahrscheinlich deshalb, weil Spinnmilben (die in der Erde öfter mal Regen auf den Kopf bekommen bzw. von der Sonne durchgetrocknet werden) eher eine größere Spanne an Luftfeuchtigkeitswerten überleben als der Mensch.
Vorbeugen
Lassen Sie also die Luftfeuchtigkeit in Ihrer Wohnung besser in für Menschen verträglichen Bereichen und beugen Sie zunächst vor, damit Ihre Pflanzen einen “normalen” Spinnmilbenbefall überstehen:
- Sehen Sie sich beim Kauf die Pflanzen genau an, auch die Unterseiten der Blätter, damit Sie keine roten Spinnen einschleppen
- Kultivieren Sie im Zimmer nur robuste Pflanzen, am besten aus ökologischer Anzucht
- Die überstehen einen Befall schon einmal besser als kränkelnde Massen-Gewächshaus-Ware
- Pflegen Sie diese Pflanzen so, dass sie zu kräftigen, gesunden Pflanzen heranwachsen
- Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig auf einen Befall, damit Sie diesen nicht erst im Endstadium
- Neben einer Lupe soll feines Einnebeln der Triebspitzen helfen, das feinste Spinnennetze sichtbar macht
- Immer empfehlenswert sind Pflanzenstärkungsmittel wie Schachtelhalmbrühe oder Brennnesseljauche
Bekämpfung in der Wohnung
Wenn Sie bei Ihren Kontrollen rote Spinnen gesichtet haben, müssen Sie wie gesagt die Rolle der Raubmilben übernehmen, also Spinnmilben dezimieren:
- Der erste Schritt ist gründliches Abduschen der Pflanze
- Stellen Sie den Wasserstrahl so hart ein, wie die Pflanze aushält
- Das ist ziemlich hart, wenn Blätter abfallen, wären sie vermutlich in den nächsten Tagen sowieso dran gewesen
- Im Wachstum befindliche Blätter können nur mit erheblicher Wasserkraft von der Pflanze gerissen werden
- Der Topf wird vor der Dusche möglichst wasserdicht in eine Plastiktüte verpackt, damit die Pflanze nicht zusätzlich durch zu viel Nässe leidet
- Diese Dusche wöchentlich wiederholt, weil sich weitere Spinnmilben entwickeln werden
- Eine sinnvolle Gegenmaßnahme kann auch das Entfernen der befallenen Blätter sein
- Wenn der Befall ungewöhnlich stark ist, könnten Sie sie zusätzlich in unbelastete Erde umtopfen
- Wenn die Pflanze es verträgt, wird sie dabei wurzelnackt (abwaschen) gemacht und radikal zurückgeschnitten
Bitte unterlassen
Wie immer, werden auch gegen Spinnmilben im Internet einige Mittelchen empfohlen, die Sie Ihren Pflanzen und sich zuliebe besser nicht anwenden sollten: Luftdichte Plastiksäcke, Seifenlauge und Spiritus, Chrysanthemenextrakt, Neemöl und ölhaltige Sprühmittel, sogar die gegen Spinnmilben in Wohnräumen zugelassenen Pflanzenschutzmittel schädigen nach Erfahrungsberichten die Pflanzen meist mehr als die Milben; wenn nur für Freilandbehandlung zugelassene Mittel wie Kanemite mit dem hochgiftigen Acequinocyl für den Zimmereinsatz empfohlen werden, wahrscheinlich auch gleich noch Ihre Gesundheit.
Milben im Garten
Milben im Garten sind sozusagen der Normalfall, sie gehören zu unseren bodenbearbeitenden Organismen. Mitunter sind bei den zehntausenden Milben-Arten auch die roten Spinnen dabei, die in einem ökologisch gesunden Umfeld jedoch nicht zum Problem werden:
- In einem ökologisch gesunden Garten gibt es Nützlinge, die die Spinnmilben im Zaum halten
- Gesund gezogene, widerstandsfähige Pflanzen stehen an den passenden Standorten
- Diese Pflanzen sind kräftig genug, um einen Milbenbefall unbeschadet zu überstehen
- Damit ist eine Bekämpfung der Spinnmilben in den meisten Fällen nicht notwendig
Vorbeugen
Unter bestimmten Bedingungen können die roten Spinnen sich im Garten “zu wohl” fühlen:
- Eine Massenvermehrung im Sommer wird schon durch hohe Temperaturen gefördert
- Wird ein solcher Garten mit zu viel Stickstoff gedüngt, geht es den Spinnmilben noch besser
- Fehlen dann natürliche Feinde, kann es schnell zur Massenvermehrung der Spinnmilben kommen …
- Die Mittel dagegen ist eine Bodenanalyse, um die Stickstoffversorgung des Gartenbodens festzustellen
- Dann kann der Dünger genau angepasst werden
Bekämpfung im Garten
Wenn es schon passiert ist, können Sie folgendes tun:
- Nützlinge ansiedeln, der schlimmste Feind der roten Spinne ist eine Raubmilbe namens “Typhlodromus pyri”
- Es gibt aber noch andere Raubmilben, und auch Florfliegen, Marienkäfer und Raubwanzen haben Appetit auf rote Spinnen und andere Schädlinge
- Bei extremem Befall (mehr als 80 % der Augen an Schnittholz mit roten Eiern besetzt) ev. Chemieeinsatz denkbar
- Dabei sollten Sie sich von Fachleuten (Umweltschutzamt) beraten lassen, um Schädigungen zu vermeiden
- Eventuell sollte anschließend eine Bodensanierung bzw. ökologische Umgestaltung des Gartens folgen
Häufig gestellte Fragen
Chemieeinsatz gegen rote Spinnen: Warum gibt es nachdrückliche Warnungen und nachdrückliche Empfehlungen?
Weil nach unserem Pflanzenschutzgesetz der Chemieeinsatz immer erst als letztes Mittel vorgesehen ist und auch dann mehr als kompliziert ist: Im Gesetz sind Anwendungsort, Anwendungszeiten und Anwendungshäufigkeit, Befallsstadium, erlaubte Mengen, Verdünnungen, Geräte zur Ausbringung und ev. Wartezeiten genauestens festgelegt, ergänzt durch kodierte Warnhinweise wie WH915 (Positivliste: Mittel ist nur für in der Gebrauchsanleitung genannte Pflanzen verträglich) und WW7091 (Warnung vor Resistenzen, Mittel soll im Wechsel mit anderen Wirkstoffgruppen eingesetzt werden, im Zweifel Beratungsdienst hinzuziehen). Das alles nicht aus Spaß, sondern zur Sicherheit der Anwender. Für manche Autoren ist der Chemieeinsatz damit einfach zu kompliziert für kurze Artikel, andere Autoren überlassen die genauere Informationsbeschaffung dem Leser.
Warum gibt es in meinem Garten (meiner Kleingartenparzelle) immer wieder viele Rote Spinnen und beim Nachbarn nicht?
Vermutlich fehlen in Ihrem Garten die natürlichen Gegenspieler, vor allem Raubmilben, bzw. es gibt zu wenige davon. Der häufigste Grund für einen hohen Spinnmilbenbefall in einzelnen Gärten oder Parzellen ist die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, die den Raubmilben schaden. Ansonsten kann auch die Art der Bodenpflege den Nützlingen zu schaffen machen, manchmal wird sogar “irgendein starkes Insektizid” gegen die roten Spinnen eingesetzt, das gegen diese nicht wirkt, weil Milben Spinnentiere und keine Insekten sind. Die Raubmilben überleben dann zwar auch, aber dafür wird der Rest des Bodenlebens nachhaltig geschädigt …